
Der Unteroffizier Igor Lukjanow (Kampfname „MacLeod“) – ein menschliches Paradoxon. Geboren und aufgewachsen in Kramatorsk, den Majdan unterstützte er nicht, als jedoch Separatisten in seine Stadt kamen, ging er sofort zu den Partisanen.
Äußerlich ähnelt der 31-jährige Kerl einem Sportler: muskulös, mittelgroß, mit einer nicht nur einmal gebrochenen Nase. In Wirklichkeit hat er zwei Hochschulabschlüsse – vom Donbass Institut für Technologie und Management und der Nationalen Mykola-Schukowskyi-Universität für Luft- und Raumfahrt. Er ist Jurist und Programmierer.
Ljukjanow sieht nicht aus wie Spione, die im Kino gezeigt werden, doch dadurch und Dank seiner siebenjährigen Laufbahn als Berufssoldat ist er zu solch einem geworden. Im Frühlingsende – Anfang des Sommers letzten Jahres verbrachte er ungefähr einen Monat im von Igor Girkins Gruppierung besetzten Slowjansk.
Unter der Tarnung die „russische Welt“ im Donbass verteidigen zu wollen, lernte er die Kriegsherren der Kämpfer kennen – Lux, Motorola, Bai und übergab dem ATO-Hauptquartier Angaben über Truppenstärke, den Zeitpunkt des Rückzugs aus der Stadt usw. Während der Rehabilitation nach einer weiteren Verletzung erzählte „McLeod“ dem Sender TSN.ua von seiner Spionage-Vergangenheit und davon, was ihn im rückwärtigen Armeegebiet des Feindes überraschte.
Krieg. Der Anfang
Für mich begann alles mit dem Monitoring der Situation auf der Krim. Ich dachte, sie gäbe nicht auf. Es schien, als würden die Tataren dies nicht zulassen. Doch es kam anders. Die Zahl der Tataren erwies sich niedriger als gedacht, und die Krim ist gegangen. Anschließend fing ich an, die sich bei uns entwickelnde Situation zu beobachten. Ich begriff, dass die Lage destabilisiert wird.
Der letzte Tropfen war die Besetzung der Stadtverwaltung von Slowjansk. Danach habe ich versucht die Stadtverwaltung von Kramatorsk zu beschützen. Ich bin zu ihr vorgerückt, dachte ich helfe den Jungs, doch sie wurde bereits aufgegeben. Alles was getan werden konnte – die Flagge mitnehmen, die bis jetzt noch bei mir Zuhause aufbewahrt wird. Ich nahm sie darauf hinweisend mit, dass ich sie dem nächsten Leiter der Stadtverwaltung zurückgeben werde.
Anfangs war Kramatorsk zu 70 % pro-ukrainisch. Doch aufgrund der Untätigkeit der Regierung reichte diese Unterstützung für zwei bis drei Kundgebungen und wurde anschließend erdrückt. Mein Freund ist verschwunden. Ich brachte mit ihm Säcke zum Flughafen, als dort Kämpfe stattfanden. Zuerst nahm man ihm sein Auto weg, dann landete er in der Stadtverwaltung Kramatorsk, und danach hat man ihn nicht mehr gesehen. Damit wurde die pro-ukrainische Unterstützung eingestellt.
Als die DVR kam, ging ich wie alle anderen zu den Partisanen. Meine Leistungen: als die Kämpfer den Fernsehturm in Kramatorsk besetzten, hörten all unsere Kanäle auf zu senden. Anschließend wurden russische eingeschaltet. Ich traf mich mit Freunden, wir berieten uns und begriffen, dass wir den Turm nicht zurückholen können und entschieden uns, dass er weder uns noch den anderen nutzen soll und sprengten das Umspannwerk, das ihn speist. Anschließend sendeten sie gar nichts mehr.
Dann traf ich die Nationalgarde, die den dritten Checkpoint von Slowjansk stürmte. Ich beobachtete das Feuer im Moment der Erstürmung, danach kämpfte ich mit ihnen als Partisan. Später lernte ich unsere Spezialeinheiten – Alpha und Omega – kennen.
