
Die letzten 24 Stunden waren durch eine Reihe von Siegen geprägt, aber auch durch eine Folge von Verlusten der zuvor eroberten Gebiete. Die Dynamik der Ereignisse ändert sich sehr schnell, und wir können nicht jede Minute oder jede halbe Stunde eine neue Karte zeichnen. Es hat auch wenig Sinn, denn die Ortschaften gehen von Hand zu Hand.
Deshalb hat es seine Gründe, wenn wir nicht die Grenzen der Karte ändern, sondern nur die Richtung der Offensive aufzeigen. Wenn die Situation sich nicht grundlegend verändert, kann die Karte der von Terroristen kontrollierten Gebiete ab morgen größer werden. Vorerst lassen wir die Grenzen ohne nennenswerte Veränderungen.
Wir müssen feststellen, dass die Terroristen es geschafft haben, die Kontrolle über das Dorf Marinowka (Donetzk Gebiet) wiederzuerlangen. Ein solches Szenario haben wir in unseren früheren Berichten erörtert, in denen wir die zu erwartende Richtung der Angriffe aus Anthrazit und Kuibyschewo gezeichnet haben.
Ohne Hilfe aus Russland hätten die Rebellen ihre Manöver und Angriffe natürlich nicht erfolgreich beenden können. Diese Tatsache birgt die Gefahr einer vollständigen Umzingelung der Streitkräfte in Miusinsk. Wenn wir bedenken, dass Fastschewka nicht mehr von den ATO-Kräften kontrolliert wird, können die Folgen fatal sein. Unser Team prognosiert auch den Beginn der aktiven Operationen von Terroristen im Gebiet von Uspenka, Wassiljewka und Kumatschewo.
Höchstwahrscheinlich bereiten die Rebellen einen Korridor nach Donetzk durch Starobeschewo vor. Die ungefähre Richtung wäre: Donetzk-Starobeschewo-Kumatschewo-Berestowo. Übrigens gibt es in Berestowo eine gute Verbindungsstraße nach Russland. Ein Beweis dafür wäre ein DNR-Posten in der Ortschaft Glinka sowie der Artillerie-Angriff aus Richtung Berestowo auf eine Gruppe der ATO-Kräfte im Gebiet von Starobeschewo, bei dem Mehrfachraketenwerfer „Grad“ eingesetzt wurden.
Welchen Zwecken dieser Korridor dienen soll – ob zum Rückzug oder zur Versorgung – ist noch unklar.
Nach vorläufigen Angaben haben die ATO-Kräfte die Ortschaft Olchowatka eingenommen. Das bringt sie näher zu der Verkehrsader zwischen Gorlowka und Donetzk, die durch Jenakiewo verläuft. Aber die Rebellen haben vermutlich den Anmarsch der ukrainischen Streitkräfte aus der östlichen Richtung erwartet, denn sie haben präventive Artillerieangriffe auf das Gebiet von Panteleimonowka verübt. Was Gorlowka angeht, so wurde heute südlich davon, bei der Ortschaft Oserjanowka, gekämpft.
Außerdem bekamen wir gegen Abend die Information über einen erfolgreichen Artillerieeinschlag in die neue Zentrale der Terroristen in der Nähe von Gorlowka (die alte Zentrale, die sich im Gebäude der Abteilung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität befand, wurde schon früher zerstört.)
Nach einem misslungenen Angriff auf Ilowajsk haben sich die ATO-Kräfte zur weiteren Umlagerung zurückgezogen, und schon gegen Abend die Offensive auf Mospino begonnen. Die Terroristen setzen die Angriffe auf diese Ortschaft fort, verschärfen die Bedingungen der Sperrstunde und machen Jagd auf Kampfbeobachter.
Vielleicht werden sie versuchen, einen Gegenangriff durch Jassinowata nach Panteleimonowka zu starten, um dort den Angriff aus Gorlowka zurückzuschlagen. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Angriffs ist recht hoch, denn heute Abend haben die Terroristen in Donetzk Verstärkung in Form einer Panzerkompanie erhalten. Außerdem könnten sie auch einen Angriff in Richtung Starobeschewo durchführen, um den Erfolg des Artilleriebeschusses durch „Grad“ zu festigen, den wir vorher erwähnt haben.
