
In der jetzigen Phase besteht die Beobachtung von russischen Provokationen im Donbas nicht nur aus dem Versuch, statistische Daten zu erfassen, sondern in erster Linie darin, das „Unvermeidliche“ zu verhindern oder wenigstens das Ausmaß des „Schmetterlingsflügelschlags“ zu verändern.
Aber Provokationen muss man in ihrer Komplexität betrachten.
Wir erinnern daran, dass am 20. Oktober in der Nähe eines staatlichen Chemiewerks eine gewaltige Detonation erfolgte. Die russische Seite versuchte daraufhin direkt, die Schuld für diesen Zwischenfall der Ukraine zuzuschieben, hat sich aber verrechnet. Gerade die Fehlkalkulation des Ausmaßes der Provokationen sowie die Arbeitspatzer der russischen informativ-psychologischen Behörden haben eine neue Wendung in der Konflikteskalation verursacht.
Im Laufe der Woche nach dem Zwischenfall versuchten wir aus den Splittern der uns bekannten Informationen das vollständige Bild der Ereignisse zu rekonstruieren.
Wir versuchen, die Chronologie der Ereignisse wiederherzustellen:
1. Nach Zeugenaussagen ist in der ersten Tageshälfte des 20. Oktober eine Autokolonne der „OPLOT“-Söldner durch die Siedlung Losiwske (Donezk) durchgefahren, sie bestand aus zwei SPWs und mehreren Autos. Durch das Dorf fuhren sie auf dem kürzesten Wege: über den Friedhof direkt zu den Lagerhallen der Munitionsfabrik.
2. Zeugen bemerkten, dass kurz darauf in der Nähe dieser Lagerhallen eine Schießerei und ein kurzer Nahkampf stattfanden. Als Antwort darauf kamen zwei Artillerieschüsse, daraufhin folgte eine gewaltige Detonation. Zwei SPWs sind nicht zurückgekommen, und die Fahrzeugkolonne fuhr 20-30 Minuten später in entgegengesetzte Richtung durch die Siedlung.
3. Russische Medien, Internetseiten und Gruppen in den sozialen Netzwerken hatten es eilig, Videos und Kommentare darüber zu verbreiten, dass die Explosion durch einen Einschlag einer ukrainischen Boden-Boden-Rakete vom Typ SS-21 Scarab (9K79-1 Totschka U) ausgelöst wurde.
4. Das tatsächliche Ausmaß der Provokation war dem geplanten nicht angemessen. Die Fakevideos wurden schnell entlarvt, als darin der Einschlag einer russischen Rakete PROTON in Kasachstan erkannt wurde. Obwohl die Explosionswelle ziemlich stark war, gab es keine Massenopfer, da dort die falschen Lagerräume gesprengt wurden.
Es gab einen Volltreffer von einem Artilleriegeschoss, das aus dem der „DVR“-Kontrolle unterstehenden Territorium abgeschossen wurde, und zwar auf die Werkhalle der Industriesprengstoffe №47, in der noch Reste von Explosionsstoffen verblieben waren. Es erfolgte eine Detonation und eine weitere Explosion. Das Hauptlager der Sprengstoffe und Munition blieb aber unbeschädigt.
5. Weiter kam die Findigkeit einzelner Personen ins Spiel, die wohl beschlossen haben, dass dies ein guter Anfang für ihre Superheldenkarriere sei. Das Fakeaccount eines uns wohlbekannten Kameraden erklärte, dass „die Partisanen die Verantwortung für die Explosion auf sich nehmen“. Russische und ukrainische Medien vervielfältigen diese Nachricht schnell als die am meisten provozierende.
Dadurch wurden echte Partisanen ans Messer geliefert, obwohl dieser Zwischenfall in keiner Weise mit ihnen in Verbindung stand. Die „DVR“-Leitung, die die wahren Schuldigen sehr wohl kennt, erfand für die Watnike zwei parallele Legenden: die Internetkämpfer seien davon überzeugt, dass die Lagerräume mit SS-21 (Totschka U) beschossen wurden, und die unmittelbare Gefolgschaft der lokalen Söldner sei überzeugt, dass es Diversions- und Spionagegruppen oder die Partisanen waren. Eine Hexenjagd wurde aufgenommen, in deren Verlauf mehrere aktive ukrainische Patrioten in Klappfallen geraten sind. Bravo, Karlsen, das unbewusste Reinlegen der Jungs hat einige tatsächlich existierende Pläne für weitere Operationen der Partisanengruppen durchkreuzt.
6. Da der Vorwand für die russische Invasion nun vereitelt wurde, wurde die Durchführung der nächsten Provokation hinausgeschoben. Eine Woche später hören wir über neue Provokationen und über einen Beschuss der Stadt aus schweren Geschützen, vermutlich aus mobilen Mörsern 2S4 Tjulpan.
P.S. Wir wollen niemandem unsere Schlussfolgerungen aufzwingen, aber „OPLOT“ spielte wohl bei der Vereitelung einer großangelegten Provokation mit einer großen Zahl der Toten eine positive Rolle. Oder war das Gottes Vorsehung? Jemand hat einen direkten Einschlag in die Hauptlagerräume offensichtlich verhindert und die kontrollierende Gruppe aus der russischen Armee (die zwei SPWs, die nicht zurückgekommen sind) liquidiert. Ja, in dieser Sache bleiben viele Fragen offen, aber Spekulationen mit dem Partisanenthema sind den aktiven Partisanengruppen sehr teuer zu stehen gekommen.
Persönliche präventive Gespräche haben zu keinen gewünschten Resultaten geführt, und das Fakekonto vom Karlsen wurde für bloß eine Woche gesperrt. Sobald großangelegte Provokationen wieder aufgenommen wurden, war das Fakeaccount wieder aktiv. Was ist das? Naivität eines ukrainischen Gamers, der glaubt, dass ein Krieg mit „Questen“ geführt wird oder ein vorsätzlicher Sabotageakt?
Unsere Schlussfolgerungen gründen sich nicht nur auf die erläuterten sondern auch auf hier verschwiegenen Angaben, die wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht allgemein bekanntmachen können.
Und Karlsen möchten wir sagen: „Man sollte nicht scheinen, man sollte sein“, oder wenn man keine Vorstellung von Stolperfallen und den realen Umständen hat, sollte man sich nach der alten Regel richten: „Schade nicht!“
Links zum Thema:
Roman Burko für InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel