
Im nachfolgenden Bericht werden wir versuchen, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits bekannte Informationen über die Panzer T-64 zusammenzufassen, die unter verschiedenen Fahnen in den Gebieten Donezk und Luhansk an den Kriegshandlungen teilnehmen. Selbstverständlich gilt unser größtes Interesse dabei nicht den ukrainischen Kampfwagen T-64, sondern jenen Panzern, die im Dienste der Terroristen im Donbas stehen. Ihr Auftauchen bei den Kriegshandlungen war für alle Teilnehmer und Beobachter dieser Ereignisse recht unerwartet. Die russische Seite bediente sich gleich dieser Überraschung und erklärte alle Panzer T-64 auf Anhieb für „Trophäen“ oder „von den ukrainischen Streitkräften erbeutete“ Waffen. Kennzeichnend war dabei das Verhalten der Internet-Seite lostarmour.info, auf der alle Panzer T-64 in zwei Kategorien aufgeteilt wurden: entweder ukrainische, oder aber Panzer der „Volkswehr“. Es existieren für Lostarmour einfach gar keine russische Panzer im Osten der Ukraine. Daher war es ganz seltsam, in einem Bericht des Beratungsunternehmens im Rüstungsbereich ARES einen Link zu dieser stark politisierten russischen Webseite zu finden. Näheres dazu hier: „Rising Red Flags“ vol.3.
Also, ist es langsam an der Zeit, die Geheimnisse über die T-64 auf den besetzten Territorien der Ukraine aufzudecken.
Der erste Panzer, der den „Separatisten“ gehört haben soll, ist für mich beispielhaft:
Selbstverständlich wurde dieser Panzer als „erbeutet“ bezeichnet, wobei er weder Kennzeichen der ukrainischen Streitkräfte noch Kampfspuren aufweist. Als Beispiel kann ich hier Bilder von tatsächlich erbeuteten Panzern anführen:
Wie alle sehen können, unterscheidet sich das Aussehen eines im Kampf erbeuteten Panzers recht stark von dem einen im Paradezustand, der den Separatisten gehört.
Und nun zur Propaganda. Reden wir darüber, auf welche Weise diese Panzer bei Lostarmour bezeichnet werden, zum Beispiel:
Erleuchtend ist auch die Bezeichnung „Neurusslands“ als einen „Erstbesitzer“ dieses Panzers, sowie der Panzer 5, 7 und 35. Auf diese Weise wird dem Leser der Gedanke eingetrimmt, dass bei jeder plötzlich aufgekommenen territorialen Neubildung eine ganze Armee aus der Luft entstehen kann, die mit Kampfpanzern ausgerüstet ist. Wenn aber diese Webseite auch das Ursprungsland dieser Panzer genannt hätte, wäre das ganze Bild wesentlich überschaubarer und hätte einen geradezu gegensätzlichen Sinn. In dem Fall wäre die Statistik über vernichtete und eroberte Militärtechnik aus einem russischen Propagandainstrument für Terrorismus zu einem unwiderlegbaren Beweis der russischen Aggression gegen die Ukraine geworden.
Worin besteht das Problem?
Das Problem bei dem Kampfeinsatz der russischen T-64 steckt in ihrer langen Lagerung. Kampffähige Panzer unter dem alten Schrott zu finden ist keine leichte Aufgabe, deswegen wurden auch Panzer des Östlichen Militärbezirks hinzugezogen. Selbst wenn diese per Luft transportiert werden mussten, waren russische Behörden bereit, diese Kosten zu tragen. Eine IL-76 Maschine kann einen Panzer transportieren. Laut Informationen im lifejournal-Profil http://sled-vzayt.livejournal.com, wurden im Mai 2014 Panzer T-64 aus Krasnojarsk mit dieser Maschine ins russische Gebiet Rostow befördert. Was noch seltsamer ist: Als im Oktober eine Maschine vom Typ AN-124 dazu kam, die zwei bis drei Panzer transportieren könnte, hat diese immer noch nur einen Panzer an Bord transportiert! Der Panzer wurde jedoch im kampfbereiten Zustand „feldmäßig“ geflogen, damit dieser vom Himmel sofort in den Kampf gehen kann. Nun rechnet mal nach, was für Gelder Russland für diesen Panzereinsatz in der Ukraine zahlen musste. Dass die Krasnojarsker Panzer in der Ukraine eingesetzt wurden, ist schon eine bewiesene Tatsache.
Nehmen wir das Bild von Ilja Artemjew, das im 2544. Zentraldepot für Militärgerät der Streitkräfte Russlands von ihm aufgenommen wurde. Selbst wenn dieses Bild mit dem 8. Juni 2014 datiert ist, ist es durchaus möglich, dass das Bild etwas früher gemacht wurde.
Und nun lasst uns ein Bild von einem sogenannten „separatistischen“ Panzer mit der Nummer „Blau 10“ betrachten:
Wer würde jetzt noch behaupten, die russische Armee nehme an den Kriegshandlungen in der Ostukraine nicht teil?
