Ukrainische Hacktivisten der Gruppe Cyber Resistance haben InformNapalm Korrespondenz übergeben, die sie von einem russischen Kriegsverbrecher, dem Kommandeur der Einheit 75387 des 960. Kampffliegerregiments, Oberst Sergej Atroschtschenko, erhalten haben.

Das Regiment ist auf einem Flugplatz am Rande der russischen Stadt Primorsko-Achtarsk in der Region Krasnodar am Asowschen Meer stationiert.

Mehrmonatige Korrespondenzüberwachung

Die Hacktivisten, die seit mehreren Monaten die Korrespondenz des Obersten überwacht hatten, nutzten die Gelegenheit, um so viele wertvolle Informationen wie möglich zu extrahieren. All dies im Interesse der Verteidigungskräfte der Ukraine. Angesichts der Weigerung von Oberst Sergej Atroschtschenko, mit ukrainischen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten, wurde damals beschlossen, die Fakten der Datenschutzverletzung durch die Veröffentlichung von Informationen über ihn und sein Regiment bekannt zu machen.

Während der Vorbereitung dieser Veröffentlichung wurde dem Internationalen Strafgerichtshof Material über den Oberst und seine Untergebenen zur Vollstreckung von Haftbefehlen vorgelegt. Infolgedessen hat InformNapalm die Veröffentlichung dieses Artikels um etwas mehr als eine Woche verzögert, seit der Hack auf dem Telegram-Kanal von InformNapalm bekannt gegeben wurde.

Sergej Atroschtschenko, ein russischer Kriegsverbrecher

Sergej Waleriewitsch Atroschtschenko wurde am 5. Mai 1981 in Owrutsch, Oblast Schytomyr, Ukraine, geboren. Anschließend zog er in die russische Stadt Lipezk, woraufhin er sich in der Stadt Woronesch unter der Adresse Leninski Prospekt 96A, #89 registrierte. Danach meldete er sich zeitweise am Dienstort unter der Adresse Militäreinheit 46451 an Dorf Hwardijske auf der Krim. Telefon: +7 918 650 51 85. E-Mail-Adresse: serega.368@mail.ru, gn-grisha131@mail.ru.

Der Oberst lebt derzeit in einer Mietwohnung. Die Adresse wurde dank eines Impfausweises für Covid-19 entdeckt.

Die Wohnung befindet sich 350 Meter vom Strand entfernt. Die Wohnadresse ist ul. Mira 151, #2, Primorsko-Achtarsk, Krasnodar Krai, Russland.
Die genauen Koordinaten sind 46°02’59.6″N 38°09’56.9″E. Dieser Standort ist 5 km vom 960. Kampffliegerregiment entfernt.

Die finanzielle Lage des Obersten

Viele fragen sich wahrscheinlich, wie viel der Kommandeur des Kampffliegerregiments verdient? Vielleicht ist es auch für seine Frau interessant, die am Ende dieses Materials ebenfalls besondere Aufmerksamkeit erhält.

Den Hacktivisten gelang es auch, sich Zugang zum persönlichen Konto des Obersten auf dem offiziellen Portal des russischen Verteidigungsministeriums zu verschaffen, aus dem Informationen zu Gehaltszahlungen für den Zeitraum von Februar 2022 bis Januar 2023 (Gehaltsinformationen im PDF-Format) extrahiert wurden.

In Bezug auf das Hacken des E-Mail-Materials des Obersten konnten verschiedene detaillierte Listen von Piloten, Befehlsqualitäten, Zertifikaten, theoretischen und praktischen Berechnungen von Interesse gefunden werden.

Derzeit wird der gesamte E-Mail-Dump nicht veröffentlicht, da dies die Arbeit der russischen Spionageabwehr erleichtern würde. Effektiver ist es, die Russen über das Volumen des Lecks nachdenken zu lassen und darüber, wie der daraus resultierende Schaden begrenzt werden soll.

Ein interessantes Detail in der Korrespondenz von Oberst Atroschtschenko ist eine Archivnotiz seiner Masterarbeit von 2016 über die „Zerstörung feindlicher Radaraufklärungsflugzeuge“. Ironischerweise wurde am 26. Februar 2023 ein russisches Berijew A-50U-Luftraumaufklärungsflugzeug von Partisanen mit einer Drohne auf dem Flugplatz Minsk Machulishchy in Belarus zerstört.

