von Anton Schwez
Palästinensische Terroristen stationieren seit langem ihre Basen grundsätzlich in bewohnten Gebieten. Und die Basen sind noch das geringste Übel – Sprengstofflager können sich in Kellern von Wohnhäusern oder in Moscheen befinden, und Raketensilos – inmitten von (tagsüber) belebten Straßen. Und ja, Palästinenser verfügen über silogestützte Raketen.
Tausende solcher Bilder kann man im Netz finden.
Hier ist ein Abschuss vom Dach einer Schule:
Und hier ist ein Bericht über die Folgen eines solchen Abschusses:
Wir sind nicht das erste Land unter Beschuss und höchstwahrscheinlich nicht das letzte. Nein, wirklich. Ich verstehe, dass die Bürger unseres Landes (mich inklusive) in den letzten zwanzig (oder fünfzig) Jahren im Zustand der seligen Unwissenheit gelebt haben, aber solche Arschkrämpfe, wie unser jetziger, sind auf dem Erdball ziemlich gewöhnlich.
Schauen Sie sich das mal an. Der Sprecher der Hamas Bewegung (terroristische Bewegung, die in Russland immer noch nicht verboten wurde) – Sami Abu Zuhri. Er ist übrigens sehr beliebt bei der russischen Presse. Und bei der israelischen linksgerichteten Presse auch.
Versuchen Sie, 10 Unterschiede zwischen diesen Videos zu finden:
[SUBS: Journalist: – … dass ein Krieg anfangen könnte. Machen Sie sich da keine Sorgen? Falls Russland…
Putin: – Nein, ich mache mir da keine Sorgen. Weil wir es nicht vorhaben und nicht werden, einen Krieg gegen das ukrainische Volk zu führen.
Journalist: – Aber die ukrainischen Streitkräfte gibt es, es gibt die ukrainische Armee. Oder glauben Sie nicht, dass…
Putin: – Hören Sie, hören Sie mir aufmerksam zu. Ich will, dass es Ihnen unmissverständlich klar wird. Wenn wir diese Entscheidung treffen, dann nur zum Schutz ukrainischer Bürger. Und dann soll jemand von ukrainischen Militärangehörigen nur versuchen, auf eigene Menschen zu schießen. Hinter denen wir stehen werden, nicht vor ihnen, sondern dahinter. Sollen sie nur versuchen, auf Frauen und Kinder zu schießen. Ich will diejenigen in der Ukraine sehen, die einen solchen Befehl geben würden.]
Sie werden keine Unterschiede finden können, denn der Kreml steht schon seit langem hinter Palästinensern.
Das ist die Taktik dieses Krieges: „Unsere Truppen werden sich hinter den Frauen und Kindern stellen, nicht vor ihnen, sondern dahinter!“ – all das stammt aus den ein halbes Jahrhundert alten sowjetischen Lehrbüchern. Und die Ideologie zu diesem Thema ist noch älter. Wladimir Iljitsch Uljanow alias Lenin formulierte sehr treffend, dass Terrorismus ein Überzeugungsmittel ist. Wen man überzeugen muss, ist zweitrangig, Lenin persönlich hatte vor, ausschließlich die Bewohner der von den Sowjets besetzten Territorien zu überzeugen.
Ein hybrider Krieg zwingt der Gesellschaft seine Regeln unabhängig von dem Willen der Gesellschaft auf. Aus unserer Sicht sind die Freiwilligen nette Mädchen und raue Kerle, die alles – von Socken bis hin zu Wärmebildkameras – an die Frontlinie bringen. Für die andere Seite dagegen sind die Freiwilligen eine Art privater Militärversorger, die – ähnlich wie die amerikanischen privaten Militärunternehmen in Irak – verschiedene Güter an die Checkpoints und Militärbasen liefern.