Anschließend kämpfte ich mit ihnen, navigierte sie in der Ortschaft. Am 3. Mai haben wir Kramatorsk gestürmt und kamen in die Stadt. Besetzten das Gebäude des SBU und drangen in den Flughafen von Kramatorsk ein. An diesem Tag rissen wir ein paar Checkpoints ab. Wir fuhren nach Konstantinowka zum Fernsehturm, wo unsere Fallschirmjäger umzingelt wurden. Wir nahmen sie mit.
Damals gab es wenig Russen im Osten. Nur die Gruppierung von Strelkow – 15 Mann. Zweimal traf ich kleine tschetschenische Gruppierungen, mit bis zu 30 Mann. Das waren eingereiste Gastarbeiter, die ausschließlich mit durchgesickerten Informationen arbeiteten. Ihre Wege kreuzten sich nie mit der „Volkswehr“. Die Tschetschenen kämpften für Geld, und die Volkswehr damals noch – für eine Idee.
„Im Keller“
Zu einem Spion wurde ich spontan. Es gab so einen Generalmajor Kuljtschitzki. Er brauchte Aufklärungsdaten. Wir saßen rum, dachten nach und ich ging. De facto war ich der Einzige, der zu Girkin eindringen konnte, da ich ein Einheimischer war und kein Misstrauen hervorrief. Die Hauptaufgabe war die Informationsbeschaffung von der Besatzung, der Stellung der Streitkräfte, die die Wege für den Abzug aus Slowjansk vorbereiteten.
Im Heute bin ich nicht bereit über zwei Dinge zu sprechen: über den Ablauf meines Einstiegs und über meine Angehörigen. Dennoch, oberflächlich zum Einstieg: ich kam zum SBU in Slowjansk und landete sofort im Keller. Anfangs war das Schema dort anders – es wurde jeder genommen, doch später fingen sie an die Leute zu überprüfen.
Der Keller – der sofortige Freiheitsentzug. Er war in zwei Bereiche eingeteilt: in den linken und den rechten (3 x 6 Meter), die nicht miteinander in Verbindung standen. In einem Bereich saßen die wichtigen Personen. In dem anderen – der Rest.
Die Menschen wechselten ständig: die einen sind gekommen, die anderen wurden freigelassen, doch weniger als vier Tage saß keiner ein. Das hat seinen Grund, wenn man dies aus der Sicht des psychologischen Drucks betrachtet.
Mit mir saßen der Bürgermeister der Stadt Mykolajiwka und der Amtsvertreter der Slowjansker Polizei. Der Bürgermeister, weil er eine pro-ukrainische Position einnahm, die er jedoch nicht sonderlich betonte. Er war wirklich ein Bürgermeister aus dem Volke, den die Menschen liebten. Die neue Regierung entschied, dass man ihn irgendwo verstecken sollte.Der Amtsvertreter saß sicherlich auch wegen einer pro-ukrainischen Haltung. Er erzählte nichts, da ich dort ja als einer von der Volkswehr gewesen bin. Zwei weitere Jungs saßen ein, die aus Krasnoarmijsk kamen um sich in die Volkswehr einzuschreiben. Sie wurden ebenfalls der Spionage verdächtigt.
Ich wurde geschlagen, aber nicht all zu hart. Ein paar Mal. Dort ist es üblich so zu kommunizieren. Doch die eigenen Leute bestrafte man. Mit mir saßen zum Tode verurteilte Menschen ein- der Kommandeur einer Einheit und sein Stellvertreter. Sie saßen wegen Plünderung und Drogenkonsum. Ein Pfarrer besuchte sie. Sie wurden dann erschossen. Die Atmosphäre war recht unheimlich.
Das alles geschah hinter Vorhängen, die das Zimmer aufteilten. Durchschnittlich saßen acht bis zehn Menschen mit mir. Es gab einen ständigen Wechsel. Der Leiter der Druckerei von Slowjansk saß ein. Seine Druckerei wurde von einer Mine getroffen und er begann darüber zu reden. Und da es eine Mine war, schoss die Volkswehr. Man sagte ihm, das sei ein Geschoss – er wollte aber nicht hören, und damit er keinen Spektakel veranstaltet, nahm man ihn mit.
