von Andrei Schipilow
Heute erschienen alle Zeitungen mit den Überschriften a la „Armenien verlegte seine Mehrfachraketenwerfer „Smertsch“ nach Bergkarabach“.
Wenn man das Ganze aber näher betrachtet, stimmt das nicht so ganz. Armenien hat die Raketen tatsächlich verlegt, diese Raketen sind aber nicht seine. Also, wenn man ganz genau wird: „nicht ganz seine“.
Die Ereignisse, die zur Verlegung von diesen Raketen geführt haben, entfalteten sich direkt vor unseren Augen im Lauf des ganzen letzten Monats und ihre Reihenfolge ist in der offenen Presse leicht nachzuverfolgen. Wie man so schön sagt: Google helfe Euch! Alle Fakten, die ich weiter unten anführe, lassen sich mühelos im Netz finden.
Die Situation ist dermassen transparent, dass sie keinerlei Raum für Interpretationsmanöver lässt.
Also, Ende Februar erklärt Russland, dass es Armenien einen Kredit in Höhe von 200 000 000 Dollar unter äusserst günstigen Bedingungen bewilligt. Mit einer Kreditstundung von 2 Jahren und Ratenzahlung auf 10 Jahre. Der Kredit an sich ist aber sehr seltsam, da Russland Armenien kein Geld „auf die Hand“ gibt. Stattdessen bekommt Armenien Mehrfachraketenwerfer für 200 000 000$. Wobei diese Raketen augenblicklich geliefert werden, innerhalb weniger Tage.
Zwei Wochen später erklärt der Pressedienst des Südlichen Militärbezirks Russlands, dass „russische Wehrdienstleistende“, die auf der russischen Militärbasis in Armenien dienten, gerade massenhaft zum Vertragsdienst überwechseln, was nun zur Folge hat, dass die Abteilungen maximal mit den Zeitsoldaten komplettiert sind (Falls jemand nicht wissen sollte: Wehrdienstleistende dürfen in Friedenszeiten gesetzlich nicht zu Kampfhandlungen hinzugezogen werden, die Zeitsoldaten dagegen – bitte schön).
Weitere zwei Wochen später beginnt auf den armenischen Truppenübungsplätzen „Kamhud“ und „Alagjas“ das „Training von Raketenabteilungen“, worüber derselbe Pressedienst des Südlichen Militärbezirks Russlands berichtet. Alles aber in solch‘ schwammigen Formulierungen, dass es nicht ganz klar ist, wer denn jetzt wen „trainiert“. Ob die russischen Spezialisten die armenischen Spezialisten trainieren, oder die Russen sich selbst, indem sie die von Armenien zur Verfügung gestellten Truppenübungsplätze benutzen.
Ist aber auch nicht so wichtig. Offensichtlich ist, dass man keinen Raketen-Spezialisten in zwei Wochen ausbilden kann, nicht mal annähernd.
Darum, wenn zwei Wochen später „Armenien seine Mehrfachraketenwerfer nach Bergkarabach verlegt“, werden für jeden klaren Verstand zumindest zwei Sachen offensichtlich.
Die erste: das sind dieselben „Smertsch“-Raketenwerfer, die Russland vor einem Monat nach Armenien verlegt hatte. Andere hat Armenien schlicht und einfach nicht. Es standen in seinem Dienstgebrauch bislang nur die chinesischen Modifikationen AR1A, die sich von ihrem Prototyp ungefähr so unterscheiden, wie Reisbrei von Pilaw.
Zweite Sache: diese „Smertsch“ werden ganz und gar nicht von den Spezialisten der armenischen Streitkräfte bedient, denn solche Spezialisten in ein paar Wochen auszubilden schafft nicht mal ein Zauberer. Selbst wenn sich diese Spezialisten bereits mit AR1A auskennen.
Ganz gleich wie dieser Trick auf dem Papier auch aussieht, welchem Budget diese Raketen auch zugeschrieben wurden und welcher Struktur ihre Bedienungsmannschaften auch angehören – die Situation ist extrem transparent und lässt keine Interpretationsmanöver zu.
In der modernen russischen Sprache gibt es bereits eine spezielle Definition für die Bezeichnung solcher Raketen und Militärangehörige: „WirSindDaNichtler“.
Nebenbei wird auch die Antwort auf eine andere Frage offensichtlich, die shipilov.com vor einem Monat gestellt hatte: Zu welchem Zweck Russland die grossen Landungsschiffe „Murena“ ins Kaspische Meer verlegt…
Im Licht der letzten Ereignisse wird es absolut klar, welches Land genau zum Ziel eines Landungsunternehmens in der nächsten Zeit werden kann.
Quelle: Andrei Schipilow; übersetzt von Irina Schlegel
One Response to “Russland verlegte seine Raketen nach Bergkarabach”
07/04/2016
Bergkarabach: Russland droht dem Südkaukasus mit der Keule - InformNapalm.org (Deutsch)[…] hat Russland kürzlich eine Batterie von Mehrfachraketenwerfern 9K58 “Smertsch” nach Armenien verlegt (aus dem Bestand der 439. Reserve-Luftbrigade, Snamensk, […]