Identifizierung spezifisch russischer Schusswaffen im Donbas, basierend auf Fehlkalkulationen von Fernsehsendern des Kreml.
Können sich alle daran erinnern, mit welch einer Empörung Russlands Führungskräfte und die russische Armee beteuerten, es gäbe keine russische Truppen in der Ukraine? Gerassimow, der heute den Posten des Generalstabschefs bekleidet, würdigte es sogar mit dem fremdsprachigen Wort „Fake“. „Die Feinde legen Fakes vor und ihr glaubt daran!“
Im Eifer des Gefechts vergaß dieser russische General ein Detail. Der Großteil der von ihm genannten „Fakes“, die anschaulich die Anwesenheit von russischen Truppen in der Ukraine vorführen, wurden von den Terroristen selbst oder von russischen Journalisten aufgezeichnet. So war dies auch, als der Panzer T-72BM und die charakteristische Positionierung seiner Reaktivpanzerung am Turm in der Reportage von RT über die humanitären Konvois auftauchte. So war es auch mit dem T-72B3, angeblich „erbeutet von den Ukros“. „ANNA-News“ zeigte der ganzen Welt, wie der MT-LB mit der Nummer 284 der 200. separaten motorisierten Schützenbrigade Verletzte aus dem Luhansker Flughafen abtransportiert. Die russische „Westi“ nimmt in diesen Reihen einen besonderen Platz ein. Auf ihr Konto gehen Reportagen über einen zerstörten BTR-82, die zerstörte Kolonne russischer Technik (in der sich russische MT-LB 6MA’s und MT-LB mit “Korden” befanden) und die Kamaz-Übungen von Luhansk. Und erneut, tritt „Westi“ ohne darüber nachzudenken in ein Fettnäpfchen.
Ich werde weit ausholen. Es hat sich so ergeben, dass ich mein Engagement zur Identifizierung von russischen Truppen in der Ukraine auf die Bestimmung von den durch „Separatisten-Volkswehr“ benutzte Waffen und technischen Kampfmittel konzentriert habe. Nachdem in den Aufnahmen neben gängigen Waffentypen auch Spezialmodelle auftauchten, packte mich die Neugier: Welchen Waffentyp wird Russland nicht in die Ukraine schicken? Und während sich die Situation bezüglich gepanzerter Fahrzeuge und Artillerie mehr oder weniger aufgeklärt hat (T-90 und BMP-3 befinden sich vorläufig an der Grenze, alles andere ist drinnen), überraschen die Schusswaffen weiterhin.
Nach dem Erscheinen von russischen „WSS-Wintores“ und „AS Wal“ im Südosten der Ukraine bleiben nicht sonderlich viele Modelle, die noch nicht von den Russen vorgeführt wurden.
Völlig unerwartet war das Auftauchen des OZ-14 „Grosa“ (russ. Gewitter) in den Händen der Terroristen. Das Handfeuerwaffensystem OZ-14 „Grosa“ wurde ursprünglich für 9 x 39mm Unterschall-Gewehrpatrone SP-5,-6 entwickelt. Dieselbe Munition, die in der Serie „Wal-Wintores“ benutzt wird. Entwickelt wurde dieses System nach der Bullpup-Bauweise. Eine weite Verbreitung fand dieses Waffensystem in Russland nicht. Im Hinblick auf die eigenen Modelle gab es auch im Ausland kein Interesse an der Waffe bekundet. Das OZ-14 „Grosa“ wurde nur sporadisch während des Tschetschenien-Krieges bekannt. Hergestellt wurde die Waffe für Spezialtruppen in kleiner Serie in Tula. Das war die ganze Geschichte. Und dann, wie ein Donner bei klarem Himmel taucht auf der Vkontakte-Seite der „Neurussen“ ein zu neugieriger „Spezialist“ mit der konventionellen Frage auf: „Und was ist das?“ Und fügt dieses Foto hinzu:
Fangt nicht voreilig zu lachen an. Dieser „Unbekannte in rot“ hält nicht einfach nur ein OZ-14 „Grosa“, sondern eine Ausführung für die Armee, ein Sturmgewehr mit der stolzen Bezeichnung „Grosa-1“, hergestellt für die Standardmunition 7,62 x 39 mm des AK-47. Das ist gut am Stangenmagazin erkennbar. Auf dem Lauf dieses „Systems“ ist ein Kompensator angebracht. Selbstverständlich werden alle aufgezählten Attribute ausschließlich in Russland produziert.
Ja, für die Trolle, die uns über den Bestand von israelischen Maschinengewehren „Tavor“ (ebenso nach dem Bullpup-Schema entwickelt) des ukrainischen Innenministeriums aufklären wollen, veröffentliche ich auch ein Foto von diesem Fabrikat, das unter der Kennzeichnung „Fort“ hergestellt wurde. “Fort“ ist nicht zu verwechseln mit „Grosa“. Doch das war nur der Anfang.
Am 9. Januar 2015 hat „Westi“ in Zusammenarbeit mit „Rossija 24“ folgende Reportagen über die Rotation von ukrainischen Soldaten am Donezker Flughafen ausgestrahlt:
Nicht genug, dass der Prozess der Rotation der ukrainischen Soldaten unter Aufsicht der „Separatisten“ ein gewisses Erstaunen hervorruft. Nicht genug, dass der Titelheld der Reportagen des datierten Ereignisses ein „Donbas-Bewohner“ ist, der das Wort „porebrik“ (russisch für Bordstein) benutzt. Es stellt sich nun heraus, dass auch seine Waffe „nicht die richtige“ ist! An der Schulter des Angehörigen der DVR-Feldjägertruppe hängt… ein russisches Infanterie-Sturmgewehr Grosa-1, ausgestattet mit einem Schalldämpfer!
