
Wir stellen unseren Lesern einen interessanten Artikel über die Analyse möglicher Pläne des Kreml, seine militärische Präsenz im Mittelmeer zu erhöhen, vor. Zusätzlich zu Syrien könnten russische Militärangehörige auch in Ägypten auftauchen. Nach der Zusammenarbeit im libyschen Bürgerkrieg von Kairos Seite, erhofft sich die Russische Föderation signifikante außenpolitische Boni. Die Publikation hat Anatolii Baronin exklusiv für InformNapalm vorbereitet.
In der Zeit zwischen Mai und September 2016 wird eine Intensivierung der militärischen Zusammenarbeit der Verteidigungsministerien der Russischen Föderation und Ägyptens beobachtet. Sie verläuft vor dem Hintergrund aktiver russischer Waffenlieferungen in das Land. Die Analyse zeigt Anzeichen für die Erwägung dieser Möglichkeit auf, sowie eine erste Vorbereitung auf die gemeinsame Militäroperation mit Ägypten durch den Kreml in der Region, vermutlich in Libyen, mit der temporären Aufstellung eines begrenzten militärischen Kontingents der Russischen Föderation.
Der Kreml zeigt Interesse an der Stärkung seiner Positionen im Nahen Osten und in Nordafrika. Die außenpolitischen Handlungen Russlands in der Region sind auf die Konkurrenzbildung gegenüber den USA, sowie auf die Schaffung von konfrontativen Situationen gerichtet, die Moskau erlauben, die Verhandlungspositionen gegenüber Washington zu stärken oder zu einer Einigung über die Aufteilung von Einflusszonen mit Amerikas Rückzug aus Osteuropa zu kommen.
Unter den Umständen, die sich in Ägypten nach dem Arabischen Frühling entwickelten, wird Kairo vom Kreml bei diesem Ziel als wichtigster strategischer Partner Russlands in Nordafrika und im Nahen Osten betrachtet. Somit strebt die Russische Föderation danach, in Fragen strategischer und militärpolitischer Präsenz in der Region zu dem Zeitabschnitt der Herrschaft von Gamal Abdel Nasser (1954-1970) zurückzukehren. Solch eine Rückkehr wird von Moskau als eine Revanche nach einer langwierigen amerikanischen Präsenz in Ägypten betrachtet.
Derzeit laufen Verhandlungen über die Teilnahme von Einheiten der russischen Luftlandetruppen bei den gemeinsamen Anti-Terror-Übungen im Oktober auf ägyptischen Boden. Es wird erwartet, dass dabei eine Einheit bis zur Kompaniegröße der 106. Division aus Tula plus eine operative Gruppe teilnehmen werden. Im Rahmen der Vorbereitung auf die Übungen findet eine intensive linguistische Vorbereitung (englische Sprache) statt, die bei den Luftlandetruppen seit 2013 durchgeführt wird. Fachkräfte unterrichten die Soldaten direkt in den Garnisonen und Einheiten der Luftlandetruppen, was auf eine langfristige und zielgerichtete Vorbereitung der Truppen auf gemeinschaftliche Operationen außerhalb der Russischen Föderation verweist. Die erste Information über mögliche gemeinsame Übungen stammt vom 24. November 2015, nach der zweiten Sitzung der russisch-ägyptischen Kommission für militärtechnische Kooperation.
Auf die in Betracht gezogene Möglichkeit der Stationierung einer russischen Gruppierung in Ägypten deutet indirekt das Treffen von Vertretern der Hauptverwaltung des rückwärtigen Gebiets des Verteidigungsministeriums der Arabischen Republik Ägypten unter der Leitung des Stabschefs der Logistikverwaltung Generalmajor Taimur Musoi Ahmed Abuelmagd mit dem Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums zum Thema der Einsatz- und Transportunterstützung hin. Im Verlauf des Treffens im Rahmen des Erfahrungsaustausches wurden Fragen bezüglich der Organisation der Lebensmittelversorgung der Russischen Streitkräfte unter Feldbedingungen und am ständigen Stationierungsort, die Erfahrung im Outsourcing, die Organisation der Kleidung der Soldaten und die Sicherstellung des Bade- und Wäschereibetriebes erörtert. Außerdem wurden Fragen bezüglich der Organisation von Militärtransporten besprochen, einschließlich der internationalen durch Luftfahrzeuge. Im Laufe des Besuches besuchte die ägyptische Delegation das 100. selbständige Versorgungsregiment (Militäreinheit 85084, Moskauer Gebiet, Ortschaft Kalininez), wo sie einen Einblick in die Organisation der Gefechtsausbildung des Personalbestands, der Infrastruktur des Kasernenbereichs und den sozialen und übrigen Lebensverhältnissen der Soldaten erhielten.
