Entsprechend der Wikipedia-Information „Kämpfe um Ilowajsk“ fanden im Raum von Ilowajsk erbitterte Kämpfe zwischen den Abteilungen der ukrainischen Streitkräfte und des Innenministeriums auf der einen Seite, und den bewaffneten Formationen der selbsternannten „DVR“ auf der anderen statt. Wobei in der ukrainischen Version desselben Wikipedia-Artikels die Erwähnung der russischen Okkupationsstreitkräfte auch vorhanden ist: als Teilnehmer der Kampfhandlungen gegen die ukrainischen Streitkräfte.
Am Beispiel einer weiteren OSINT-Untersuchung des InformNapalmTeams zeigen wir wie jeder Fehler und jedes noch so harmlose Selfie zu einem weiteren Beweis werden kann, der in die Akten eines zukünftigen Tribunals eingehen kann.
Uns ist es gelungen, einen weiteren russischen Militärangehörigen im Donbas zu identifizieren. Der Fallschirmjäger Akylbek Kuwanow aus Orenburg postete auf seiner VK-Seite (Archiv: https://archive.is/SgxGE) ein Foto hinter dem Steuer eines sehr spezifischen halbkaputten Jeeps im Military-Stil: https://archive.is/2m7om (Screenshots sind klickbar):
Sofort springt ins Auge, dass es sich nicht um standardisierte Militärtechnik handelt: Auf dem Fahrzeug wurden zusätzliche Panzerelemente montiert, auch zeichnet den Wagen eine sonderbare Lackierung aus. Genau dieser Wagen stand dem Bataillon „Donbas“ in Ilowajsk zur Verfügung, und dank seiner Eigenartigkeit wurde er auf vielen Videos und Fotos festgehalten.
Man hat die Kämpfer des „Donbas“-Bataillons dazu befragt, von denen viele noch immer im Krieg aktiv sind, und am Ende gelang es, die ganze Geschichte dieses Wagens nachzuverfolgen.
Ein Geländewagen der Marke SsangYong wurde von Freiwilligen an dieses Bataillon übergeben, die ihn auch in Farben der Feldcamouflage lackiert haben. Noch vor Ilowajsk bekam der Wagen Kampferfahrung, aber beim ersten Sturm auf Ilowajsk traf ein russischer Scharfschütze die Windschutzscheibe. Danach wurde beschlossen, den Wagen mit Federung aus MAZ-Wagen zu panzern.
Die vorderen Leisten des Rahmens eignen sich dazu, dass man darauf Federungsblöcke montiert. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde auch der Platz des Maschinengewehr-Schützen gepanzert, mithilfe von Panzerblöcken, die auf gewöhnlichen Stahl aufmontiert wurden.
Der Wagen wurde mit den Chevronen des „Donbas“-Bataillons beklebt.
Zum letzten Mal wurde der Wagen am 30. August 2014 im Tscherwonosilske bei Ilowajsk gesehen, wohin sich die ukrainischen Einheiten den Weg freikämpften und dabei noch ein paar russische Fallschirmjäger und Panzerfahrer gefangengenommen haben.
Später hat der SBU ein Video mit gefangenen russischen Soldaten gezeigt. Interessant ist, dass im Profil von Akylbek Kuwanow jener gefangenommener Eugen Sardarjan unter den Freunden ist, der im SBU-Video als Letzter zu sehen ist: „Eugen Aschotowitsch Sardarjan, geb. 1994, 31. Brigade, Einheit Nr. 73612“. Scheinbar arbeitete die 4. Kompanie eine erfolgreiche Bekämpfung in der Ukraine ab, auch mit dem darauffolgenden Erhalt von Ehrenkunden.
Aber gehen wir zurück zum Geländewagen des „Donbas“-Bataillon, dessen Geschichte uns geholfen hat, das Puzzle der russischen Militärpräsenz im Donbas zusammenzulegen.
Im Tscherwonosilske wurde der Wagen unter Explosionen und Dauerbeschüssen an einen sicheren Ort gebracht, ein Reifen wurde gewechselt, aber am Ende hat man ihn doch irgendwo am Straßenrand stehengelassen. Man beschloss, die Einkesselung ohne diesen Wagen zu verlassen: damals wurde in der Umgebung alles durchschossen und der Wagen wäre nur zu einer weiteren Zielscheibe für die russische Armee geworden…
Bald sind Russen ins Dorf gekommen, manche haben sogar Selfies bei der Einfahrt in das Dorf Tscherwonosilske gemacht. Und einem gefiel wohl eben dieser Kampfwagen des Bataillons „Donbas“.
Dieses Material wurde von Anton Pawluschko exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unser Projekt erforderlich.
CC BY 4.0
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