Es gab einen weiteren Vorfall: der Kommandeur und sein Stellvertreter saßen deshalb ein, weil sie auf eigene Faust Aufklärung betreiben wollten, stießen auf ihr eigenes „Geheimnis“, schossen auf ihre eigenen Leute und wurden direkt auf dem Platz des SBU vor Augen aller erschossen.
Ich saß zwei Wochen im Keller. Die Geschehnisse beschleunigte ich nicht. Keiner wusste, was mit mir gemacht werden sollte. Dann fingen sie an, mich zur Reinigung des Geländes heranzuziehen. Später begann bei ihnen die Ausgabe von DVR-Ausweisen – das waren Namensschilder für die Volkswehr. Ich meldete mich, um den Vorgang zu organisieren – und so nahm alles seinen Lauf.
Ich wurde in die Isolierzelle für vorübergehende Festnahmen überführt – an der Stadtverwaltung von Slowjansk. Dort saßen diejenigen in den Zellen, die von der Volkswehr (Strafbataillon) gefangengenommen wurden. Das war schon eine ganze Militärsiedlung. Dort lernte ich „Abwehr“ (Rufzeichen) kennen, der die Donezker Gruppierung befehligte. Gleichzeitig kam ich zu einem Mobiltelefon, obwohl das verboten war.
In der Isolierzelle für vorübergehende Festnahmen kontrollierte man mich weiterhin. Verraten habe ich mich nicht durch meine eigene Unprofessionalität, sondern durch deren Inkompetenz.
Zuerst setzte man zu uns in den Keller den Bruder des Chefs der örtlichen Spionageabwehr. Er hatte jedoch solch eine Story, dass für uns alles sofort klar war.
Doch einen Aufhänger gab es, der mich hätte verraten können, aber sie ergriffen die Chance nicht.

Bild. „Volksbürgermeister“ von Slowjansk Wjatscheslaw Ponomarjow mit Leibwächtern aus Strelkows Gruppierung
Meine erste Information übergab ich über Semenowka – die Truppenstärke, die Stellung. Damals war es ein Gefahrenherd. Ich fuhr dorthin.
Ich beschäftigte mich hauptsächlich mit dem „Alltagsleben“ – der Unterbringung vom Personal, ich brachte Lebensmittel, Betten. Einmal wollte Abwehr, dass patriotische Musik der DVR spiele (irgendwelche örtliche Gruppen). Ich meldete mich zum Helfen.
Im Großen und Ganzen unterhielt ich mich mit Einheimischen, die in die Volkswehr gingen. Ihre Motivation ware simpel. Dort herrschte ein Informations-Vakuum und alles, was sie ihnen in die Ohren gossen, haben sie sich angehört. Dann versammelte man sie und erzählte ihnen von unseren Verlusten. Natürlich enorm überzogen. Genau wie bei uns, ehrlich gesagt.
Fremde: die Besatzung
Die Soldaten-Stufe war für mich uninteressant. Es musste höher gehen. Aus den Reihen der Söldner befanden sich dort damals Motorola und Bai. Motorola lernte ich in Semeniwka kennen. Ich brachte Lebensmittel in das Café „Meteliza“, und unsere Leute starteten den Beschuss. Motorola kam sehr kämpferisch angerannt, aus irgendeinem Grund erschien er damals so robust, und begann die Berechnung für den Mörser-Beschuss zu befehligen.
Damals war er Kommandeur des Stützpunktes. Er schien mir ein guter Kommandeur zu sein, da 60 seiner Untergeordneten den Stützpunkt gegen unsere Leute über drei Monate hielten. Aber jetzt verstehe ich, dass es nicht sein Verdienst war, sondern der unserer Inkompetenz.
Mit Lux stand ich rege in Kontakt. Er ist kein echter Kommandeur – ein YouTube-Star. Ängstlich, doch er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ich betrachte die Kommandeure nicht als gut oder schlecht. Mein Kriterium – die Effizienz der Einheit. Die Kämpfer allerdings zogen damals hinter den Kriegsherren. Man sage was man will, sie haben eine starke Ausstrahlung.
In Gesprächen mit ihnen positionierte ich mich ausschließlich als Wehrexperte für Informationsschutz. Ich wusste, wie querfeldein Videoüberwachungen auf Stützpunkten einzurichten sind. Im Endeffekt haben sie nichts verwirklicht, doch Hauptsache – klugscheißen.