Zuvor, im Juni des laufenden Jahres, im 25. Staatlichen Forschungsinstitut für Chemische Technologie des Verteidigungsministeriums (Moskau) lernte die russisch-ägyptische Delegation die Mittel und Methoden für die Qualitätskontrolle von Kraft- und Schmierstoffen. Die Delegation besuchte auch die 190. Militärschule für Köche (Moskauer Gebiet, Naro-Fominsk) des Westlichen Militärbezirks, wo ihnen die Organisation der Vorbereitung von Offiziersschülern der Fachrichtung „Koch-Bäcker“ mit einem Besuch der Praxisübungen in Nahrungsmittelzubereitung und Brotbackens unter Feldbedingungen vorgestellt wurde. Da sich die Proviantrationen der ägyptischen und der russischen Militärangehörigen unterscheiden, gibt es objektive Zweifel daran, dass sich Kairo für russische Erfahrungen in der Organisation der Nahrungsmittelversorgung der eigenen Militäreinheiten und Heeresverbände interessieren könnte.
Trotz der wiederholten Erwähnung durch Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, der Bedeutung, die Lage im Schimal Sina zu stabilisieren, ist die wahrscheinlichste Operationsrichtung Libyen. Auf libyschen Gebiet befinden sich die operativen Gebiete des IS an der Nordwestküste zwischen Misrata und Sirte. Dieser Abschnitt befindet sich in großer Distanz zur Grenze mit Ägypten. Dies erfordert die Aufstellung eines Logistiksystems für die Truppen auf einer Länge von ungefähr 900 Kilometern, was das Interesse in Fragen der materiell-technischen Truppenversorgung der Ägypter erklären könnte.
Die ersten Informationen über einen möglichen Einsatz von Ägyptens, Italiens und Russlands Streitkräften in Libyen stammen vom März 2015.
Im Januar 2016 kam eine Gruppe russischer Militärangehöriger gemeinsam mit Einheiten der USA und Großbritanniens auf dem Stützpunkt Jamal Abdulashir in Tobruk (Libyen) an, wo sie sich eine Woche aufhielten. Russland ging der Regierung in Tobruk beim Druck von vier Milliarden Dinar zur Hand, die als Gegengewicht zu der durch den Westen unterstütze Regierung der nationalen Einheit in Tripolis gesehen wird.
Am 28. Juni 2016 kam der General der libyschen nationalen Armee Chalifa Haftar (Vertreter des Fardschani-Stammes), welcher einer der Anwärter für die Führungsrolle in Libyen ist und die Regierungstruppen in Tobruk leitet, nach seinem Besuch in Ägypten nach Moskau. Dabei wurden keine Einzelheiten des Besuches bekanntgegeben.
Haftar nutzt die Unterstützung Ägyptens und der Vereinigten Arabischen Emirate. Er kann auf die Unterstützung der Vertreter seines Stammes zählen, die starke Positionen im Südwesten von Tripolis stellen, sowie in Küstenstädten Sirte und Sitten, was ihm erlaubt, auf die Unterstützung in den vom IS kontrollierten Gebieten zählen zu können.
Trotz Moskaus Verbindungen zu Haftar zwischen den 1970er und 80er Jahren auf Militärberaterebene, darf man mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass der Kreml eine Bewertung durchführt und sich bislang nicht endgültig für die Unterstützung dieser Kandidatur entschieden hat.
Russland könnte an der Durchführung der Operation auf libyschen Gebiet interessiert sein. Durch sie verschiebt es den Akzent von der politischen Unterstützung Baschar al-Assads in Syrien auf den Kampf gegen den IS in der Region. Darüberhinaus bekommt der Kreml die Möglichkeit die traditionelle Rhetorik der Russischen Föderation bezüglich der Bemühungen zur Stabilisierung der Lage in den Ländern auszuweiten, wo nach Aussage Russlands die Lage „durch die US-amerikanische Politik“ außer Kontrolle geraten ist. Im Falle einer Hinzuschaltung eines der EU-Länder zu der Operation bekommt der Kreml die Möglichkeit öffentlich zu erklären es gäbe keine Isolation und einen „Durchbruch“ in den Beziehungen mit der Europäischen Union.
Dieses Material wurde von Anatolii Baronin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
3 Responses to “Perspektiven der russisch-ägyptischen Kampagne in Libyen”
13/10/2016
Die afrikanische Kampagne Putins gegen die westlichen Sanktionen: Über die Wahrscheinlichkeit russischer Einmischung in den Bürgerkrieg in Libyen - InformNapalm.org (Deutsch)[…] 7. September veröffentlichte InformNapalm eine Prognose über den wahrscheinlichen Beginn einer Militäroperation Russlands mit Ägyptens Unterstützung in Libyen auf der Seite der Kräfte, die Chalifa Haftar loyal sind. In […]
14/12/2017
Perspectivas y pronósticos de fortalecimiento militar de las posiciones de Rusia en Sudán - InformNapalm.org (Español)[…] Lea también: “Perspectivas de la campaña ruso-egipcia en Libia” […]
16/12/2017
Perspektiven und Prognosen für weitere Verstärkung russischer Militärpräsenz in Sudan - InformNapalm (Deutsch)[…] Lesen Sie zum Thema: „Perspektiven der russisch-ägyptischen Kampagne in Libyen“ […]