
Autor: Digital-Spezialist Alexey Minakov, «Novoye Vremya». Auf dem Foto ist Alexey Minakov auf dem Roten Platz in Moskau zu sehen. Das Foto stammt aus dem privaten Archiv des Autors aus dem Jahr 2013.
Unter Einsatz des staatlichen Monopols auf die Medien verbreitet Russland zunehmend intellektuell anspruchslose Fakes.
Wie haben wir uns doch geirrt, als wir dachten, dass die Sujets des Vorjahres über den gekreuzigten Jungen in Slowjansk und den zwei Sklaven für die Nationalgarde der Gipfel wären! Es stellte sich heraus, dass dies nur der Anfang einer ganzen Reihe von Meisterstücken der Absurdität war. Wobei die Verbreitung unsinniger Informationen in gewisser Weise ihre Ziele erreicht – die Russen schlucken sie mit Freude, gar ohne sich zu verschlucken. Im Unterschied zu ihren Nachbarn beobachten die Ukrainer die absurden Lügen der russischen Medien lediglich von der Seite, um sich zu erheitern. Weiter unten folgt die Übersicht der markantesten Fakes des sich zu Ende neigenden Jahres, die für immer in die Geschichte der Schande des russischen Journalismus eingehen werden.
1) „Besoffene Farbige in Debalzewe tanzen auf Panzern und richten Maschinengewehre auf Menschen“
Der Fernsehsender LifeNews sendete eine Nachricht mit der unglaublichen Erzählung einer Einwohnerin von Debalzewe: „Ein Schützenpanzer fährt auf der Straße und auf ihm tanzen betrunkene Farbige und richten Maschinengewehre auf die Menschen… Es läuft eine Oma mit ihrer Enkelin vorbei, sie richten die Waffen auf sie, die Oma fällt um und die Soldaten stehen da und brüllen vor Lachen“. Man möchte hoffen, dass der vor Kurzem angekündigte Personalabbau von 30 Prozent diesem Goebbelschen Sender eine Abkühlung verpasst.
2) „Der Touristenstrom auf die Krim wächst in einem beispiellosen Tempo“
Die Propagandisten haben den Werbespot „Also, auf die Krim“ aufgenommen und später fingen sie an, die Zahlen zu manipulieren. Der Sender „NTW“ meldete einen Zuwachs von 70-80 Prozent der Touristenströme im Vergleich zu 2014. Bedauerlicherweise haben sie vergessen, das aufgrund der Annektion fast vollständige Fehlen von Touristen auf der Halbinsel im letzten Jahr zu erwähnen. Die Urlaubssaison auf der Krim war dieses Jahr jedoch gescheitert und aufgrund der Energieblockade wird auch keine Besserung im nächsten Jahr erwartet.
3) „SBU-Offiziere schossen die Boeing mit dem Flugabwehrraketensystem BUK ab“
Die „Komsomolskaja Prawda“ veröffentlichte ein gestelltes Video aus der Innenkabine des Flugabwehrraketensystems „BUK“, das die Beteiligung der Ukrainer an dem Abschluss des Airliners beweisen sollte. Freilich sieht eine fabrizierte Aufnahme neben der letztjährigen Version darüber, dass im Flugzeug bereits tote Passagiere flogen, nicht so grell aus.
4) „Jazenjuk hat in Tschetschenien gekämpft und bei Folter und Erschießungen von russischen Kriegsgefangenen teilgenommen“
Der Vorsitzende des russischen Ermittlungskomitees warf in seinem Interview bei einem der Verlagswerke dem smarten ukrainischen Premierminister Arsenij Jazenjuk abenteuerliche Gräueltaten vor. Später wurde die idiotische Meldung sogar von dem tschetschenischen Oberhaupt Ramsan Kadyrow dementiert.
