InformNapalm verfügt über ein exklusives Video eines Dialogs zwischen einem russischen Söldner und einem ukrainischen Ermittler, das in einem Feldlager aufgenommen wurde. Im Video kommt Vulgärsprache vor, aber im Großen und Ganzen ist es recht zivilisiert. Die Antworten des russischen Söldners sind ein Beispiel für die Absurdität der russischen Propaganda, ihre Horrormärchen über den „Rechten Sektor“, die „Kyjiwer Junta“ und andere Stempel, die russische Medien versuchen, der Ukraine aufzudrücken.

Wir erinnern daran, dass in der zweiten Oktoberhälfte ein „DVR“-Söldner bei Debalzewe gefangengenommen wurde, und zwar ein russischer Staatsbürger aus Noworossijsk namens Fjodor Ustinow, geb. 1983. Bei dem Festgenommenen wurden ein Ausweis der terroristischen Organisation „DVR“ gefunden, sowie eine RPK-74 (Kalaschnikow) mit Patronen und eine geladene RPG-18 „Mucha“ beschlagnahmt.

Der SBU berichtete über seine Festnahme am 21. Oktober und veröffentlichte ein Foto des Söldners auf seiner Website und FB-Seite. Wir möchten unseren Lesern nicht nur sein Foto, sondern auch die Video-Trilogie „Vernehmung eines russischen Söldners“ zur Verfügung stellen. Unten finden Sie die Abschrift dieses Dialogs, der äußerst interessant und beispielhaft für die Opfer von Kremlpropaganda ist.

Hiermit präsentieren wir den ersten Teil der Trilogie. 

Abschrift des Dialogs

Ukrainischer Ermittler: – Den Streitkräften welchen Landes gehörst du an?

Russischer festgenommener Söldner: – Ich bin für mich.

– Weißt du, was das Genfer Abkommen ist?

– Hab‘ davon gehört.

– Was es besagt, weißt du es? Ich enthülle dir mal ein Geheimnis, vielleicht öffnet es dir ja die Augen… Laut dem Genfer Abkommen gibt es so einen Begriff wie «Kombattant» und «kein Kombattant» – weißt du, was das bedeutet?

– Nein…

– Ach so… du bist in den Krieg gegangen, und weißt gar nicht, was das sein soll? «Kombattant» ist ein Mensch, der den Streitkräften eines bestimmten Landes angehört. Beziehungsweise den staatlichen Gewaltbehörden dieses Landes angehört. Also bedeuten alle Chevrone, Abzeichen, Embleme – einen «Kombattanten», auf ihn erstreckt sich das Genfer Abkommen, er muss versorgt werden usw. Und dann gibt es den Begriff «Nichtkombattant». Und auf den «Nichtkombattanten» erstreckt sich rein gar nichts. Also stelle ich dir die Frage: bist du ein «Kombattant» oder ein «Nichtkombattant»? Gehörst du irgendwelchen regulären Streitkräften an oder überhaupt nicht?

– Ich stehe im Dienst der Donbas-Volkswehr.

– Die «Donbas-Volkswehr» – was ist das?

– Streitkräfte der DVR.

– Was ist „DVR“?

– Das ist ein Staat.

– Mein Freund, du sollst wissen – so einen Staat gibt es nicht. Um ein Recht auf Selbstbestimmung zu haben, musst du selbstständig sein… jemand muss dich anerkennen… richtig?

– Das Volk äußert sein Recht.

– Das Volk äußert sein Recht… es äußert sein Recht auf Selbstbestimmung… Und jetzt muss man all diese Maßnahmen anerkennen, was?

– Wer? Die amerikanische Regierung?

– Und was hat die amerikanische Regierung damit zu tun? Fjodor? Nenne ich dich richtig: Fjodor?

– Ja.

– Woher bist du? Nochmal? Noworossijsk?

– Ja.

– Wie bist du hierhin geraten?

– Bin einfach gekommen.

– Wie bist’n du „einfach gekommen“? Die Sache ist… um einfach zu kommen… ich hab‘ ganz normal die Grenze überquert, wie bist du denn gekommen?

– Durch die Grenze, sie ist offen – man kann einfach durchgehen.

– Das nennt man unbefugtes Eindringen auf das Territorium eines anderen Staates.

– Ach, komm… was für ein Schwachsinn.

– Was bist du denn von Beruf?

– Ökonom.

– Ökonom? Und du, Ökonom, hast eine Waffe in die Hände genommen und bist einfach so los?

– Ja, ich konnte es nicht mehr mitansehen…

– Was genau mitansehen?

– Wie Zivilisten getötet werden…

– Hast du es denn selbst gesehen, wie Zivilisten getötet werden?

– Mit meinen eigenen Augen nicht.

– Auf dich erstreckt sich nicht die Regel: bis ich es selbst sehe, selbst anfasse, glaube ich es nicht?

– Teilweise.

– Teilweise?? Wie kann man etwas beurteilen, was du nicht mit eigenen Augen gesehen hast?