Mit Girkin unterhielt ich mich oberflächlich einige Male. Das erste Mal – er kam in den Keller und fragte, was ich dort mache. Ich scherzte, ich sei ein – Pravosek (die Bezeichnung der Russen für Mitglieder des Rechten Sektors) und Maidan-Teilnehmer. Später begriff ich, dass der Scherz unglücklich war. Einmal unterhielten wir uns, als ich die Fotoaufnahme organisierte. Girkin ist ein schwieriger Mensch, den ich nicht knacken konnte. Es ist unklar was er denkt. Für die Kämpfer war er eine Autoritätsperson.
Die Kriegsherren begegneten ihn herablassend. Es ist ein Fakt, dass die gesamte Versorgung an ihm hing. Er war ein Mensch, der etwas klären konnte. Ein Mensch, dem man gewähren wird.
Dort gab es Menschen aus verschiedenen Ländern. Es gab eine junge Frau (Scharfschütze) aus Weißrussland. Es kam noch ein junger Mann, weil er sich zu viele russische Kanäle angesehen hatte. Saß eine Weile in Schützengräben, dann sagte er, dass er niemanden sieht, den er beschützen sollte und wollte mit einem Freund gehen. Einem von ihnen wurde Vaterlandsverrat angehängt und dann sind beide verschwunden. Was mit ihnen passiert ist – weiß ich nicht.
Russen gab es damals noch wenige. Das waren durchreisende Einheiten, die sich mit Feinarbeiten beschäftigten. In Schützengräben saßen sie nicht, Gruben hoben sie nicht aus, an der Verteidigung nahmen sie nicht teil. Diejenigen, die mit den einfachen Aufständischen sprachen, fielen nicht sonderlich auf, „Porebrik“ (russisch für Bordstein, das Wort wird größtenteils nur in Sankt-Petersburg verwendet) sagten sie nicht.
Der Rückweg
Die Hauptinformation – die Stellung der Truppen, die Truppenstärke und den Rückzugszeitpunkt aus Slowjansk – sammelte und übergab ich schrittweise. Die Truppenstärke – 1824 Mann – erfuhr ich zufällig, aufgrund ihrer Inkompetenz: sie warfen die Listen für die Verpflegung in den Müll.
Den Rückzug bereiteten sie im Vorfeld vor. Mir ist selbst bewusst, dass das die einzige offene Straße war. Die Route besprachen die Kriegsherren unter sich. Die Genauigkeit des Rückzugszeitpunktes, die ich übergab, stimmte bis auf plus/minus zwei Stunden überein.
Die Kolonne, die von unseren Leuten zwischen Slowjansk und Kramatorsk zerstört wurde, um angeblich zu zeigen, dass wir die Separatisten aufhielten, hat sich in Wirklichkeit verfahren. Sie waren keine Einheimischen und sind einfach in die falsche Richtung gefahren.
Die Hauptstraße wurde nicht gesperrt, da es ein Abkommen zwischen Unseren und den Separatisten gab. Das ist klar. Und damals erschien mir das auch richtig so. Slowjansk haben wir nicht einnehmen können. Man hätte entweder alle Städte befreien und sie nach Donezk drängen oder kämpfen müssen. Heute weiß ich, dass man den Weg hätte abschneiden müssen und sie in Slowjansk erledigen. Abschneiden und zermalmen.
Beim Arbeiten im rückwärtigen Armeegebiet befürchtete ich am meisten von den eigenen Leuten verraten zu werden. In meiner Anwesenheit gab es ein Gespräch zwischen Abwehr und einem von unseren Leuten. Er bat herauszufinden, wer Informationen durchsickern lässt. Es wurden noch zwei Einheimische wegen Spionage-Verdachts festgenommen. Von einem ihrer Telefone, verschickte ich eine SMS. Er wurde mitgenommen aber nach fünf Tagen ließ man ihn frei. Traurig wäre ich nicht, wenn man ihn umgebracht hätte.
Es gab noch einen interessanten Vorfall. Noch vor der Entsendung zu Girkin haben wir einen von der Volkswehr auf dem 3. Checkpoint festgenommen. Meine Sturmhaube nahm ich damals natürlich nicht ab. Wir nahmen ihn fest und übergaben ihn an unseren SBU und dann traf ich diesen Menschen im SBU-Gebäude in Slowjansk.
