Seit dem frühen Morgen des 15. Januar setzten die Söldner ihre Angriffe aus Nikischyne, Kamjanka und Ridkodub fort, um eine Offensive auf Debalzewe aus südlicher Richtung zu imitieren. Es wurden dabei nur lebendige Kräfte eingesetzt, trotz Vorhandenseins schwerer Technik bei ihnen in Tores, Snischne und Krasnyj Lutsch. Tagsüber haben die Terroristen einen Versuch unternommen, die ukrainischen Streitkräfte zu diskreditieren. Zum Zeitpunkt der Ankunft der OSZE-Mission am Donezker Flughafen (ca. 15:00 Uhr) wurde ein Provokationsversuch im Bezirk Petrowski von Donezk durchgeführt. Aber die vorgewarnten ukrainischen Einheiten haben sich auf diese Provokation nicht eingelassen. Gegen Abend des 15. Januar haben die Söldner einen verzweifelten Versuch der Erstürmung vom Donezker Flughafen unternommen. Mit Unterstützung der Artillerie aus den Bezirken Petrowski und Kujbyschewski von Donezk, sowie aus Makijiwka, begannen die Söldner einen Sturm auf das neue Terminal und den ehemaligen Flughafenturm, haben aber eine würdige Abfuhr bekommen. Feuerstellungen der Söldner im Raum des Bergwerks Panfilowskaja, in der Gegend von Abakumow und des Friedhofs beim Bergwerk Nr.29 wurden liquidiert.
Während des Kampfes um den Donezker Flughafen haben die ATO-Kräfte bedeutende informative Unterstützung von der Widerstandsbewegung der Partisanen erfahren, die die ukrainische Artillerie ausgerichtet haben.
Faktisch wurde die Mehrheit der Koordinaten der Artilleriestellungen der Söldner mithilfe von Informationen von Insidern erhalten. Die Freiwilligen des InformNapalmTeams haben dabei in Fragen der Erfassung und Verarbeitung von Informationen keine unwichtige Rolle gespielt. Außerdem haben die Partisanen den Mörser „Tjulpan“ im Bezirk Petrowski von Donezk vorläufig außer Gefecht gesetzt.
Parallel zum Sturm auf den Donezker Flughafen führten die Söldner einen Beschuss von Starohnatiwka aus der Richtung von Komsomolske und Styla; ferner wurde die Verlegung einer Einheit in einer Stärke von bis zu einer Panzerkompanie in den Raum von Dokutschajiwsk registriert. Womöglich läuft die Vorbereitung auf die zweite Etappe des Gesamtvorhabens der Söldner: die Imitation eines Angriffes in südlicher Richtung. Auch sollte man die Verstärkung der Artillerieaktivität der Söldner in der Ortschaft Horliwka erwähnen.
Während der genannten Periode fanden auch Beschüsse der Ortschaft Dserschynsk statt. Aber schon zum Abend des 15. Januar wurde das Artilleriefeuer aus Horliwka (im Raum der ehemaligen Trikotagenfabrik) nach Jenakijewe und die nördlichen Ränder von Donezk verlegt. Ein identisches Bild mit der Söldnerartillerie hat sich auch in Makijiwka abgezeichnet. Höchstwahrscheinlich haben die Söldner die Hoffnung auf eine endgültige Einnahme des Donezker Flughafens verloren und beschlossen, einen „Genozid der russischsprachigen Bevölkerung der Ukraine“ zu inszenieren und haben dazu Zivilistenviertel beschossen. Wir erinnern daran, dass die gefährlichste Richtung für mögliche Angriffe weiterhin Artemiwsk bleibt. (Näheres dazu hier: Lagebericht nach dem Stand vom 14. Januar 2015).
Was die Situation um den Donezker Flughafen angeht: Aus dem Putilower Wald und der Halde des Bergwerks „Putilowskaja“ schießen periodisch GRADE und Mörser des Gegners. Auf der Halde selbst befinden sich Beobachter und Richtschützen. Die Sturmgruppen der Söldner sind in einem mehrstöckigen Parkhaus gegenüber des Terminals konzentriert. Auf der Halde des „Oktjabrskyj Bergwerks“ sitzen auch Artilleriebeobachter. Als Beobachtungspunkte dienen außer der Halde auch die Schachtaufbauten und andere hohe Industriebauten.
Auf diese Weise steigert sich die Spannung zwischen ukrainischen Militärangehörigen und prorussischen Terroristen im Osten der Ukraine stetig weiter in erbitterte Konfrontation. Offensichtlich kann von einer „Waffenruhe“ keine Rede sein. Die Söldner und die Vertreter der Streitkräfte Russlands haben unter der Deckung des „Waffenstillstandes“ Waffen und Militärtechnik in den Donbas eingeführt und führen sie noch immer ein, so wie sie auch weiterhin nicht bloß die ukrainische Armee sondern auch Zivilisten in okkupierten Territorien auf zynische Weise beschießen. Das ganze Wesen dieser Situation ist wunderbar in der Karikatur der deutschen Ausgabe Svz.de wiedergegeben, in der ironisch resümiert wird: „Runde Tische! Wir brauchen mehr runde Tische!“…
Dieser Lagebericht wurde von Roman Burko für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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