Kurz vor seinem Tod, dessen Unabwendbarkeit er spürte, gelang es Boris Nemzow urbi et orbi offen (Zeit für Kodierung gab es nicht mehr) die wichtigste Information über den kremlischen Träumer mitzuteilen: „Er ist abgedreht.“
Es war die Antwort auf jene Frage, die mich im Laufe des letzten Jahres nach der berühmten Krim(Sudeten)-Rede des Fleckenführers beschäftigte: simuliert er den „guten Hitler“, um seinem people, das seit drei Jahrzehnten in Folge von den Knien aufsteht, zu gefallen oder ist er wirklich abgedreht?
Die Ereignisse der letzten Wochen und Tage bestätigen immer mehr, dass Boris Recht hatte.
Der capo des diebischen Judo-Mülllandes, der von seinem Seelsorger angestachelt wurde, dem faschistisierenden Pope Tichon, ist tatsächlich fanatisch davon überzeugt, dass sein von den Karpaten abgestiegener arischer Stamm, mit der Atombombe und dem zwischen den Beinen baumelnden zusätzlichen Chromosom der Geistlichkeit fuchtelnd, eine erniedrigende Niederlage dem satten arroganten verdorbenen Westen zufügt, dessen wirtschaftliche, technologische und militärische Stärke Russland ums Mehrfache übersteigt.
Die nukleare Erpressung – das ist die Siegesformel, die Krim Put In beim erblichen Terroristen Kim Jong-un abkommunisiert hat: neue Territorien für eine weitere sakrale Expansion der Russischen Welt zu markieren, ohne Rücksicht auf die staatlichen Grenzen selbst der NATO-Mitgliederländer zu nehmen, und den Westen zum Rückzug zu bringen, im entgegengesetzten Fall mit der Anwendung der Atomwaffen drohend.
„Den Freier auf Schwäche prüfen“- wie im Petersburger Hinterhof eben. Der Vierte Welthybridkrieg gegen die USA begann vor einem Jahr mit einer Hofnarr-Vorstellung: mit der radioaktiven Asche des Herrn Kiseljow und den im teuflischen Gelächter hüpfenden „Iskander“-Titten der unvergleichbaren Frau Semenowitsch.
Heute sind in den psychischen Krieg sehr ernste höfliche Männchen in Zivilkleidung gezogen: die Veteranen der russischen und sowjetischen Aufklärung. Neulich betätigten sie zwei wichtigste Ausflüge ins Feindlager. Auf der Tagung der russisch-amerikanischen „Elbe-Gruppe“ übergaben die Veteranen dem Schwächling Obamka ein Ultimatum aus drei Punkten.
„Helft der Ukraine nicht, die Krim zurückzuholen. Sie ist unser… Und wir behalten unser Recht vor, eine Atombombe abzuwerfen, wenn Ihr nur versuchen solltet, dies zu tun.“– so lautet die erste „Regel Moskaus“.
Entsprechend der zweiten Regel muss sich „NATO von unserem Hinterhof fernhalten. Keine Waffen für die Ukraine, sonst werden wir den Konflikt verschärfen.“
„Und denkt ja nicht, dass wir mit Estland, Lettland und Litauen, nur weil die NATO ein Häufchen Soldaten hingeschickt hat, fertig sind. „ – das ist die dritte Regel.
Und am 28.März-3.April in Berlin im Rahmen des Kongresses des amerikanischen Aspen-Instituts (The Aspen Institute Congressional Program) mit Unterstützung der New Yorker Carnegie Gesellschaft (Carnegie Corporation of New York) stand vor den Senatoren der USA noch ein Veteran der sowjetischen Aufklärung, Dmitry Witaljewitsch Trenin, stramm, der sich in seinem anderen Leben im amerikanischen Establishment bis zum Leiter des Moskauer Carnegie-Zentrums hocharbeitete.
