
Solange es nicht angefangen hat, versuche ich doch noch eine Warnung rechtzeitig auszusprechen: An der Ostfront braut sich offensichtlich was zusammen. Ich fasse mal kurz die Vorgeschichte zusammen, die mich zu dieser Schlussfolgerung kommen liess:
– 4. August. Das Treffen in Minsk wurde ohne Unterzeichnung eines Abkommens beendet (Es wurde eine Pause bis zum 26. August (!!!) eingelegt). Manche Experten haben schon gesagt: Wenn bei einer Friedensverhandlung die Seiten nichts zu besprechen haben, so möchten sie sich womöglich während so einer langen Pause zusätzliche „Argumente“ zulegen.
– 5-6. August. Die Anzahl und die Stärke der Beschüsse an der ganzen Frontlinie steigt an (Die „DVR“ nutzt die verbotenen Kaliber bereits offen und verheimlicht es gar nicht mehr). Hauptrichtungen sind Awdijiwka, Marjinka, Schtschastja.
– 7. August. Zum ersten Mal seit März hat die „DVR“ wieder „GRAD“-Raketenwerfer eingesetzt.
– 7. August. OSZE erklärt, dass sie Militärangehörige Russischer Föderation im Donbass gesehen hat.
– 9. August. In Donezk werden OSZE-Autos in Brand gesetzt. Jemand möchte offensichtlich nicht, dass die internationalen Beobachter sehen, was auf der anderen Seite der Front geschieht.
– 9. August. In der „Rossijskaja Gazeta“ wird der Artikel des Vorsitzenden der Staatsduma RF Naryschkin veröffentlicht, unter dem Titel „Der August der Provokationen“ mit offenen Andeutungen, dass Russland auf neue US-Sanktionen scharf antworten und dieser August unruhig wird.
– 10. August. Es beginnt eine plötzliche Offensive der „DVR“-Söldner nahe Mariupol (Staroсhnatiwka), was die grösste Operation in den letzten Monaten ist. Die Anzahl der Angreifer beläuft sich auf Hunderte, es werden Panzerfahrzeuge und Artillerie eingesetzt.
– 10. August. Der Ukrainische Generalstab berichtet, dass die „DVR“-Söldner nun wieder vom General Lenzow angeführt werden (stellvertretender Kommandeur der Landstreitkräfte RF), der vorher im Donbass als „Beobachter“ gewesen war, aber nach vielen Angaben (unter anderem auch der russischen Fernsehkanäle) die Operation zur Einnahme von Debalzewe im Februar anführte, nach dessen Einnahme der „Beobachter“ aus irgendeinem Grund plötzlich den neuen Stern eines Generalobersts auf seine Schulterklappen bekommen hat.
– 10. August. Poroschenko wendet sich an OSZE und RF im Zusammenhang mit den Kämpfen nahe Starochnatiwka (was den Ernst der Lage zusätzlich unterstreicht, denn nach einem kleinen Feuerwechsel gab es solche Aufrufe nicht).
– 10. August. Turtschinow und der ATO-Stab warnen vor Provokationen seitens der „DVR“. Es wird dort sogar ukrainische Uniform angefertigt. (Dazu haben wir letzte Woche was geschrieben: „Die DVR-Söldner ziehen sich neue ukrainische Uniform an“ (englisch).
– 11. August. Die Ukraine warnt davor, dass sie im Falle von neuen Überfällen die Artillerie einsetzen wird (also ist die Lage ernster als gewöhnlich).
– 12. August. Zum ersten Mal seit März setzt die „DVR“ die „Uragane“ für die Beschüsse in Mariupoler Richtung ein.
– 12. August. Dmitry Tymtschuk schreibt, dass die „DVR“-Armee alle Arten von Waffen einsetzt und schwere Waffen zu Starochnatiwka zusammenzieht.
– 12. August. Armee RF beginnt auf einem Truppenübungsplatz nahe Rostow Manöver zu „gezielter Bombardierung und Landung unter Überwindung der Luftabwehr des Gegners“ abzuhalten. Ich denke, man sollte daran erinnern, dass es genau jener Truppenübungsplatz nahe der Grenze der Ukraine ist, woher in den Donbass Militärtechnik, Söldner und „grüne Männchen“ eingeschleust werden.
– 12. August. Klimkin erklärt, dass die letzte Eskalation im Donbass eine geplante Operation des Gegners und ein bewusster Versuch russischer Seite ist, die Ausführung der Minisker Verhandlungen zu vereiteln.
– 12. August. Putin ruft den Sicherheitsrat RF zusammen, wo über (Achtung!) die „Situation im Zusammenhang mit den häufigeren Fällen von Beschüssen der Donbass-Ortschaften und der OSZE-Vertreter seitens der ukrainischen Streitkräfte“ diskutiert wird. (Also angeblich sind es wir, die OSZE beschiessen!).
– 12. August. Abends erklärt man im Generalstab, dass sich die Söldner auf eine Offensive vorbereiten.
– Um Mitternacht des 13. August fangen die „Volkswehr-Trolle“ an, in den sozialen Netzwerken aktiv zu schreiben, dass „…die ukrainischen Streitkräfte eine Offensive entlang der ganzen Frontlinie begonnen haben und wir nun zum Gegenangriff übergehen“.
Was zeichnet sich bei all dem ab? Die Ziele, die Russland zu erreichen suchte, sind nicht erreicht worden. Aber gegen Russland werden neue internationale Sanktionen eingeführt. Das ruft den Wunsch nach einer Revanche hervor, oder zumindest danach, kräftig in die Suppe zu spucken. Da Putin den Westen nicht direkt „beissen“ kann, wird er sich wohl wieder mal am Donbass und der Ukraine rächen. Es ist durchaus möglich, dass es in den nächsten Tagen geschieht. Auch ist ein umfassenderer, als gewöhnlich, Einsatz der russischen Armee möglich. Vielleicht sogar mit Unterstützung der Luftwaffe. Sieht aus, als ob sie versuchen könnten, ein zweites Debalzewe zu veranstalten, oder sogar einen zweiten Ilowajsk. Wie auch immer: Wir werden wohl bald erfahren, was bei all dem herauskommt…
Autor: Rodion Velychenko; übersetzt von Irina Schlegel. Dieses Material wurde für InformNapalm vorbereitet. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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