Am 26. Juni veröffentlichte die Freiwilligengemeinschaft InformNapalm Videoaufnahmen eines modernen russischen Artillerieaufklärungsradars vom Typ 1L259 „Zoopark-1“ in der Nähe von Horliwka. Dieser Artillerieradarkomplex wurde am 23. Juni 2019 mit Hilfe von technischen Mitteln entdeckt und von ukrainischen Soldaten des Regiments „Asow“ vernichtet. Am 27. Juni sind neue Beweise aufgetaucht, die bestätigen, dass Russland diese Komplexe bereits seit 2014 in den Donbas liefert und dort einsetzt.
Die neuen Beweise wurden am 27. Juni von einem Blogger namens Askai gefunden. Er veröffentlichte die Links zu den Fotos einer Donbas-Reise der russischen Sportlerin Marjana Naumowa, einer bekennenden Unterstützerin von russischen Söldnern. Die Fotoaufnahme mit abgebildeten Teilen des Kompexes „Zoopark-1“ wurde am 4. November 2014 im sozialen Netzwerk VKontakte in einem Fotoalbum von Naumowa zusammen mit anderen Fotos aus dem Donbas veröffentlicht.
Quelle: VK/»Sport mit Mariana Naumowa» (Archiv: VK)
Zum Vergleich von Bauteilen und zur Identifikation des Waffenkomplexes kann man sich eine Untersuchung von InformNapalm vom November 2016 ansehen, in der die ersten Fotobeweise mit der Identifizierung von „Zoopark-1“ im Donbas veröffentlicht wurden: „Russische Artillerieaufklärungsradare „Zoopark-1“ und „Aistenok“ im Donbas entdeckt“.
Die neuen Fotoaufnahmen belegen ein weiteres Mal, dass die Russische Föderation seit 2014 fortlaufend ihre neuesten technischen Mittel im Krieg gegen die Ukraine im Donbas einsetzt. Die Sanktionen haben Russland nicht dazu bringen können, von seinem aggressivem Vorgehen abzusehen: Das russische Militärgerät wurde immer noch nicht hinter die ukrainische Staatsgrenze abgezogen und russische Militärangehörige befehligen und unterstützen weiterhin die Söldner und terroristischen Gruppierungen, die nicht nur aus ukrainischen Kollaborateuren, sondern zu einem großen Teil aus russischen Staatsbürgern bestehen. Die hybriden Besatzungskräfte unter Moskauer Führung beabsichtigen gar nicht, ihr Militärgerät abzuziehen und die Waffen niederzulegen, sondern planen eine Erweiterung ihrer Einflussgebiete.
Technische Angaben zum «Zооpark-1»-System
Der Komplex besteht aus einer Radarstation 1L259 auf einer MT-LBU-Basis, einer Wartungsmaschine (MTO, 1ISO) auf einem LKW Ural-43203 zur Durchführung von Wartungsarbeiten und Reparaturen, einer Stromanlage ED30-T230P-1 RPM-1 auf einem 2-PN-2 Anhänger sowie autonomen Mitteln für Ortung und topographische Vermessung.
Das „Zoopark-1“ wurde für die Ortung feindlicher Feuerstellungen (Mörser, Artillerie, Raketenwerfer und taktischer ballistischer Flugkörper) nach dem Abschuss, Weitergabe ihrer Koordinaten an eigene Artilleriekräfte und anschließende Feuerkorrektur entwickelt.
Das Radarsystem kann bis zu 70 Feuerstellungen pro Minute orten und ihre Koordinaten automatisiert noch vor dem Einschlag der Geschosse (innerhalb von 20 Sekunden nach dem Abschuss) an die Kommandozentrale weiterleiten. Es hat eine Modulbauweise und hohe EloKa-Beständigkeit und wurde von dem Staatsunternehmen „Forschungsinstitut „Strela“ (in Tula) entwickelt und produziert.
Hauptspezifikationen
Frequenzbereich des Radars | G-H |
Aufklärungsreichweite mit der Wahrscheinlichkeit 0,8 nach dem ersten Abschuss, km: | km |
Mörser | 13-17 km |
Artillerie | 10-12 km |
Raketenwerfer | 15-22 km |
Ballistische Flugkörper | 40-45 km |
Anzahl von gleichzeitig beobachteten Zielen | 12 |
Maximaler Stromverbrauch | bis 29 kW |
Gewicht des Radars | bis 16 t |
Instandsetzung | bis 5 min |
Besatzung | 3 Menschen |
Maximale Fahrtgeschwindigkeit im Gelände | 60 km/h |
Nach der Veröffentlichung des Artikels am 27. Juni hat die ukrainische Redaktion von InformNapalm ein gesteigertes Interesse an der Publikation seitens der Moskauer Behörden des Föderalen Dienstes für Bewachung (FSO) registriert. Darüberhinaus haben ortsansässige Einwohner des besetzten Makijiwka geholfen, weitere Beweise gegen Russland zu finden.