Die Deckungslegende, die sich in den letzten Monaten Dmitry Witaljewitsch gewählt hat, ist ein professioneller Psychoanalytiker, der seinen amerikanischen Arbeitgebern freundlich die Beweggründe (drivers) des sonderlichen Benehmens des russischen Patienten erklärt- des Führers des über die Weiten des Eurasiens bis zum Fort Ross in Kalifornien am Pazifik ausgebreiteten barbarischen Stammes, der etwas unspezifisch von Trenin „Russians“ genannt wird.
Dieser Führer, wie es sich herausgestellt hat, ist ein klassischer Konservativer, tief in der orthodox-christlichen Tradition verwurzelt. So ein traditioneller capo wie ein capo eben. Nur hat ihn die geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts ein wenig angeknackst. Er fühlt sich getroffen, und in gewisser Weise sogar erniedrigt, durch die ungenügend respektvolle, seiner Ansicht nach, Einstellung des Westens gegenüber den besonderen Interessen des arischen Stammes an seinen ehemaligen Randgebieten. Also, ihr Senatoren-Jungs, treibt die Nuklearratte nicht in die Ecke. Sie kann auch mit tollwütiger Speichel spucken. Versteht doch endlich, dass er die Ukraine viel mehr vergewaltigen will, als Ihr sie beschützen wollt. Für ihn ist es ein existenzielles Problem, ob es nun uns hier gefällt oder nicht. Im Gegensatz zu Euch wird er die Spielsätze so viel wie gewünscht erhöhen. Darum geht lieber schamvoll zur Seite und schließt die Äuglein. Im schlimmsten Fall sollt Ihr tiefe Besorgnis ausdrücken. – sehr emotional, buchstäblich mit Tränen in den Augen redete Trenin vom Rednerpult auf das Publikum ein.
Und er hat sie ja fast überredet, der Schurke. Sie wären zurückgetreten und hätten ausgedrückt.
Aber die Sache ist, dass der Begriff der Ecke, in welche die Ratte nicht getrieben werden soll, bei unserer Nuklearratte wahrhaftig dimensionslos ist. Wenn sie die Ukraine hinunterschluckt, geht sie weiter und wird dann die Welt selbst in die Ecke treiben. Daran erinnerten Kollegen den Oberst Trenin gerade noch einmal auf einer ähnlichen Veranstaltung im Rahmen der „Elbe-Gruppe“.
Sehen Sie, sie haben mit Estland, Lettland und Litauen nur weil die NATO ein Häufchen Soldaten dorthin geschickt hat, nicht abgeschlossen. Seelisch altern die Veteranen nicht, die nuklearen Erpresser. Sie können sich von der wahnsinnig verlockenden Idee der Zerteilung vom Baltikum nicht lossagen. Nicht weil sie irgendwelche ärmlichen zusätzlichen territorialen Fetzen der Russischen Welt so sehr bräuchten. Sondern weil sie davon träumen, in Narwa die symbolische Kapitulation des Westens anzunehmen und dort ihre Siegesparade in einem Vierten Weltkrieg durchzuführen, der zu einer Revanche für die Niederlage im Dritten wurde.
Tatsächlich wäre der Verzicht der NATO-Verbündeten, ihre Verpflichtungen entsprechend dem 5. Artikel des NATO-Statuts zu erfüllen und den Baltikumländern im Falle der Invasion von höflichen grünen Männchen militärische Hilfe zu erweisen, zum Ereignis einer epochalen historischen Bedeutung geworden: es hätte das Ende der NATO bedeutet, den Abgang der USA als den Sicherheitsgaranten des Westens von der Weltarena und ein vollständiges politisches und militärisches Vorherrschen des putinschen Russlands nicht nur im Areal der Russischen Welt, sondern auf dem ganzen europäischen Kontinent.
Die Chance, den Westen mit einer einzigen Konfrontation der Willen zu erniedrigen und zu zerstampfen, indem man seine Unschlüssigkeit und Hilflosigkeit trotz all seiner kolossalen wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit aufzeigt, war dermassen anziehend und versprach solche schwindelerregende Dividenden, dass es der kollektiven Nuklearratte schwer zu glauben fällt, dass sie allein schon deswegen verloren hat, weil die NATO dorthin ein Häufchen Soldaten geschickt hat.
