
InformNapalm hat Hinweise auf russische Informationsoperationen (Info Ops) im Zusammenhang mit dem Minenräumungssystem UR-77 „Meteorit“ in der Ostukraine gefunden. Diese Operationen könnten den Beginn eines russischen Angriffs unter falscher Flagge darstellen.
Gefälschte Nachrichten zu Propagandazwecken wurden in der vergangenen Woche aktiv auf russischen Telegram-Kanälen verbreitet. Unter anderem wird behauptet, dass die ukrainischen Streitkräfte UR-77 „Meteorit“ in Richtung Mariupol angesammelt haben.
Typische Anzeichen russischer Info Ops
Die Berichte werden von Russland als Zeichen der Vorbereitung auf eine bevorstehende „ukrainische Offensive“ präsentiert. Darüber hinaus begannen am Abend des 13. Februar und am Morgen des 14. Februar mehrere russische Quellen, unter Berufung auf den Erzterroristen Igor Girkin, aktiv falsche Nachrichten zu verbreiten, dass ukrainische Streitkräfte bereits Minen in der Nähe der Dörfer Kominternowe und Sachanka legten. Laut russischen Quellen bereitete die Ukraine eine Offensive vor (Archiv 1, 2).
Diese Fehlinformationen sind charakteristisch für russische Informationsoperationen, die eine Vorbereitungsphase für eine Offensive unter falscher Flagge sein können. Ziel wäre es, der Ukraine eskalierende Feindseligkeiten in der Region vorzuwerfen.
UR-77 „Meteorit“ im besetzten Gebiet Donezk
Die Dörfer Kominternowe und Sachanka stehen unter der Kontrolle der russischen Besatzungsmacht. Es ist der Ukraine unmöglich, Minenräumungsoperationen in diesem Gebiet durchzuführen. Gleichzeitig sind solche Maßnahmen für die Russen möglich. InformNapalm hat wiederholt UR-77 „Meteorit“ unter den russischen Besatzungstruppen in der Region Donezk beobachtet. Das System wurde sowohl versteckt in Depots zusammen mit anderer militärischer Ausrüstung der russischen Besatzungsmacht als auch direkt in Wohngebieten beobachtet.
Stattdessen sind es die russischen Streitkräfte, die UR-77-Systeme immer wieder nicht nur zur Minenräumung, sondern auch für Aufgaben in befestigten Ruinen eingesetzt haben. Der Einsatz dieser Ausrüstung wurde auch für indirekte Zwecke beobachtet, beispielsweise während des Zweiten Tschetschenienkrieges sowie während der Erstürmung des Flughafens Donezk.
Bekannt sind auch Einsätze mit dem Minenräumsystem in Syrien für Angriffe auf Befestigungen in der Region Jobar. Der Einsatz des Systems im Zweiten Tschetschenienkrieg führte zu schweren Verlusten in der russischen Armee. Am 25. Februar 1995 schossen die Russen aus einem UR-77 versehentlich auf ihre eigenen Streitkräfte und töteten 28 Soldaten.
Im Jahr 2019 setzten russische Terroristen das Minenräumsystem UR-83P (Fahrzeugmontiertes System) gegen ukrainische Verteidiger in der Ostukraine ein und stellten eine Bedrohung für die Zivilbevölkerung dar.
Schlussfolgerung
Die Analysten von InformNapalm sind überzeugt, dass die Verbreitung falscher Nachrichten über die Minenräumung der Ukraine mit UR-77 Teil einer russischen Informationsoperation und psychologischen Aktivität sein könnte. Daher könnte dies eine Vorbereitungsphase für eine Eskalation der Feindseligkeiten in der Ostukraine sein. Mit hybriden Kräften können die Russen ihren eigenen Angriff südlich von Dokutschajewsk mit Zugang zur Eisenbahnlinie Mariupol-Donezk und den Autobahnen vorbereiten. Dies wird nicht als direkter Angriff, sondern als „russischer Gegenangriff“ dargestellt. Ziel ist es, die Bedingungen zu schaffen, um die Ukraine zu zwingen, ein neues Abkommen zu unterzeichnen, beispielsweise ein „Minsk-3“-Abkommen. Laut russischer Militärführung könnte eine hybride Operation unter falscher Flagge dazu beitragen, weitere Sanktionen zu vermeiden. Dies liegt zum Teil daran, dass die Welt einen großen Krieg mit Russlands Invasion als Ganzes erwartet, nicht in kleinen Schritten.
Gleichzeitig sollte nicht ausgeschlossen werden, dass solche russischen Maßnahmen synchron in einer Großoperation oder mit Elementen der „Small cuts“-Taktik durchgeführt werden können.
Das Titelbild dient nur zu Illustrationszwecken.
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