
Im Laufe einer längeren OSINT-Untersuchung von InformNapalm wurde die genaue Lage eines gemeinsamen Truppenlagers russischer Soldaten aus der 138. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade (Einheit Nr. 02511, Kamenka, Gebiet Leningrad, Westlicher Militärbezirk) und der Soldaten einer Fla-Raketeneinheit der 20. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade (Einheit Nr. 22220, Wolgograd, Südlicher Militärbezirk) ermittelt, über welches wir bereits früher berichtet haben.
Nach der Analyse von mehreren Hunderten Profilen russischer Soldaten wurde deutlich, dass sich diese Einheiten zumindest seit Sommer 2014 permanent an der Grenze zur Ukraine befinden sowie Kampfaufgaben auf dem Territorium des okkupierten Donbas ausführen. Wobei die Soldaten diese Kampfaufgaben in Uniform der sogenannten „Volkswehr“ mit Chevronen der „DVR/LVR“-Abteilungen (oder „Neurusslands“) ausführen.
Lage des Feldlagers.
Bis zur Mitte des Sommers 2014 gab es ein großes Lager bei der Ortschaft Kujbyschewo (Gebiet Rostow, Russland), das mit verschiedener Technik, Bewaffnung, Munition und sogar mit einem Hubschrauberflugplatz ausgestattet war. Das alles kann man auf Google Karten vom 15.08.2014 sehen.
Und nun wird ab dem 14.09.2014 auf Google-Karten deutlich, dass das große Lager faktisch leer geworden ist.
Nachdem wir die Karten um das Dorf Kujbyschewo herum analysierten und diese mit Angaben aus den Profilen russischer Soldaten verglichen, wurde uns klar, dass das große Lager in mehrere kleine aufgeteilt wurde. Die Fernmelde- und Luftabwehr-Soldaten wurden auf der Höhe untergebracht – das sind eben die Soldaten aus den 138. und 20. selbstständigen motorisierten Schützenbrigaden, was auch die Fotos weiter unten belegen.
Dafür befindet sich das Munitionslager, über welches bereits früher berichtet wurde, etwas tiefer in der Schlucht auf dem Gelände usw. Das sind nicht alle Lager in dieser Gegend, aber die Hauptlager in der Nähe des Dorfes Kujbyschewo.
Aktuelle Lage des Truppenlagers russischer Soldaten aus den 138. und 20. Brigaden auf Google-Karten und Yandex-Karten.
Die Verbindung sowie die Zugehörigkeit zu diesem Lager aller weiter unten im Artikel angeführten russischen Soldaten kann man leicht anhand der Fotos zurückverfolgen (dafür sind die Schlüsselfiguren beschriftet), auf denen Soldaten entweder zusammen oder an verschiedenen Stellen des Truppenlagers posieren: neben dem Wasserbecken, das sich unweit des Lagers befindet, im Dorf Kujbyschewo, und manche russische Soldaten wurden gar auf dem Territorium der Ukraine im okkupierten Donbas registriert.
Nun stellen wir der Reihe nach die Hauptbeweise vor.
Bei dem Fernmeldemann Wanja Podoroschni aus der 138. Brigade beobachten wir auf den Winterfotos interessante Militärtechnik: eine Funkmessstation „Kasta“ und im Hintergrund noch drei Einheiten Fla-Raketenkomplexe „Tor“.
Wir erinnern daran, dass im Januar 2015 ein Fla-Raketenkomplex „Tor“ in Schachtarsk (Ukraine) gesichtet wurde, und diese Stadt sich direkt neben Kujbyschewo befindet. Hier ein Frühlingsfoto mit dem Fla-Raketenkomplex „Tor“ bei Alexander Okowanzew aus demselben Lager:
Ruslan Isbajew posierte auch vor einem Fla-Raketenkomplex „Tor“. Achten Sie bitte darauf, dass der russische Soldat hier bereits mit Chevronen der „DVR“ und „Neurussland“ auftritt. Höchstwahrscheinlich ist der Aufnahmeort dieses Fotos noch das Lager beim Dorf Kujbyschewo – vor einer weiteren Kriegs-“Dienstreise“ in den ukrainischen Donbas. Wir möchten an der Stelle gleich anmerken, dass man den russischen Soldat Ruslan Isbajew nicht zum letzten Mal mit diesen Chevronen sieht.
