
Die russische Firma „Navicom“, die auf dem russischen Markt den amerikanisch-schweizerischen Hersteller Garmin repräsentiert, bringt hochtechnologische Navigationsapparatur doppelter Bestimmung nach Russland und verheimlicht dabei nicht, dass diese Geräte auch durch Militärangehörige eingekauft werden.
In diesem Zusammenhang veröffentlicht InformNapalm Insider-Informationen über die Tätigkeit von „Navicom“, Angaben zu Lieferungen von Navigationssystemen von Garmin für russische Kampfhubschrauber, sowie konkrete Hinweise auf den Einsatz dieser Navigationsapparatur im Kampfgebiet auf dem Territorium der Ukraine.
InformNapalm wurde die Audioaufnahme eines Gesprächs zwischen einem Kunden und dem Verkäufer eines „Navicom“-Geschäfts in Moskau zur Verfügung gestellt. Uns wurde dabei mitgeteilt, dass der Vertreter von „Navicom“ die Vorzüge von Garmin anpries und darauf hinwies, dass diese Apparatur und die Karten selbst von den russischen Militärangehörigen für den Einsatz in der Ukraine und Syrien eingekauft werden. Die Leitung von „Navicom“ ist dabei den Militärangehörigen stets behilflich, berät die Soldaten und erklärt ihnen die Nutzungsbedingungen, wobei sie topografische Gebiete, Höhen und Stellen im Datenformat präzisiert und korrigiert. Vielleicht würde das alles auch nichts bedeuten, wenn Garmin keine amerikanisch-schweizerische Firma wäre, die auf den russischen Markt hochtechnologische Navigationsapparatur doppelter Bestimmung liefert. Und was gleich die Frage der Sanktionen aufwirft.
Stenogramm des Gesprächs bei Navicom
Lieferungen von Garmin-Geräten nach Russland während der Geltungsdauer von Sanktionen bei Gütern militärischer und doppelter Bestimmung haben unser Interesse geweckt. Folgende Informationen haben wir gefunden:
1. Am 1. September 2014 annoncierte „Navicom“ die Verfügbarkeit von Kartenmaterial der Ukraine für Garmin-Geräte.
2. Das „Unternehmen zur Modernisierung von Luftfahrtsystemen“ („MAK“) und das Garmin-Unternehmen haben im April 2015 einen Vertrag zur Lieferung von Navigationsgeräten unterzeichnet, angeblich für die Simulatoren Cessna 172S.
Wie bekannt, arbeitet „MAK“ eng mit dem russischen Verteidigungskomplex zusammen und es kann natürlich niemand Garantien für den zweckgebundenen nichtmilitärischen Einsatz dieser Apparatur geben und auch nicht dafür, dass dieser Vertrag nicht als Tarnung für Lieferungen von Geräten für militärische Zwecken dient. Umso mehr, da das „MAK“-Unternehmen Lizenzen für die Entwicklung und Herstellung von Luftfahrttechnik bekommen hat (Nr. 10656-AT-R, Nr. 10675-AT-P), darunter auch für Technik doppelter Bestimmung.
3. Russland baut für den Bedarf der russischen Streitkräfte und für den Export weiterhin Kampfhubschrauber Mi-35, die mit dem Navigationssystem GPS115L Garmin mit dem Anschlussgerät VPS-200 ausgerüstet sind.
Im Dezember 2014 wurden diese Hubschrauber in den Westlichen Militärbezirk Russlands geliefert, im Juli 2015 startete der FSB eine Ausschreibung zur Lieferung von Hubschraubern Mi-35. Und das alles ohne die Berücksichtigung von Exporten der mit Garmin GPS115L ausgerüsteten Luftfahrzeuge.
4. Russische Unternehmen, die Betriebe in anderen Ländern besitzen und Aufträge des russischen Verteidigungsministeriums ausführen, können Garmin-Geräte zwecks Installation auf Militärgerät einkaufen.
