OSINT-Experten von InformNapalm behalten die Umdislozierung von Einheiten der Streitkräfte Russlands entlang der ganzen Grenze zwischen Russland und Ukraine stets im Auge. Die Militarisierung von an die Ukraine angrenzenden Regionen Russlands ist ziemlich umfassend und stellt eine Gefahr nicht nur für die Ukraine, sondern auch für westliche Nachbarn dar. Am 75. Jahrestag des Überfalls des hitlerschen Deutschlands auf die Ukraine steht das Land wieder unter Angriff, aber diesmal seitens eines „Brudervolkes“ – des putinschen Russlands.
Zwei Wochen lang tobte der internationale Medienraum wegen der Information zum Ausbau von Militärbasen an der Grenze zur Ukraine. Manche haben dabei zum ersten Mal erfahren, wo Klinzy im Brjansker Gebiet liegt und studierten aufmerksam den Abstand zwischen Klinzy, Tschernihiw (Ukraine) und Gomel (Belarus), andere begannen mit Exklusivrecht von anonymen Informanten plötzlich darüber zu berichten, dass noch eine Militärbasis gebaut wird, aber im Belgoroder Gebiet Russlands, auf der anderen Seite der Grenze gegenüber dem Charkiwer Gebiet der Ukraine. Es geht nicht einmal um den Bau in Waluiki, der dank einer Ausschreibung des russischen Verteidigungsministeriums bekannt geworden ist, sondern um die Verlegung der 23. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade (SMSBr) aus Samara in diese Stadt.
InformNapalm berichtete über die Verlegung der 28. SMSBr bereits im Januar 2016. In dem Artikel schrieben wir, dass die Militärangehörigen dieses Truppenverbandes Silvester in temporären Kasernen-Modulbauten auf dem Territorium der Basis gefeiert haben.
Diese neue Basis der 23. SMSBr (Militäreinheit 65349, Samara, Zentraler Militärbezirk; Militäreinheit 34670, Waluiki, Westlicher Militärbezirk) befindet sich zurzeit auf dem Territorium des Flugplatzes der Stadt Waluiki des Belgoroder Gebiets. Der Generalbau im Rahmen der Ausschreibung des russischen Verteidigungsministeriums wird gerade unweit der Stadt Waluiki im Dorf Soloti geführt, und zwar mit Kräften der Bauarbeiter von „Spezstroi“ (Koordinaten):
Im Februar 2016 hat „Spezstroi“-Bauunternehmen den temporären Aufenthaltsort für die Militärangehörigen bereitgestellt, und das sind über 200 Modulbauten zur Einquartierung von 1000 Menschen. Die neue Militärsiedlung für die Einheit aus Samara wird an den Auftraggeber im November dieses Jahres fertiggestellt übergeben.
Anhand des Satellitenbildes kann man sich die Lagergröße der 23. Brigade in Waluiki per Oktober 2015 vorstellen. Man kann darauf sehr gut die uns von den Truppenübungsplätzen Kadamowski und Kusminski bekannten Modulbauten des Typs APL-500 erkennen.
Allmählich, mit der Ankunft von neuen Militärangehörigen aus Samara, vergrößerte sich das Territorium des Lagers durch das Aufstellen von Zelten (Archiv 1, 2, 3).
Die Verlegung der 23. Brigade nach Waluiki ist kein Geheimnis, da am 23. Februar 2016 auf dem Stadtplatz ein Parademarsch abgehalten wurde, mit einem Musterauftritt der Aufklärer dieser Abteilung und unter persönlicher Teilnahme des stellvertretenden Kommandeurs der 23. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade, Oberst Sergei Kasatschkow.
Außer des Brigadekommandeurs Kasatschkow haben wir in den Auszeichnungsunterlagen, die den Militärangehörigen der Militäreinheit 65349 in Waluiki überreicht worden sind, den Kommandeur der 1. Bataillonskampfgruppe, Oberstleutnant A. Neoara entdeckt.