Ja, willkommen in der Realität. Für Idioten, die einen orthodox-kommunistischen Dschihad an unser Land erklärt haben, stellen ukrainische Freiwillige ein „legales militärisches Ziel“ dar. Spendensammelpunkte der freiwilligen Helfer gehören für diese Idioten genauso zu „legalen militärischen Zielen“. Deswegen sind sie der Meinung, dass eine Explosion in einem solchen Spendenzentrum in einer friedlichen Stadt kein Terroranschlag ist, sondern ein Sabotageakt, denn sie greifen, ihrer eigenen Deutung nach, „Objekte der militärischen Infrastruktur“ an.
Ich verstehe, dass solche Fragestellung in der ruhigen und friedlichen Hauptstadt schrecklich klingt, aber das ist eine Tatsache. Der hybride Krieg hat eigene Regeln, auch wenn man am liebsten die Augen schließen und so tun würde, als gäbe es keinen Krieg.
All das ist deswegen möglich, weil die Kerle, die die palästinensischen Kinder seit 50 Jahren zu gegnerischen Raketenrückangriffen verurteilen, sich nicht im Geringsten um Ihre Versuche scheren, der Realität zu entfliehen.
Ein hybrider Krieg hat eigene Regeln. Hybrider Krieg wurde für die Fälle erfunden, wenn es einem nicht gelingt, dem Gegner die Niederlage rein militärisch zu bereiten.
Dementsprechend sind Kampfhandlungen per se zweitrangig im Rahmen einer hybriden Kampagne. Und was ist vorrangig? Die Niederlage auf der Informationsebene. Das Hauptziel eines hybriden Krieges ist die Veränderung der Weltanschauung der Bürger eines Landes oder seiner Verbündeten.
Genau deswegen schießen die Hamas einzelne russische „Grad“-Raketen von Schuldächern ab, weil die militärische Niederlage Israels nicht das Ziel solcher Abschüsse ist. Das Ziel ist es, die Tzahal und Cheil ha-Awir dazu zu bringen, die gegnerischen Raketenabschussrampen (zu Verteidigung eigener Bevölkerung) anzugreifen, um die unausweichlichen kollateralen Schäden in der Zivilbevölkerung mithilfe von Medien in die ganze Welt auszustrahlen. Das eigentliche Ziel sitzt auf der anderen Seite des PC-Monitors oder Fernsehbildschirms, und die Kamera des Journalisten ist die Mündung dieser Waffe.
Für die andere Seite existieren keine Journalisten (abgesehen von Fußballkommentatoren und Modeberichterstattern). Weil ein Journalist für die andere Seite nichts weiter als eine Art Netz-Politkommissar oder Textinhaltsgenerator zum vorgegebenen Thema ist.
Unabhängig davon, ob ein Journalist es will oder sich dessen bewusst ist, ist er für die andere Seite nur eine Quelle der Textinhalte, und Textinhalte sind die Hauptwaffe eines hybriden Krieges. Wobei ein Journalist (wenn man ihn als einen Politkommissar betrachtet) nicht einfach nur derjenige ist, der einer Soldatenkompanie vor dem Kampf Infos über die gegnerischen Stellungen liefert, sondern die Agenda für Hunderttausende von Menschen bestimmt. Ein tüchtiger Journalist ist im Rahmen eines hybriden Krieges dutzendfach gefährlicher als ein für ein enges Planquadrat verantwortlicher Kommissar, so wie ein tüchtiger freiwilliger Helfer viel gefährlicher als ein diebischer Unteroffizier der Logistik ist.
Ein mediengewichtiger Inhaltsgenerator ist für die Anführer eines hybriden Krieges entweder ein Objekt, das mit hoher Priorität geschützt werden muss, oder – nach denselben idiotischen Regeln – ein „legales militärisches Ziel“ mit hoher Priorität. Der Krieg in Donbass hatte angefangen, als in Donezk die ausgerüsteten Journalisten und Betreuer des abchasischen „Anna-News“ aufgetaucht sind, die zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrungen in der Kriegsberichterstattung in Syrien gesammelt hatten. Und als man die pro-ukrainischen Journalisten nach vorab vorbereiteten Listen zu jagen und zu verhaften anfing.