FSO studiert Materialen von InformNapalm zu „Zoopark-1“
Am Donnerstag, den 27. Juni, um 19:01 Uhr, begannen Mitarbeiter des russischen FSO, den neuen Artikel über die Entdeckung des russischen Artillerieradarkomplexes „Zoopark-1“ im Donbas in einem Yandex-Browser aufmerksam zu studieren. Vermutlich legte einer der Mitarbeiter schon zu diesem Zeitpunkt eine Aktennotiz für die Sportlerin Marjana Naumowa an, die so unbedacht ein Foto mit einem 1L259 veröffentlicht hatte. Sie konnten noch nicht wissen, dass wir wenige Stunden zuvor von einem Einwohner des besetzten Makijiwka kontaktiert wurden, der uns mehrere Fotoaufnahmen mit der Bewegung der gesamten Kolonne des Radarkomplexes übermittelte. Nachdem wir alle Puzzleteile sortiert und zusätzlich noch die Aktivitätslogs des FSO gesehen hatten, wurde die Entscheidung getroffen, einen weiteren Artikel zu „Zoopark“ zu veröffentlichen.
Dashcam erfasste die gesamte Kolonne des Artillerieradarkomplexes „Zoopark-1″
Am 24. Oktober 2014 bewegte sich eine Kolonne mit Militärgerät über die Straße H-21 durch das besetzte Makijiwka. Die Dashcam eines Einwohners erfasste das russische Artillerieaufklärungs- und Zielerfassungsradar 1L259 „Zoopark-1“. Genau dieselben Fahrzeuge des Systems wurden später von Marjana Naumowa fotografiert, die am 4. November 2014, nach ihrer Rückkehr aus dem besetzten Donbas, diese Aufnahmen in ihr Fotoalbum hochgeladen hatte.
Die Einzigartigkeit der Fotos, die uns von den Einwohnern von Makijiwka übergeben wurden, besteht darin, dass es die ersten uns bekannten Aufnahmen des gesamten Komplexes sind, der aus einer Radarstation 1L259 auf einem MT-LBU-Gleiskettenfahrzeug, einer Wartungsmaschine auf einem LKW Ural-43203 zur Durchführung von Wartungsarbeiten und Reparaturen und einer Stromanlage ED30-T230P-1 auf einem 2-PN-2 Anhänger besteht.
Die Freiwilligen von InformNapalm analysierten die erhaltenen Aufnahmen zwecks Ortung und Identifikation des Militärgeräts.
Wir wurden unter anderem auf das taktische Abzeichen an der Tür des Ural-43203 Fahrzeugs aufmerksam. Es ist fast identisch mit dem Abzeichen der 136. SMSBr. der russischen Streitkräfte (ME 63354 aus Bujnaksk, Republik Dagestan), bis auf eine Kleinigkeit – es ist seine spiegelverkehrte Abbildung. Dies könnte mit der umgedrehten Schablone beim Auftragen des Abzeichens erklärt werden.
Bei den modernen russischen Brigaden gehört der Komplex „Zoopark-1“ zur Führungsbatterie der Artillerieaufklärung, die vorschriftsgemäß 3 solche Komplexe besitzen soll. Eine Führungsbatterie der Artillerieaufklärung gibt es auch bei der 136. SmSBr., weshalb wir Gründe zu der Annahme haben, dass der in Makijiwka registrierte Komplex „Zoopark-1“ zusammen mit den technischen Spezialisten aus ebendieser Brigade in den Donbas abkommandiert wurde. Darauf deutet nicht nur das taktische Abzeichen, sondern auch andere Funde aus zahlreichen OSINT-Untersuchungen.
Das Militärgerät und die Militärangehörigen der 136. russischen SMSBr. wurden im besetzten Donbas schon des Öfteren von InformNapalm identifiziert. Beispielsweise in einer Untersuchung über Fernmelder, die das taktische Abzeichen ihrer Brigade auf dem Fahrgestell ihrer mobilen Funkstation R-166-0,5 „Artek“ nicht gründlich genug mit Erde verschmiert hatten. Außerdem wurden sie zusammen mit dieser Funkstation in Luhansk unter der Adresse Dalja-Str. 27 auf dem Gelände von „Ukrtelekom“ gesichtet.
Die Panzerwagen „Tigr-M“ mit dem taktischen Zeichen der 136. SMSBr waren ebenfalls Gegenstand der Untersuchungen von InformNapalm zum Donbas.
Im August 2014 beteiligten sich Abteilungen der 136. SMSBr der russischen Streitkräfte an den Kämpfen um den Luhansker Flughafen. Im Oktober 2014 berichtete InformNapalm auch über den Militärangehörigen Witalij Marakassow, dank dem die Bewegung einer russischen T-90A-Panzerkolonne auf ihrem Vormarsch über die Straße M04 zwischen den Dörfern Prydoroschne und Nowohanniwka bei Luhansk dokumentiert wurde.
Foto aus dem Buch „Donbas in Flammen“
Insgesamt haben wir über 14 Untersuchungen über die Aufdeckung von Militärangehörigen und Militärgeräts der 136. SMSBr der russischen Streitkräfte im Donbas veröffentlicht. Mehr dazu in der Datenbank von InformNapalm „Russian Aggression“.
P.S. InformNapalm bedankt sich hiermit bei den Einwohnern des besetzten Makijiwka für die Weitergabe von wichtigen Fotobeweisen für die russische Aggression gegen die Ukraine. Ihre Fotos sind ein weiterer Schritt auf dem Weg, russische Soldaten und Offizieren auf die Anklagebank von internationalen Tribunalen zu bringen. Zusammen werden wir siegen!
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm ( 1, 2 ) vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; editiert von Irina Schlegel/ Klaus H. Walter.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich ( Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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