Anmerkung: Die Begriffe Bataillons- und Kompaniekampfgruppe sind im Kontext der „rostow-ukrainischen Dienstreisen“ der russischen Streitkräfte gut bekannt. Das sind unabhängige mobile, zusammengesetzte Gruppen, im Bestand von motorisierten Schützenabteilungen, die mit einer Panzerkompanie (oder einem Panzerzug) verstärkt werden, ferner mit einer zusammengesetzten Artilleriedivision (oder Batterie), Mehrfachraketenwerfern, Flugabwehrmitteln, wie auch Aufklärern und Logistik-Abteilungen. Seit Beginn der aktiven Konfliktphase im Donbass im Frühling 2014 beobachten wir Dutzende Bataillons- und Kompaniekampfgruppen, hauptsächlich im Rostower Gebiet (aber auch im Woronesch- und Belgoroder Gebieten), einige von diesen Kampfgruppen waren an den Kampfhandlungen im Donbass beteiligt.
Der Fahrzeugpark der 23. Brigade in Waluiki befindet sich unweit des Lagers. In diesem Panoramabild kann man beim Reinzoomen Dutzende KamAZ-Lkws verschiedener Modifikationen erkennen, sowohl Planen-Lkws als auch spezielle Fahrzeuge.
Bewaffnung und Militärgerät, die auf dem Territorium des aktiven Flugplatzes in Waluiki konzentriert sind:
- Die neuesten Radpanzer des Typs BTR-82A. Besondere Identifizierungsmerkmale: Camouflage-Farbe, rote Bordnummern (in diesem Fall die Bordnummer „234“) und das taktische Zeichen in Form eines roten Quadrats mit drei Punkten, aber auch militärische Registrierungsnummern für Fahrzeuge der russischen Streitkräfte mit dem „76“-Index, die auf die Zugehörigkeit zum Zentralen Militärbezirk hinweisen. In diesem Zusammenhang sollte man daran erinnern, dass InformNapalm die Militärangehörigen und Panzerfahrzeuge der 23. Brigade mit den obengenannten Besonderheiten (Bordnummern und taktische Zeichen in roter Farbe) bereits im Rostower Gebiet und in der Ukraine festgehalten hatte. Im Donbass waren es die BTR-80-Radpanzer, die nach der Teilumrüstung auf BTR-82A aus dem Dienst genommen und durch die Kampfgruppe der 23. Brigade auf der „ukrainischen Dienstreise“ eingesetzt wurden, wobei sie nachfolgend an „Neurusslands Armee“ übergeben worden sind, siehe: „Panzerfahrzeuge und Personalbestand der 23. Brigade aus Samara im Verband der IBFs «Neurusslands»“.
- Einige alte Radpanzer BTR-80, wieder mal mit den roten Bordnummern und taktischen Zeichen der 23. Brigade:
- Gezogene 152-mm-Haubitzen „MSTA“ mit Artillerieschleppern auf der Basis eines KamAZ-63501-Lkw (Archive: 1, 2, 3, 4) mit weißen taktischen Zeichen der Brigade in Form desselben Quadrats mit drei Punkten, die zur 1. Haubitzen-Artilleriebatterie gehören. Auf dem Foto: Kommentare der Militärangehörigen der 23. Brigade über den neuen Dienstort und der Geotag „Waluiki“.
- Fahrzeuge mit Ural-Fahrgestell, darunter auch spezielle Fahrzeuge (mobile Werkstatt) mit dem Index „76“ des Zentralen Militärbezirks und mit den bereits bekannten taktischen Zeichen der Brigade. Auch sehen wir Führungs-, Fernmelde- und Logistik-Fahrzeuge der Brigade, wie auch bewegliche Führungsstellen auf der Basis von BTR-Radpanzern und Pkws.
Unweit des Dislozierungsorts dieser aus dem Zentralen in den Südlichen Militärbezirk „teleportierten“ Brigade wird ein Truppenübungsplatz eingerichtet, der für taktische Manöver, Schießausbildung und andere Disziplinen der Kampfvorbereitung des Personalbestands benutzt werden soll.
