
Am 26. März 2025 um 07:00 Uhr führte das Staatliche Ermittlungsbüro eine Hausdurchsuchung in der Wohnung von Mykhailo Makaruk, dem Sprecher von InformNapalm, durch.
Die Hausdurchsuchung wurde als „dringende Ermittlungsmaßnahme“ dargestellt und ohne richterlichen Beschluss durchgeführt. Dieses Vorgehen verstieß gegen ukrainisches Recht, das eine dringende Hausdurchsuchung nur zur Rettung von Menschenleben oder Eigentum bzw. zur Festnahme eines Verdächtigen erlaubt. Da Mykhailo keinen Status als Verdächtiger besitzt und keine Anklagen gegen ihn vorliegen, erscheint das Vorgehen der Mitarbeiter des Staatlichen Ermittlungsbüros als kriminell und rechtswidrig und kann mit Fug und Recht als von Dritten initiierter Druck interpretiert werden.
Rechtswidriges Vorgehen des Staatlichen Ermittlungsbüros
Weiterhin wurden weder vor noch während der Hausdurchsuchung Anklagen vorgebracht. Die gesamte Maßnahme beschränkte sich auf die Beschlagnahme der persönlichen Computerausrüstung von Mykhailo. Es scheint, dass das primäre Ziel darin bestand, ohne richterlichen Beschluss und ohne jegliche Rechtsgrundlage den Laptop zu konfiszieren.
Im Laufe der vergangenen 24 Stunden hat sich InformNapalm in Absprache mit einer Reihe von Beamten und einem Anwalt bemüht, die Situation zu klären sowie spezifische Gründe und Begründungen von den Mitarbeitern des Ermittlungsbüros bezüglich ihres Vorgehens zu erhalten. Um 10:00 Uhr am 27. März 2025 war jedoch keine zufriedenstellende Erklärung abgegeben worden, was zur Veröffentlichung dieser öffentlichen Erklärung führte.
Es bestehen schwerwiegende Gründe zur Annahme, dass das rechtswidrige Vorgehen des Ermittlungsbüros von Dritten initiiert wird, um Druck auf den angesehenen Aktivisten und Freiwilligen auszuüben, welcher am 21. März 2025 auf seiner persönlichen Facebook-Seite Kritik am Ermittlungsbüro äußerte, dessen Mitarbeiter bereits bei früheren Gelegenheiten versucht hatten, ihn zu beeinflussen.
Razzien gegen Hacktivisten im Jahr 2020
Das Vorgehen des Staatlichen Ermittlungsbüros wird als rechtswidrig bewertet, insbesondere angesichts der Unterlassung, die Motive für die Beschlagnahme des Laptops darzulegen. Es liegen mehrere Berichte über unzulässige Repressionen gegen Aktivisten vor. Zudem wurden wiederholt Nachrichten über russische Interessen unter höheren Beamten des ukrainischen Sicherheitsapparates bekannt. Zusammengenommen ergibt dies hinreichenden Anlass zur Vermutung, dass die Situation nicht allein politisch bedingte Verfolgung darstellt. Es könnte sich ebenso um Sabotage handeln, die von russischen Geheimdiensten befohlen wurde. Russland könnte bestrebt sein, InformNapalm durch seine Einflussagenten in der Ukraine zu schwächen. Besonders zu berücksichtigen sind kürzlich durchgeführte, erfolgreiche Operationen in Zusammenarbeit mit ukrainischen Hacktivisten, die darauf abzielten, Lieferungen von sanktionierter militärischer Ausrüstung an Russland zu unterbinden.
Weiterhin ereignete sich bereits eine ähnliche Situation, die den Versuch beinhaltete, die Tätigkeit ukrainischer Hacktivisten zu behindern. Im Jahr 2020 entsandten Sicherheitskräfte aus Odesa eine Hausdurchsuchungsgruppe nach Kyjiw. Diese Gruppe führte eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte Computerausrüstung von mehreren Aktivisten der Ukrainischen Cyberallianz. Die Allianz ist international anerkannt für ihre überaus erfolgreichen Operationen gegen Russland, darunter die Hacking des Büros des russischen Präsidentenberaters Wladislaw Surkow, welche exklusiv auf der Webseite von InformNapalm unter dem Stichwort SurkovLeaks veröffentlicht wurde. Die Beschlagnahme der Rechner führte damals zu mehrjährigen Gerichtsverfahren aufgrund fabrizierter Anschuldigungen gegen die Aktivisten. Das Verfahren wurde vor Gericht abgewiesen und sämtliche Anklagen wurden fallengelassen. Dennoch gingen mehrere Jahre in fruchtlosen Rechtsstreitigkeiten verloren, was die Tätigkeit der Cyberallianz ernsthaft behinderte. Dies stellte einen bedeutenden Vorteil für Russland dar, verursacht durch die Sicherheitskräfte in Odesa.
Frühere Arbeit von InformNapalm
InformNapalm hat in den vergangenen 11 Jahren hunderte erfolgreiche OSINT-Untersuchungen und CYBINT-Operationen in Zusammenarbeit mit verschiedenen ukrainischen Aktivistengruppen durchgeführt. Diese rechtswidrige Razzia des Staatlichen Ermittlungsbüros erscheint als ein weiterer Versuch, die Tätigkeit der Organisation zu schädigen. Beispielsweise veröffentlichte InformNapalm vor vier Tagen eine CYBINT-Untersuchung in 14 Sprachen bezüglich der Aufdeckung eines Systems zur Lieferung von sanktionierter militärischer Ausrüstung an Russland über Indien im Wert von Millionen Euro. Dies stellte einen weiteren Rückschlag für russische Interessen dar.
Die rechtswidrigen Maßnahmen gegen Mykhailo Makaruk könnten Teil einer Racheaktion für die effektive Arbeit der Organisation sein. Es besteht der Verdacht, dass der beschlagnahmte Computer kompromittiert sein könnte und dass die Informationen daraus kopiert und an russische Geheimdienste weitergegeben werden könnten.
Aufforderung an die Sicherheitsbehörden
InformNapalm fordert seine Leser, ukrainische und internationale Medien, Politiker, Beamte, Journalisten sowie Freiwillige auf, dazu beizutragen, dem rechtswidrigen Vorgehen des Staatlichen Ermittlungsbüros gegen Mykhailo Makaruk und InformNapalm ein Ende zu bereiten. Weiterhin wird ein Appell an die staatlichen Sicherheitsbehörden der Ukraine gerichtet, diese Situation sorgfältig zu prüfen, um die Fabrikation falscher Beweise durch das Staatliche Ermittlungsbüro sowie einen potenziellen Datenabfluss von dem beschlagnahmten Computer zu verhindern.
InformNapalm wird seine Leser umgehend über die Situation auf der Webseite der Organisation und in den sozialen Medien informieren. Es ist zu beachten, dass Mykhailo Makaruk derzeit keinen Zugang zu seinem Facebook-Konto und anderen sozialen Medienplattformen hat. Sämtliche öffentliche Kommunikation bezüglich der Situation wird daher über die offiziellen Seiten von InformNapalm erfolgen.
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