Die erste Meldung über die Sichtung eines Orbital-EloKa-Systems „Tirada-2“ in den von Russland besetzten Teilen des Donbas erschien in einem Bericht der SMM der OSZE vom 16. März 2019. Dies kam für die Freiwilligen von InformNapalm einer Sensation gleich, denn entsprechend der Informationen aus allgemein zugänglichen Quellen sollten die Verbände des Zentralen Militärbezirks Russlands planmäßig erst im Jahr 2019 mit dem „Tirada-2“-Komplex ausgerüstet werden.
Freiwillige der internationalen Aufklärungsgemeinschaft InformNapalm analysierten diese Angaben und bereiteten zusätzliche Erläuterungen zur Verbreitung in den Medien vor. Das Vorhandensein dieses Systems im Donbas deutet nicht nur auf eine fortlaufende Erprobung moderner russischer EloKa-Systeme in Kampfhandlungen gegen die ukrainische Armee hin sondern auch auf Bemühungen der Russischen Föderation, die Verbindung zur strategischen Kampfdrohne der USA vom Typ RQ-4B Global Hawk zu unterbrechen, die die regelmäßige Überwachung der Gegend entlang der Kampflinie vornimmt.
Allgemein zugängliche Quellen liefern nur wenige Informationen über das modernste EloKa-System der orbitalen Unterdrückung „Tirada-2“. Sogar das Aussehen dieses Waffensystems war ein Rätsel, weil Suchmaschinen widersprüchliche Daten mit Fotos von verschiedenen EloKa-Systemen und Komplexen lieferten. In vereinzelten Artikeln von spezialisierten Verlagen konnte man illustrierende Abbildungen ohne konkrete Beschriftungen oder ganze Listen von EloKa-Systemen finden, was die Suche zusätzlich erschwerte. Genau deswegen haben wir zunächst nur das Foto eines Mustermodells einer der Modifikationen dieses Systems präsentiert, um unsere Leser nicht hinters Licht zu führen.
Foto: Mustermodell von „Tirada-2“, präsentiert auf der internationalen Ausstellung „Max-2013“.
Am 3. April 2019 wurden durch eine OSZE-Drohne aufgenommene Fotos der automatisierten Störstation R-330 „Zhitel“ und des Komplexes „Tirada-2“ auf der Twitter-Seite der ukrainischen Mission bei der OSZE veröffentlicht. Diese Waffensysteme wurden von der SMM der OSZE in der Nähe der Ortschaft Juschna Lomuwatka im Donbas beobachtet.
Der Bericht der OSZE lieferte keine präzisen Koordinatenangaben, deswegen studierten die Freiwilligen von InformNapalm allgemein zugängliche Bilder von Google Maps und konnten dadurch die genaue Position der Aufnahmen ermitteln – unter den Koordinaten 48.418126 – 38.511170. Wir haben auch nachweislich festgestellt, dass diese Gegend seit dem Anfang 2017 regelmäßig von LKWs mit Militärkarosserien und Antennen auf dem Fahrzeugaufbau aufgesucht wird, was auf einen permanenten Einsatz von EloKa-Systemen hinweist.
Das von der OSZE-Drohne aufgenommene Foto von „Tirada-2“ half uns, die Suche nach echten Bildern dieses mysteriösen Waffenkomplexes, die trotz der Vorsichtigkeit des Verteidigungsministeriums Russlands ins Internet durchgesickert sind, bedeutend einzugrenzen. Wahrscheinlich wurden diese Fotos zunächst auf der Webseite des Verteidigungsministeriums Russlands veröffentlicht und anschließend von der Nachrichtenagentur „RIA Nowosti“ verbreitet, denn genau auf diese Quellen wurde eines von wenigen echten Bildern von „Tirada-2“ verlinkt, das wir in einem der Nachdruckartikel von Balnews.lt gefunden haben.
Das Foto enthielt jedoch keine eindeutige Referenz auf „Tirada-2“, sondern nur einen Quellenverweis auf „RIA-Nowosti“. Darüber hinaus konnten wir ein weiteres unbeschriftetes Foto finden, das sehr allgemein die modernsten russischen EloKa-Entwicklungen illustrierte.
18.07.2018 Ein Militärangehöriger bedient eine Drohne beim Bezirkswettbewerb für Kampffertigkeiten zwischen EloKa-Verbänden des Südlichen Militärbezirks auf dem Nikolo-Alexandrowskij-Truppenübungsplatz in der Region Stawropol. Denis Abramow/RIA Nowosti
Im Hintergrund ist genau dasselbe Waffensystem zu sehen, nur mit der entfalteten Zweitantenne. Die zum Foto hinzugefügte Unterschrift zeigt, dass es am 18.07.2018 auf dem Nikolo-Alexandrowskij-Truppenübungsplatz in der Region Stawropol Russlands aufgenommen wurde.
Hier ist der Vergleich von InformNapalm:
Die Freiwilligen von InformNapalm verglichen das von der OSZE-Drohne im Donbas aufgenommene Foto mit dem Bild dieses Systems vom Militärwettbewerb am Übungsplatz des Verteidigungsministeriums Russlands und kamen zum eindeutigen Schluss, dass auf beiden Fotos dasselbe Waffensystem zu sehen ist – „Tirada-2“.
Die mit Fotobeweisen belegte eindeutige Erkennung dieses Systems ist äußerst wichtig. Die Russen haben sich sehr bemüht, mögliche Leaks von Fotos dieses EloKa-Komplexes zu verhindern, und entfernten vereinzelte Bilder davon aus Webseiten. Wir konnten jedoch dieses System dank Informationen aus den Berichten der SMM der OSZE erkennen. Wir hoffen, dass diese Angaben von pro-ukrainischen Einwohnern der besetzten Territorien zur Identifikation, Foto- und Videobeweissammlung von modernen russischen Waffensystemen und zur Weitergabe dieser Daten für die anschließende Erfassung von Fakten über die Militäraggression der Russischen Föderation genutzt werden. Außerdem kann die interaktive Datenbank der Freiwilligengemeinschaft InformNapalm für die Identifikation der Waffentypen und Militärtechnik des Aggressors sehr hilfreich sein. Zusammen werden wir gewinnen.
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; editiert von Klaus H. Walter.
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Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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