Ich war sehr erstaunt und redete mit ihm. Er war sehr gesprächig und erzählte mir detailliert wie er aus unserem SBU freigekauft wurde. Ein dicker Fisch – entweder der Leiter der Kolonie von Artemiwsk oder der Aufseher. Girkin behielt ihn in seiner Nähe.
Als ich die nötige Information beisammen hatte, entschied ich mich zu gehen. Doch dann wurde Kulchitsky getötet und für mich war das eine Katastrophe – ich wusste nicht wohin und zu wem. Ich übergab alles einem seiner Männer im Hauptquartier. Dass ich dort arbeitete, wussten nur zwei Personen: einer wurde getötet, mit dem Zweiten gab es keine Verbindung.
Ich entschied mich auf die klassische Art und Weise zu gehen – auf Beinen (lacht). Damals saßen drei unserer Soldaten in der Isolierzelle für vorübergehende Festnahmen. Die offizielle Version – sie gingen ins Dorf um Wasser zu holen und gerieten in Gefangenschaft. Die inoffizielle – sie gingen ins Dorf um Vodka zu holen und gerieten in Gefangenschaft. Niemand hat sie geschlagen, sie wurden für den Austausch vorbereitet. Ich konnte Menschen aus der Isolierzelle für öffentliche Arbeiten mitnehmen. Ich wollte sie mitnehmen und gehen, doch es ist mir nicht gelungen. Ich übermittelte das an den Kontrollpunkt und der Standortkommandant sagte mir, dass Militärangehörige nicht mitgenommen werden dürfen.
Und da erschien unerwartet der Lux. Ich sprach mit ihm und er fragt: wohin gehst du? Und ich sage, dass ich zum Stützpunkt ginge. Er bot mir an, mich mitzunehmen. Damals hatte ich noch keinen DVR-Ausweis. Durch die Checkpoints hätte man mich nicht passieren lassen und sie wären der Angelegenheit ernsthaft nachgegangen. Doch den Wagen von Lux kannten alle – und er fuhr mich über drei Checkpoints. Später ging ich in ein Geschäft und wanderte die Straße, die sie später für den Abzug benutzten, nach Kramatorsk hinunter.
Die Entfernung zwischen Slowjansk und Kramatorsk – 15 Kilometer. Ich lief 70 Kilometer, fünf Tage lang. Über Wälder zu unseren Leuten zu laufen, war keine Variante – dort gibt es Sprengfallen. Über offenes Gelände darf man nicht – die Separatisten schießen einen über den Haufen. Ich lief über Sümpfe. Ass nicht. Kam in Kramatorsk an. Dort gab es bereits Aktivitäten – die DVR-ler planten herauszukommen.
Von dort fuhren mich Freunde nach Swjatohirsk. Von da nach Isjum ins ATO-Hauptquartier. Dort traf ich Leute, mit denen ich arbeitete. Viele Fragen stellte man mir nicht. Nur die Spionageabwehr kam angeströmt, wollte wissen, was auf der anderen Seite los ist.
Für mich ist es immer noch ein Rätsel, warum Girkin nicht umgebracht wurde. Einmal wöchentlich, um neun Uhr Morgens hielt er eine Besprechung mit den Kriegsherren auf dem Sommerplatz des SBU ab. Dort hätte man eine Granate platzieren können und der Krieg wäre in diesem Abschnitt zu Ende gegangen. Sogar ich hatte den Gedanken zum Held der Ukraine zu werden: die Möglichkeit ihm die Waffe zu entreißen und abzudrücken bestand, doch gehen hätte ich nicht mehr können.
Nach meiner Rückkehr entschied ich mich, mich den ukrainischen Streitkräften anzuschließen. Ging zum Kriegskommissariat in Kiew und eine junge Frau erklärt mir ernsthaft: „Sie sind bei uns nicht registriert. Sie müssen nach Donezk, sich dort abmelden und zu uns kommen“. Sie sagte das absolut ernst. Ich lächelte und fragte: „Wo befindet sich Euer Militärkommissar?“.
Quelle: tsn.ua; Photos: TSN; übersetzt von Kateryna Matey.