Auf die Frage „Wie viele Panzer hat „Neurussland“?“ antwortet die russische Wikipedia: „Die Armee von „Neurussland“ besitzt 34 erbeutete Panzer“.
Ist das alles? Wenn man den Beteuerungen der Kremlpropagandisten, dass es keine Waffenlieferungen aus Russland gibt, glaubt, muss man davon ausgehen, dass das alles ist… Aber werfen wir doch einen Blick auf die Fakten, die bekanntermaßen hartnäckig sind.
Die Herkunft der ersten zehn „neurussischen“ Panzer haben wir bereits ermittelt – das sind die absolut altrussischen T-64 und T-72. Müssen wir sie zu den gesuchten 34 dazuzählen? Natürlich nicht, denn in Wikipedia ist die Rede nur von erbeuteten Panzern. Und wenn wir bedenken, dass es im Internet bereits Videos von Panzerkonvois gab, in denen Panzer mit den Nummern 35 – 38 zu sehen waren, müssen wir davon ausgehen, dass die letzte Nummer der separatistischen Panzer 47 sein muss (37 + 10). Und dann passiert ein Wunder: zur gleichen Zeit, als die Konvois von 30 Panzern gesichtet wurden, drang in die Ukraine aus Richtung Russland der Panzer Nummer 65 ein! Und obwohl das ein T-72 war, hat man ihn zu einem „erbeuteten neurussischen“ erklärt! Außerdem, anhand der mir vorliegenden Aufnahmen, gewinne ich den Eindruck, dass alle Nummern der 50-er und 60-er Serie ausschließlich auf die T-72 gemalt wurden, die man bekanntermaßen von der Ukraine nicht erbeuten konnte. Die zweite Ungereimtheit… eine weitere, aber bei weitem nicht die letzte…
Des Weiteren tauchten im Laufe der Kämpfe um Ilowajsk neue Überraschungen aus Kreml auf der Bühne auf – Panzer T-64 der 100-er Serie! 101, 102 (der aus Krasnojar), 105 und 108. Das ist über 3-mal so viel, wie die Anzahl der erbeuteten Panzern angegeben wurde.
Zu einer prekären Situation kam es bei dem Panzer Nummer 121.
Offenbar war das ursprünglich Panzer Nummer 2. Dann wurde er von den Kräften der ukrainischen Armee und Nationalgarde erobert. Vielleicht war dieser Panzer nicht mehr transportfähig. Und in diesem Zustand wurde er dann tatsächlich erbeutet und bekam die neue Nummer 121. Glauben Sie, dass er nach der „Erbeutung“ in Betrieb genommen wurde? Von wegen! Die nächsten Aufnahmen vom separatistischen Panzerreparaturwerk zeigen uns, dass dieser Panzer noch in der Werkhalle steht.
Zum Vergleich sehen Sie sich die Aufnahme des Panzers T-64, Nummer 122 an. Der Unterschied ist mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Wenn sich noch jemand daran erinnert, berichtete ich bereits im Oktober, dass die Zahl der neurussischen Panzer 300 übersteigt. Später wurde dieser Verdacht von ukrainischen Amtsträgern bestätigt, darüber hinaus berichteten sie, dass im November die Größe der Panzertruppen im Donbass 400 Stück überstieg. In Anbetracht der Tatsache, dass trotz der Behauptungen des russischen Präsidenten, des russischen Außenministers, des russischen Verteidigungsministers und anderer mehr oder weniger offiziellen Vertreter, die Lieferungen der schweren Technik aus Russland nicht für eine Stunde unterbrochen wurden, ist solche Entwicklung der „Numerologie“ der Panzer im Donbass absolut natürlich. Und dann zum Jahreswechsel 2014/15 berichtete Arseni Jazenjuk, dass die geschätzte Zahl der neu-altrussischen Panzer 511 Stück erreich hat (!). Dann ging bei der russischen Seite was los! „Das ist unmöglich!“, „Wie kann das sein?“ Ich muss den ukrainischen Ministerpräsidenten und diejenigen enttäuschen, die seine Behauptung für unglaubwürdig hielten: bereits im Herbst gab es in der Armee von Luhandon die Panzer mit den Nummern 704 und 706!