5) „Saakaschwili hatte Sex mit einer minderjährigen Mätressen-Transe“
Der Fernsehsender „NTW“ zeigte das fast einstündige Sujet „Im Bett mit Saakaschwili“, in welchem er die Zuschauer mit Geständnissen der angeblichen heimlichen Geliebten des Gouverneurs des Gebiets Odessa schockierte. Es ist kein Geheimnis, dass in das Team von Micheil Saakaschwili attraktive Frauen aufgenommen werden, aber Sex mit einer minderjährigen Blondine, die zudem ein Mann gewesen ist, war offensichtlich zu viel. Micheils Sekretär würdigte dies nicht einmal mit einem Kommentar.
6) „Der betrunkene Poroschenko, der zu Putin aufbrechen wollte, wurde am Flug Kiew-Moskau gehindert“
Der „Moskowski Komsomolez“, „REN TV“ und andere russische Medien verbreiteten die Ente darüber, dass der Präsident der Ukraine, der sich im betrunkenen Zustand am Flughafen befand, dringend nach Moskau fliegen wollte. Die Nachrichtenquellen bezogen sich dabei auf ein deutsches Rundfunkunternehmen, dessen Sprecher wiederum diesen Blödsinn dementierten.
7) „In ihrer Russophobie wahnsinnig gewordene Ukronazis rissen auf barbarische Weise das Monument „Mutter-Heimat“ nieder“
Im Sozialnetzwerk „Odnoklassniki“ ist ein Post von dem Denkmal „Mutter-Heimat“ ohne Kopf und mit der Unterschrift „genug gehüpft?“ aufgetaucht. Die Sensation wurde mit Freude von einem großen Watnik-Publikum in den Sozialnetzwerken aufgegriffen. In Wahrheit war es ein Foto aus dem Jahr 1980, auf dem der Bauprozess des Monuments eingefangen wurde.
8) „Die Ukraine ist auf IS-Liste der 60 feindlichen Staaten geraten“
Das Video, das angeblich von der Terrororganisation IS gedreht wurde, beinhaltet eine Liste von Gegnern, in der warum auch immer die Ukraine und andere friedliche Staaten aufgeführt werden. Experten bemerkten, dass die Autorenhandschrift und der Stil der Aufnahme von einer Produktion im russischen Studio My Duck’s Vision sprechen, das bereits mit seinen viralen Videos über iPhone-Lagerstätten auf dem Grund des Ozeans und einem Netzwerk geheimer Bunker von McDonald’s Berühmtheit erlangte.
9) „Tausende Ukrainer freuen sich über den Absturz des Flugzeugs mit den russischen Passagieren in Ägypten“
Die Armee der russischen Trolle hinterließ in unterschiedlichen Internet-Quellen und sozialen Netzwerken als ukrainische Nutzer zynische Kommentare, in denen sie anlässlich der Katastrophe jubelten. In russischen Medien tauchten sofort große Schlagzeilen über die Herzlosigkeit der Ukrainer auf, obwohl eine Vielzahl ukrainischer Politiker ihre Anteilnahme bekundeten und einfache Leute Blumen zur der russischen Botschaft brachten.
10) „Ab dem 1. Januar 2016 wird es Männern bis 45 verboten sein, aus der Ukraine auszureisen“
Der unverblümte russische Fake verbreitete sich in vielen ukrainischen Verlagswerken, schaffte es jedoch nicht, zur Nachricht des Tages zu werden. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte reagierte umgehend auf den Fake und veröffentlichte einen Facebook-Post: „Väterchen Frost wird nicht zu denjenigen kommen, die Gerüchte und ungeprüfte Informationen verbreiten.“.
Unter diesen Fakes befinden sich keine Beispiele der grandiosen Lüge, die in den berüchtigten Sendungen der Sprachrohre des Kreml Wladimir Solowjow, Dmitri Kisseljow und Pjotr Tolstoy ertönte. Es besteht kein Zweifel daran, dass durch den Einsatz des staatlichen Monopols auf die Medien, Russland die Verbreitung von intellektuell immer anspruchsloseren Fakes fortsetzt, die in der Ukraine lediglich als Anlass zum Lachen dienen. Es bleibt jedoch nach wie vor eine aktuelle Frage: Sind die Russen selbst es tatsächlich nicht leid, diese Geschichten aus dem Wiener Wald zu hören?
Alexey Minakow; übersetzt von Kateryna Matey
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