Und hier ein weiteres Bild von einem weiteren Panzer, der zwar auch aus Krasnojarsk stammt, aber ebenfalls mit einer Separatisten-Nummer markiert ist und in der ATO-Zone entdeckt wurde:
Lasst uns den rechten Kotflügel des Panzers genauer betrachten: “2131”. Das vierstellige Kennzeichen ist recht spezifisch für sowjetische Panzer, daher ist die Fehlerquote hier gleich Null.
Die Lagerungsdepots für Militärtechnik der russischen Armee sind nicht die einzigen Quellen für die T-64 in der ATO-Zone. Hier hat auch die Krim ihren Beitrag geleistet. Auf dem Territorium der Halbinsel wurden im Frühjahr 2014 über 300 Kampfmaschinen dieses Typs durch die russische Armee in ihren Besitz genommen.
Es besteht kein Zweifel daran, dass der Großteil dieser Panzer in den Gebieten Donezk und Luhansk als Hauptkampfwaffen der russischen Aggression bereits eingesetzt werden.
Lasst uns jetzt diese Panzer nach ihren Ordnungsnummern betrachten.
Die ersten Zehn. Ausgesprochen russisch
Zu Beginn sollte man eine einfache Sache klären: Auf dem Globus gibt es nur zwei Staaten, die über Panzer dieses Modells verfügen und imstande sind, diese in die ATO-Zone zu transportieren: die Ukraine (hier werden sie als Hauptpanzer eingesetzt) und Russland (hat über 2.000 Panzer dieses Typs auf Lager, wobei offiziell Russland mit diesen Panzern nicht ausgerüstet ist). Einerseits wäre allein die Tatsache der Abwesenheit von üblichen ukrainischen Identifikationszeichen in Form der standardisierten taktischen Zeichen und weißer Streifen ausreichend, um die Russische Föderation als die wahre Quelle der illegalen Panzer festzulegen. Aber es gibt auch andere, viel gravierendere Beweise.
Die Panzer T-64 unter den Nummern 6, 7 und 8 wurden zum Zeitpunkt ihrer Beförderung über das Territorium Russlands im Bestand einer Militärkolonne auf Sattelzügen des Verteidigungsministeriums Russlands registriert.
Äußerst ungewöhnliche Platzierung der Reaktivpanzerungsblöcke (senkrecht) auf Gummiplatten macht den Identifizierungsprozess fehlerfrei. Zur selben Panzergruppe der russischen Besatzungsgruppierung gehören auch diese zwei:
Somit sind alle Panzer bei den Bandenformationen, die im Krieg im Donbas eingesetzt werden und eine senkrechte Platzierung von Reaktivpanzerungsblöcken an den Bordseiten aufweisen, russischer Herkunft. Aber das ist noch nicht alles.
Der Panzer T-64 mit dem Kennzeichen 7 ist bereits mit einer Separatisten-Ordnungsnummer auf dem Deckel des IR-Scheinwerfers markiert, obwohl er noch auf einem Sattelzug durch das Territorium Russlands transportiert wird. Somit wird ein weiteres Mal anhand von Foto- und Videomaterial eine einfache Tatsache bewiesen: Die Nummernzuordnung und somit auch die Panzerverteilung unter den Terrorgruppierungen der „DVR/LVR“ findet auf dem Territorium Russlands statt. Und das bedeutet wiederum, dass auch die gesamte Koordination des Projekts „Neurussland“ vom russischen Territorium aus geführt wird.
Ein Fazit lässt sich hier ganz eindeutig fassen: Die ganze Panzergruppe der T-64 mit den blauen Ordnungsnummern hat eine Herkunft – die Russische Föderation.
Panzer Nr. 1
Dieser Panzer wurde der nationalistischen Gruppe „Legion des heiligen Istwan“ aus Ungarn zugeordnet?! Damit es klar wird, was Russland sich zum Ziel gesetzt hat, sage ich nur: Diese „Brüder“ wollen das ukrainische Transkarpatien.
Die Teilnahme ungarischer Nazis an den Kriegshandlungen in der Ukraine ist sehr beispielhaft. Einst haben die Ungarn schon hier gekämpft, allerdings mit einem ganz anderen Verbündeten – als Teil der Armeegruppe „Süden“ und nicht gegen den Faschismus, sondern für den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands. Eben deshalb ist es äußerst verwunderlich, die ungarischen Nationalisten (womöglich die Nachkommen der damaligen Kämpfer) in den Reihen der russischen „Krieger gegen den Faschismus“ zu sehen. Was dort gerade Besler (Bes) verloren hat, weiß ich auch nicht, aber die hellblaue Mütze in der Mitte des Bildes ist wohl seine. Der einzige Staat, der all diese Menschen zusammenführen konnte, kann nur Russland sein.
Das weitere Schicksal dieses Panzers ist unbekannt.
Panzer Nr. 2, 3, 4 sind ins Bild nicht gekommen, werden höchstwahrscheinlich wegen Verlust auch nicht mehr drauf kommen.
