Auf eine Anfrage des Interpol hin wurde der Anführer einer Bandenformation der terroristischen Gruppierung „DVR“ – Wadim Pogodin, der unter dem Decknamen „Kertsch“ bekannt ist – von den russischen Rechtsschutzmitarbeitern auf der Krim verhaftet. Dank der Hacktivisten von Ukrainian Cyber Alliance und „CyberJunta“ hat InformNapalm einige zusätzliche Informationen über die Verbrechen von Pogodin aus einer dienstlichen Meldung erhalten, die das „DVR-Sicherheitsministerium“ (bekannt als „MGB“) an russische Rechtsschutzbehörden im Jahr 2014 abgeschickt hatte. Aber alles der Reihe nach…
Panik unter den „DVR“-Söldnern wegen Auslieferung von Pogodin
Die Nachricht, Russland plane Pogodin an die Ukraine auszuliefern, hat eine regelrechte Panik unter den Söldnern in sozialen Netzwerken ausgelöst. Pogodin werden einige schwere Verbrechen inkriminiert: Folter an ukrainischen Gefangenen und der Mord an einem 16-jährigen Fussballspieler aus Kramatorsk, Stepan Tschubenko. Im Sommer 2014 hatten die Söldner von Pogodin den Jungen wegen eines Bändchens in ukrainischen Farben aus einem Zug herausgezerrt, gefoltert und nachfolgend erschossen. Unter den Mördern war auch Pogodin selbst. Die Leiche des Jungen wurde erst drei Monate später an seine Verwandte übergeben, sie war ohne Kopf…
Nach den im Donbas begangenen Verbrechen flüchtete Pogodin auf die Krim. Die Komplizen des Terroristen berichten, dass Pogodin alias „Kertsch“ sich zurzeit in Untersuchungshaft in Simferopol befindet – es wird die Frage über seine Auslieferung an die Ukraine entschieden. Im Netz tauchten Fotos der Gerichtsentscheidung des Stadtgerichts von Jalta vom 21. Juni 2017 auf:
Die Söldner nutzen ihre Beziehungen auf höchster Ebene – der ukrainische Pass von Pogodn scheint aber ein Hindernis zu sein…
Zugleich streitet der Komplize von Pogodin, Sergej Dubinsky (Deckname „Chmury“), der einiger Verbrechen verdächtigt wird (inklusive des Abschusses von MH17), in einem Beitrag beim sozialen Netzwerk „Odnoklassniki“ die Wahrscheinlichkeit einer Auslieferung ab.
„Bin gerade aus der Krim zurückgekommen. Niemand wird ihn ausliefern, er wird maximal 40 Tage in Haft bleiben und dann wieder freigelassen. Es wird keine Entscheidung für die Auslieferung geben. Für Kertsch ist es nützlich, mal 40 Tage abzusitzen, selber schuld, verdient hat er das zu 200%… für folgendes: Zum Zeitpunkt des Anschlusses der Krim an Russland wohnte er dort und hatte wie jeder anderer Krim-Einwohner jedes Recht auf die Staatsbürgerschaft Russlands. Ok, der ist im April 2014 nach Donezk gegangen. Aber ab September, in DREI Jahren, hätte er doch seinen Arsch hochbekommen können und sich den Pass machen lassen? Und wir rennen nun ‚rum, lösen seine Probleme, vergeuden Zeit, Kraft und Geld“ (Archiv).
Sergej Dubinsky ist ein Mitglied des „Vereins der Donbas-Freiwilligen“, den der russische Präsidentenberater Wladislaw Surkow höchstpersönlich betreut. Der Terrorist versucht nun, seine Beziehungen auf höchster Ebene zu nutzen, um die Auslieferung zu verhindern – der ukrainische Pass von Pogodin scheint aber ein Problem zu sein.
Trotz der Beteuerungen von „Chmury“ lassen die Einträge von Söldnern in sozialen Netzwerken erkennen, dass sie völlig hysterisch sind – die Führung Russland hat sie verraten. Unter anderem erklärte ein bekannter Söldner, Ewgenij Tinjanskij, dass dieser Präzedenzfall die „Büchse der Pandora“ öffne und zeige, dass ehemalige „Volkswehr-Kämpfer“ selbst auf dem Territorium Russlands nicht geschützt sind.
Verbrechen, die das „DVR-Sicherheitsministeirum“ (MGB) registriert und an russische Rechtsschutzbehörden weitergeleitet hat
In ihren sozialen Netzwerkprofilen bauschen die Söldner das Thema der angeblich fabrizierten Ermittlungsunterlagen auf. Dank der Berichte des „MGB“ aus dem Jahr 2014, die vom E-Mail-Account von Darja Morosowa (dashenka809@gmail.com) verschickt wurden, haben die UCA-Hacktivisten über einen anderen Mord erfahren, den Pogodin begangen hatte. Laut einer Meldung des „MGB-Sicherheitsministeriums“ hatte der Anführer der Söldner unter dem Decknamen „Kertsch“ einen lokalen Einwohner, Alexander Kosak, ermordet, der auf dem Checkpoint „Schyrokij“ festgenommen wurde. Der Mann ist als vermisst gemeldet und wurde vor seinem Tod womöglich ebenfalls gefoltert.
Erschreckend ist auch die Tatsache, dass russische Rechtsschutzbehörden die Informationen über die schweren Verbrechen von Pogodin seit 2014 besaßen, jedoch überhaupt nichts unternahmen, bis die Anfrage von Interpol einging.
Somit signalisiert dieser Präzedenzfall die Ankunft einer neuen Etappe für die Terroristen, was ihre Verantwortlichkeit für begangene Verbrechen angeht. Selbst die Russische Föderation, für die sie im Donbas gekämpft hatten, wird sie schlussendlich auf Anfragen des Interpol hin ausliefern. Es ist noch zu früh, über einen erfolgreichen Start dieser Etappe zu sprechen, denn die benötigten Verfahren sind noch nicht realisiert, der Prozess ist aber bereits eingeleitet worden, und schon die Festnahme eines Terroristen auf der durch Russland besetzten Krim lässt die Söldner erschaudern.
Dieses Material wurde von Andrej Lysyzin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel.
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One Response to “Interpol-Anfrage: Russland soll einen „DVR“-Terroristen an die Ukraine ausliefern”
19/07/2017
10 Tage Haft: Die Mutter des ermordeten ukrainischen Jungen Stepan Tschubenko wandte sich an die Öffentlichkeit - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Tschubenko, der im Sommer 2014 von den „DVR“-Söldnern aus der Bandenfomation von Wadim Pogodin zunächst brutal gefoltert und dann erschossen worden war, an die ukrainischen Regierungsbehörden […]