– Wie kann man das denn sehen? Dann müsste ich dem Rechten Sektor beitreten…

– Wozu? Warte-warte. Wie deine Kumpels meine Kumpels abschießen – das beobachte ich, der nicht der „DVR“ angehört, ständig… Hab’s persönlich gesehen. Und dazu gibt es Bestätigungen. Leider Gottes, zeige ich es dir jetzt nicht, aber ich habe ein Video davon, wie die Leichen unserer Soldaten mit Einschusswunden im Hinterkopf und Ausschusswunden im Stirnbereich zurückgebracht wurden, wobei die Expertise bestätigt hat – und man hat es auch ohne das Gutachten sehen können – dass ihnen allen die Hände hinter dem Rücken gebunden worden waren. Also wurden sie ganz einfach erschossen. In den Hinterkopf. Das kann ich dir beweisen. Ich habe es persönlich gesehen. Und zu sagen, dass irgendjemand da vom Rechten Sektor… Ihr habt mit diesem Rechten Sektor schon alles vollgemacht, Wixxer… Hast du diesen Rechten Sektor selber gesehen? Bist du schon lange im Krieg?

– So richtig nicht.

– Wie lange beteiligst du dich am Krieg?

– Seit September.

– Seit September… Und du hast noch nie den Rechten Sektor gesehen?

– Ich stehe immer auf der Checkpoints.

– AN DEN Checkpoints! Scheiße, du radebrechst hier gerade die „große und erhabene russische Sprache“! Ein Mensch mit ’nem Hochschulabschluss. Verstehst du das? Ich schäme mich, dass du so die Sprache radebrechst. Also, wen bekriegst du denn jetzt genau? Geister? Wenn du bislang niemanden gesehen hast? Ich bringe dir noch das Video, das ich erwähnt habe… meinen Worten glaubst du ja nicht. Du wirst sehen… mit deinen eigenen Augen.

– Das ist eine Provokation.

– Ja, ist klar. In diesem Video ist ein Mensch und dann wurde dieser Mensch gefangengenommen – ist alles eine Provokation. Ich spreche gerade mit dir, das ist auch eine Provokation… Ich habe eine Frage: du bist also zum Checkpoint gekommen… und hier die Frage: warum bist du dahin gekommen, verdammt?

– Zivilisten verteidigen.

– Vor wem verteidigen?

– Vor denen, die töten.

– Und du? Wer bist du? Jetzt wirst du auf mich schießen, und warum? Kann ich mal fragen?

– Weil du auf mich schießen wirst.

– Hab‘ ich auf dich geschossen? Auch nur einmal?

– Nein… aber jetzt.

– Ach, jetzt… gut, ich bin für dich ein Feind, ich spreche hier mit dir… Merke, auf Russisch. Ich spreche besseres Russisch als du… verstehst du… und dann komme ich zu deinem Checkpoint… in einer ukrainischen Uniform… ja? Einer militärischen… Und du wirst auf mich das Feuer eröffnen… Warum wirst du denn auf mich schießen?

– Ich werde doch gar nicht schießen…

– Mein Freund, wenn das nicht so wäre, hätte ich diese Frage jetzt nicht gestellt.

– Leute beschießen, die sich einfach nur dem Checkpoint genähert haben?

– Weißt du, wie oft ich unter Beschuss deiner „DVR“ gekommen bin? Dabei habe ich nie das Feuer auf sie eröffnet. Weißt du, wie oft? Sogar wenn ich einfach nur zu Verhandlungen kam…

– Wie oft?

– Über 20 Mal! Es bewegt sich eine Militärtechnikkolonne. Ich betone, auf dem Territorium ihres eigenen Landes. Und dann fangen solche Leute wie Du an, auf sie zu schießen. Frage: Aus welchem Grund?

– Es gab bestimmt eine Vorgeschichte…

– Warte. Welche Vorgeschichte, Scheiße?

– Er musste also schießen…. Hat sich bestimmt schon so eine Ethik herausgebildet…

– Was-was hat sich herausgebildet? ETHIK???

– Ja…

– Ethik der Kriegsführung? Wo sind deine Abzeichen? Wo ist deine Zugehörigkeit zu irgendeinem Staat abzulesen? Ethik der Kriegsführung… Erzähl‘ mir hier nichts von militärischen Angelegenheiten, mein Freund… Ich habe zwei militärische Ausbildungen, im Unterschied zu dir… Nicht für Salo oder Wodka gekaufte… sondern verdiente… Verstehst du, mein Freund? Und nicht Du, ein Ökonom, wirst mir was über die Ethik der Kriegsführung erzählen… Erste Frage: Welchen Einheiten welcher Streitkräfte welchen Landes gehörst du an – das ist die allererste Frage der Militärethik. Eine elementare Frage.

– Hab’s doch gesagt.

– Gut. Wo sind deine Papiere über die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Staat und zu den Streitkräften dieses Staates?

– Ihr habt doch meinen Pass abgenommen.

– Stop. Welche Dokumente?