Herr General Gerassimow, schauen Sie hin, das wurde von Ihren Journalisten für Ihre Sender aufgenommen. Wer ist der Separatist, der russische Terminologie benutzt? Wenn er ein Separatist ist, warum hängt dann an seiner Schulter eine russische Schützenwaffe? Wie ist er zusammen mit dieser Waffe in die Ukraine geraten, wenn „es sie dort nicht gibt“? Und wenn diese „Fälschung“ in Russland gedreht wurde, warum sind dann Kamaz-Fahrzeuge von ukrainischen Streitkräften und Soldaten in ukrainischer Uniform im Bild zu sehen? Auf der Suche nach Antworten auf diese und andere Fragen, können sich auch OSZE-Spezialisten einschalten.
Und solange wir über schwierige Fragen der Gegenwart nachdenken, widme ich mich der jüngsten Vergangenheit. Der Zeitraum der „Erbeutung“ der Krim. Die Situation mit den „separatistischen“ „Stoner“ wurde allmählich klarer. Wie wir uns alle erinnern können, hat die Herkunft des äußerlich der AR-15/M-16/M-4-Reihen ähnelnden Sturmgewehres in den Händen des „zukünftigen Grubenarbeiters“ reges Interesse hervorgerufen. Die Aufnahmen, aufgenommen im Verlauf der Besetzung des Marineinfanterie-Stützpunktes in Feodossija, erlauben eine eindeutige Schlussfolgerung über das Herkunftsland dieser Waffe in der Ukraine.
Die siebte Minute der Aufnahme. Im Bild führt einer der Aggressoren, in der Hand keine gewöhnliche AK, sondern das „Stoner“-Modell, einen gefangengenommenen ukrainischen Marinesoldaten zur gemeinschaftlichen Wand
Die Herkunft dieser Aggressoren bezeugt am besten der Hubschrauber, der über dem Stützpunkt schwebt. Das ist ein Mi-8AMTSh „Terminator“.
Und um alle Zweifel zu zerstreuen: An Bord dieses Hubschraubers befindet sich das Erkennungszeichen – in Form eines roten Sterns mit weißer Umrandung – der Luftwaffe Sowjet-Russlands.
Nach der Kopfleiste zu urteilen, ist es eine Aufnahme der Operation der „Zielanflug-Strecke“ auf der Krim im Zeitraum vom 22. Februar bis 28. März 2014 und wurde von Kämpfern des Trupps „Nr.900“ aufgenommen. Bleibt nur noch herauszufinden, um was für einen Trupp es sich hier handelt. In der Zusammensetzung der russischen Streitkräfte gibt es ein SEK mit dieser Nummer (Standort Kubinka-2). Dieser gehört der 322. Ausbildungseinrichtung für die Vorbereitung von Spezialisten für die besondere Verwendung der Hauptverwaltung für Aufklärung beim Generalstab der Streitkräfte der Russischen Föderation.
– das 322. SEK-Zentrum (Solnetschnogorsk, Moskauer Gebiet)
– das SEK „Senesch“ (Solnetschnogorsk)
– das 900. SEK (Kubinka)
Die Militäreinheit Nr. 92154 trägt den inoffiziellen Namen „Senesch“ und bezeichnet sich überaus aufreizend als „Kommandozentrale des Raketenwarnsystems“, sie ist eine der Einheiten der Hauptverwaltung für Aufklärung beim Generalstab der Streitkräfte der Russischen Föderation und ist Trägerin des Emblems, das auf der Kopfleiste der Videoaufnahme abgebildet ist (der Buchstabe „S“ leitet sich offenbar vom Namen des Sees Senesch ab, an dem die Einheit stationiert ist).
Somit kann man offen heraus behaupten, dass „Grubenarbeiter mit Stoner“- Soldaten der Trupps der russischen staatlichen Gewaltorgane sind. Sie beschäftigen sich nicht nur mit der Organisation von Protestaktionen und Destabilisierung der Lage auf dem Territorium der Ukraine, sie beteiligen sich auch direkt an Kriegsaktionen gegen die ukrainischen Streitkräfte. Das Gleiche lässt sich auch über die „Grosa“-Träger sagen, die ausschließlich für die Bewaffnung von Militäreinheiten und SEKs hergestellt wurden. Zu guter Letzt, ein weiteres Foto eines „Spezialisten der verborgenen Front“, eines Absolventen der Truppeneinheit 92154. Nach der Uniform, den fehlenden Erkennungszeichen, der nichtstrukturmäßigen Art des Tragens der Handfeuerwaffe (die zweifelsohne eine von russischen SEK-Einheiten benutzte PB schallgedämpfte Pistole ist) und dem Zeitpunkt der Aufnahme zu urteilen, spielt Witalij Olenizkij weiterhin die Rolle des „Separatisten“.
Diese Publikation wurde vom Videomonitoring-Experten Al Gri speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Kopieren des Materials ist ein aktiver Link zu unserer Internetseite und ein Hinweis auf den Autor erforderlich.
CC BY 4.0
One Response to “Gewitterbordstein: Wie das russische Fernsehen Putin zufällig ein Bein stellt”
18/12/2016
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