
von Sergej Repin
Schwarzer Waffenmarkt in Russland
Über zwei Millionen nicht angemeldete Waffen gibt es laut offiziellen Angaben in Russland. Der jährliche Zuwachs an entwendeten Waffen erreicht 10%. Einige Experten behaupten, dass diese Angaben nicht stimmen und sich die Zahl der nichterfassten Waffen auf ungefähr zehn Millionen Stück beläuft.
Russische Exporte an schwarzen und grauen Waffen betragen 5 bis 15% des gesamten Waffenexports aus Russland. Zum Beispiel, wenn Anfang 2000 der Exportumfang von Waffen und Militärtechnik aus Russland 3,8 Milliarden Dollar betrug, so lag der Umfang des schwarz-grauen Exports bei 380 Millionen Dollar.
Schmuggeln in Kriegsgebiete
Aber in Wirklichkeit könnten illegale Waffenlieferungen aus Russland noch viel größer sein. Und diese Waffen werden sowohl an Länder geliefert, gegen die ein Embargo auf Waffenlieferungen verhängt wurde, als auch in Kriegsgebiete. Zur berühmtesten Affäre wurden die Pläne des ehemaligen Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez, die in Kolumbien tätigen Kämpfer der Terrororganisation FARC mit russischen Waffen zu beliefern – nur wurden diese Pläne leider bekannt (lenta.ru/news/2008/05/12/documents).
Solche unsauberen Geschäfte könnten kaum ohne Russlands Kenntnis durchgeführt werden. Später bekamen die Regierungstruppen von Kolumbien russische Maschinenpistolen in die Hände, die bei den Bandentruppen und der lokalen Drogenmafia beschlagnahmt wurden.
Zu einem noch größeren Markt für den illegalen Absatz der russischen Waffen wurde Afrika. Die UNO verbietet alle Waffenlieferungen in Zonen bewaffneter Konflikte auf diesem Kontinent, deswegen wurde der illegale Waffenverkehr von Russland aus organisiert. Der größte Umschlagplatz für russische Waffen auf dem Weg nach Afrika ist Teneriffa. Moskau war überhaupt nicht zimperlich damit, solche Lieferungen als humanitäre Hilfe darzustellen. Das wäre ohne die Mitwirkung der offiziellen Machthaber in Russland nicht möglich, denn dazu mussten viele Beamte in verschiedenen Ländern bestochen werden.
Öffentlich bekannt wurde das Problem mit den russischen Waffen auf dem Schwarzmarkt dank des Abenteuers des Schiffes Arctic Sea (wikipedia.org/wiki/Arctic_Sea).
Laut einer Version gab es aerodynamische Raketen auf dem Bord des Schiffes. Die Gefahr, dass dieser illegale Waffenverkehr entlarvt wird, hatte die russische Behörden dazu gebracht, eine Deckungsoperation durchzuführen, indem sie ein Verschwinden und einen Raub inszeniert haben. Die offizielle Version besagt, die Arctic Sea sollte nach Algerien gehen, aber es war tatsächlich möglich, unterwegs in Tripoli anzuhalten und die nicht angemeldete Fracht zu entladen. Das neulich in Nigeria festgesetzte russische Flugzeug mit russischen Waffen lässt schlussfolgern, dass der Waffenschmuggel in die Konfliktzonen auf dem afrikanischen Kontinent unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe abläuft.
Als ein weiterer Markt für den Verkauf illegaler russischer Waffen gilt Südostasien. Hier handelt Russland über illegale Vermittler. Einer von ihnen ist der russische Staatsbürger Wiktor But, der in Thailand verhaftet und nach Amerika ausgeliefert wurde, wo er nun 25 Jahre Gefängnisstrafe für den Verkauf von Waffen an die kolumbianische Mafia absitzt (https://ru.wikipedia.org/wiki…).
Russische Waffen für Terroristen
Aber das größte Ausmaß besaß und besitzt noch immer der Handel über die russischen „Todeshändler“ im Nahen Osten. Hier werden Russland Waffenlieferungen an terroristische Organisationen wie Hamas, IS und Hisbollah zu Last gelegt. Als Vermittler tritt in der Regel das in Syrien regierende Regime von Assad auf.
Der Bürgerkrieg in Syrien hält seit über drei Jahren an. Die Aufständischen versuchen das Pro-Kreml-Regime zu stürzen. Seit Kriegsbeginn stiegen die Waffenlieferungen aus Russland nach Syrien um viele Male, wenn nicht um das Zehnfache. Offiziell behauptet Moskau, dass die Lieferungen gemäß vorher abgeschlossener Verträge erfolgen, kann es allerdings nicht erklären, warum die Anzahl dieser Verträge auf einmal so stark gestiegen ist. Außerdem kommen Zweifel auf, dass die Waffen bezahlt werden, denn es ist kein Geheimnis, dass das Regime von Assad pleite und nicht im Stande ist, die Berge an Waffen einzukaufen, die all diese Jahre aus Russland geliefert werden. Hier geht es um Schusswaffen, Flugabwehrmittel, Anti-Schiffs-Raketen, sowie Fla-Raketen S-300, Panzer T-72, T-80, Flugzeuge MiG-29, Su-25, und natürlich Munition.