– Einen Ausweis.

– Ich hab‘ deinen Ausweis. Du hast einen Ausweis eines „Bürgermilitärs der DVR“. Und du bist dabei ein Angehöriger eines anderen Staates… Somit bist du ein Söld-ner. Und Söldner sind bei uns… Also, wer bist du jetzt? Ein Bandit…

– Ich bin kein Bandit.

– Du bist ein Bandit. Du bist ein Bandit, mein Freund. Du warst doch bewaffnet, als man dich verhaftet hat?

– Ja.

– Und bist du ein Bürger dieses Landes?

– Ich bin ein Staatsbürger Russlands.

– Warte… Und weiter, „ein Bürger Russlands“? Du bist ein Bürger Russlands – dann bist du auch cool bei dir in Russland, verstanden? Da kannst du der Armee beitreten… Für die Interessen der Russischen Föderation kämpfen – hat keiner ein Problem mit… Aber da, auf dem Territorium Russlands. Und Du bist aber auf dem Territorium der „DVR“, richtig? … Den Quatsch über die amerikanischen Söldner habe ich schon gehört… Aber du bist doch kein Bürger der „DVR“. Also, aus welchem Grund hast du Waffen in die Hände genommen und führst einen Krieg auf diesem Territorium?

– Das muss die Regierung der DVR bestimmen.

– Was bestimmen? Kennst du überhaupt die „Regierung der DVR“?

– Hab‘ viele gesehen.

– Dass du sie angeschaut hast, weißt du… das ist, wie wenn ich Pamela Anderson anschaue – kennen tue ich sie nicht. Angelina Jolie ist auch nicht schlecht… Kennst du sie? Wer von der „DVR“-Regierung kann für dich ein Wort sprechen? Kann dein Kommandeur ein Wort für dich sprechen? Ich möchte nur verstehen: du bist auf das Territorium der „DVR“ gekommen und hast dich so ganz von alleine an den Checkpoint gestellt?

– Ja.

– Warte. Also, hast du die Waffen gestohlen?

– Nein.

– Wo hast du sie denn her?

– Sie wurden mir ausgehändigt.

– Wer hat sie dir denn ausgehändigt? Man hat doch dafür irgendwelche Papiere gebraucht? Zum Eintragen?

– Sie sollten eintragen…

– Was heißt „sie sollten eintragen“? Weißt du, dass die Abwesenheit der Nachweisführung von Waffen und anderen militärischen Mitteln eine Prämisse für ihre Entwendung ist?… Ich will dich hier nicht mit Rechtskunde beladen, aber das ist ein Paragraph… Also, du wurdest eingetragen, irgendein Chef hat sie dir ausgehändigt. Wer ist denn dieser Chef? Ist er auch ein Bürger der Russischen Föderation oder ist er ein Bürger der „DVR“?

– Ich habe ihn nicht nach seinem Pass gefragt.

– Warte mal. Du bist also zu irgendeinem Maskottchen gekommen und hast gesagt: „Gebt mir doch Waffen!“, und er meinte: „Ja klar doch, nimm‘!“ – und das war’s?

– Das Kriegskommissariat hat mich hingeschickt.

– Welches Kriegskommissariat?

– Das in Donezk.

– Warte. Wie kann es denn in Donezk ein Kriegskommissariat geben? Wessen Kriegskommissariat soll das sein? Der „DVR“?

– Ein staatliches Kriegskommissariat.

– Warte. Von wem wurde denn dieser Staat anerkannt?

– Das Wichtigste ist, dass es vom Volk anerkannt wurde.

– Von welchem?

– Von dem der Donezker Volksrepublik.

– Hast du denn viele „DVR“-Leute gesehen?

– Von wem soll es denn anerkannt werden? Von den USA?

– Was hat denn hier… Merke, im Laufe dieses Gesprächs hast nur Du von den USA gesprochen. Merke, ich spreche hier direkt zu dir und in meinem eigenen Namen. Nicht im Namen von den USA, Deutschland oder wem auch immer… Warst du schon mal im Knast?

– Nein.

– Dann bekommst du jetzt die Chance…

– Ich hab‘ schon verstanden, dass ich hier nicht herauskomme.

– Entwendung der Waffen… obwohl, du hast ja gesagt, sie wurden dir ausgehändigt…

– Das fällt nicht unter die Jurisdiktion der Ukraine, weil Ihr euch hier nicht hineinhängen sollt.

– Auf wessen Territorium bist du denn jetzt?

– Auf dem Territorium der DVR.

– Wer hat’s denn beschlossen? Gubarjew?

– Das Volk.

– Ich weiß zum Beispiel, dass das Volk solcher Städte wie Slowjansk, Kramatorsk, Debalzewe – sie wollen Euch gar nicht mehr sehen. Weißt du, warum? Weil von Euch nur Dreck kommt.

FORTSETZUNG FOLGT: Exklusives Video der Vernehmung eines russischen Söldners (Episode 2)

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Quelle: InformNapalm, übersetzt von Irina Schlegel

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