Anfang Juni 2016 wurde die Verlegung einer Luftabwehr-Abteilung mit dem Fla-Rak-System SA-8 Gecko „Osa“ und vermutlich einer Abteilung aus dem Aufklärungsbataillon registriert, die bei der Verladung in Waluiki gesehen wurden und später unmittelbar auf dem Territorium der Militärbasis. Die Ankunft der ersten Züge mit Militärgerät der 23. Brigade (Archiv 1, 2) wurde bereits im Mai 2016 registriert.
Unserer Einschätzung nach sind zum jetzigen Zeitpunkt circa 30-40% des Personalbestands der 23. SMSBr nach Waluiki verlegt worden. Unter den verlegten Abteilungen werden Grenadiere, Aufklärer, Artilleristen und Luftabwehr-Soldaten registriert, wie auch Führungs- und Logistik-Militärangehörige dieses Truppenverbands.
Als Bonus für unsere Leser haben wir ein kleines Kasus-Video, in dem wir einen Flugabwehr-Soldaten der 23. Brigade sehen, der „die Norm erfüllt“ und inzwischen bereits nach Waluiki verlegt worden ist:
Zur Auskunft: 23. selbstständige motorisierte Schützenbrigade, Militäreinheit 34670 (Stationierungsort: Waluiki und das Dorf Soloti, Belgoroder Gebiet; die Brigade wird zurzeit schrittweise aus Samara des Zentralen Militärbezirks verlegt; die Umdislozierung soll zum Ende 2016 beendet sein. Alte Nummer der Militäreinheit: 65349, Samara).
Struktur: Kommando, 1., 2. und 3. motorisierte Schützenbataillone, Scharfschützenkompanie, Panzerbataillon, 1. und 2. Haubitzen-Artilleriedivision, Raketen-Artilleriedivision, Panzerabwehr-Artilleriedivision, FlaRak-Division, Flugabwehr-Artilleriedivison, Aufklärungsbataillon, Drohnen-Kompanie, Pionierbataillon, ABC-Kompanie, Fernmelde-Bataillon, EloKa-Kompanie, Stabs- und Artilleriebeobachtungsbatterie, Radarzug, Führungszug, Instandsetzungsbataillon, Logistik-Bataillon, Kommandantenkompanie, Sanitätskompanie, Instrukteur-Zug, Trainingszug, Truppenübungsplatz, Orchester.
Bewaffnung: 40 Einheiten T-72BM, 1 Einheit T-72BK, 130 Einheiten BTR-82AM, 15 Einheiten BTR-80, 15 Einheiten MT-LB, 18 BM-21 „Grad“, 36 Einheiten Panzerhaubitzen 2S3 „Akazija“ (gezogene 152mm-Haubitzen „Msta-B“ gleichen Kalibers wurden ebenfalls registriert), 18 Einheiten 120mm-Mörser 2S12 „Sani“, 12 Einheiten 100mm-Panzerabwehrkanonen MT-12 „Rapira“, 12 Einheiten der auf dem MT-LB basierenden Jagdpanzer 9P149 installierten Panzerabwehrraketen Schturm-S (AT-6 Spiral), 4 Einheiten BRDM-2, 12 Einheiten BM 9A33BM2(3) „Osa“, 6 Einheiten BM 9A34(35) „Strela-10“, 6 Einheiten Flugabwehrpanzer „Tunguska“, 27 Einheiten MANPADs 9K38 „Igla“ (Boden-Luft-Lenkwaffensysteme).
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Victory Krm und Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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One Response to “Neue russische Militärbasen an der Grenze zur Ukraine Teil 2: Waluiki”
29/07/2016
Russland konzentriert seine Truppen auf der grenznahen Basis nahe Waluiki - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Russland baut einen Militärstützpunkt in Richtung Charkiw und entsendet die 23. selbständige motorisierte Schützenbrigade“ „Neue russische Militärbasen an der Grenze zur Ukraine Teil 2: Waluiki“ […]