
Im Umfeld der prorussischen Söldner und ihrer Komplizen häufen sich Gerüchte über den bevorstehenden Start der Offensive. Wir versuchen, uns über die operative Lage einen Überblick zu schaffen und Vermutungen über die Wahrscheinlichkeit solches Geschehens und die wahrscheinlichsten Angriffsrichtungen anzustellen.
Der Insiderinformation nach zu urteilen vergrösserte sich die Zahl des russischen Kontingents in Luhansk. In den letzten Tagen stieg die Anzahl der Technik bedeutend an, die nach Luhansk aus Krasnodon über die Grenzstelle Iswarino gekommen ist, die von den ukrainischen Soldaten nicht kontrolliert wird. Nach vorläufigen Angaben bewegten sich die Kolonnen, die durch Luhansk durchgegangen sind, in Richtung Altschewsk. In den Kolonnen wurde wie neue, so auch zerrüttete Technik gesichtet.
Auch ist in die Kameraobjektive eine Gruppe Soldaten geraten, die ins ehemalige Cafe „Mafia“ zum Essen durchmarschierte. Nach Angaben der lokalen Einwohner sind es russische Militärs, die nicht weit von diesem Ort im Bezirk Jeremenko in Luhansk einquartiert wurden.
Offensichtlich bedeuten Kräfteanhäufung und neue Technikverlegung die Vorbereitung auf eine spätere Offensive. Wenn man bedenkt, dass Stschastje vom Süden aus mit dem Fluss Siwerskyj Donez gedeckt ist, kann man einen Versuch vermuten, Stanyzja Luhanska anzugreifen, zwecks der Verdeckung der Einführung von zusätzlichen Kräften aus Russland über das nördliche Ufer von Donez. Für Aufmerksamkeitsablenkung werden höchstwahrscheinlich Terroranschläge in Stschastje eingesetzt (wie es am 5.04.2015 passierte).
Weiterhin werden Kräfte im Konglomerat Perwomajsk-Stachanowe angehäuft. Im besonderen ist über die Ankunft von zwei Panzerkompanien nach Brjanka, ungefähr der gleichen Anzahl auch nach Stachanowe bekannt.
Stark gestiegen ist die Wahrscheinlichkeit eines Feldzugs der Söldner vom Osten aus auf Artemiwsk und auf das Konglomerat Lyssytschansk- Sjewjerodonezk – Rubischne. Den zweiten Angriff braucht man für eine Kontrollübernahme über die Überfahrten über Siwerskyj Donez, wie auch für die Deckung der Flanken des ersten Angriffes. Der erste Angriff kann, wenn er mit der DVR abgestimmt wird und keinen Halt an der Grenze zum Luhansker Gebiet macht, den Söldnern eine Chance auf die Einnahme von Artemiwsk geben.
Wahrscheinlich wird der Angriff gleichzeitig südlicher und nördlicher von Popasna ausgeführt, durch die Stadt werden sie wahrscheinlich nicht gehen. Es ist zu riskant, in den Stadtkämpfen stecken zu bleiben.
Diese Annahme resultiert aus den Insiderberichten aus Horliwka, die von einer Technikanhäufung und Vorbereitung der Ausgangslinien im Dorf Golmowski, wie auch der permanenten Prüfung der Befestigungslagen der ATO-Kräfte im Raum von Majorsk sprechen. Also wird zur nächsten Angriffsrichtung Horliwka-Artemiwsk werden.
In der westlichen Richtung bleibt die Möglichkeit eines Söldnerangriffs vom Norden und Süden aus zur Umzingelung von Awdijiwka aktuell. Darüber haben wir in vorigen Lageberichten geschrieben.
Die Mariupoler Richtung bleibt die kritischste. Die Stadt in einem Frontalangriff einzunehmen ist unmöglich, wobei man die Variante der Bereitschaft der russischen hybriden Armee nicht eindeutig verwerfen sollte, auch grosse Kräfte zur Erreichung dieses Ziels zu opfern. Rationaler sieht aber ein umfassender Angriff über Dokutschajiwsk in Richtung Berdjansk.
Zu Gunsten von dieser Variante spricht die Information über die Ankunft einer grossen Söldnergruppe nach Berdjansk zur Destabilisierung der Situation in der Ortschaft. Wenn die Information über Berdjansk sich bestätigt, so wird ein Angriff aus dem Raum von Dokutschajiwsk, wohin gestern Verstärkung ankam, in Richtung Wolnowacha und weiter mit dem Ausgang auf die westlichen Ränder von Mariupol sehr wahrscheinlich.
Darum sollte man die Aufmerksamkeit auf die soziale Lage innerhalb der frontnahen Städte richten.
Auf der aussenpolitischen Arena destabilisiert Russland auch weiterhin die Lage in der Welt. Immer mehr Analytiker erlegen Russland die Verantwortung für den Aufstand der Huthi-Rebellen in Jemen auf. Wenn man die Armut und den Hunger in diesem Land in Betracht zieht, war es für Russland keine schwere Aufgabe. Man musste nur Geld und Waffen liefern.
Man sollte den militärischen Konflikt in der Ukraine komplex betrachten und aus dem Rahmen eines geschlossenen Systems des Krieges eines imperialistischen Systems gegen seinen nächsten Nachbar, der sich seiner Kontrolle entziehen möchte, gehen.
Denken Sie daran, dass auch ein Schlag des Schmetterlingsflügels am einen Ende der Welt einen Taifun an ihrem anderen Ende hervorrufen kann…
Dieses Material wurde von Artem Wasilenko und Roman Burko unter aktiver Informationsunterstützung der Freiwilligen und Insider des InformNapalmTeams vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.