Dank einem anderen russischen Militärangehörigen, Alexander Kokschin, sehen wir, dass von einem Lagerteil aus das Wasserbecken zu sehen ist, das sich in der Nähe befindet (hier auf der Karte). Dort wird man noch viele andere russische Militärs sehen, uns interessieren aber hier in erster Linie Ruslan Isbajew und Wlad Sadownitschij.
Alexander Kokschin. Hinten links: Wasserbecken
Links: Wlad Sadownitschij. Rechts: Timur Sagandykow und Ruslan Isbajew. Hinten links: Wasserbecken
Weitere Schlüsselfotos aus dem Lager:
Viele russische Soldaten aus diesem Lager ließen sich am Denkmal im Dorf Kujbyschewo fotografieren (Foto auf Panoramio), hier sind manche davon:
– Alexej Artjuschin, der von uns bereits im März dieses Jahres registriert und in einem Artikel erwähnt wurde. Achten Sie bitte darauf, dass Artjuschin in jenem Artikel auf dem ersten Foto in einer Uniform der „DVR-Volkswehr“ abgelichtet wurde und neben ihm noch ein russischer Soldat in derselben Uniform und mit einem Chevron „Neurusslands“ zu sehen ist.
– Wlad Sadownitschij, russischer Soldat, der auch in einer „DVR-Volkswehr“-Uniform und mit „DVR“- und „Neurussland“-Chevronen abgelichtet wurde. Siehe Foto unten.
Es stellt sich heraus, dass es unweit dieses Lagers einen kleinen Hubschrauberflugplatz gibt, wobei dieser nicht so gut ausgestattet ist, wie der Flugplatz im Truppenlager. Hier ist er:
Fotos aus dem ukrainischen Donbas.
Wanja Podoroschni – der Star des Artikels, russischer Soldat aus der 138. Brigade, bei dem wir interessante Fotos fanden.
Ein Foto vor einem militärischen KamAZ mit den Nummernschildern „DK 3106“ und mit „DVR“-Chevronen auf seiner Uniform, was von seiner Zugehörigkeit zum „Donezker Korps“ spricht, also zur „DVR“.
Man sollte an dieser Stelle auch die Zugehörigkeit des KamAZ-LKWs mit dem Nummernschild „DK 3106“ zu einer Abteilung der „DVR“-Luftabwehr erwähnen. Dies belegt das Foto mit Technik im Hof der Servicestation KomAuto (Adresse: Setschenow-Straße 7, Donezk): Autos mit den Nummern „DK 3111“, „DK 3109“ mit aufgetragenen taktischen Zeichen an der Tür, und zwar einem Quadrat mit einem Pfeil in der Mitte.
An der Setschenow-Straße wurde die Bewegung eines Fla-Raketenkomplexes „Strela-10“ mit diesem taktischen Zeichen – Quadrat mit einem Pfeil – im Raum des Geschäfts „DonezkRyba“ registriert. (https://www.youtube.com/watch?v=GwDdqh761fI)
Uns liegen nun Fakten vor, wie leicht sich ein russischer Soldat in einen „Volkswehr“-Soldaten verwandelt, wie frei sich russische Soldaten über das Territorium Russlands mit Chevronen der sogenannten „Neurusslands-Volkswehr“ (oder „LVR“, „DVR“) bewegen, wie sich russische Militärtechnik mit den „DK“-Nummernschildern frei und ohne Begleitung durch Russland bewegt und dabei niemand aus den Rechtsschutzorganen sie anhält, und es nicht mal irgendwelche Fragen seitens russischer Behörden an diese Soldaten gestellt werden, und sie auch nicht festgehalten werden. Warum?
Tja, weil „DK“ – das ist das Donezker Korps der russischen Armee, und dementsprechend ist auch „LK“ – das Luhansker Korps der russischen Armee – Schluss, aus, Ende. Und all diese Rhetorik über die „Volkswehr“ unter verschiedenen Bezeichnungen wie „DVR“, „LVR“ usw. ist eine reine Fiktion, die auf „das-sagen-wir-jetzt-nicht-laut“ und den endlosen Ausdruck der Besorgnis gerichtet ist…
Dieses Material wurde von @BuTaJIu4eK, krmvictory und Irakli Komaxidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
CC BY 4.0
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