Kann sein, dass dass der Unterschied von 200 Panzern durch Verluste in den Kämpfen erklärt werden kann, und durch die Tatsache, dass die Nummern für alle Panzer, die die Aufständischen besitzen, vergeben wurden, auch für die kampfuntüchtigen. Und diese Zahlen sind nicht endgültig. Allerdings, solche Menge an Panzern auf dem Territorium der zwei teilweise eroberten Gebiete zu behalten, ist ziemlich riskant. Was, wenn sie unter Beschuss geraten? Deshalb bleibt ein Teil der neurussischen Panzertruppen auf dem russischen Territorium, zusammen mit der Technik der russischen Streitkräfte, die für direkte Invasion bestimmt ist (wenn es notwendig ist, die russischen Panzer in der Ukraine einzusetzen, werden ihre Nummern übermalt). Deshalb werden immer wieder andere Maschinen gesichtet. So z. B., bei einem Angriff auf den Donezker Flughafen, wurden die Panzer T-64 der 200-er Serie aufgenommen, die der Gruppierung „Somali“ zugeschrieben werden: 210, 214, 215, 216, 217 und 248. Dass die Zahlen so variieren bedeutet wahrscheinlich, dass die anderen Panzer noch nicht fotografisch erfasst wurden.
Es ist gut möglich, dass in der ganzen Menge der „neurussischen“ Panzer auch die erbeuteten mitgezählt werden. Es ist aber die große Frage, in welchem Zustand diese Panzer den Separatisten in die Hände geraten, ob sie repariert oder für Ersatzteile zerlegt werden. Deshalb führt die Hauptspur der Versorgung der pro-russischen Gruppierung in Donbass mit den neuen T-64 nach Russland. Meiner Meinung nach sollte die ukrainische Führung dem russischen Sender „Life News“ dafür danken, dass er sie fortwährend mit unschätzbarem Videomaterial versorgt, das die Beteiligung Russlands an den Kriegshandlungen in der Ostukraine belegt. (https://www.youtube.com/watch?v=HJ15sECdrlI)
Panzer T-64 Nummer 210. Kiwi aus Somali. N0200. Russland
Wie die Praxis zeigt, kann man sich auf den Erfolg der Reparaturdienstleister aus „Neurussland“ nicht verlassen. Luhandon hat weder die Fachkräfte noch die Ausrüstung für eine vollständige Reparatur der Panzer. Die Videobeweise lassen uns vermuten, dass die Errungenschaften der separatistischen Reparaturschlosser sich darauf beschränken, die Panzer wieder flott zu machen, die noch fahrtüchtig sind. Die komplett reparierten Panzer habe ich noch nicht gesehen. Und an die Reparatur von einem modernen Panzer, der im Kampf beschädigt wurde, nur mithilfe von Schraubenschlüssel und Hammer glaube ich grundsätzlich nicht. Ein gutes Beispiel ist das Schicksal eines erbeuteten T-64. Während der Dreharbeiten zu dem nächsten Irrsinn-Show mit dem „Panzerstützpunkt der Aufständischen“ hat man aus einem für die Terroristen ungünstigen Winkel gefilmt, und auf dem Rohr des ertränkten und verlassenen „ukrainischen Panzers“ kann man die Buchstaben „DVR“ erkennen. Später sah man diesen Panzer in der Werkhalle eines Panzerreparaturwerks. Seine Kampftüchtigkeit hat er nicht wiedererlangt.
Der Panzer Nummer 17 hat es auch schwer gehabt. Zuerst wurde in einem Beitrag über die Panzer der Bataillon „Sarja“ berichtet, wie der Bataillonskommandeur in diesem Panzer umgekommen ist. Den Aufnahmen nach blieb der Panzer einsatzbereit, bald wurde er aber so schwer beschädigt, dass er als Verlust abgeschrieben werden könnte.
Panzer Nummer 27, der nach Luhansk mit der „Paradekolonne“ im Juni 2014 kam. Hat auch das Zeitliche gesegnet.
Und jetzt versuchen wir rauszufinden, wem diese Technik nun abgenommen wurde.
