
Als Epigraph zu diesem Artikel soll ein Zitat aus der russischen Zeitschrift „Unabhängiges Militär-Review“ dienen. Der Artikel darin heißt „Der übliche Nationalismus“ und gewidmet ist er natürlich… dem „amerikanischen Imperialismus“.
„120 Panzer und Schützenpanzer, die USA vor wenigen Wochen nach Lettland brachten – das ist nur einer der vielen Punkte im globalen antirussischen Wahnsinn… In Wirklichkeit werden Waffen und militärische Ausrüstung längst an die Ukraine geliefert, wenn auch in geringen Mengen. Belege sind hier eigentlich überflüssig- es genügt, sich die Uniform und Ausrüstung der Nationalgardisten anzusehen – man kann sie kaum von den Bundeswehrsoldaten oder amerikanischen Rangers unterscheiden.“
Die Haltung der russischen Ausgabe ist äusserst klar und deutlich: amerikanische Panzer in Lettland – das ist ihrer Meinung nach ein Fall für Psychiatrie; ausländische Uniform und Ausrüstung für die ukrainischen Soldaten, die in ihrem Land für ihre Freiheit kämpfen, sind gar eine „direkte Aggression“.
Nun lassen Sie uns das russische Projekt „Neurussland“ und alles, was damit zusammenhängt, mit derselben Messlatte messen. Wir werden versuchen, die Behauptungen der russischen Propaganda zu zerpflücken und diese von innen zu zerstören.
1. These: Es gibt keine russischen Soldaten in der Ukraine.
Um das zu bestätigen oder zu widerlegen, genügt es, sich die „Neurussland-Armee“ anzuschauen und sie mit der russischen Armee zu vergleichen. Es ist sehr einfach. Aber nur auf den ersten Blick.
Bild 1a, 1b, 1c: „Neurussland Armee“
Russische Propagandisten behaupten, dies sei die „Volkswehr“. Gehen wir weiter.
Bild 2: Die Armee der Russischen Föderation
Und das hier ist die Armee der Russischen Föderation. Oder andersrum? Wie sind sie von einander zu unterscheiden (multi-saisonale Felduniform zählt nicht)? Etwa nach den Fähnchen, die mit Tesafilm befestigt sind? Wenn man nach dem Typ der Uniform und Ausrüstung urteilt, wie es in dem Kreml-Artikel gemacht wird, dann sind sie gar nicht von einander zu unterscheiden! Folglich – man kann es als „eine direkte Aggression Russlands gegen die Ukraine“ bezeichnen. Und um jegliche Missverständnisse auszuräumen, führen wir hier noch ein paar Bilder dessen an, wie die Soldaten der russischen Armee aussehen können, wenn der Befehl dazu gegeben wird.
Bild 3 und 3a Georgien und Russland
Hier ein weiteres Beispiel:
Bild 4
Ein und der gleiche Mann posiert in Militäruniform mit einem Maschinengewehr „Petscheneg“ (in Russland), und vor dem Hintergrund der Tupolev UAV mit Identifikationzeichen der Ukraine. Also, wer ist er jetzt? Richtig, ein russischer Soldat – ein Aggressor.
2. These: Panzer
Wenn amerikanische Panzer in Lettland, unter der Zustimmung der Regierung von Lettland, ein Wahnsinn sind, wie soll dann die Präsenz der russischen Panzer in der Ukraine ohne die Zustimmung der Regierung der Ukraine bezeichnet werden?
Bild 7. Panzer aus Sibirien
3. These: Der mongolische Bergmann.
Die Erklärungen über die Abwesenheit der russischen Soldaten in der Ukraine stehen im starken Kontrast zum äusserlichen Erscheinungsbild einiger Mitglieder der „Volkswehr“. Die Vertreter der Völker des Zentralasiens, Sibiriens und des Fernen Ostens, die in den Reihen der putinschen Kollaborateuren gesichtet wurden, widerlegten Behauptungen der höchstrangigen russischen Schwätzer. Für diesen Fall wurde der „einheimische Wacha“ mit einem entsprechenden Aussehen erfunden.
Bild 8. Wacha
In den sozialen Netzwerken kann man auch solche „Neurussen“ aus dem Fernen Osten finden:
Bild 9. Othello
Der Vergleich mit Othello ist nicht zufällig. Der Söldner aus Jakutien mag es nicht, wenn man etwas anfasst, was ihm gehört. Diese Herangehensweise charakterisiert sehr anschaulich das System der Doppelstandards nicht nur dieses gegebenen Menschen, sondern des gesamten russischen Systems: in die Ukraine ist er offensichtlich für fremdes Gut gekommen. Und noch ein charakteristisches Detail: als Arbeitsstelle hat der „jakutische Kosake“ und Träger der russischen Geistlichkeit das private Wachunternehmen „Patriot T“ angegeben, was die Version bestätigt, dass unter dem Deckmantel von „Freiwilligen“ aktive Angestellte der russischen privaten Sicherheitsunternehmen in die Ukraine geschickt werden. Offenbar zum Geldverdienen. Für Putins Russland ist es genauso natürlich, wie die Tatsache, dass diese Unternehmen unter dem Patronat und der Mitwirkung der ehemaligen wie auch aktiven Mitarbeitern der Sicherheitsbehörden gegründet werden.
