
„Wir werden den Wodka vergiften. Ihr werdet Angst haben, auch nur einen Schluck davon zu nehmen!“ – so ein Ultimatum haben die Einwohnerinnen von Krasnopartisansk den Söldnern gestellt. Anschließend meldete Denis Ponisownij, der Kommandant der Stadt, dass sich die Vertreter der „Swerdlower Volkswehr“ zu gehorchen weigern würden…
Beide Ereignisse sind mit einander verbunden.
Eine Frau muss sich um ihre Kinder kümmern, ein Mann muss seine Familie ernähren. Und wie kann man diese beiden Bedingungen erfüllen, wenn anstatt der versprochenen humanitären Hilfe aus Russland nur Lastwagen mit Waffen und Ausrüstung kommen? Lebensmittel werden zwar auch geliefert, aber nicht ausreichend. In Donezk wurden zum Beispiel Fälle registriert, bei denen die Anzahl der gelieferten Rationen nur die Hälfte oder sogar nur ein Drittel der Anzahl der Bedürftigen ausmachte. Eine ähnliche Situation wird auch aus anderen Städten der Region vermerkt. Und nun – es ist vollbracht…
Lokale Einwohner haben genug von Kriegshandlungen, genug von Beschüssen der Wohnviertel durch die Söldner, und am Wichtigsten – sie haben genug von Abwesenheit des normalen Alltags.
Es häufen sich Fälle von Hungertoten. Nach unseren Angaben sind in der letzten Zeit 64 Menschen in der Stadt Tschernowopartisansk im Bezirk Swerdlowsk (Gebiet Luhansk) am Hungertod gestorben. Die Anzahl der Vergewaltigungen von ortsansässigen Frauen durch Söldner ist gestiegen. Das alles diente als Auslöser für die Ereignisse der letzten Woche, und zwar:
Krasnopartisansk: Eine Hungerrevolte. Auf der Frauendemo wurde den Söldnern eine Woche gegeben, um die Alltagsprobleme zu lösen (Quelle).
Jenakijewe: Frauen bitten um Geld für Essen und Medikamente (Video).
Makijiwka: Die Söldner haben eine friedliche Demo auseinandergejagt (Quelle).
Tores: Menschen gehen auf die Straßen und bitten die „Führung“ ums Essen (Video).
Auf den ersten Blick sehen die erwähnten Ereignisse spontan aus – trotz ihrer umfangreichen Verbreitung haben wir aber eine bestimmte Systematik feststellen können. Nach langen Bemühungen ist es uns gelungen, mit Aktivisten der Bewegung „Frauenbataillon des Volkszorns“ Kontakt aufzunehmen. Soweit wir das verstanden haben, ist ihre Motivation keineswegs politischer Natur. Sich zu organisieren und dem Terror zu widersetzen hat diese Frauen einzig die Existenzfrage veranlasst.
„Wir haben es satt, die Schikanen der DVR- und LVR-Leitung ertragen zu müssen,“ sagt die Leiterin der Organisation: „Wir versuchen sie daran zu erinnern, dass wir auch Menschen sind, deren Meinung etwas zählt. Werden sie auf Frauen schießen? Nein. Sie verstehen ausgezeichnet, dass sich dann unsere Männer hinter uns stellen werden, sogar diejenigen, die bei der Volkswehr sind… Wir werden weiterhin für unsere Rechte kämpfen…“
Meine Gesprächspartnerin hat einen sehr schweren Blick. Sogar mir, einem Menschen, der viel gesehen hat, wird grausig. Ich verstehe, dass sie nicht einfach aus dem Fenster hinausredet. Ich denke, die Söldner haben nun eine neue Kraft, mit der sie rechnen müssen. Wie die Ereignisse der letzten Tage der Besatzung in Slowjansk gezeigt haben, können sie gegen den Volkszorn nichts tun…
Das Material wurde von einem Korrespondenten speziell für InformNapalm vorbereitet.
Quelle: Roman Burko für InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
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