Ein wenig Anschauungsmaterial von der gesamten Dump. Eine Videoaufzeichnung des Hacks finden Sie unter diesem Link.

Aber nicht nur Oberst Atroschtschenko selbst wurde zur Quelle eines groß angelegten Datenlecks über sein Regiment und sein untergeordnetes Personal. Maßgeblich daran beteiligt war auch seine Frau, deren Post ebenfalls in den Besitz der Hacktivisten gelangte.

Vorstellung von Frau Atroschtschenko

Lilia Alexandrovna Atroschtschenko wurde am 11. November 1982 geboren. Passnummer: 2005 591208. Telefon: +7 918 6454934, +7 988 3613157. E-Mail-Adresse: lady.land17@mail.ru. Die Hacktivisten fanden heraus, dass Lilia ihrem Mann gerne Fotoüberraschungen schickt. Unten sind einige mehr oder weniger anständige Bilder von ihr, zumindest mit ein paar Klamotten.

Bei der Verarbeitung dieses Materials tat Lilia auf Initiative der ukrainischen Hacktivisten einen kleinen Gefallen. Sie wusste nicht, dass sie mit ukrainischen Hacktivisten kommunizierte, sondern mit einem der Offiziere des 960. Regiments, das von ihrem Ehemann geführt wurde.

Sie stimmte zu, eine weitere Überraschung für Oberst Atroschtschenko und andere Offiziere des Regiments vorzubereiten. Dies in Form eines „patriotischen Aktes“, einer Fotografie der Ehefrauen von Regimentsoffizieren in Jacken mit den Orden ihrer Ehemänner. Das Material wäre nur für den privaten Gebrauch und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Lilia unterstützte bereitwillig den Vorschlag und organisierte alles.

Dies ermöglichte es, zusätzliche Ziele auszukundschaften und Informationen über alle Frauen russischer Piloten im Regiment zu sammeln. Als Ergebnis wurden Daten gesammelt, die für weitere OSINT-Untersuchungen nützlich sind.

Am 16. März 2023 schickte Lilia Atroschtschenko ihre Fotoüberraschung für diesen „patriotischen Akt“.

Offiziersfrauen in den Pilotenjacken ihrer Männer

Lilia tat ihr Bestes. Natürlich wurden Nahaufnahmen von Frauen gemacht, die in den Fliegerjacken ihrer jeweiligen Ehemänner posieren. Obwohl die Piloten normalerweise versuchen, keine Bilder von sich in sozialen Netzwerken zu posten, sind ihre persönlichen Daten dank ihrer Frauen leicht herauszufinden. Denn die Regiments-Silvesterpartys, bei denen Offiziersfrauen mit ihren Männern für das Familienfotoalbum posieren, kommen immer gut an. Aber das ist eine weitere Rhapsodie für zukünftige Veröffentlichungen.

Außerdem versuchte Lilia, verschiedene Ecken des Flugplatzes und alte Blechkrähen zu fotografieren, woraus deutlich wurde, dass es beim 960. Regiment üblich ist, rassistische Symbole mit dem Buchstaben „Z“ direkt über dem roten Stern anzubringen.

Es ist durchaus üblich, dass russische Medien Bilder veröffentlichen, auf denen das „Z“ neben dem Stern gemalt wurde, ohne es zu verdecken. Vielleicht ist es eine persönliche Initiative des Regiments-Befehlshabers, die Flugzeuge so besonders zu kennzeichnen.

Russisches 960. Kampfflugzeugregiment

Der Kampf gegen russische Invasoren wird an verschiedenen Fronten geführt. Die Cyber-Front ist eine wichtige Komponente für die Aufklärung und den Erfolg von Operationen zur Befreiung der besetzten Gebiete der Ukraine. Auf diese Weise können russische Kriegsverbrecher identifiziert und vor Gericht gestellt werden.

Ein wichtiges Detail: Am 28. März 2023 gab der Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andrijutschenko, an, dass die Kriegsverbrecher, die das Mariupoler Dramatheater und das Entbindungsheim bombardiert hatten, Berichten zufolge vom Flughafen in Primorsko-Achtarsk abflogen.

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