Jederzeit könnte sich der russische Krieg gegen die Ukraine aus einem hybriden in einen konventionellen verwandeln, weshalb viele Analytiker Simulationen des eventuellen russischen militärischen Vorgehens durchführen. Ihrer Meinung nach könnte die Offensive der russischen Invasionskräftegruppierung vom Grenzabschnitt zwischen Russland und dem Charkiwer Gebiet der Ukraine aus starten, mit dem Ziel die Hauptkräfte der ukrainischen Truppen abzuschneiden und sie in der ATO-Zone einzukreisen. In diesem Zusammenhang besitzt die Beobachtung der Aktivitäten der russischen Armee entlang der ganzen Linie der ukrainisch-russischen Grenze einen strategischen Charakter. Die Untersuchung von InformNapalm bezüglich der Verlegung der 28. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade der russischen Streitkräfte auf die Militärbasis in der grenznahen Stadt Klinzy erhielt große Resonanz in den Medien. Die Journalisten begannen unbequeme Fragen an die russische militärisch-politische Führung zu stellen und dieses Thema wurde drei Wochen lang nicht nur in der russischen Presse, sondern auch in Belarus und in Baltischen Ländern zur Sprache gebracht. In dieser neuen Untersuchung möchten wir unser Augenmerk auf die erhöhte Aktivität der russischen Gruppierung auf einer anderen Basis nahe der Stadt Waluiki unweit der Grenze des Charkiwer Gebiets richten. InformNapalm hatte dieser Basis schon zwei Untersuchungen gewidmet und einige Fotos unmittelbar von der Basis bereitgestellt, wie auch über einzelne Kampfgruppen in Bataillonsstärke berichtet, die in Zukunft das Rückgrat der neuen „Waluiski-Gruppierung“ bilden werden:

• „Russland baut einen Militärstützpunkt in Richtung Charkiw und entsendet die 23. selbständige motorisierte Schützenbrigade“
• „Neue russische Militärbasen an der Grenze zur Ukraine Teil 2: Waluiki“

Am 25. Juli haben unsere Aufklärer, die diese Richtung beobachten, auf GoogleMaps ein neues Bild vom 19. Juni 2016 entdeckt, auf dem bedeutende Veränderungen der neuen russischen Militärbasis (Koordinate 50.2249981, 38.1104779) in Waluiki festgehalten wurden. Das sind 17 km Entfernung von der nächstliegenden Stelle der ukrainischen Grenze und 30 km bis zur ukrainischen Grenze in Richtung Charkiw. Anhand der öffentlich zugänglichen Satellitenbilder versuchen wir nun die Erweiterung dieser Militärbasis in chronologischer Reihenfolge zu betrachten. Laut Wikimapia befindet sich an dieser Stelle der Flugplatz von Waluiki. Magnetkurs für Start und Landung – 285/105. Asphaltbahn 500/25 Meter. Der Flugplatz ist nicht mit Mitteln der Bodenkontrolle ausgestattet, und wird vom Reserven-, Landwirtschafts- und Sanitätsflugwesen benutzt, ausschließlich zur Tageszeit. Auf den Yandex-Karten weiter unten haben wir das Territorium des Flugplatzes markiert. Auf den Bildern von 2013 sieht man nur die Start- und Landebahn, das Territorium drumherum ist aber leer: Laut der Wikimapia-Information wird auf dem ehemaligen Flugplatz der Stadt Waluiki des Belgoroder Gebiets Russlands unweit der Grenze mit der Ukraine seit Ende März 2014 ein Feldflughafen für die Luftwaffe Russlands errichtet. Auf dem Flugplatz befinden sich nun Kampfhubschrauber Mi-24P und Mi-24PN, Luftlandehubschrauber Mi-8MTW und EloKa-Hubschrauber Mi-8SMV. Vermutlich ist nach Waluiki eine Flugruppe aus dem Bestand der 549. Luftwaffenbasis in Pribylowo (Leningrader Gebiet) verlegt worden. Auf den Bildern vom 20. April 2014 sieht man erstmals Militärgerät und Zelte. Im Oktober 2015 wird auf den Bildern der Bauprozess  festgehalten, der Großteil des Territoriums ist aber noch immer leer. Das neueste Bild vom 19. Juni 2016 Weiter führen wir detailliertere Bilder der russischen Militärbasis an: In den acht Monaten, zwischen Oktober 2015 und Juni 2016, ist die russische Militärbasis im Schnelltempo sowohl mit Personal als auch mit Militärgerät vollständig ausgestattet worden. Die Militärbasen und das Trainingslager für die Söldner im Rostower Gebiet Russlands erfüllen seit Anfang 2014 ihre Funktion der logistischen Versorgung der VRSK (vereinte russisch-separatistische Kräfte), die in den okkupierten Territorien des Donezker und Luhansker Gebiete der Ukraine agieren. Wozu Russland plötzlich eine Verstärkung der Kräfte auf den anderen Basen brauchte, die in unmittelbarer Nähe zur ukrainischen und belarussischen Grenze liegen, ist noch unklar. Nach der Krim-Annexion und der Besatzung von Donbass geht diese Tatsache aber weit über den Rahmen der „inneren Angelegenheiten“ Russlands hinaus und erfordert eine genaue Beobachtung wie auch entsprechende Reaktion der Weltgemeinschaft.

Dieses Material wurde von Vidal Sorokin und Dmitry K exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.  CC BY 4.0