Gewidmet dem „Helden“ des ruhmlosen Krieges 2014, dem russischem Staatsbürger georgischer Herkunft Sasa Chasija, im Gedenken an den 3. Jahrestag der Beteiligung am unerklärten Krieg Russlands gegen die Ukraine
Es ist keine Neuigkeit, dass der Großteil der OSINT-Untersuchungen von InformNapalm auf Informationen unserer Leser aus erster hand basiert – Ukrainern, Georgiern, Belarussen, die uns interessante Informationen zur Verfügung stellen. Die heutige Publikation ist keine Ausnahme: Ohne unsere Freunde und deren Informationsquellen hätten wir wohl nicht über einen neuen „Bagration“ und Russlands Stolz erfahren, der sein Waffen gegen ein Brudervolk erhoben hat.
Im russischen sozialen Netzwerk „VKontakte“ haben wir in einer Gruppe der georgischen Diaspora Moskaus ein Posting vom 23. Februar 2017 entdeckt, mit den Hashtags #Georgier und #23Februar (23.02 ist der Tag des Vaterlandsverteidigers in Russland). Von den 6 Photos der „Verteidiger“ hat eins unsere besondere Aufmerksamkeit geweckt: Das Foto eines bewaffneten Söldners in einem Tarnanzug, einem Barett und mit einem Sturmgewehr, welcher vor einem T-64 Panzer posiert.
Es gab mehrere Gründe, die uns dazu bewegt haben, weitere Informationen über dieses Foto herauszufinden. In erster Linie waren es natürlich die unvorschriftsmäßige Uniform des „russischen Verteidigers“, die üblich für einen „neurussischen Söldner“ ist, und der Panzer T-64.
Anmerkung: Die Panzer T-64, die in der Bewaffnung der ukrainischen Armee vorhanden sind, wurden von russisch-terroristischen Truppen in der Anfangsphase des Krieges im Donbass eingesetzt. Der Grund für ihren Einsatz ist banal - die russische Anwesenheit im Donbass zu tarnen und das Militärgerät, das aus Russland verlegt wird, für Trophäen auszugeben, die von den ukrainischen Militärangehörigen durch "aufständische Bergarbeiter" erbeutet wurden. Tatsächlich, einige dieser Panzer sind von der ukrainischen Armee erbeutet worden. Tatsache ist aber auch, dass eine große Anzahl dieser Panzer in die Ukraine aus Russland geliefert wurde (Siehe Link 1, Link 2, Link 3, Link 4), wo Hunderte solcher Panzer in den Depots aufbewahrt werden. Einige Zeit später tauchten im Arsenal der Terroristen auch Panzer vom Typ T-72 auf sowie andere russische Bewaffnung und Militärgerät, die man nicht mehr für Trophäen ausgeben konnte.
Nach Einschätzung von Wehrexperten, die InformNapalm beraten, ist auf dem obengenannten Foto höchstwahrscheinlich ein Panzer abgelichtet, der von der ukrainischen Armee erbeutet wurde, was durch das spezifische Tarnmuster des Fahrzeugs bezeugt wird. Die Fahrzeuge dieses Typs wurden aber auch aus Russland geliefert. Jedenfalls ist stammt das Foto des Söldners vor dem Panzer T-64 aus dem Donbass.
Mithilfe der Quelle lostarmour ist es uns gelungen, das Foto des Panzers zu finden, vor dem der Söldner posiert. Mehr noch, unter den Fotos auf dieser Webseite haben wir ein Foto des T-64 gefunden, auf dem zwei Söldner sitzen. Einer davon ist das Objekt unserer OSINT-Untersuchung. Interessanterweise wurde das Foto an der gleichen Stelle gemacht wie auch das obere.
Laut den Einträgen bei lostarmour, wurde der Panzer T-64B zum ersten Mal am 16. Juni 2014 im Raum der Ortschaft Metallist des Luhansker Gebiets der Ukraine registriert. Diesen Angaben nach, wurde der Panzer, der der 128. Gebirgs- und Infanteriebrigade der ukrainischen Streitkräfte gehörte, durch das sogenannte "Luhansker Bataillon "Sarja"" erbeutet und stand später im Dienst der IBFs (illegal-bewaffnete Formationen).
Mit dem Panzer haben wir nun alles geklärt – gehen wir zum Söldner über, auf dessen Foto der Nickname zaza_18 zu sehen ist. Trotz der Tatsache, dass der posierende Söldner übervorsichtig in den sozialen Netzwerken ist, hat es uns keine große Mühe bereitet, ihn zu identifizieren. Das Format des Fotos spricht dafür, dass es aus Instagram ist. Mittels einfacher Suche bei Suchmaschinen und Analyse der Information, ist es uns gelungen, nicht nur die wahre Identität des Söldners festzustellen, sondern auch einige zusätzliche Informationen über ihn in Erfahrung zu bringen.
Sasa Tarijelowitsch Chasija
Geb. am 18. Dezember 1992 in Samegrelo (Georgien). Wohnhaft in Moskau, was durch den Eintrag im Telefonbuch Moskaus von 2010 belegt wird.
Das Foto von S. Chasija vor dem Panzer T-64 wurde zunächst bei Instagram veröffentlicht, am 10. April 2015. Siehe das Profil von S.Chasija bei Instagram (Archiv) und in anderen Netzwerken: instami (Archiv), imgwonders (Archiv), imgrum (Archiv).
Auf seinen Instagram-Fotos posiert S. Chasija des Öfteren in der Moskauer Bar Hustle (Pokrowski Boulevard 6/20), dessen Miteigentümer ein alter Freund von Chasija ist, Alexander Tschekanow.