Den sich verlaufenen Journalisten von „AnnaNews“ wurden sofort Reisebegleiter aus der lokalen Agentur zugewiesen. Man muss doch irgendwie an Orte gelangen, die demnächst beschossen werden, genau im richtigen Zeitpunkt und ohne sich zu verirren, nicht wahr? Und über die Nekrophile Steschin und Koz, um die herum Menschen wie nach einem Zeitplan zu sterben anfangen, braucht man, meiner Meinung nach, gar nichts erzählen.
Für die andere Seite ist alles einfach: „Genosse Politkommissar, zu wem gehören Sie? Zu uns? Dann ist hier Ihre verstärkte Verpflegungszuteilung, Regimentsehefrau, Budjonowka, Schutzweste, Leibwächter-Söldner und Ihr Betreuer. Allez, und behalten Sie im Kopf, dass wir, wenn Sie von einem Geschoss getroffen werden, eine feenhafte Show daraus machen werden. Sogar Gromyko vergießt eine Träne. Und Radek winkt Ihnen mit der Hand von seinem kommunistischen Himmelreich. Und wenn Sie nicht zu uns gehören, dann ist hier Ihre Kugel in den Hinterkopf oder wir können Sie in einem Folterkeller einsperren (wenn die Handlung in einer turnusmäßigen pro-russischen Enklave stattfindet). Noch können wir den Kommissaren, die nicht zu uns gehören (wenn die Handlung innerhalb von RF stattfindet), die gesamte Redaktion auseinandertreiben und sie in eine andere Redaktion unter der Obhut und Kontrolle unseres eigenen Politkommissars zum Arbeiten schicken“.
Für die andere Seite ist alles wirklich sehr einfach.
Und wie soll darauf ein Land antworten, das demokratisch sein will?
Die westliche Welt denkt naiv, sie hätte eine bestimmte Gegenwirkung für den „hybriden Journalismus“ erarbeitet. Lasst uns nicht lange suchen, werfen wir gleich einen Blick auf die berühmten BBC-Richtlinien. Ist es möglich, einen Journalisten von einem Propaganda-Kommissar mithilfe dieser Richtlinien zu unterscheiden?
Zählen wir sie auf (den Teil, der uns interessiert).
- Wahrhaftigkeit und Genauigkeit.
- Neutralität und Darstellung aller Sichtweisen.
- Redaktionelle Ehrlichkeit und Unabhängigkeit.
- Gewährleistung gesellschaftlicher Interessen.
- Gerechtigkeit
Führen wir ein Denkexperiment durch. Gegeben sei ein angenommener Max Mustermann. Jeden Tag verlässt er sein Zimmer im Hotel „Ramada“ und fährt mit einem Taxi ins Zentrum von Donezk. Am Leninplatz (Terrorismus ist ein Mittel der Überzeugung) führt Max eine Umfrage der einheimischen Bevölkerung, sagen wir mal, zum Thema „Haben Sie je russische Streitkräfte in der „DVR“ gesehen?“ durch. Und so spricht er zufällige Passanten an und stellt ihnen Fragen, während er mit seiner Kamera die Gespräche aufnimmt. Ich bin bereit, meine Tastatur darauf zu verwetten, dass er keinen einzigen Menschen findet, der ihm vor laufender Kamera die Anwesenheit russischer Truppen bestätigt.
Darüber hinaus könnte Max Mustermann ein wenig herumlaufen und uniformierte Menschen fragen, ob sie vielleicht aktive Militärangehörige der Streitkräfte oder der Garde RF sind. Die Antworten, die er sammeln würde, wären auch sehr vorhersehbar. Er könnte auch bei einem beliebigen Truppenstationierungsgelände der „DVR“ antanzen und sich erkundigen, ob dort möglicherweise russische Truppen stationiert werden, und würde wieder die erwartbare Antwort bekommen.
Könnte Max Mustermann danach einen Bericht vorbereiten, der die folgende Idee beinhalten würde: „Am besagten Tag habe ich keine russischen Truppen im Zentrum von Donezk weder anhand eigener Beobachtungen noch infolge der Umfrage einer großen Anzahl der Bevölkerung entdeckt“?