Die Terroristen setzen ihre Schläge in Richtung Popasnaja fort. Heute wurde so eine Attacke durch das Panzerfeuer der ATO-Kräfte erfolgreich zunichte gemacht. Dabei erlitten die Terroristen große Verluste. Man kann sicher behaupten, dass die ATO-Kräfte Perwomajsk immer näher kommen.
Wahrscheinlich stellen die Schläge der Terroristen in Richtung Popasnaja einen Versuch dar, die Kontrolle über diese Siedlung zurück zu erlangen und später zu Debalzewo zu kommen.
Übrigens, man muss hier anmerken, dass das Problem eines fehlenden Zusammenwirkens nicht nur zwischen verschiedenen Militärstrukturen und Streitkräften der ATO existiert, sondern auch unter verschiedenen Formierungen der Terroristen selber. Gerade deswegen ist es ihnen bisher nicht gelungen, ihre Gegenoffensive abgestimmt durchzuführen. Außerdem zwingt die erhöhte Aktivität der ATO-Kräfte zum Wiedererlangen der Kontrolle über das Region den Rebellen, ihre Reserven in verschieden Richtungen zu zerstreuen.
Ebenfalls haben die ATO-Kräfte heute berichtet, dass sie Nowoswetlowka erobert haben und sich dort befestigen konnten. Die Kämpfe um Chrjastschewatoje dauern an. Die Lage der ATO-Kräfte in diesem Bezirk ist äußerst instabil. Nach präzisierten Angaben, erhalten um 03.00 Uhr des 15. August, ist das Batallion ‚Aidar‘ bei Chrjastschewatoje in eine Hinterhalt geraten und hat große Verluste erlitten. Die Jungs warten auf eine Verstärkung (!)
Somit ist es den Terroristen in den letzten 24 Stunden gelungen, den südlichen Korridor zu erweitern und die ATO-Kräfte haben es geschafft, Erfolge bei Gorlowka, Donetzk und Luhansker Gebiet zu verbuchen. Jedoch bleibt die Wahrscheinlichkeit der Schläge in die gestern prognostizierten Richtungen recht hoch.
Anzumerken ist, dass in den befreiten Städten viele Rebellen geblieben sind, die sich als Einheimische tarnen und die Information über die Aktionen der ukrainischen Streitkräfte weiterleiten. So wird, zum Beispiel die Kontrolle über den Flughafen der Stadt Kramatorsk geführt. Ebenfalls ist eine Regung in den Aktivitäten der Rebellen in Slowjansk zu verzeichnen.
Nach einigem Stillstand im Hinblick auf die Frage der humanitären Hilfe für die ukrainischen Bürger in Donbass bewegt sich nun endlich etwas, zumal die am Rande einer humanitären Katastrophe stehen. Im Laufe des vergangenen Tages wurde ins Luhansker Region aus Kiew, Charkow und Dnipropetrowsk ein Konvoi aus 70 LKWs mit ukrainischer humanitärer Hilfe geschickt. Dabei ist bezeichnend, dass laut der Meldung mehrerer Quellen der russischer Konvoi der ‚humanitären Trojaner‘ an der Grenze zur Ukraine nahe des Grenzpostens Iswarino gesehen wurde. Bisher hat er nicht riskiert, in die Ukraine einzudringen. Jedoch befindet sich bekanntlich dieser Bezirk unter der Kontrolle der Rebellen.
Man kann das Unermessliche nicht messen, jedoch haben wir versucht, den Kriegsschauplatz in der Zone der ATO-Kräfte so gut es ging zu erfassen. Auch in einer äußerst kritischen Situation ist es wichtig, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Innerhalb des letzten Halbjahres hat der Krieg das ukrainische Volk konsolidiert und gehärtet. Im Kampf gegen den Aggressor haben wir endlich erfahren, who is who. Zusammen bleiben wir standhaft, zusammen werden wir siegen! Es lebe die Ukraine!
Übersetzt von Irina Diana Bulanowa und Olena Köpnick