Nummer 11 bis 50.
Nummer 12 bekam der ehemalige Panzer der ukrainischen Armee „Bulat“.
Ob das der erste Panzer in den Händen der Aufständischengewesen ist, der diese Nummer bekommen hat, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß genau, dass das Äußere von diesem Panzer, der tatsächlich im Kampf erobert wurde, im straken Kontrast zu dem glänzenden Aussehen der restlichen „Separatistenpanzer“ steht.
Und nachdem die „Separatistenpanzer“ Nummer 16 und 22 an der Fotosession in der Rostower Steppe teilgenommen haben, ist es fast peinlich zu behaupten, dass die „Erbeutung“ die Hauptart der Versorgung der russischen Invasoren mit den Panzern in der Ukraine sein soll. Nummer 15, 16 und 17 fuhren schon mal in einer Kolonne mit dem Panzerfahrzeug „Lawina“, was ihre Unabhängigkeit nicht gerade bestätigt. Panzer Nummer 34 – 38 fuhren zusammen mit einem UAZ mit russischen taktischen Zeichen auf den Türen. Über alle diese Vorfälle hat InformNapalm die Öffentlichkeit schon unterrichtet.
Die Aufschrift „Ural“, die an der Seite der Panzer Nummer 15 und 18 prangt, passt gar nicht zu Separatisten und „Neurussland“, denn die Gegend von Ural gehört noch nicht zu der ukrainischen ATO-Zone. Außerdem ist die Nummer 18 zusammen mit einem absolut russischen T-72BM abgelichtet, was im Widerspruch zur Version der „Erbeutung“ steht.
Insgesamt hat sich das Bild um die ersten zehn Panzer nicht groß verändert. Von den nächsten gesuchten 40 hat man fast alle Nummern gesichtet. Einige wurden sogar posthum für erbeutet erklärt. So z. B., in der Erzählung über den ersten Panzer der Einheit von Leschij hört man die Aussage, dass ein erbeuteter ukrainischer Panzer zum ersten Panzer dieser Bataillon wurde. Unterdessen, ein paar Sekunden vor der Vorführung des erbeuteten T-64 in der Steppe, erscheint in der Aufnahme ein anderer T-64, Nummer 23 – allem Anschein nach „tot“. Über diesen Panzer verliert der Sprecher kein Wort. Anscheinend wollte man ihn für einen Panzer der ukrainischen Armee ausgeben. Hat leider nicht geklappt.
Eine interessante Geschichte gab es um die Nummern 40 und 41 (https://www.youtube.com/watch?v=9W17gucTmnk).
Auf dem Ersten Kanal hat man diese Panzer als die letzte Neuerwerbung der „Volkswehr“ vorgestellt. Dabei fuhr die Nummer 41 schon mal zusammen mit der Nummer 30 in einer Kolonne aus T-64! Also hat Der Erste wieder gelogen. Ich bin langsam müde, ihre Schnitzer zu zählen.
Ähnlich Lustiges ist dem Panzer Nummer 31 passiert. In einem Beitrag über den optimistischen Panzerkommandeur mit dem Spitznamen „der Ire“ versichert dieser Reparatur-PR- Vertreter dem Publikum feierlich, dass er die Technik in genau diesem Zustand bekommt. „Dieser Panzer ist erbeutet, echt!“ Dabei steht die Nummer 31 da ohne eine einzige Kachel der Reaktivpanzerung, mit einem Loch in der Seite und dem angesengten Objektiv, ohne Motor (https://www.youtube.com/watch?v=HZG0mGmDeqI).
Das Denkvermögen des „Iren“ scheint genauso angeschlagen zu sein wie der Panzer. Man könnte ja noch einiges glauben, wenn man die Nummer des Panzers nicht gesehen hätte, aber der Kameramann hat die Nummer erfasst! Und da stellt sich heraus, dass dieser Panzer noch vor kurzem der „neurussischen“ Gruppierung gute Dienste geleistet und alle hiesigen Notare in Angst und Schrecken versetzt hat.