Das könnte er.
Wäre dieser Bericht genau und wahrhaftig? Absolut. Zur Sicherheit könnte man die Umfrage und die Beobachtung erneut wiederholen. Max würde nicht die Wahrheit verdrehen, er würde nicht behaupten, dass es dort keine russischen Truppen gibt, er würde nur sagen, er hätte sie mit Sicherheit nicht gesehen. Und keiner der Befragten hat sie gesehen. Nie gesehen. Nie gesehen. Nie gesehen.
Wäre dieser Bericht neutral? Wären alle Sichtweisen geschildert? Durchaus. Im Grunde wäre das eine soziologische Umfrage (auch wenn die Auswahl der Befragten nicht am relevantesten wäre). Dann könnte er für die größere Neutralität und Relevanz seine Handlungen in allen Bezirken von Donezk und in umliegenden Vororten wiederholen. Was kann neutraler als persönliche Beobachtung und eine Umfrage sein?
Könnte Max dabei für ein privates Medium arbeiten und keine Unterweisungen von seinem Redaktor bekommen oder sogar als unabhängiger Freelancer tätig sein? Easy. Wie kann man nur den Menschen der Arbeit für den Kreml verdächtigen, wenn er absichtlich nach Beweisen der Teilnahme russischer Streitkräfte am Krieg in Donbass suchte? In der RF sind doch alle Medien ehrlich. Sie wollen doch nicht behaupten, dass der oppositionelle Sender „Echo Moskwy“, der zu „Gasprom-Media“ gehört, abhängig oder engagiert wäre?
Wäre die Wichtigkeit des Berichtes von Max groß genug, um das gesellschaftliche Interesse zu gewährleisten? Mehr als das.
Wäre sein Bericht offen, ehrlich und direkt? Ja. Alles wäre gezeigt, wie gesehen, ganz ohne Manipulationen.
Wäre der Bericht von Max bei der formalen Erfüllung der Richtlinien von BBC ein Propagandastück?
Zu 150%. Ein Musterbeispiel der giftigen Trash-Propaganda.
So könnte Max unter der Deckung von BBC-Richtlinien (dabei würde er sie nicht imitieren, sondern wirklich gewissermaßen befolgen) täglich derartige Berichte absondern. Ohne Wochenenden und Feiertage. Und wenn Max die Erfüllung der BBC-Richtlinien glaubwürdig imitieren wollte, dann könnte ihm nie und niemand etwas vorwerfen.
Denn abgesehen von dem „neutralen“ Max arbeiten auf den besetzten Territorien auch wahre Zombie-Macher aus der lokalen Marionettenverwaltung, und Max kann noch ziemlich ehrlich die Passanten befragen, beispielsweise zum Thema „Erzählen Sie über die Verbrechen beider Seiten“. Und dann würde er täglich mindestens eine Geschichte über den „gekreuzigten Jungen“ in allen möglichen Variationen von „vergewaltigten Schweinen“ und „weinenden Kühen“ bis hin zu „ukrainischen mobilen Sabotage- und Aufklärungsgruppen mit Minenwerfern“ aufnotieren. Ich glaube, dass das Verhältnis der Geschichten über die Verbrechen von Sachartschenkos Fedajin zu den von ukrainischen Streitkräften nicht unter 1:30 liegen würde.
Zur Steigerung der Neutralität könnte Max in die Frontnähe fahren, zum Beispiel in das befreite Mariupol, und die gleiche Umfrage durchführen. Dort tragen Sachartschenkos Zombiemacher auch ihre Früchte. Wir können uns noch an die Oma erinnern, die behauptete, die ukrainischen Streitkräfte hätten sie mit „Grad“ beschossen, während sie durch das Loch in ihrem Haus direkt nach Osten blickte. In Mariupol wäre das Verhältnis der Geschichten über die „Kriegsverbrechen“ bestenfalls 1:1 – das versichere ich Ihnen.
