Semjon Sementschenko ist Kommandeur des Freiwilligenbataillons “Donbas”, der vorgestern verwundet wurde. Wir präsentieren Ihnen hiermit seinen FB-Beitrag in deutscher Übersetzung.
Hätte nie gedacht, dass wir so viele echte Freunde haben. Danke an alle. Wenn man so viele aufgeregte Stimmen hört, so viel Unterstützung spürt, will man leben. Leben und nirgendwohin von dem Weg abkommen, den wir uns einst gewählt haben. Für dieses Land, für diese Menschen… Danke an alle.
Jetzt mal eins nach dem anderen. Mit mir ist alles gut. Zwei Splitter in der Hüfte (weder große Gefässe, noch Nerven getroffen), ein Splitter durch das linke Schulterblatt. Die Schutzweste wurde durchschossen, der Splitter hat das Schulterblatt zerbrochen und in der Rippe ist er steckengeblieben. Den Splitter hat man nicht rausgeholt, also wenn ihr ein Summen bei der Flughafenkontrolle hört — das bin ich))). Ärzte sagen, ich bin unter einem guten Stern geboren. Ich denke, mithilfe Eurer Gebete. Jetzt bin ich in der Notaufnahme. Ich erkläre mich hiermit verpflichtet, sie maximal in 10 Tagen zu verlassen. Fahre solange im Bataillon im Rollstuhl herum. Ein Transportmittel mehr))))
Wegen Ilowajsk. Wir sind da mit der Alarmkompanie der Ukrainischen Streitkräfte gewesen. Alle unsere Verluste sind nicht bei dem Sturm, sondern bei dem Versuch gescheitert, die Stellung in der Stadt mit wenigen Kräften zu halten. An der äußeren Stadtgrenze sind noch Checkpoints der Terroristen geblieben. Da sind aber „Schachtarsk“, „Dnjepr“, „Azow“.
Die Soldaten vom “Donbas” und der regulären Armee wehren tagtäglich Panzerangriffe ab, die Schlachten hören weder tagsüber noch nachts auf. Gegen uns sind die Tschetschenen, reguläre Soldaten Russlands, die Banden “Oplot” und “Wostok”. Die letzte Bande – unsere altbekannte, noch von Karlowka – hat heute kräftig auf die Fresse bekommen. Zwei Panzer sind vernichtet, zwei haben die weiße Fahne gehisst, zwei sind abgehauen. Die Hälfte der Infanterietruppen, die immer mit den Panzern zusammen kommen, ist vernichtet. Blau gebrannt haben auch die Munitionstransporter, die “Oplot” zur Untestützung kamen: ein KamAZ und ein Schützenpanzer.
Die Terroristen beschiessen aus Graden, es gibt Panzer, Granatwerfer, Sabotagegruppen, also – ein totaler Krieg eben. Und wir hoffen hier auf die Hilfe anderer Freiwilligenbataillone. Vor einer Stunde hat Juri Beresa, der Kommandeur vom „Dnjepr“, gesagt, dass er schon morgen in der Stadt sein wird. Ich glaube ihm. Ich hoffe auch auf die Hilfe von „Azow“ und „Schachtarsk“. Die Stadt gehört schon uns, und wenn wir noch ein wenig Druck machen, kann man Donezk von den anderen Gruppierungen trennen. Jungs, wir zählen auf Euch, gebt mehr Gas.
Zu mir sind meine Kinder gekommen. Keine Worte, einfach ein großes menschliches Glück. Und ich bin endlich ausgeschlafen! Also lasst uns optimistisch in die Zukunft blicken! Und hören Sie nicht auf die Horrorstories über die grausamen Streitkräfte Russlands, die Tschetschenen und den grossen PU. Sie alle sind nur so schrecklich, wie wir es ihnen erlauben, schrecklich zu sein. Und wir erlauben es nicht – sie werden alle wie Luftballons weggeblasen. Alles wird gut. Slawa Ukraini!
Quelle: Semjon Sementschenko; übersetzt von Irina Schlegel