Am 1. Dezember begann in russischen sozialen Netzwerken, Blogs und Medien eine weitere informationspsychologische Operation zur Abschreckung der Bevölkerung der besetzten Teile der ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk und zur Diskreditierung der ukrainischen Streitkräfte. Alle großen Webseiten und Informationsagenturen der prorussischen Söldner, die ihr Vorgehen mit den russischen Medien koordinieren, schalteten sich zu dieser Operation ein.
Am 2. Dezember hat InformNapalm eine Analyse dieser Operation durchgeführt. Wir haben herausgefunden, auf welche Art und Weise diese Informationen im Netz verbreitet werden, wer ihre Quelle ist und welche wichtigen russischen Medien an ihrer Verbreitung beteiligt sind. Näheres dazu im folgenden Artikel: “DPR” militants and Russian media intimidate the population of Ukrainian occupied territories with new fakes“.
Die Freiwilligen von InformNapalm haben nicht nur die Informationskomponente dieser Fake-Meldung sondern auch die Inszenierungsfotos des agitatorischen Geschosses A1ZhD für die 122-mm-Geschütze D-30 und Panzerhaubitzen „Gwosdika“ analysiert.
Warum die Fotos des Geschosses A1ZhD ein Fake sind
Im Netz haben wir vier Fotos gefunden, die die Söldner als „Beweise“ darstellen. Zum besseren Verständnis haben wir die Fotos in eine Collage montiert.
Man sollte folgende Details betrachten: Das Fehlen eines Blinddeckels, die Tiefe der aufgeworfenen Erde und die Flugblätter, die ohne Verschiebung zusammengerollt sind. In dieser Form hätte das Geschoss A1ZhD nicht anfliegen können – es wurde extra für die inszenierten Bilder „eingepackt“.
Derartige Agitationsgeschosse werden von beiden Seiten des Konflikts im Donbas benutzt: sowohl von ukrainischen Streitkräften als auch von russischen regulären Truppen und terroristischen Bandenformationen.
Zum Beispiel demonstrierte die propagandistische Quelle der Söldner NewsFront am 15. Februar 2015 ein Video, in dem eine maskierte Person detailliert über die Anfertigung von solchen Geschossen zum späteren Abwurf über der Stadt Debalzewe erzählt. Achten Sie bitte auf den Blinddeckel, die Art des Zusammenrollens von Flugblättern (in mehreren Schichten) sowie auf die Präzisierung, dass ein solches Geschoss „ein ganzes Haus zusammenbrechen lassen“ könnte.
Theorie und Praxis. Bei der Inszenierung des Fakes haben die Söldner Details außer Acht gelassen
Auf dem Foto ist zu sehen, dass das Geschoss in einem kleinen Schlagloch auf leicht aufgeworfener Erde liegt, wobei seine Schlagkraft bei einem Gewicht von 20 Kg ausreichen würde, um sich anderthalb Meter tief in die Erde einzugraben. Somit sind der zerbrochene Zaun und die aufgeworfene Erde nur eine missglückte Imitation eines Anflugs eines angeblichen Blindgeschosses.
Die Fotos des Geschosses mit den Flugblättern auf der Erde – noch bevor die Person in russischer Tarnuniform dieses in die Hände genommen hat – sehen ebenfalls unglaubwürdig aus: Bei dem angeblichen Blindgeschoss fehlt der Blinddeckel, der bei der Vorbereitung eines derartigen Geschosses aufgeschraubt wird. Falls so ein Blinddeckel fehlt, verbrennen die Flugblätter wegen des brennenden Pulvers im Geschützlauf sofort.
Hier sehen Sie Beispiele für echte Agitationsgeschosse. Details haben immer eine Bedeutung:
Schematische Abbildung des Prinzips der Arbeit eines agitatorischen Geschosses:
Das Ziel dieses weiteren russischen Fakes ist die Abschreckung der Bevölkerung der besetzten Territorien der Ukraine. Die Propagandisten fertigten die Flugblätter selber an und berichteten dann, diese würden mittels Agitationsgeschosse angeblich von den Streitkräften der Ukraine verbreitet, wobei selbst der Text der Flugblätter in russischer Sprache mit Drohungen, Frauen und Kinder zu ermorden, absurd ist.
Dieser Fake ist bei Weitem nicht so harmlos, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Er ist viel gefährlicher und nicht weniger episch, als der „gekreuzigte Junge in Unterhosen“ oder die „Ermordung und Verspeisen von Gimpeln“. Sein Ziel ist, Angst und Hass bei der Bevölkerung der besetzten Territorien hervorzurufen und die Menschen, basierend auf diesen menschlichen Emotionen, dazu zu bringen mit den Söldnern zusammenzuarbeiten und neue Söldner für das 1. russische „DVR“-Besatzungskorps zu rekrutieren.
Dieses Material wurde von Kusjma Tutow und Roman Burko exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel; editiert von Klaus H. Walter.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich ( Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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