Die Neutralität von Max würde durch die Decke schießen. Und dabei bliebe er derselbe hundertfünfzigprozentige Ultrapropagandist. Auch wenn Max zum Schluss anmerken würde, dass er keine offiziellen Bestätigungen dieser Geschichten bekommen konnte.
Und man sollte nicht zwangsläufig von der Engagiertheit von Max durch den Kreml ausgehen. Man sollte auch nicht denken, dass die Situation sich gravierend ändern würde, wenn wir einen John statt unseren Max hätten. Der Begriff „nützliche Idioten“ ist nicht aus der Luft entstanden. Linksradikale und einfach nur weichherzige Johns schreiben und drehen für palästinensische Terroristen völlig unentgeltlich herzzerreißende Berichte über getötete palästinensische Kinder, während sie Mitarbeiter von sowohl BBC als auch anderen respektablen westlichen Medien bleiben.
Seit Jahrzehnten schreiben und drehen sie sie.
Denn um einen Bericht vorzubereiten, der die objektive Realität widerspiegelt, muss man von der Ungleichberechtigung der Seiten ausgehen. Sprich: zuerst sollte Max zugeben, dass das autoritäre Regime Putins ein fast totalitäres Marionettenregime von Sachartschenko in Donezk aufgestellt hat. Danach muss man begreifen, dass es inakzeptabel ist, ein relativ demokratisches Land mit dem fast totalitären Regime engstirniger Neobolschewiken „ceteris paribus“ („unter sonst gleichen Bedingungen“) zu vergleichen. Weil die „paribus“ bei Weitem nicht „ceteris“ sind.
Und ein John müsste genauso für einen Bericht, der die objektive Realität wiederspiegelt, seine Neutralität auf der Strecke liegen lassen und deutlich aussprechen, dass es das Ziel von Mahmud az-Sachar ist, die Ermordungen palästinensischer Kinder gegen politische und wirtschaftliche Präferenzen zu tauschen. Und von diesem Standpunkt aus müsste er dann weitere Gedanken in seinem Bericht entwickeln.
Es ist absolut klar, dass BBC, abgesehen von ihren Basisrichtlinien, die Journalisten gern als Antwort auf alle Fragen missbrauchen, noch weitere 250 Seiten mit praktischen Vorschriften, Empfehlungen, Anleitungen, Methodiken usw. für alle Anwendungsbereiche erarbeitet haben, von der Suche nach Interviewquellen bis hin zum Arrangement von Inszenierungen. Sie haben wirklich alles sehr fachmännisch und fehlerlos beschrieben.
Jedoch zeigt uns die Erfahrung Israels, dass auch das keine Wirkung zeigt. Aber auch vom Niveau von Israel sind wir weit entfernt.
Weder in unserem Fall noch im Fall der russischen Medien werden die Richtlinien von BBC auch nur deklarativ erfüllt, geschweige schon von der praktischen Anwendung.
Weil zu den Richtlinien von BBC auch die Rechenschaftspflicht gegenüber den Zuschauern gehört. Bei uns fühlt sich sogar der formal unabhängige Kanal „hromadske.tv“ dermaßen rechenschaftspflichtig, dass ein Teil seiner Mitarbeiter den anderen Teil der Veruntreuung und Aneignung von Geldern beschuldigt (die erst nach langer Zeit aufgefallen sind, was über die Qualität der Kontrolle Bände spricht), während der andere Teil von der Engagiertheit zugunsten von Achmetow spricht.
Über die Redaktionspolitik und unversteuerte Gehälter in Briefumschlägen in den Medien von bedeutenden Geschäftsleuten und Oligarchen wollen wir gar nicht reden. Genauso wenig wollen wir vom Bestelljournalismus reden, der ehemaligen Journalisten erlaubt, sich beim Louboutin zu kleiden.
Erste Schlussfolgerung
Was kann ich als ein ehrlicher Propagandist, und kein Journalist, dazu sagen?
Die Neutralität existiert nicht. Man kann unter dem Deckmantel von Neutralität und BBC-Richtlinien andauernd tonnenweise propagandistischen Irrwahn produzieren, ohne dabei den Richtlinien von BBC zu widersprechen oder ihnen sogar gänzlich zu entsprechen. Anatolij Scharij hat das bestens bewiesen.
Also können die Neutralität und Richtlinien von BBC nicht als Ausrede bei Vorwürfen der Arbeit für den Feind oder der Propaganda dienen. Sie können es einfach nicht. Die Richtlinien von BBC sind keine Ausrede.
Propaganda ist alles, was als Propaganda klassifiziert werden kann.
Also wirklich alles. Ein hybrider Krieg wird mit dem Ziel geführt, ein entsprechendes Bild mit hohem Maß an Glaubwürdigkeit zu erschaffen. Das ist das wichtigste Ziel des hybriden Krieges. Ein Journalist, auch wenn er als einfacher Informationsleiter fungiert und tatsächlich neutral ist, stellt trotzdem (nolens volens) eine Waffe für die Seite dar, die über die größere Kontrolle über dieses Bild verfügt.
Und welche Seite verfügt über das größere Maß an Kontrolle?
Ein einfaches Beispiel.
Verstehen Sie, ein autoritäres (oder gar totalitäres) Regime kann entscheiden, dass es unter seinen Bürgern beispielsweise keine Schwule gibt. Oder es soll sie nicht geben. Und ein autoritäres Regime kann (durch die eine oder andere Kette von Maßnahmen oder Drohungen) es bewerkstelligen, dass man Schwule nicht sehen würde. Sie würden in Gefängnissen sitzen oder sich um ihr Leben fürchten. Und Sie, als ein außenstehendes Element des Systems, wären nicht imstande, sie zu finden oder ihre Existenz zu beschreiben, weil dem das System selbst entgegenwirken würde. Es würde nicht heißen, es gäbe in diesem System keine Schwulen. Sie würden sie nur nicht sehen, weil das autoritäre Regime über Hebel und Instrumente für die Kontrolle über das Bild verfügt (auch wenn der Anteil von Schwulen unter den Bürgern des Regimes sich von dem weltweiten Durchschnitt kaum unterscheidet).
Demokratische Länder verfügen nicht einmal annähernd über ein solches Instrumentarium.
Dementsprechend spielt ein wirklich neutraler Bericht angesichts der besseren Kontrolle über das Bild bei Autoritarismus immer in die Hände von am meisten autoritären Regimen.
Zweite Schlussfolgerung
Soll die Ukraine als ein Staat, der einem hybriden Angriff standhalten muss, in diesem Fall von dem Prinzip der Neutralität ihrer Medien und Meinungsführer absehen und im Wesentlichen eine vollwertige Staatszensur einführen (man muss hier zwischen der allgemeinen Zensur und der Zensur der Kriegszeit unterscheiden) und sogar ein Institut der Staatspropaganda bilden?
Nein.
Oder doch, wenn das Wahrheitsministerium von mir angeführt wird, und zwar nicht im Format eines Ministeriums oder staatlichen Dienstes. Und ich werde die Propaganda nicht auf Kosten der Staatskasse und nach eigenem Entwurf betreiben. Aber dazu komme ich später ausführlicher.
Staatspropaganda, durchgesetzt von Staatsbeamten auf Staatskosten, ist eine Art Hammer. Und wenn jemand einen Hammer hat, wird alles um ihn herum zu Nägeln. Ich will nicht, dass der Staat mich ständig mit dem Hammer auf den Kopf schlägt und mir über irrelevante Errungenschaften erzählt, die keine Auswirkungen auf mein Leben haben.
Staatspropaganda ist schrecklich, sinnlos und ineffizient, weil es dabei um Staatsbeamte, Amtspflichtige und den Staatshaushalt geht. Und deswegen ist die Staatspropaganda nutzlos und wird keine Früchte tragen – es sei denn natürlich, man plant eine Diktatur. Wenn in unserem Land eine Diktatur entsteht, dann habe ich keine Fragen. Ohne vertrauenswürdige Sender und ein alternatives Bild kann man hochqualitative Staatspropaganda betreiben. Aber die Staatspropaganda in Form eines Ministeriums oder staatlichen Dienstes ist bei dem Vorhandensein privater Sender mit hohen Einschaltquoten dagegen Nonsens.
Die westliche Welt bekämpfte totalitäre Systeme und führte dabei nur beschränkte Zensur während der Kriege ein. Sie hat gewonnen und dadurch auch die Richtlinien von BBC erarbeitet. Obwohl Journalisten, Funktionäre, schöpferische Menschen und Liberale ständig von den Rechtsgesinnten der Arbeit für die Sowjets beschuldigt wurden. Oft gab es für solche Beschuldigungen triftige Gründe.
Nebenschlussfolgerung
Ein Ministerium für Informationspolitik, zu dessen Aufgaben die Gewährleistung der Neutralität der Medien und Schutz der Journalisten vor Kritik und Beschuldigungen der Propaganda gehören, braucht Ukraine gar nicht. Grundsätzlich. Die Gründe wurden schon oben beschrieben – die Neutralität ist keine Ausrede bei Vorwürfen der Propagandamacherei. Das einzige, womit sich solches Ministerium beschäftigen kann, ist die Kommunikation zwischen der Regierung und der Bevölkerung. Es könnte sich um einzelne Pressemitteilungen (oder zusammengesetzte Pressemeldungen staatlicher Dienste und Ministerien), Veröffentlichung öffentlicher Informationen in bequemer Form usw. kümmern.
Die heutige Tätigkeit des Ministeriums für Informationspolitik in der Richtung der Kommunikationsverbesserung zwischen dem Staat und Bürgern ist aussichtslos. Es ist natürlich schön und fein, wenn man Journalisten versammelt und ihnen erzählt, wie sie die Heimat loben sollen. Aber man muss im Kopf behalten, dass die Inhaber bedeutender Medien nicht weniger bedeutende Politiker sind, die sowohl staatsfeindliche Interessen haben könnten als auch daran interessiert sein, die Situation im Land zu verschlechtern (oder sie im schlechten Licht zu präsentieren), um dadurch politische oder Wahlpräferenzen zu gewinnen. In anderen Worten ausgedrückt, versammelt man morgens die Journalisten im Ministerium und erzählt ihnen, dass das Leben bald besser wird. Ihr Redaktor erklärt ihnen dagegen, wie sich ihre persönliche Leben verbessern würden, wenn sie darüber schreiben, dass alles schlechter geworden ist, und ins kleinste Detail beschreiben, warum sich alles verschlechtert hat. Und die Situation wird sich nicht ändern, unabhängig davon, wer im Präsidentensessel sitzt, es verändert sich nur die Rollenverteilung.
Dritte Schlussfolgerung
Was tun?
Ronald Reagan wurde zum Senator von Kalifornien und später zum Präsidenten der USA, nicht weil er ein berühmter Schauspieler war. Reagan wurde zum Präsidenten, weil er der Vorsitzende der Screen Actors Guild (Schauspielergewerkschaft) und ein aktiver Teilnehmer der antikommunistischen Bewegung war. Reagan führte schwarze Listen ein, bemühte sich um die Diskriminierung und Entlassungen der Schauspieler, die durch ihre Loyalität zum Kommunismus oder kommunistischen Ideen auffielen. Er verbat den Gewerkschaftsmitgliedern der kommunistischen Partei beizutreten.
Dabei beschränkte sich die Rolle des Staates bei seiner Tätigkeit auf das Komitee für unamerikanische Umtriebe (ein Investigativkomitee des Kongress) und FBI. Hier, schauen Sie mal, haben wir einen verdächtigen Schauspieler, lassen wir das FBI seine Beziehungen mal prüfen.
Bei dieser komplizierten Angelegenheit wurde Reagan beispielsweise vom Allerweltsonkel Walt Disney unterstützt, der von dem wachsenden Einfluss von Kommunisten und Marxisten auf Hollywood und Fernsehen beunruhigt war. Unter Reagans Verbündeten war auch Eric Johnston, der Vorsitzende der Motion Picture Association of America. Johnston sagte immer mit schäumendem Mund, dass kein Linksgesinnter oder Kommunist jemals einen Job bei einer der Filmproduktionsgesellschaften seiner Assoziation bekommen würde.
Die Tätigkeit dieser Jungs war nicht immer wolkenfrei. Diejenigen, die unter die Walze der antikommunistischen Kampagne gerieten, begingen zuweilen aufgrund des enormen Drucks einen Selbstmord. Das FBI beobachtete ernsthaft viele Beschuldigte.
Jedoch war die Rolle des Staates in dieser Frage durchaus zweitrangig.
Erstens wurde der Antikommunismus von der Legislativen Gewalt betreut, und nicht von der Exekutiven. Kein Propagandaministerium, sondern ein Investigativkomitee beim Repräsentantenhaus (das sich ausschließlich mit der Gesetzgebung beschäftigt) und ein Subkomitee beim Senat des Kongress (der Staatsbeamte kontrollieren konnte). In unserem Fall wären dies das Parlament und ein Komitee aus nicht gleichgültigen Abgeordneten. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass man weder die Mehrheit noch eine Koalition braucht, um ein Ministerium zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Zweitens ließ sich der Kongress von der Arbeit der professionellen Gemeinschaft leiten (in diesem Fall – der Gemeinschaft der Schauspieler, Mitarbeiter der Filmstudios und Trickfilmzeichner), und nicht von dämlichen Vorschriften der Beamten. Warum? Weil man alles als Propaganda betrachten kann. Ein träges Beamtenhirn wird hier keine Wirkung zeigen. Hier werden Politparolen Effekt haben.
Es war Reagan, der Hollywood zum Instrument der weltweit stärksten und dabei sich finanziell rentierenden Propaganda gemacht hat. Man fing an, Kriegsfilme nicht nur für Soldaten zu machen. Es war Reagan, der Hollywood auf eine Schiene setzte, die ihn persönlich später zum Präsidentensessel führen und ihm den Titel des Totengräbers des Kommunismus bescheren wird.
In der Ukraine gibt es kein Hollywood und keine Voraussetzungen für seine Entstehung. Auch die Zeiten haben sich verändert.
Aber wir haben Facebook und Medien mit hohem Infiltrationsgrad an pro-russischen und kommunistischen Ideen. Wir haben populistische Abgeordnete im Parlament. Kein Propagandaministerium wird die Arbeit der professionellen Gemeinschaft anstelle dieser Gemeinschaft machen können, einfach weil die Beamten nicht verstehen, was zu tun ist und wie es gemacht werden soll.
Ich weiß nicht, was es sein wird – eine Gewerkschaft von Facebook-Nutzern oder eine unabhängige Gewerkschaft von Journalisten (dermaßen maßgebend, dass sie ganze Holdings mit Null multiplizieren wird). Ich weiß nicht, ob wir Minutemen wie zu den Zeiten von McCarthyismus für Feldtätigkeiten brauchen werden.
Aber entweder erschaffen ukrainische Medien solche Mechanismen der Selbstregulierung, oder wir verlieren diesen hybriden Krieg, zerrissen durch entflammende innere Auseinandersetzungen.
Das besagte Israel erleidet eine Niederlage nach der anderen in seinem hybriden Krieg und geriet allmählich in die Isolation. Auf der Suche nach Verbündeten wendete Israel seinen Blick sogar nach China, weil die Stellungen der USA zu wackeln anfangen und Europa schon praktisch verloren ist.
Wir sind kein Israel.
Wir werden viel eher fallen.
Weil ein hybrider Krieg seine eigenen Regeln hat. Ob Sie das wollen oder nicht. Ob es Ihnen bewusst ist oder nicht.
Autor: Anton Schwez für Pjotr&Mazepa; übersetzt von Volodymyr Cernenko; editiert von Irina Schlegel.
One Response to “Pjotr&Masepa: Die Richtlinien der Neutralität”
31/01/2017
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