
Der 4. September begann mit einer Portion Desinformation, die manche Rada-Abgeordnete bewusst oder unbewusst verbreitet haben. Beziehungsweise wurden sie von den Medienvertretern falsch verstanden, die den Auftritt des stellvertretenden Verteidigungsministers I. Rusnak für den Auftritt eines neuen Verteidigungsministers gehalten haben. Das Missverständnis kam deswegen auf, weil Verteidigungsminister W. Geletej, der gerade zusammen mit Präsident Poroschenko am NATO-Gipfel in Südwales teilnimmt, abwesend war. Der Ausbruch an Spekulationen über dieses Thema ist recht interessant, aber wenn so etwas gemacht wird, braucht es offensichtlich jemand…
Verlauf bei der ATO
Wir erinnern, dass die Flugstartbahn gesprengt wurde, nachdem der Luhansker Flughafen von der ukrainischen Armee verlassen worden war. Die Wiederherstellung der Startbahn wird die Terroristen einige Wochen kosten, und in dieser Zeit kann sich die Kräfteverteilung radikal ändern. Faktisch gesehen profitieren die Terroristen von der Kontrolle über den Flughafen nur theoretisch, und zwar zur Rechtfertigung der dort auftauchenden russischen Flugzeuge, die angeblich der “Volkswehr” gehören sollen.
Die ukrainische Armee wurde gezwungen, aus Lutuhyne abzuziehen und das Gebiet Luhansk zu verlassen. Im Prinzip war dieser Schritt richtig, wenn man die Bedrohung von Schtschastja berücksichtigt. In dieses Grundmuster fügt sich auch der Beschuss der Ortschaft Pobjeda im Bezirk Novoaidar ein. Die Aufgabe von Schtschastja öffnet für die russische Gruppierung den Weg nach Starobilsk und weiter. Man kann annehmen, dass die Truppenverlegung an die russische Grenze auf eine mögliche Umdislozierung der russischen Kräfte entlang der Grenze Richtung Walujki hindeutet, um weiter auf das Territorium der Ukraine vorrücken zu können. So ein Schachzug erlaubt dem Gegner, sich zu rechtfertigen: Angeblich sei die russische Armee nur durch das Territorium des Gebiets Luhansk durchgezogen, was bedeutet, dass dies wieder nicht als weitere unverdeckte Invasion Russlands bewertet wird. Und über das mögliche aktive Vorgehen der Terroristen in Richtung von Starobilsk hatten wir bereits gewarnt.
Im Süden haben die Terroristen nach einem misslungenen Versuch Mariupol auf Anhieb einzunehmen, angefangen, ihre Armee von der nördlichen Richtung abzuziehen, und zwar aus Donezk und teilweise aus Horliwka, und sie für einen Angriff gleich in zwei Richtungen zu konzentrieren. Und zwar: Mariupol über Jeleniwka, Dokutschajiwsk und Wolnowacha; Wuhlehirsk höchstwahrscheinlich, um Marjinka vom Süden aus zu umgehen, und womöglich ihre Stellungen östlich von Dokutschajiwsk und Wolnowacha zu befestigen. Soweit wir wissen, gab es gestern Kämpfe im Raum von Marijinka, von wo die ukrainische Armee abgezogen worden war.
Die Söldner versuchen, vom Osten nach Mariupol einzudringen, höchstwahrscheinlich auf ihre Saboteurgruppen hoffend, die bis jetzt ohne großen Erfolg vorgehen und dabei große Verluste tragen. Man sollte auch die Tatsache nicht vergessen, dass die Terroristen über ihre Kanäle aufdringlich von einer “Überraschung” für die ATO berichten. Wahrscheinlich meinen sie damit die Unterstützung der Raketenwerfer 9K57 „Uragan“, die russische Militärs zur Grenze zusammenziehen, insbesondere wurde eine Kolonne solcher Systeme am 3. September in einem Feldzug nahe des Dorfes Nikolajewka (Gebiet Rostow, Russland) identifiziert.