Es ist auch durchaus möglich, dass die Ordnungsnummern gar nicht auf die Panzer aufgetragen wurden, was auch keine Seltenheit für die russische Militärtechnik in der Ukraine ist. Darauf möchte ich meine Leser aufmerksam machen: Die Panzer, die an den Kriegshandlungen auf der Seite der Separatisten teilnehmen und gar keine Kennzeichen haben, sind auch russischer Herkunft. Das Statut der russischen (wie auch der sowjetischen Armee) erfordert kein Auftragen der Hoheitszeichen Russlands auf Militärtechnik. Und obwohl die Panzer T-64 mit den blauen Ordnungsnummern 2, 3 und 4 nicht ins Bild kamen, wird ihr Verlust durch das Auftauchen von Doppelgängern bestätigt. In der Gegend von Mariupol sind Ende des Sommers T-72 mit den entsprechenden Ordnungsnummern aufgetaucht, ebenso wie auch die Nummer 5, aus dem eine Trophäe der ukrainischen Streitkräfte wurde.
Dies ist übrigens auch ein wichtiger Moment, der auf eine zentralisierte Versorgung hinweist, die vom russischen Territorium aus abgewickelt wird. Die aufgrund der Vernichtung oder der Einnahme des jeweiligen Panzers ausgefallenen Ordnungsnummern werden den nächsten Panzern zugeteilt. Dies können sowohl T-72, als auch T-64 sein.
T-64. Nr. 5,6,7
Diese Panzer haben an den Kämpfen nicht nur teilgenommen – sie wurden sogar im Kampf erbeutet und auf einer Ausstellung der Beutewaffen in Kyjiw der ganzen Welt präsentiert:
Und der Panzer Nr.7 blieb sogar noch fahrtüchtig:
Aber die russische Gruppierung in der Ukraine konnte nicht auf die glücksbringende Nummer 7 verzichten. Und so taucht im Bild eine neue weiße Sieben auf:
Nr. 8
Dieser wurde vermutlich vernichtet. Als Ersatz hat Russland, wie es sich gehört, einen T-72B rübergeschickt:
Nr. 9
Was mit der blauen Nr. 9 passierte, ist unbekannt. Aber auch dieser fand einen Ersatz:
Nr. 10
Nehmen wir das Bild von Ilja Artemjew, das er im 2544. Lagerungsdepot für Militärgerät der Armee Russlands aufgenommen hat: http://vk.com/wall-16215141. Dieses Depot ist dem Generalstab der Russischen Föderation unterstellt – das belegt ein Ausschnitt aus einem Artikel, in dem die Tätigkeit dieses Depots das Thema ist:
„Ich war auf das Dröhnen der 600-PS-starken Motoren, auf das Kettenrasseln, auf die Geräusche der Fahrwerke – auf alles Mögliche vorbereitet… Aber hier singen ja fast nur Nachtigallen! Aleksej Kotow, mit dem ich zusammen die Reparaturwerkstatt besuchte, erklärte mir: hier sei ein Depot für Lagerung der Militärtechnik, und nicht irgendein grenznaher Stützpunkt, der einsatzbereit ist. Letzterer würde, wie es sich gehört, all die Lärmeffekte in Hülle und Fülle aufweisen. Die Hauptfunktion des Kosulsk-Depots ist das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft von Reservetechnik und die operative Ausführung von Befehlen des Generalstabs. Im Kriegsfall muss das Lagerungsdepot streng zu den von den Befehlshabern festgelegten Terminen die benötigte Anzahl von Panzern und anderer Militärtechnik vorbereiten und dorthin befördern, wohin die Väter-Kommandeure sagen. Die Eisenbahngleise führen bis dicht an die Betonparkplätze der Fahrzeugparks dran, woher die bereits mit Trieb- und Schmierstoffen betankten und mit frischen Batterien geladenen Panzer auf eigener Achse auf offene Rampen verladen und dann zu jedem beliebigen Ort abtransportiert werden. Also hat hier keiner den Bereitschaftsdienst abgeschafft“ (http://www.yarsk.ru/press/?i=100000091).
Vorläufige Ergebnisse
Die Untersuchung der ersten zehn Separatisten-Panzer T-64 lässt keine Zweifel aufkommen, dass es keine Separatisten in der ATO-Zone gibt, die russische Armee aber schon. Das Abenteuer der russischen Welt unter dem Codenamen „Neurussland“ wird mit dem Geld der russischen Steuerzahler bezahlt, wofür sie nun nicht nur mit dem Rubelverfall büßen sondern auch mit leeren Regalen. Und die Zerstörung des Nachbarlandes sowie Mord an den ukrainischen Bürgern wird die russische Führung mit aller Strenge der internationalen Gesetze verantworten müssen.
Das vorliegende Material wurde von Al Gri speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Sergej Khomenko/ Irina Schlegel. Beim Nachdruck des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
One Response to “Reiseführer zu russischen Panzern T-64 im Donbas. Teil 1”
04/03/2017
Ein Mitglied des "Fightclubs namens Putin" wurde identifiziert, der im Donbass gekämpft hat - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Anzahl dieser Panzer in die Ukraine aus Russland geliefert wurde (Siehe Link 1, Link 2, Link 3, Link 4), wo Hunderte solcher Panzer in den Depots aufbewahrt werden. Einige Zeit später, tauchten im […]