5. Bei dem GRU-Militärangehörigen Alexandrow, der im Mai 2015 im Lauf der Kampfhandlungen bei Schtschastja durch die Soldaten der 92. Brigade der ukrainischen Streitkräfte gefangengenommen und später in der Ukraine verurteilt wurde, besaß ein Smartphone mit Photos, auf einem davon war das Navigationsgerät Garmin GPSmap 76 zu sehen. Dieses Gerät kann man auch auf der Webseite der Firma finden. Auf dem Foto sehen wir eine Mine TM-62, Koordinaten auf dem Gerät sind die Koordinaten der Stellung „Fasad“ der ukrainischen Streitkräfte. Die Aufklärer, die sich an der Gefangennahme von Alexandrow und Jerofejew beteiligten, äusserten gegenüber InformNapalm ihre Vermutung, dass die russischen Militärangehörigen mit der Verminung von Zufahrtswegen zu den ukrainischen Stellungen beauftragt waren.
6. Die angeblich für den touristischen Markt bestimmten GPS-Geräte von Garmin werden dabei seit Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine ununterbrochen und in großen Mengen über verschiedene Kanäle an die IBFs (illegale bewaffnete Formationen) geliefert. Dass die Firma diese Nachfragesteigerung nicht bemerkt haben soll, scheint äußerst unglaubwürdig. Als Beispiel für solche Lieferungen führen wir die Lieferung von Garmin etrex 30 (genaue Bezeichnung des Geräts wird noch ermittelt) an die Artilleristen der terroristischen „Prisrak“-Brigade an. Auf dem Foto unten posiert der Vertreter des Hilfszentrums für „Neurussland“ in Sankt-Petersburg, Alexander Ljubimow, mit diesem Navigationsgerät.
6. Und schließlich gibt es das Foto, das die ganze Welt gesehen hat: Die wichtigste Navigationsappartur in einem russischen Jagdbomber ist ein gewöhnliches Navigationsgerät für Touristen.

„Russische Jagdbomber Su-34 benutzen Navigationsgeräte von Garmin. Amerikanische. Für Touristen. Sie befestigen es mit einem Gummiband“
Es steht fest, dass russische Militärangehörige und Terroristen ihre militärische Aktivitäten gegen die ukrainische Armee mit Hilfe von Geräten verwirklichen, die unter anderem in USA hergestellt werden – einem Land, das folgerichtig für Sanktionen gegen den Aggressor auftritt und die Ukraine in ihrem Kampf für die eigene Unabhängigkeit und territoriale Integrität stets unterstützt. Wenn auch im Fall mit dem Feldwebel Alexandrow es keine direkte Lieferung des Verteidigungsministeriums Russlands gewesen ist, so ist es unter Berücksichtigung des oben angeführten Dialogs in der Firma „Navicom“ ein Produkt mit doppelten Bestimmung, das im unerklärten Krieg Russlands gegen die Ukraine eingesetzt wird.
Derzeitige US-Sanktionen: Am 27. März 2014 war die Lizenzausgabe an amerikanische Firmen für den Export von „potentiell gefährlicher Produktion“ nach Russland gestoppt worden. Am 28. März 2014 war die Lizenzerteilung für den Export von Waren und Dienstleistungen der Rüstungsbestimmung nach Russland gestoppt worden.
Wir hoffen, dass diese Publikation als eine Art Signal für weitere Untersuchungen dienen wird. Wir hoffen, dass kompetente US-Behörden eine Prüfung von Warenlieferungen militärischer oder doppelter Bestimmung nach Russland initiieren, die dieser Aggressor-Staat unter Umgehung der Sanktionen ausnutzt. Wir hoffen auch, dass das Garmin-Unternehmen der Tätigkeit seines exklusiven Distributors in Russland, „Navicom“, nachgeht und die Warenlieferungen ausschließlich auf Haushaltswaren beschränkt.
Dieses Material wurde von Kateryna Jaresko und Dmitry K. exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf die Autoren und unser Projekt erforderlich.
(CC BY)
Eine aktive Verbreitung unserer Publikationen in den Sozialnetzwerken, in Foren und Medien wird begrüßt. Die Verbreitung der Untersuchungen im öffentlichen Diskurs, kann den Lauf des informativen und des militärischen Widerstands verändern.
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