Es ist bald zwei Jahre her, dass das internationale Freiwilligenteam InformNapalm im Informationskrieg die Lügen der Kremlpropaganda niederbrennt. Wir präsentieren stichhaltige Fakten des heimlichen Krieges Russlands gegen die Ukraine. In dieser Zeit haben unsere Aktivisten mehr als einmal festgestellt, dass die russischen Besatzer sich auf allen Kommandoebenen nicht durch Intelligenz und Cleverness auszeichnen. Ganz zu schweigen von solchen Dingen wie Ehrgefühl und Würde. Ihr Pathos und „Mut“ verschwinden nach jeder Entlarvung, wenn sie durch die Gegenspionage und Politoffiziere entsprechend „belohnt“ werden und mutlos kompromittierendes Material löschen. Es gibt allerdings auch Fälle, wenn Möchtegern-Spezialisten aus den russischen Streitkräften sowie Aufklärungseinheiten der Hauptverwaltung wiederholt auffallen – Das kann man nur als geradezu dumm bezeichnen.
Neun Monate sind vergangen seit der wichtigen OSINT-Untersuchung von InformNapalm, „Militärangehörige der 22. Speznas-Brigade GRU Russlands, die im Luhansker Gebiet agiert, wurden identifiziert“, in der Nachweise vorgestellt wurden, die die Präsenz von Militärangehörigen der 22. Brigade Spezialkräfte der Aufklärungshauptverwaltung des Generalstabs der russischen Streitkräfte (GRU) im besetzten Luhansk bestätigen (Einheit Nr. 11659, Ortschaft Stepnoj, Gebiet Rostow). Nach der Veröffentlichung wurden die Profile der Protagonisten (im sozialen Netzwerk, Anm. d. Übers.) natürlich gelöscht.
Eine der Hauptfiguren der besagten Untersuchung ist der russische „Forrest Gump“, Sanitätsausbilder, Aufklärer und Zeitsoldat Iskander Garipow. Er hatte in seinem Profil eine Reihe von Fotos vor dem Hintergrund von Sehenswürdigkeiten in Luhansk platziert: Dem Panzerdenkmal des 1. Weltkriegs, „Mark-5“, im Park der Freundschaft der Völker und im zoologischen Garten. Damit deckte er die Entsendung mit Kampfauftrag der Einheit der 22. Brigade Spezialkräfte der Aufklärungshauptverwaltung praktisch eigenhändig auf. Neun Monate danach haben wir Garipow wieder entdeckt, diesmal als „Sascha, den Doktor“.
Bildunterschrift: Garipow befindet sich in der Mitte
Persönliche Daten: Iskander Garipow, die gelöschte Seite im sozialen Netzwerk „VK“ (archiviertes Profil und Fotoalbum). Militärischer Werdegang: Wehrdienst bei der Nordflotte; darauffolgend Zeitsoldat bei der 346. Brigade Spezialkräfte der Aufklärungshauptverwaltung (Einheit Nr. 31681, Kabardino-Balkarien, Prochladnyj); danach bei der 22. Brigade Spezialkräfte der Aufklärungshauptverwaltung (Einheit Nr. 11659, Ortschaft Stepnoj, Gebiet Rostow). Er hat eine Fallschirm-Ausbildung in Mosdok (Nord-Ossetien), eine Spezialausbildung im Ausbildungszentrum für Aufklärungseinheiten auf dem Gebirgsübungsplatz Darjal (Nord-Ossetien) und einen Speziallehrgang auf der Basis der 16. Brigade Spezialkräfte (Einheit Nr. 54607 in Tambow) absolviert. Außerdem wurde er in der Terroristen-Datenbank des Zentrums „Mirotworez“ verewigt.
Es war nicht schwer Garipow in seinem neuen Gewand ausfindig zu machen. Man musste einfach online nach seiner bereits bekannten Skype-ID suchen: iskan3467.
Bildunterschrift: Auf dem Screenshot sind Treffer einer Google-Suche zu sehen. Dabei ist seine alte und wahre Identität „Garipow Iskander“ (Гарипов Искандер) und ganz unten die neue „Doktor Sascha“ (Доктор Саша)
Jetzt tritt Garipow als „Doktor Sascha“ auf (archiviertes neues Profil, Fotoalbum und Kontaktliste). Das Profil wurde am 11. Juni 2015 angelegt, eine Woche nach dem Luhansker Fiasko des Möchtegern-Soldaten. Im Bereich persönlicher Daten hat Garipow über die Skype-ID hinaus Geburtsdatum und –ort eingetragen – die Stadt Arsk. Mit Hilfe der neuen Angaben und besonders des Geburtsorts ließen sich weitere Informationen bezüglich unseres zweifachen Protagonisten ausfindig machen. Dazu gehören zwei von ihm vergessene Profile in den Netzwerken „VK“ (VKontakte) und „OK“ (OdnoKlassniki), die interessante Informationen lieferten. Aus der persönlichen Information des „Doktors“ folgt, dass Garipow im Jahr 2018 die Militäruniversität in Kasansk abschließen sollte. Dem Anschein nach war diese Offiziersausbildung nicht erfolgreich und der Grund ist wahrscheinlich die von uns nachgewiesene Idiotie des Protagonisten, dem statt einer Offizierskarriere die Rolle eines inkompetenten Zeitsoldaten zuteil geworden ist. Zusätzlich muss der Freundeskreis des Soldaten erwähnt werden, zu dem mehrere Dutzend weitere Spezialkräfte der Aufklärungshauptverwaltung zählen. Darunter sind auch russische Pseudo-Freiwillige „Neurusslands“, die offenbar aktive Militärangehörige sind und Operationen unter dem Kommando der russischen Streitkräfte im Donbass durchführen. Außerdem hat Garipow auch ein Foto mit ihm und seiner Lebensgefährtin hochgeladen.
Andere öffentliche Quellen, die Informationen über Garipow bereithalten (russ.):
- https://phonenumber.onl/phone/79113408775
- http://sprashivai.ru/iskan77
- http://ribnaya-sloboda.tatarstan.ru/rus/index.htm/news/25708.htm
Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass InformNapalm basierend auf der ersten Untersuchung, deren Teil Garipow war, ein kurzes Video erstellt hat. Der Titel ist „Was es alles in Luhansk zu sehen gibt“.
Anmerkung: Idiotie kommt vom altgriechischen Idiotes (ἰδιώτης) und bedeutete ursprünglich „Privatperson“. Nach und nach änderte sich die Bedeutung zu „Laie“ bis hin zu „Pfuscher“ und „geistig Behinderter“ oder „Narr“.
Das Material dieser Publikation wurde im Rahmen einer OSINT-Untersuchung des internationalen Freiwilligenteams InformNapalm zusammengetragen; übersetzt von Viktor Duke. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
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