Ein Teil der Waffen wurde an die terroristische Gruppierung „Hisbollah“ geliefert. Obwohl die ganze zivilisierte Welt „Hisbollah“ als terroristische Organisation bezeichnet, gilt sie in Russland nicht als solche. Außerdem sind die Anführer von „Hisbollah“ keine seltenen Gäste in Moskau. Über die ganze Zeit ihrer Existenz beging diese Organisation Hunderte von Terroranschlägen, darunter auch gegen Bürger von Russland selbst. Dabei steht die Partei „Hizb ut-Tahrir“, die in den 50 Jahren ihrer Existenz keinerlei Terrorakte ausübte, in Russland auf der Liste der Terrororganisationen. Es wäre interessant zu erfahren, nach welchen Kriterien Russland diese Liste der Terroristen zusammenstellt, nicht wahr?
Israels Geheimdienste belasteten Kreml mehrmals wegen Waffenlieferungen, und zwar Lieferungen von Raketen, Munition, Schusswaffen – alles an „Hisbollah“. Sie belasteten nicht nur: Tzahal verhinderte aktiv Pläne des Kreml zur Bewaffnung von „Hisbollah“ unter Vermittlung von Assad. Israels Luftwaffe „entsorgte“ in Syrien mehrmals Flugabwehrraketen S-300, Anti-Schiffs-Raketen vom Typ „Jachont“ sowie Boden-Boden-Raketen, die für „Hisbollah“ bestimmt waren. Ein solcher Angriff fand vor ein paar Tagen statt: Armiya-Izrailya-razbombila-rossiyskie-ZRK-S-300.
Neulich beschlagnahmten Soldaten bei den Hamas-Kämpfern im Gazastreifen eine Waffe, die offensichtlich russischer Herstellung ist: die Panzerabwehrlenkwaffe „Kornet“. Es wird vermutet, dass diese Waffe mit einem Schiff mit humanitärer Hilfe im Gazastreifen landete. Die russischen Schiffe wurden von der israelischen Küstenwache nicht untersucht, weil sie den Russen aufs Wort geglaubt haben. Wie wir sehen, vergeblich.
Der russische Waffenschmuggel im Nahen Osten begrenzt sich nicht nur auf die Lieferungen an Hamas und Hisbollah. Es gibt Gründe, dem Kreml Waffenlieferungen an die terroristische Organisation „Islamischer Staat“ anzulasten. Einige Zeit lang kämpfte der IS gegen Assad nur formell, wobei er nur die syrischen Aufständischen, Kurden, Sunniten angriff. Die IS-Kämpfer bewegten sich überwiegend entlang der syrischen und irakischen Grenze mit der Türkei, d.h. da wo Erdöl- und Gasleitungen nach Europa durchgehen sollen. Eine offene Übergabe der Waffen an die Kämpfer konnten die Russen nicht durchführen, denn offiziell hat Russland den IS als terroristische Organisation anerkannt. Also wurden ein paar dunkle Geschäfte gemacht, indem Angriffe der Terroristen auf eine Reihe von syrischen Militärstützpunkten inszeniert wurden. Die Assad-Anhänger traten kampflos zurück und hinterließen die Stützpunkte unversehrt und voller Ausrüstung.
Etwas Ähnliches passierte auch in Irak. Die irakischen Regierungstruppen haben dem IS genauso kampflos ein Waffenlager überlassen, in dem noch ganz neue russische Schützenpanzerwagen BTR-90 standen. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass die Kämpfer gleich auch Fahrer für diese BTR finden konnten, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass einige Mitglieder der IS-Gruppierung Auswanderer aus den ehemaligen Republiken der Sowjetunion sind. Man kann annehmen, dass sie geschult sind, diese Fahrzeuge zu fahren, und speziell für diese Mission ausgebildet wurden. Im Grunde ist hier eine verdeckte Lieferung unter dem Deckmantel von „Trophäen-Erbeutung“ geschehen. Interessanterweise wurden die Einrichtungen der Regierungstruppen nur infolge erbitterter Kämpfe und mit im voraus von den zurückweichenden Assad-Truppen vernichteten Waffen eingenommen, sobald sich die Beziehungen zwischen dem IS und Assad verschlechtert hatten.
Im Lichte aller oben genannten Ereignisse sehen wir, dass Putins Regime, indem es die Terroristen im Donbas beliefert, dieselben Methoden anwendet, wie sie teilweise schon in anderen Kriegsgebieten der Welt eingeübt wurden: „Humanitäre Eskorten“, also Lieferungen von Waffen und Technik, die als Trophäen präsentiert werden.
Somit kann Putins Regime in Russland als Helfershelfer von terroristischen Enklaven auf der ganzen Welt bezeichnet werden.
Dieses Material wurde von Sergej Repin speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Tatyana Nindel/ Irina Schlegel. Beim Nachdruck des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource und den Autor erforderlich.