Ich erkläre es nochmal etwas verdeutschter und ausführlicher, speziell für die dümmlichen NKWD-Veteranen und explizit für den intelligentesten GRU-Veteranen, den UdSSR-Sportmeister im Damespiel, D.W.Trenin. Lesen Sie aufmerksam, Silbe für Silbe.
Es gibt zurzeit im Westen keine Politiker von der Grössenordnung eines Churchills oder Roosevelts, aber es sieht aus, als ob der kollektive westliche Chamberlain, sich langsam herumdrehend, doch noch eine adäquate Antwort auf die steigende nukleare Erpressung Moskaus gefunden hat.
Die nukleare Rhetorik des Kremls, die auf die Sprengung des Schlüsselartikels Nr.5 des NATO-Status gerichtet war, wurde erhört, analysiert und berücksichtigt. Die Alliance-Mitglieder haben sich über die Dauerstationierung des militärischen Bestands auf dem Territorium der Baltikumländer und Polen geeinigt, inklusive der amerikanischen Militärangehörigen.
Die Grösse dieses Bestands hat keine massgebliche Bedeutung. Er ist nicht für offensives Vorgehen gedacht und man sollte hoffen, dass diese Militärs auch an Abwehroperationen nicht teilnehmen müssen werden.
Prinzipiell ist hier allein die Tatsache der Anwesenheit eines Häufchens amerikanischer Soldaten und Offiziere in den Baltikumländern wichtig. Sie sind ein lebendiges Eindämmungsschild, Kamikazen-Geisel, wenn Sie so möchten.
Die ganze Kalkulation der kremlischen Erpresser, die seit über einem Jahr von einem kleinen siegreichen Atomkrieg reden, basiert auf der Annahme, dass wenn die höflichen grünen Männchen in die baltischen Länder eingeführt werden und dort mit der Atomkeule herumfuchteln, sie damit Europa und die USA mit der Frage verschrecken und paralysieren werden: „Sind Sie bereit, für Narwa zu sterben?“
Die symbolische Anwesenheit der amerikanischen Militärs im Raum von Narwa dreht die Situation psychologisch um 180 Grad.
Das Auftauchen des ersten bewaffneten höflichen Männchens bedeutet automatisch den Eintritt der Russischen Föderation in einen allumfassenden Krieg gegen die USA. Die NATO wird ihren Verpflichtungen dem Baltikum gegenüber nachgehen. Was Kreml mit seiner nuklearen Erpressung gerade zu meiden anstrebte.
Damit wird die sakramentale Frage aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr an den Westen adressiert, sondern umgekehrt- an Putin und seine engsten Businesspartner: „Herrschaften Gangrän, Schielender, Michail Iwanytsch, Soldat und wie Sie da alle heissen, sind Sie wirklich für Narwa zu sterben bereit? Geht etwa die Ruhe über Ihre Mittel?“ (Anm.d.Red.: Anspielung auf die diebische Vergangenheit dieser Menschen, die Diebe in Russland haben immer Spitznamen)
Der Vierte Welthybridkrieg ist beendet. Er wurde ein Jahr lang auf den Seiten der analytischen Ausgaben und offizieller Dokumente geführt.
Die kollektive Nuklearratte hat eine Niederlage erlitten.
Und nicht nur im Baltikum, sondern auch in der Ukraine. Ja, der Westen wird nie am Krieg in der Ukraine teilnehmen. Aber er wird alles dafür tun, um dem Kreml die Ukraine zu zerquetschen nicht zu erlauben. Nicht weil er dieses tatsächlich wunderbare Land so sehr liebt. Sondern weil die wahnsinnigen Ambitionen der Russischen Welt das Problem der Sicherheit der Ukraine zu einem Sicherheitsproblem des Westens selbst gemacht haben. Der Westen hat seine Bereitschaft, gegen die kremlischen Eindringlinge im Baltikum einen Krieg zu führen, bestätigt, bevorzugt es aber, dass die Russische Welt mit ihrem Pack der Teufelchen und Motorolas bis zu diesem gar nicht erst hinzukriechen schafft.
Autor: Andrei Piontkowski in kasparov.ru; übersetzt von Irina Schlegel.