Wenn man über den Kessel von Amwrossijiwka spricht, so ist seine Bildung seitens der Terroristen eine kurzsichtige Idee gewesen, denn so eine bedeutende Gruppierung zieht die Feindeskräfte auf sich. Wenn man die Ereignisse der letzten Tage analysiert, so gibt es keinen wirklichen Kessel im statischen Zustand, wie wir das zu sehen gewohnt sind. Gruppierungen der ATO-Kräfte bewegen sich im Rücken des Gegners. Es gibt Gruppen russischer Söldner, die versuchen, die ukrainischen Kräfte zu bändigen, in dem sie punktförmige Angriffe ausführen und Artilleriesysteme einsetzen. Gerade wegen der Brownschen Bewegung dieser Kessel kann man keine exakten Koordinaten auf der Karte einzeichnen.
Demnach zu urteilen werden die Versuche der russischen Söldner Mariupol einzunehmen am 5. September fortgesetzt, obwohl es logischer wäre, um die Stadt einen Bogen zu machen und weiter den Korridor auf die Krim durchzubrechen.
Eine angespannte Lage ist im Norden von Donezk zu verzeichnen, wo die Söldner ununterbrochen den Flughafen stürmen, der noch immer unter der Kontrolle der ukrainischen Armee steht. Außerdem gerieten die Abteilungen in Schdaniwka und Rosiwka in eine operative Einkesselung. Wenn man den Rückzug mancher Kräfte aus Debalzewe berücksichtigt, so kann die Lage für die obengenannten Abteilungen kritisch sein.
Somit versucht der Gegner (zum heutigen Stand) die Frontlinie durchzudrücken. In näherer Zukunft kann man aktive Gefechte im Raum der Ortschaften Mironiwski und Switlodarsk erwarten. Außerdem ist ein Angriff in Richtung Hirske-Soledar möglich, mit dem Ziel Artemiwsk. Höchstwahrscheinlich wird es gleichzeitig einen Angriff auf der Linie Horliwka-Dserschynsk geben, auch mit dem Ziel von der südwestlichen Seite auf Artemiwsk vorzustoßen.
Nach vorläufigen Angaben sind Saboteurgruppen der Terroristen in Slowjansk aktiv geworden. Eine ATO-Stellung in Slowjanski Kurort wurde beschossen, genauso unruhig war es im Raum von Karatschun, in der Ortschaft Andrijiwka. Wenn dieser terroristische Angriff erfolgt, wird er aus nordöstlicher Richtung kommen, aus dem Waldgebiet, das sich von Krasnij Liman bis nach Swjatohirsk und Isjum erstreckt.
An positiven Momenten des letzten Tages kann man den zweifellosen Fortschritt auf der Weltarena bezüglich der Bereitstellung von hochpräzisen Waffen für die Ukraine vermerken. Während der Verhandlungen, die in Newport (Wales) beim NATO-Gipfel geführt wurden, wurde eine Abmachung über die Möglichkeit der Lieferungen von präzisen Waffen in die Ukraine erreicht.
Man sollte anmerken, daß diese Vereinbarung nicht mit der Allianz als Ganzem erreicht wurde, sondern mit den einzelnen Allianzmitgliedsstaaten, nichtsdestotrotz eröffnet es neue Horizonte für die militärische Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und den Bündnisländern.
Des Weiteren erklärten sich die NATO-Mitgliedsstaaten bereit, der Ukraine 15 Millionen Euro finanzieller Hilfe bereitzustellen, für die notwendigen Reformen im Sicherheitssektor.
Der französische Präsident Francois Hollande betonte seinerseits, dass der Verteidigungsrat Frankreichs die Lieferung des ersten der beiden Mistral-Kriegsschiffe an Russland aufgeschoben hat. Seiner Aussage nach wird diese Entscheidung bis zur vollständigen Feuereinstellung im Donbas in Kraft bleiben.
Des Weiteren haben die Anführer der westlichen Welt, die am NATO-Gipfel in Wales teilnehmen, die Idee von Sanktionsverschärfungen gegen Russland begrüßt.
Dem Bekenntnis nach ist die ganze Welt mit der Ukraine. Wenn alle deklarierten Erklärungen tatsächlich verwirklicht würden, wäre der Feind bald besiegt. Wie man weiß, benimmt sich eine Ratte, die in die Ecke gedrängt wurde, besonders aggressiv, darum ist eine weitere Verschärfung der Situation zu erwarten, besonders kurz vor den internationalen ukrainisch-amerikanischen Manövern Sea Breeze 2014 am Schwarzen Meer.
InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel