
Zu einem der berühmtesten russischen Panzerfahrer der Moderne wurde der im Panzer nahe Debalzewe verbrannte russische Staatsbürger Dorschi Batomunkujew.
Dorschi hat sich als ein äußerst gesprächiger Panzerfahrer erwiesen und gab der Journalistin der russischen Zeitung „Novaya Gazeta“ Elena Kostjutschnko ein Interview. Dank diesem Interview haben wir erfahren, dass außer ihn noch der Kommandeur seines Panzers Spartak Tipanow im Donbass gewesen ist, der sich später in den russischen Militärkrankenhäusern zusammen mit zahlreichen anderen „DVR“-Terroristen auskurierte. Sowohl russische reguläre Militärangehörige als auch einfache Söldner ließen sich in den Militärkrankenhäusern von Sankt Petersburg und dem 442. Militärkrankenhaus des Leningrader Militärbezirks behandeln.
Militärkrankenhäuser der Streitkräfte Russlands – Erholungsorte für die Donbass-„Volkswehr“
Aus jenem Interview erfuhren wir außerdem den Namen eines anderen russischen Panzerfahrers, der bei Debalzewe verwundet worden war:
– Gab es Gefallene?
– Nein. Es gibt Minakow, dem mehr als der ganze Fuß abgerissen wurde. Und auf dem rechten Fuß hat er keinen Finger. Auch abgerissen. Der Kommandeur wurde angesengt, der Richtschütze Tschipa, der Spartak… Das ist, woran ich mich erinnere.
Das Profil von Alexander Minakow aus Tschita wies nichts besonderes auf: Außer ein paar Fotos mit Militärthematik gab es dort keine deutlichen Spuren eines Aufenthalts im Donbass (VK-Profil, Archiv). Unter seinen Freunden haben wir aber Profile von Söldnern aus dem Donbass und die früher identifizierten regulären russischen Militärangehörigen Batomunkujew und Tipanow gefunden.
Der Panzerfahrer Minakow postete bei sich im Profil keine Fotos aus dem Krankenhaus, aber im Sommer 2015, einige Monate nach den Kämpfen um Debalzewe, postete ein anderer russischer Söldner, Sergei Roschkow aus Jakutsk (Foto, Archiv) ein gemeinsames Foto mit ihm in einem Rollstuhl.
Höchstwahrscheinlich wurde das Foto im Park bei dem Militärkrankenhaus in St. Petersburg gemacht. Auf den anderen Fotos finden man denselben Spartak Tipanow und ein paar andere ukrainische Söldner, die sich in St. Petersburg behandeln ließen.
Mehr zu finden ist uns aber auch nicht gelungen. Trotzdem flog Minakow ein Jahr später auf. In seinem VK-Profil veröffentlichte er das Foto der Medaille „Für Verdienste vorm Vaterland“ des II. Grades mit Schwertern.
Bald wurde das Foto gelöscht und das Profil gesäubert. Scheinbar gab es nichts, was Minakow als einen heldenhaften Panzerfahrer verraten könnte, außer seinem anderen Profil – beim russischen Netzwerk OK, in dem noch Fotos seiner Panzerfahrer-Jugend und dasselbe Foto der Medaille zu sehen waren:
Gesondert möchten wir anmerken, dass die Medaille „Für Verdienste vorm Vaterland“ sowohl an Zivilsten als auch an Militärangehörige verliehen wird. Minakow hat aber die Medaille mit den Schwertern bekommen – aus der offiziellen Beschreibung der Medaille wird klar, dass Minakow sie als ein regulärer Militärangehöriger verliehen bekommen hatte:
… an Militärangehörige wird für Verdienste in Kampfhandlungen die Medaille des Ordens „Für Verdienste vorm Vaterland“ mit Schwertern verliehen.
Die Anordnung zur Auszeichnung ist mit dem 19. April 2016 datiert und von Putin unterzeichnet. Solche Medaillen werden meist in einer feierlichen Atmosphäre und vor laufenden Kameras verliehen – ein Video mit der Auszeichung von Minakow haben wir aber nicht finden können. Die Anordnung zur Auszeichnung ist höchstwahrscheinlich geheim, was uns im Grunde nicht weiter wundert.
Die Medaille „Für Verdienste vorm Vaterland“ ist keine einfache Auszeichnung. Das russische Kommando im Donbass beschränkt sich meist auf die Auszeichnung mit irgendwelchen amtlichen Abzeichen/Medaillen, die keine Privilegien bieten. Die staatlichen Medaillen erhalten meist Verwundete oder aber jene, die sich bei den Kämpfen tatsächlich ausgezeichnet haben.
Die untergeordnete Auszeichnung davon ist die Medaille „Für Tapferkeit“, auf die die Suworow-Medaille folgt – diese wird oft an verwundete russische Soldaten verliehen, über diese Ausgezeichnete schrieben wir mehrmals, siehe: „106. Luftlandedivision aus Tula und ihre Suworow-Medaillen für die Teilnahme am Krieg im Donbass“ und „Die Suworow-Medaille als ein Mittel der Förderung von Kriegsverbrechern“.
Gefallene, wie jetzt auch in Syrien, erhalten meist posthum den Tapferkeitsorden. Hier ist die Rede aber von einem gewöhnlichen Verwundeten, der nicht mal ein Offizier ist. Wahrscheinlich hatte die Einnahme von Debalzewe große strategische Bedeutung für Russland, wenn selbst die Verwundeten Auszeichnungen um zwei Großen höher als üblich erhalten haben.
Ein weiterer russischer Soldat, der mit einer staatlichen Medaille mit der Unterschrift von Putin ausgezeichnet wurde, weist nur ein weiteres Mal darauf hin, dass es im Donbas keine „Urlauber“ gibt. Russische Soldaten fahren in den Krieg gegen die Ukraine, brennen ab und zu mal in einem Panzer und erhalten danach staatliche Auszeichnungen. Und früher oder später werden wir erfahren, wieviele Orden und Medaillen an die russischen Soldaten für ihre Beteiligung am Krieg gegen die Ukraine tatsächlich verteilt worden sind.
Dieses Material wurde von Anton Pawluschko exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
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