Heute hatten wir die Möglichkeit, uns mit einem Bewohner des Dorfes Jaschtschykowe (Bezirk Perewalski, Gebiet Luhansk) namens Viktor Chworostjanenko zu unterhalten. Er hat uns berichtet, welcher Hinterhältigkeit und Willkür seitens der russischen Terroristen die Dorfbewohner ausgesetzt sind. Unterstützt vom Dorfoberhaupt Juri Gudin veranstalten die Terroristen zynische Granatwerfer-Beschüsse von zivilen Wohnvierteln, und schieben dabei die Verantwortung für ihre Taten scheinheilig der ukrainische Armee zu.
Viktor erzählte, dass das Dorfoberhaupt Gudin ihn heute persönlich angerufen und ihm gedroht habe, weil der Zivilist nach einem weiteren Granatwerferbeschuss des Dorfes auf Bitten seiner Dorfnachbarn hin die Straßenbeleuchtung eigenständig abgeschaltet hatte, um den Beschuss wenigstens nachts zu verhindern.
“Ein paar Tage zuvor wurde das Hauptgasleitungsrohr infolge eines Beschusses des Dorfs Jaschtschykowe beschädigt, und nur ein Wunder und das aufopfernde und koordinierte Vorgehen von Onkel Sascha und den anderen Dorfbewohnern haben sie vor einer Tragödie gerettet. Onkel Sascha hat versucht, im Dauerlauf, teilweise niederhockend und seinen Kopf mit den Händen schützend, die Gasleckstelle zu erreichen und sie lokal zu verriegeln, und gleichzeitig wurde ich von meinen Dorfnachbarn mit einem Auto zur Hauptschieberstelle gebracht, die sich fünf Kilometer weiter befindet,” erzählte Viktor.
Weiter erzählte der Mann, dass er gestern zusammen mit seinen Nachbarn den Rohrbügel verschweißt und das Rohr zugeflickt haben, so dass nun wieder Gas in die Dorfhäuser fließen kann.
Auf die Frage, warum sich denn jetzt das Dorfoberhaupt so über die Aktivitäten der Zivilisten aufregt, die ja nur versuchen, sich vor den Beschüssen zu schützen und ihren Alltag eigenhändig wiederherzustellen, antwortete Viktor mit Einzelheiten: „Aus irgendeinem Grund gefällt es Juri Gudin nicht, dass das Dorf nachts wegen der fehlenden Straßenbeleuchtung nicht mehr beschossen wird, dabei hat er gestern erzählt, dass er angeblich weiß, wer uns beschießt. Langsam frage ich mich, ob er nicht selbst als Richtwart für den Beschuss diente. Als ich ihm erzählte, dass es Zeugen dafür gibt, dass wir seitens der Terroristen beschossen wurden (sehr viele Menschen haben gesehen, wie ein Minivan kam, der einen Granatwerfer mitzog, und dann noch ein Minibus, aus dem Terroristen ausstiegen, den Granatwerfer aufstellten und einfach das Dorf beschossen, und sich dann ruhig wieder verdrückt haben), wurde er über meine Argumente sehr wütend. Er forderte mich auch dazu auf, die Straßenbeleuchtung wieder anzuschalten, wahrscheinlich damit die Terroristen wieder sehen können, wohin sie schießen,“ sagte unser Gesprächspartner.
Wir fragten Viktor, ob er uns über den Vorfall mit der Ferngasleitung noch etwas erzählen könnte und ob er vielleicht ein Foto von den Einschuss-Trichtern oder von der Stelle hat, wo das Rohr wieder zugeflickt wurde.
Viktor lief sofort zu der Stelle los, um Fotos für uns zu machen. Eine halbe Stunde später war er mit den Fotos und zusätzlichen Kommentaren vom Onkel Sascha zurück, den er an der Einschussstelle getroffen hatte. Onkel Sascha erzählte Folgendes: „Die Granate ist 100 Meter weiter explodiert, und ich habe ein starkes Zischen gehört, und da wusste ich, dass das Gasrohr beschädigt ist, also bin ich dahin gerannt, bei jeder neuen Explosion habe ich mich gebückt und den Kopf mit den Händen zugedeckt. Daran, dass es mich auch treffen könnte, habe ich nicht gedacht – ich hatte zu viel Angst, dass wenn ich das Gas nicht abdrehe, es explodieren kann und Menschen sterben werden.“
„Viktor, haben Sie denn keine Angst, das alles zu erzählen, ohne ihre persönliche Daten zu verschweigen?“ fragten wir ihn daraufhin.
„Nein. Mir wurde schon mehrmals gedroht, mehrere Male haben die Separatisten nach mir gesucht, also dass ich bei denen auf der schwarzen Liste stehe, ist eine Tatsache. Und es macht auch gar keinen Sinn mehr, sich zu verstecken, ich habe keine Lust mehr, mich in meinem eigenen Dorf ängstigen zu lassen und mich zu verstecken. Ich habe niemandem etwas Schlechtes getan. Also wenn ich verschwinden sollte, wissen Sie, dass das Dorfoberhaupt daran Schuld ist, der den Terroristen dient. Ja, und sagen Sie unseren ukrainischen Soldaten, dass wir ungeduldig auf sie warten und glauben, dass sie uns befreien und diese Hölle hier endlich aufhört. Denkt nicht schlecht von uns. Slawa Ukraini!“
Diese Geschichte eines Dorfes von einer Fläche von 7 qkm und mit gerade mal 2.000 Einwohnern ist ein Lage-Querschnitt aus dem Donbas. Die prorussische Schimäre und ihre Anhänger, die sich an ihrer zeitlich begrenzten Macht über ukrainischen Boden berauschen, versuchen überall Chaos und Tod zu säen, bringen Unheil und Schmerz in die Häuser von Tausenden Menschen.
Die Verlogenheit der Terroristen kennt keine Grenzen: Sie nennen sich “Volkswehr” und “Verteidiger” und die reguläre ukrainische Armee “Strafkommandos”, “Junta” und “Faschisten”, wobei es in Wirklichkeit diametral entgegengesetzt ist. Jeden Tag erwacht der Donbas immer mehr aus der berauschenden Kremlpropaganda. Wenn alles zu Ende sein wird und der letzte Terrorist vernichtet oder verurteilt ist, wird auf der ganzen ukrainischen Erde wieder Frieden, Ruhe und Ordnung herrschen. Wir wünschen den Donbas-Bewohnern viel Geduld und Kraft. Der russische Terrorismus ist eine Krankheit, aber der Notruf ist unterwegs, er ist bald da.
Quelle: InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel
CC BY 4.0
One Response to “Die Geschichte eines Dorfes: Das Leben im Terror”
22/08/2014
L'HISTOIRE D'UN VILLAGE . LA VIE DES HABITANTS PENDANT L'OCCUPATION TERRORISTE - BurkoNews.info (Français)[…] Deutsch: GESCHICHTE EINES DORFES. ANWOHNER IN TERROR BERUF […]