Von den anderen Fotos des glamourösen Moskauer Lebens von Chasija sind das Foto von einer Wasserpfeife mit der Aufschrift „Für Speznas“, die er eigenhändig gemacht hat, sowie ein Foto mit seiner Mutter interessant.
S. Chasija figuriert außerdem in der Studenten-Liste, die 2015 an der „Orthodoxen Swjato-Tichonowski Humanitären Universität“ immatrikuliert wurden. Sein Fach ist „Systematische Konfessionstheologie“, seine Aufnahmeprüfung schaffte er mit der minimalen Punktzahl: 34.
Als wir die Profile seiner Verwandten studierten, haben wir im Album seiner Tante ein anderes Foto von Chasija gefunden, das im Januar 2015 hochgeladen wurde und seinen Aufenthalt im Donbass belegt. Auf diesem Foto posiert Chasija im gleichen Tarnanzug wie auf dem ersten Foto, nur hat er hier einen Ärmelstreifen in Form des St-Georgs-Bands und eine Auszeichung an der Brust – das Kreuz „Für Verdienste vor Russlands Kosakentum“, das von kosakischen Atamanen für Kampfverdienste verliehen wird.
Profile von S. Chasija haben wir auch in den anderen allgemein bekannten sozialen Netzwerken entdeckt. Bei „OK“ ist er unter dem Namen Sasa Dotschija (archiviertes Profil, Album, Kontakte) registriert, das Profil steht seit 2012 leer. Bei „VK“ ist er als Mischa Dotschija registriert (archiviertes Profil, Album, Kontakte).
Am informativsten ist das „VK“-Profil unseres Protagonisten, in dem sein Geburtsdatum angeben wird: 18. Dezember, sowie seine Militäreinheit: 54046. Das ist die 9. selbstständige motorisierte Schützenbriagde, stationiert im Dorf Mulino (Wolodarski Bezirk des Nischegorod Gebiets, Westlicher Militärbezirk Russlands). Dort leistete er seinen Grundwehrdienst 2012 bis 2013 ab. Interessant sind auch die Kommentare zu den Fotos.
Trotz der Tatsache, dass sich Sasa Chasija (Mischa Dotschija) sehr vorsichtig in den Netzwerken bewegt und seine Dienstlaufbahn nachzuverfolgen sehr schwierig ist, kann man anhand der Fotos aus 2014 annehmen, dass er nach Ablauf seines Grundwehrdienstes im Jahr 2013 einen Vertrag zum Dienst in den russischen Streitkräften unterzeichnet hat, höchstwahrscheinlich bei der Aufklärungsabteilung derselben 9. selbständigen motorisierten Schützenbrigade (SMSBr) in Mulino. Von wo aus er später auch im Bestand einer Abteilung oder auch als einzelner „Urlauber“ in den Donbass entsandt wurde. Darauf deutet indirekt das Gratulationsfoto vom 23. Februar 2014 mit der Erwähnung von „Kubanka“ hin – das ist eine Mütze der Kuban-Kosaken, die in der Anfangsphase des Donbass-Krieges von den russischen Militärangehörigen des Öfteren zwecks Maskierung verwendet wurde. Sowie ein Foto von ein paar Söldnern, das offensichtlich aus dem Osten der Ukraine stammt.
In diesem Zusammenhang ist es angebracht, sich an die Information unserer Gemeinschaft aus 2014 zu erinnern, in der die 9. SMSBr und ihre Aufklärungsabteilung, sowie gefangengenommene Soldaten dieser Brigade in der Anfangsphase der russischen Aggression gegen die Ukraine figurierten.
- Diversions- und Aufklärungseinheiten sowie Spähtrupps der russischen Streitkräfte sind in der Ukraine längst vor dem 24. August aufgetaucht. Hier sind Fotofakten, vom 14.09.2014
- Wieviele russische Berufssoldaten sind in ukrainische Gefangenschaft geraten?, vom 02.12.2014
Wie dem auch sei, man kann mit Sicherheit behaupten, dass S. Chasija sich 2014 als ein „Verteidiger der Russischen Welt“ im Donbass befand. Und es ist im Grunde nicht wichtig, ob er zu dieser Zeit ein aktiver Militärangehöriger der russischen Armee war oder als ein „Glücksritter“ in den Donbass fuhr und dort zum Söldner des Bataillons „Sarja“ oder eines anderen Truppenverbands der IBFs wurde.
Während Russland circa 20% des georgischen Territoriums okkupiert, über 270 000 Georgier ihre Häuser verlassen mussten und georgische Patrioten für die Freiheit und territoriale Integrität der Ukraine kämpfen und sterben, kann man das Mitglied des „Fightclubs namens Putin“ Sasa Chasija wohl kaum einen Georgier nennen. Mehr als blasphemisch klingt sein Kommentar zu einem Foto aus dem Zweiten Weltkrieg, auf dem die Zahl der Verluste angegeben wird: „Stolz ergreift einen beim Anblick einer so großen Zahl für so eine kleine Nation))“– er spricht hier von 300 000 Georgiern, die in jenem Krieg gefallen waren.
Sasa Chasija ist dabei nicht der einzige Georgier und Verteidiger des „Russischen Vaterlandes“. InformNapalm hat mehrmals Informationen über andere Georgier vorgestellt, die die „russische Welt“ im ukrainischen Donbass „verteidigen“, siehe:
- Гоги – грузинский зять «ДНР», vom 25.02.2015 (russisch)
- Besonderheiten des (inter)nationalen Terrorismus-3: Gia das „Problem“, vom 25.02.2015
- Russisches Kosakentum als aktive Reserve des Verteidigungsministeriums Russlands, vom 01.09.2015
Dieses Material wurde anhand eigener OSINT-Untersuchung von Victory Krm und Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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