
Die russische Seite ist mit einer neuen zynischen Erklärung aufgetreten und hat die Ukraine am Einsatz von taktischen ballistischen Raketen „Totschka-U“ gegen die Zivilisten von Donbass beschuldigt. Solche Erklärungen Russlands sind keine Neuigkeit – das ist ein Staat, der sich auch schon früher von Doppelstandards leiten ließ. In diesem Zusammenhang möchten wir an den Einsatz von taktischen ballistischen Raketen seitens Russland erinnern, während der russischen Aggression gegen Georgien 2008, infolge dessen Zivilsten gestorben waren.
Nach Informationen russischer Medien hat das Ermittlungskomitee Russlands ein Strafverfahren wegen Einsatz von verbotenen Mitteln und Kriegsführungsmethoden im Donbass eingeleitet. So, nach Angaben des Ermittlungskomitees, haben die Ermittler die Beteiligung von ukrainischen Militärangehörigen aus der 19. Raketenbrigade am Beschuss der Ortschaft Rowenki im Jahr 2014 mit dem Raketensystem „Totschka-U“ festgestellt, infolge dessen drei Menschen gestorben waren. Dasselbe Ermittlungskomitee behauptet auch, dass die Ermittler genug Beweise für Beteiligung ukrainischer Streitkräfte an den anderen Fällen unter Einsatz von taktischen Raketensystemen „Totschka-U“ gesammelt haben.
In diesem Zusammenhang führen wir den Beitrag eines bekannten georgischen Bloggers, Giorgi Suchumi Jakhaia, an, sowie andere Informationen über den Einsatz von taktischen ballistischen Raketen „Totschka-U“ und „Iskander“ gegen die zivile Bevölkerung während der russischen Aggression gegen Georgien 2008.
Um 1 Uhr nachts des 8. August 2008 drangen russische Truppen in Georgien ein. Bereits in der Nacht vom 8. auf den 9. August hörte man in Poti starke Explosionen. Diese Hafenstadt in Georgien haben russische Streitkräfte mit 3 taktischen ballistischen Raketen „Totschka-U“ mit Kassetten-Gefechtsköpfen aus der Stadt Otschamtschira (besetztes Abchasien, Georgien) beschossen, wohin sie lange vor Kriegsbeginn gebracht worden waren. Infolge des Raketenangriffs sind mehrere Dutzende Menschen verletzt und getötet worden. Eine Rakete explodierte auf dem Territorium des 7. Container-Terminals, es sind Zivilisten gestorben, Mitarbeiter des Hafens:
- Sarab Nanawa, geb 1955, arbeitete im Hafen seit seinem Schulabschluss;
- Gela Dschikija, geb. 1973, arbeitete in der Firma „Instra“, die auf Fähren spezialisiert ist. Am Tag nach seiner Beerdigung wurde sein Sohn geboren. Eine Straße in Poti trägt nun den Namen von Gela Dschikija;
- Gotscha (Mamuka) Kazadse, geb 1966, arbeitete als Elektromechaniker am Eisenbahn- und Fährterminal. Einige Tage vor seinem Tod erfuhr er, dass seine Frau schwanger ist, halbes Jahr nach seinem Tod wurde sein Sohn, Mamuka Kazadse, geboren.
In Poti wurde ein Denkmal für die Zivilisten von Poti, georgische Militärangehörige, Matrosen und Polizisten aufgestellt, die im Krieg gegen die russischen Besatzer gestorben sind. Neben den Namen der georgischen Militärangehörigen stehen die Namen von einfachen Poti-Einwohnern, die infolge des russischen Raketenangriffs im Hafen gestorben sind.
Und das ist kein Einzelfall, was die Einsätze von taktischen ballistischen Raketen durch Russland gegen Georgien im Laufe des sogenannten „5-Tage-Krieges“ angeht, infolge derer Zivilisten verletzt worden oder gestorben sind.
Im nachfolgenden Video wurden diese bekannten russischen Angriffe mit Raketen „Totschka-U“ aus Nordossetien auf georgische Militärangehörige und Zivilisten im August 2008 festgehalten:
Außer „Totschka-U“ setzten die russischen Militärangehörigen auch die „Iskander“-Raketen gegen die georgische Bevölkerung ein, was durch einige russische Quellen und die Sonderkommission des Aussenministeriums der Niederlanden bestätigt worden ist. Am 12. August 2008, eine halbe Stunde vor der Unterzeichnung der Waffenruhe durch Russland und Georgien, explodierte im Zentrum der Stadt Gori eine Rakete, die aus dem „Iskander“-Raketensystem abgeschossen wurde – 13 Menschen starben, darunter auch ein holländischer Journalist, Dutzende Zivilisten waren verwundet.
Video: „Iskander“ in der Stadt Gori, 12. August 2008
Auch sollte man an den Einsatz von taktischen ballistischen Raketen auf dem Territorium Russlands selbst erinnern: die „Iskander“-Raketen wurden von den Russen zum Beispiel im Lauf der Durchführung der sogenannten „anti-terroristischen Operation“ am Nordkaukasus eingesetzt. Und bereits früher, im Lauf der Zweiten Tschetschenien-Kampagne, setzte die russische Seite die Raketenkomplexe „Totschka-U“ ein.
Russland bedient sich genauso wie früher Doppelstandards und lässt sich vom Prinzip „Wir sehen den Balken im eigenen Auge nicht, aber den Splitter im fremden“ leiten. Während es die Ukraine am Einsatz von taktischen ballistischen Raketen im Donbass beschuldigt, vergisst Russland, dass die ukrainische Seite diese Waffen auf ihrem eigenen Territorium einsetzte – genauso wie Russland in der Vergangenheit es in Tschetschenien tat. Dabei verschweigen die offiziellen russischen Quellen seltsamerweise die Fakten des Einsatzes ihrer Waffensysteme, darunter auch taktischer ballistischer Raketensysteme gegen andere souveräne Staaten, wie zum Beispiel gegen Georgien im Lauf der russischen Invasion 2008.
Dieses Material wurde von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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