Nach einer so offensichtlichen Lüge wundert einen nichts mehr, selbst wenn man das gleiche Märchen über einen anderen Panzer von einem verkleideten Kosaken hört.
(https://www.youtube.com/watch?v=qeJaT4W0fdc)
„Diese Technik haben wir von den „Ukren“ erbeutet…“ – alles klar, den Spruch kennen wir schon. Der „Ire“ braucht nichts weiter zu erzählen. Aus seinem weiteren Bericht erfahren wir, dass die tapferen Reparaturschlosser von „Neurussland“ selbst damit Schwierigkeiten haben, die Panzer mit durchtrennten Schläuchen wieder zum Leben zu erwecken! Da kann man leichter einen T-72 als Ersatz aus Russland anzufordern!
Merk’s dir, Ire: mit einem Arsch kann man nicht auf zwei Stühlen sitzen, geschweige denn in zwei Panzern. Die Schlussfolgerungen über die Erfolge der Donbasser Reparaturschlosser kann man in die Tonne treten oder dem russischen Fernsehen überlassen – kommt auf dasselbe hinaus.
Panzer Nummer 29. Auf der rechten Seite befindet sich die Aufschrift N0200 – das ist ein russischer Panzer (ohne Kommentar).
Und zum Schluss möchte ich euch Panzer Nummer 32 zeigen. Einerseits ist an diesem Panzer nichts Außergewöhnliches: er fährt unter den obskuren Fahnen und schießt aus dem Gebüsch heraus wie alle anderen (https://www.youtube.com/watch?v=UIYCAm3qKwk).
Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man auf der rechten Seite die wohlbekannte Nummer des Panzerstützpunkts in Krasnojar!
Sollte jemand versuchen, die 34 „erbeuteten“ Panzer in den Reihen der vermeintlichen „Volkswehr“ zu finden, wird er die Fotobeweise schon gründlich fälschen müssen. Die Anzahl der erbeuteten Panzer ist gar nichts im Vergleich zu den 700 – 800 russischen Panzern, die widerrechtlich an den Kämpfen auf dem ukrainischen Territorium beteiligt sind. Übrigens wird die maximale Anzahl der „separatistischen“ Panzer nicht von den wirtschaftlichen Möglichkeiten von „Neurussland“ oder den Erfolgen der Schwerindustrie von Donbass bestimmt, sondern ausschließlich von der Existenz der kampftüchtigen Panzer in den Reihen der aktiven russischen Armee, dem Bestand der Panzer auf ihren Stützpunkten und den Wünschen der russischen Führung.
Und als Letztes machen wir einen kleinen Exkurs in die Geschichte. Ich bin mir sicher, dass nur wenige Leser sich deutlich vorstellen können, welche Möglichkeiten eine Militärgruppierung aus 700 Panzern besitzt. Macht nichts, dafür brauchen wir eben die Geschichte. Dieses Beispiel kommt aus der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, die wir alle so gut kennen. Also, am 21. Juni 1941 betrug die Größe der Panzergruppe der Heeresgruppe „Süd“, die gegen das Militärbezirk Süd-West (der größere Teil der heutigen Ukraine) stand, 789 Panzer. Nur! Diese Panzer waren auf fünf Panzerdivisionen verteilt. Nur 100 davon waren „Panzer IV“. Ihnen gegenüber standen 8.000 Panzer des Militärbezirks Süd-West, von denen nur 1.000 (also mehr, als die GANZE Panzergruppierung der Deutschen in diesem Bereich!!!) T- 34 und KW waren. Wisst ihr noch, wie weit die Deutschen am Ende der Sommer 1941 kamen? Vergleichen Sie diese historischen Tatsachen mit den heutigen Ereignissen in der Ukraine, und Sie werden die genialen Fähigkeiten der russischen Generäle und Oberbefehlspfuscher gut beurteilen können. Dieses Beispiel ist nicht ganz verhältnismäßig, es gibt uns dennoch eine Vorstellung von dem Rüstungsniveau und der Professionalität der russischen Besatzungsgruppierung in der Ukraine.
Dieses Material wurde vom Videomonitoring-Spezialisten Al Gri speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Olena Köpnick. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unsere Ressource erforderlich.