Aber wenn Sie denken, dass man Sie nicht mehr überraschen könnte, dann schauen Sie sich Fotos von denen an, die noch in den Feldern in der Nähe von Rostow ausharren und auf ihre Stunde „X“ warten.
Bild 10 und 10a: „Khan Batu“
Und wenn es das mongolische Joch nicht gegeben hat, dank der Bemühungen des Kremls ist es nun in die Ukraine gekommen.
4. These: Der Freiwillige.
Der Junge bringt offen Sympathien für Nationalisten aus Barkashows Gruppierung zum Ausdruck, lässt sich für die Entsendung in die Ukraine aber von Veteranen der russischen Geheimdienste rekrutieren, mit denen die Nationalisten verfeindet sind. Übrigens werden in die Ukraine sowohl die einen, als auch die anderen geschickt – wahrscheinlich werden sie auf diese Weise mit den Krampen der „russischen Geistlichkeit“ mit einander verlötet. So bekommt er von der geheimdienstlichen Veteranen-Organisation einen Ferienscheck für den Krieg, dessen Gültigkeit am 31. Dezember 2015 (!) endet. Und was ist danach – der Krieg wird „abgeschlossen“? Wozu brauchen Freiwillige eine Bescheinigung und wer wird diese lesen: russische Grenzsoldaten? Und welche Bedeutung hat diese Bescheinigung für die „Volkswehr“? Etwa um die „Rechenschaftslegung in Ordnung zu halten“? Also, was sind das für „Freiwillige“ und was ist das für eine „Volkswehr“?
5. These: Das U-Boot.
„Die Militärmanöver sind beendet und ihre Teilnehmer sind zu den Orten ihrer Einquartierung zurückgekehrt!“ – wird in einer Reportage des russischen staatlichen Nachrichtensenders ORT berichtet. Komisch, warum wurde denn zum Einquartierungsort der Marineinfanteristen das Millerowski Bezirk des Rostower Gebietes?
Bild 12: Marineinfanteristen
Was machen sie mit einer St. Andreas-Flagge mitten im Feld? Ihre Frauen und Mütter haben sich die Augen aus dem Köpfe in den Häfen gesehen, und sie verbuddeln hier in der ukrainischen Steppe, direkt an der ukrainischen Grenze, ihre U-Boote? Und hier ist auch der Beweis. Bereits im Februar tauchten Bilder eines Amphibien-Kettenfahrzeugs für die Minenräumung (Pionieraufklärungsfahrzeug „Käfer“), das in Donbass entdeckt wurde.
Bild 13: Käfer 1
Natürlich haben auf das Bild als Erste die Putinisten mit ihren traditionellen Erklärungen a la „Die-Volkswehr-habe-die-ukrainischen-Panzerwagen-abgepresst“ reagiert. Aber die Fahrzeuge dieses Typs fehlen in der Bewaffnung der ukrainischen Armee, die in der ATO-Zone eingesetzt wird.
Bild 14. Käfer 2
Also, wessen „Käfer“ kriechen denn nun in der Ukraine herum? Da sind sie ja: in der Region Rostow stehen russische Pioniertruppen zusammen mit diesen „Käfern“ (!)
Bild 15: Käfer in Millerowo.
Mehr noch- den nordischen Marineinfanteristen, die sich auch „verlaufen“ haben, stehen diese Fahrzeuge standardmässig zur Verfügung.
Bild 16: Käfer der Marineinfanteristen
Somit kann man weitere Behauptungen über die von der ukrainischen Armee „abgepresste“ Militärtechnik auch in den Müllkorb der russischen Propagandafakes werfen.
Was haben wir denn nun nach der Sichtung dieses Kaleidoskops der Thesen? Alle Spuren, Foto- und Videobeweise sowie zahlreiche Dokumente über die „neurussische Katastrophe“ führen zum Kreml…
Dieses Material wurde von Al Gri für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Andrij Topchan/Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
P.S. In diesem Artikel gibt es auch ganz wunderbare Photos der „Volkswehr“: http://politolog.net/analytics/privet-ot-rossijskix-dobrovolcev-foto-v-otzhatyx-domax-donbassa-ne-tolko/