Der Morgen des 16. September begann mit einer großen Explosion in Donezk. Nach vorläufigen Angaben ist irgendetwas in einem Munitionslager der Terroristen in einem Stadtteil passiert. Entweder hat einer geraucht oder ein 120 mm Kaliber-„Päckchen“ ist dahin geliefert worden. Die Detonation war gewaltig. In derselben Zeit wurde ein Linienbus zerschossen, die Information ist gleich übers Netz verbreitet worden. In der Geschichte mit dem Bus gibt es einen interessanten Moment. Die Granate ist aus der Umgebung der Bergarbeitersiedlung Abakumow gekommen. Die Mehrheit der Donezker Einwohner wissen, dass die Terrorristen dort stationiert sind, darum ist es nicht schwer, hier eine Schlussfolgerung zu ziehen.
In den letzten 24 Stunden stürmten die Terroristen ununterbrochen den Donezker Flughafen und griffen ihn mit Artillerie aus dem Raum von Kuibyschew an (wir haben über die LKW-Kolonnen der Terroristen mit installierten Raketenwerfern schon mal geschrieben). Die Nachricht über die Aufgabe des Flughafens im Austausch gegen den Terroristenabzug aus Mariupol ist noch nicht bestätigt worden, darum werden wir sie auch nicht kommentieren.
Die Begradigung der Frontlinie bei Pantelejmoniwka und die Übernahme der Kontrolle über die Verkehrsstraße M-04 (Horliwka-Donezk) werden fortgesetzt. Höchstwahrscheinlich werden die Söldner nach den erfolglosen Versuchen den Flughafen von Süden her (aus Donezk) einzunehmen versuchen, die vollständige Einkreisung des Flughafens abzuschließen. Awdijiwka, das unter Kontrolle der ATO-Kräfte steht, bremst sie dabei aus. Was die Richtung Pyski-Karliwka angeht, so sind auch da Sabotagegruppen der Terroristen aktiv, wenn auch die Kolonnen der ukrainischen Armee noch immer von Karliwka nach Pyski durchkommen. Also bleibt die Einkesselung des Flughafens operativ. Hier kann man auch über die Möglichkeit weiterer Angriffe in Richtung Werchnetorezke sprechen, um die Kontrolle über die Verkehrsstraße H20 zu übernehmen und Awdijiwka von der Versorgung abzuschneiden.
Wegen des Kessels, der sich in Debalzewe abzeichnet, möchten wir daran erinnern, dass die Wahrscheinlichkeit dieses Kessels zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich gering ist. Ein Beweis dafür ist der gestrige Versuch der Söldner, gleich aus drei Richtungen zuzuschlagen, nämlich von Rossypne-Netyschine, Artemiwsk und Jenakijewe. Dieser Versuch ist vereitelt worden. Wobei solche Angriffe auch ein Ablenkungsmanöver sein können und der Hauptangriff vom Luhansker Norden aus in Richtung Schtschastja und Nowoaidar vorbereitet werden könnte, wenn man bedenkt, dass aus Luhansk permanent Informationen über die Techniklieferung in die Stadt eingehen.
Was Mariupol angeht, so bereiten die Söldner einen Feldzug auf die Stadt vom Norden aus vor. Darauf deutet die Militärtechnikkonzentration in der Gegend von Jeleniwka hin (erst gestern ging eine Nachricht über eine neue Lieferungspartie der Militärtechnik bei uns ein).
Wir möchten kurz die Sinnlosigkeit der Panik ansprechen, die um die Verabschiedung des Gesetzes über den besonderen Status der okkupierten Territorien der Gebiete Luhansk und Donezk herum ausgebrochen ist. Wir werden in zukünftigen Berichten etwas Näheres zu diesem Thema sagen, aber an der Stelle möchten wir betonen, dass es sich nicht um die „Aufgabe des Donbas“ handelt, und auch nicht um die Anerkennung einer Niederlage. Diese ganze Schachpartie werden wir in ihren ersten Schritten nicht aufdecken. Aber wir deuten an, dass dieser Schritt eine weitere Möglichkeit für Hilfe seitens der ganzen Weltgemeinschaft darstellt, was die Befreiung des ganzen Territoriums der Ukraine von den Besatzern angeht.
Man muss nicht weit gehen, um Fakten zu suchen: Die deutsche Zeitschrift „Stern“ berichtete gestern, dass eine Eliteeinheit der Bundeswehr (aus NATO-Personal) in der nächsten Zeit in der Ukraine stationiert wird. Zu Aufgaben der Einheit zählen die Sicherstellung der Kontrolle über einige Teile der Gebiete Donezk und Luhansk sowie über die russisch-ukrainische Grenze. Die Arbeit der Einheit werden die UAVs (Drohnen) des Typs „Luna“ deutscher Herstellung gewährleisten. Nach vorläufigen Angaben wurde schon eine Basisabwicklung gestartet, und ab Montag-Dienstag dürften die deutschen Drohnen über die angegebenen Regionen zu fliegen anfangen.
Die ukrainische Seite hat bestimmte Zugeständnisse deklariert, aber für die russische Seite und die Terroristen sind sie unvorteilhaft wegen der Formulierung, dass die Bevölkerung des Donbas eine Dezentralisierung der Macht bekommt und Teil der Ukraine bleiben kann. Putin muss den verdeckten Krieg weiterführen, sonst wird das „Aggressionsfahrrad“, in dessen Pedale er fortwährend kurbelt, anfangen zusammenzustürzen, und damit zusammen auch das russische Volk seinen Missmut nicht mehr über Probleme des Nachbarlands zum Ausdruck bringen wird sondern seine Augen auf seine eigene kritische Lage richtet, die sich unter Putins Regime nur verschlechtern wird. Eine vollständige Invasion ist somit unvermeidbar, es ist nur eine Frage der Zeit. Die Feldherren der terroristischen Gruppierungen haben schon gezeigt, dass sie der ukrainischen Armee keinen Widerstand zu leisten im Stande sind, ungeachtet des kläglichen Zustands der Armee infolge ihres 20-jährigen planmäßigen Zerfalls. Russlands Streitkräfte werden offen zum Handeln gezwungen sein, aber bis zu dem Moment des letzten Sprungs des verwundeten Bären werden schon alle „Weltjäger“ auf unserer Seite sein.
Quelle: Roman Burko für InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel