
von Pawel Scheremet
Das Projekt „Neurussland“ ist nicht abgeschlossen. Niemand von den Autoren und Inspiratoren dieses Katastrophenprojekts hat daran gedacht, sich davon loszusagen: zu viel Geld und andere Dividenden bringt es ihnen.
Natürlich gibt es gar kein Neurussland in den von den russischen Imperialisten und orthodoxen Khorugwenträgern (Khorugwen: Banner/Standarten – Feldzeichen (z.B. beim römischen Militär) aufgezeichneten Grenzen, die Fristen haben sich sehr verschoben, der Projektpreis ist mehrfach gestiegen, aber von der wahnsinnigen Idee hat man sich noch immer nicht losgesagt. Unerwartet hat das ukrainische Volk sich in die Geschichte eingemischt, das es nach allen Kreml-Auslegungen weit und breit nicht geben sollte. Aber dieses peinliche Missverständnis hofft man trotzdem doch noch auszuräumen.
Jetzt findet im Kreml ein Kampf zweier Gruppierungen statt, die allerdings beide für den Krieg in der Ukraine eintreten. Ich weiß gar nicht, wie man sie aufteilen soll: Die einen sind für den Krieg jetzt sofort, und die anderen sind einfach nur für den Krieg. Im Kreml gibt es jetzt keine einflussreichen Kräfte, die sich für den Frieden mit dem Nachbarland einsetzen. Es handelt sich um bedingt besessene Imperialisten und sparsame Imperialisten.
Die besessenen Imperialisten treiben die Idee eines baldmöglichen vollumfassenden militärischen Vorstoßes in die Ukraine voran, fördern die Idee der Erweiterung der den Separatisten unterstellten Zone durch militärisches Vorgehen. Darum gab Girkin-Strelkow LifeNews derart abgedrehte Interviews, und Sergei Dorenko schlug mehrere Tage in Folge die Kriegstrommel.
Er und die Leute, die ihn unterstützen, sind bereit, die Ukraine im Blut zu ertränken und Zehntausende russischer Leben für dieses Neurussland zu opfern. Der Einfluss dieser Gruppe ist sehr groß. Nicht mal der Winter hält sie auf.
Die Gruppierung der sparsamen Imperialisten, die von Anfang an einen viel umfassenderen Plan bezüglich der Krim, des Donbas und des erfundenen Neurusslands hatte, bietet eine viel geübtere Variante an: Angreifen, sich festsetzen, ein wenig zurückweichen und wieder angreifen.
Wenn Sie glauben, dass Putin den Krieg um die Ukraine verliert und alles schon zu Ende ist, so rufe ich dazu auf, den Fakten ins Gesicht zu sehen. Mit den Augen des russischen Präsidenten und seiner Berater.
Die Krim gehört zu Russland. Der Großteil des Donbas wurde in eine verschanzte Festung verwandelt, einen Knochen im Hals der Ukraine, und in einen Brückenkopf für einen neuen Vorstoß. Natürlich hat Putin Kyjiw in zwei Wochen nicht eingenommen, womit er allen gedroht hatte. Er hat nicht einmal den strategisch wichtigen Hafen Mariupol eingenommen. Aber die umfangreichen Armeekräfte wurden ja auch noch nicht eingesetzt. Nur ein paar taktische Gruppen aus etlichen Bataillonen haben ohne die Unterstützung der Luftwaffe die ukrainische Armee zurückgeschlagen und haben die militärische Situation im Donbas zerbrochen. Also melden die russischen Generäle Putin Siege aber keine Niederlagen.
Die russische regierende Elite betrachtet die Ukrainer nicht als Menschen, beziehungsweise nicht als ein einheitliches Volk, um so weniger sieht sie die Ukrainer als eine starke und geschlossene Nation. Die Ukrainer werden verachtet. Alle Gespräche in den russischen Medien handeln nur von der ukrainischen Habgier, Arglist und Feigheit.
Die westlichen Sanktionen beunruhigen auf einer Seite. Aber auf der anderen ärgern sie und zwingen dazu, hart und schnell zu handeln. Es wurde ein Ziel gesetzt: die Zerteilung der Ukraine übers Eck, und dieses Ziel erscheint noch immer ausführbar. Vielleicht trage ich zu dick auf, aber ich gehe immer davon aus, dass die bittere Wahrheit besser als eine süße Lüge ist.
Ich bin davon überzeugt, dass wir alle gerade einen kritischen Moment der Geschichte erleben. Russland und all seine Nachbarn sind an einer historischen Weggabelung angekommen, die das Schicksal von Millionen Menschen und ganzen Völkern verändern wird. Schon verändert hat. Niemand weiß so recht, was morgen passiert und wo wir ankommen werden. Jemand ist von einer Wiedergeburt der russischen Welt und der Renaissance des Russischen Imperiums überzeugt. Andere bezeichnen die Aggression gegen die Ukraine als den letzten Ruck eines Imperiums, der die Kräfte des Landes endgültig untergraben wird.
Ich versuche mich an Putins Stelle zu setzen, um die Logik seiner Handlungen zu verstehen. Im Rahmen eines Experiments versuche ich die Pluspunkte in diesem Krieg für Russland zu finden. Ja, Putin hat seine innenpolitischen Probleme gelöst. Sein Rating ist bis zum Himmel aufgeschossen, aber es ist mit einem Drogenrausch vergleichbar, der noch eine und dann wieder eine neue Dosis erfordert. Irgendwelche Randfiguren von Politikern und Politologen haben ihre Positionen verbessert. Die Generäle bereichern sich traditionell am Krieg. Sie haben die Kaukasier und Tadschiken für eine Zeit lang vergessen. Die korrumpierten Beamten haben aufgeatmet, denn kaum einer erinnert sich noch an sie und ihre Pelzlagerhallen. Also, es gibt kleine Gruppen und Gruppierungen, die tatsächlich zufrieden sind. Aber gibt es denn Pluspunkte für das russische Volk, den russischen Staat?
Ich suche fleißig nach positiven Ergebnissen des russischen Angriffes auf die Ukraine, und ich finde keine. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, und ein glückliches Ende für Russland wird es in dieser Geschichte auch nicht geben.
Vor zwei Jahren saßen wir im kalten Chanty-Mansijsk mit dem russischen Schriftsteller und Fernsehmoderator Alexander Archangelski zusammen. Alex hatte gerade einen weiteren Roman zu Ende geschrieben, wo er in einer raffinierten künstlerischen Form die Zukunft des russischen Präsidenten beschreibt.
Ich habe behauptet, dass Wladimir Putin höchstwahrscheinlich einen kleinen siegreichen Krieg vom Zaun brechen wird. Er ist beleidigt über den Westen, ihm scheint es, dass die Amerikaner Russland nicht respektieren und ihn als Präsidenten eines erhabenen Landes auch nicht, darum wird er versuchen, ihnen zu zeigen, was eine Harke ist – damit sie nicht all zu sehr abheben.
Damals haben wir uns darauf geeinigt, dass auch wenn es ein Krieg sein wird, so wird es ein Krieg um die Ukraine sein, denn ein Krieg mit China wird uns selbst teuer zu stehen kommen, Europa direkt zu bekriegen macht keinen Sinn, es wird bald selbst von allein einknicken, ein Stück Ukraine abzubeißen – das passt aber wunderbar in die Strategie der Erschaffung der Eurasischen Union und in die ideologischen Vorstellungen davon, wo die Große Rus herkommt.
Ich bin ausschließlich von Psychologie und Wirtschaft ausgegangen. Einerseits „steht Russland von den Knien auf“, die russische Elite nimmt wieder Haltung an und erachtet sich wieder als Vertreter einer Großmacht und Lenker des Weltschicksals. Aber gleichzeitig ist da das hartnäckige Gefühl, dass die Welt Russland weder respektiert noch beachtet. „Wir kaufen hier schon die Fußballmeisterschaften in Europa auf und bezahlen Unterhalt an Kanzler, und das verfaulte und verwesende Gayropa antwortet mit Verachtung!“
Die Geschichtsprofessorin der Harvard University und Autorin des Buches „The Collapse: The Accidental Opening of the Berlin Wall“ Mary Elise Sarott hat zum 25. Jahrestag des Berliner Mauerfalls einen Artikel in „The Guardian“ veröffentlicht, über das psychologische Trauma, das Putin erlebt hat, als er beobachtete, wie die sowjetische Welt auseinanderbrach und der strenge deutsche Geheimdienst Stasi von der Erdfläche verschwand. Die geheimen Papiere verbrennend und die tobende revolutionäre Menschenmenge durch einen Vorhangschlitz beobachtend, hat Wladimir Putin einen Stress solcher Stärke erlebt, dass er sich noch Jahre später in einer Hartherzigkeit gegenüber jeglichen Revolutionären und einer Schonungslosigkeit gegenüber allen, die er als Feinde Russlands wahrnimmt, äußert.
Diese Erfahrung hat Putin zu einer leichten Beute für Manipulationen seitens derjenigen gemacht, welche die Welt durch das Prisma des sowjetischen Weltmodells und des üblichen Antiamerikanismus sehen. Die Karrieristen und die Konservativen haben den Schmerzpunkt des russischen Präsidenten aufgespürt und seinen Ängsten zugespielt.
Es gibt mehrere Gruppen, die meiner Meinung nach schuldig daran sind, dass wir alle nun am Abgrund stehen.
Die erste sind die Militärs und die Vertreter des militärisch-industriellen Komplexes. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat keine Erneuerung der militärischen Elite in Russland stattgefunden. Auf den Schlüsselposten sind nach wie vor die Kommandeure der sowjetischen Epoche geblieben und solche, die sie erzogen hatten. Genau sie haben die angebliche Bedrohung der NATO-Erweiterung in den Osten aufgeblasen, haben damit unsere Kriegshandlungen in Moldawien und Georgien erklärt.
Zum Beispiel war der Krieg in Transnistrien unter anderem auch ein Produkt des Kampfes der russischen Militärs um die gigantischen Waffenlager. Auf der anderen Seite haben die Generäle die Obrigkeit mit den NATO-Stützpunkten auf der Krim verschreckt, weil sie ihre eingelebten Datschen am Meer nicht aufgeben wollten. Ich vereinfache natürlich, aber der Geopolitik der Generäle liegt immer in erster Linie ein eigennütziges Interesse zugrunde. Mit Georgien in 2008 ist alles relativ glimpflich gelaufen, und das möbelte die „Kriegspartei“ auf.
Die Militärs haben die politische Leitung Russlands von der Hyperwichtigkeit der Krim als einem militärischen Brückenkopf überzeugt. Sie behaupteten hartnäckig, dass ungeachtet des Vertrages über die Stationierung der Schwarzmeerflotte bis 2045, die Ukraine die russische Flotte aus der Krim herauswerfen werde und der Schwarzmeerraum ungedeckt da stünde. Dass man keine 150 Millionen Dollar finden kann, um einen Marinestützpunkt in Noworossijsk zu errichten. Und so weiter, und so fort.
Dass das Schwarze Meer im 21. Jahrhundert keinerlei militärischen Wert darstellt, weil es von einem Ufer zum anderen komplett durchschossen werden kann, bevorzugten die Generäle zu verschweigen. Ihnen haben die Waffenhersteller zugestimmt, die zu Zeiten des zweiten tschetschenischen Krieges und insbesondere während des Georgien-Krieges den vergessenen Geschmack der Rüstungsaufträge zu spüren bekamen.
Darüber, dass seit 1991 entlang der russischen Grenze im Osteuropa kein einziger NATO-Stützpunkt aufgetaucht ist, und die Baltischen Staaten und Polen auf ihre Armeen fast schon verzichtet haben, weil sie mit niemandem einen Krieg zu führen beabsichtigen, hat man auch nicht gesprochen. Als Scheuche diente hier das neue Raketenabwehrsystem in Europa. Mit diesem Raketenabwehrsystem fuchtelte man wie mit einem Schreckgespenst: ein Mittelrusse hat mehr von diesem Raketenabwehrsystem zu verstehen angefangen, als der fortschrittlichste Amerikaner.
Anstatt einer Zusammenarbeit mit der NATO heizten die russischen Generäle hinterlistig und auch offen den Konflikt mit der Allianz an. Ich erinnere mich zum Beispiel an den General Iwaschow. Dieser Mensch hat sein ganzes Leben im Zentralapparat des sowjetischen Verteidigungsministeriums verbracht, zum Zeitpunkt des Zerfalls der Sowjetunion war er Vorsitzender der Leitung des Verteidigungsministeriums. Sein ganz gut organisierter sowjetischer Alltag und seine Karriere schienen zusammen mit dem Imperium auseinanderzufallen, aber der General hat sich an die Macht festgekrallt und sie nie aufgegeben. 1996 bis 2001 war Iwaschow Chef des Amtes für internationale militärische Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums. Stellt Euch vor: er hasste den Westen und die NATO so sehr, und wurde aber für internationale Kontakte der russischen Armee verantwortlich gemacht – und er hat keinen einzigen Tag verbracht, ohne irgendwelche „aggressiven Pläne“ zu entlarven. Die russischen Generäle beschützten ihren Lebensraum, labten ihre Phantomschmerzen auf Kosten der Zukunft der friedlichen Russländer.
Als Resultat wird es nun fünf neue NATO-Stützpunkte an der Grenze zu Russland geben, und das neue amerikanische Raketenabwehrsystem wird Moskau nicht mehr verhindern können. Aber die Generäle werden ohne mit der Wimper zu zucken das Geschehene als eine Bestätigung für jene grässlichen Szenarien darstellen, die sie in den letzten 15 Jahren ausgemalt haben. Sie haben endlich eine Bestätigung für ihre Träume von einem Panzerangriff gefunden.
Eine weitere große Gruppe der Schuldigen oder Lobbyisten des Krieges gegen die Ukraine sind die oligarch-beamtlichen finanz-industriellen Gruppen. Sie sind keine Geschäftsleute, und Beamte sind sie auch nicht wirklich. Das sind geschlossene Gruppen, die aus Beamten und Geschäftemachern bestehen. Daran gewohnt, sich durch Eigentumsaneignung und Marktmonopolisierung expansiv zu entwickeln, ermuntern sie zu einem Feldzug gegen die Ukraine, um der neuen Errungenschaften willen.
Während der fetten Jahre haben sie ihre Reichtümer nicht in etwas Neues und Technologisches verwandelt. Sie sind auf die Weltmärkte mit den neuen Produkten doch nicht herausgekommen – nur mit Waffen und Rohstoffen in all ihren Formen. Sie brauchen noch ein paar Waffenfabriken und noch ein wenig an Rohstoffen.
In erster Linie ist es Gas, darum überzeugt man den Präsidenten davon, dass die Krim dazu gebraucht wird, den „South Stream“ abzusichern und die Erdöl- und Gasreserven am Schelf zu erschließen. Es gibt auch Interessenten für die Aneignung der ukrainischen Eisenhüttenwerke und der Betriebe des militärisch-industriellen Komplexes.
Kacha Bendukidse, der die Sitten und Bräuche des neuen russischen Kapitalismus gut kannte, war überzeugt, dass die Oligarchen die militärische Aggression gegen die Ukraine aktiv lobbyieren, weil sie einen Vorgeschmack auf große Eigentumsstücke bekommen, die ihnen in die Hände fallen werden. Im Mai 2014 hat Bendukidse begründet, warum Russland ein Embargo auf die ukrainischen Waren einführen wird, und hatte absolut Recht: „Es gibt eine große einflussreiche Lobby, die an einem Handelskrieg gegen die Ukraine interessiert ist. Es gibt Dutzende sehr einflussreiche Menschen, die den Kreml mit Vergnügen schmieren werden, um den russischen Markt für den ukrainischen Markt zu schließen. Die Metaller werden schmieren. Und ihnen wird Beifall geklatscht. Die Gießer werden applaudieren. Die Lebensmittelhändler – Fleisch und Milch – werden klatschen. Die Chemiker, ihr Großteil, werden applaudieren. Welchen substantiellen Export hat die Ukraine nach Russland noch? Die Menschen werden froh sein, die Hand drücken, „ausgezeichnet“ sagen – sie werden dran verdienen“.
Die Stimme der Oligarchen, die große Verluste durch die westlichen Sanktionen tragen, hört man jetzt im Chor der Rohstoffmogule und der pseudopatriotischen Geschäftemacher, die klammheimlich die westlichen Konkurrenten aus Russland auspressen, gar nicht mehr. Sie fuchteln mit dem russischen Huhn vor dem Präsidenten, das selbstverständlich viel saftiger als ein amerikanisches ist, und fahren den russischen Panzer, der selbstverständlich viel robuster als jeder „Abrams“ ist. Die Panzerung ist so dick, dass nicht jeder Beamte aus dem russischen Panzer gleich herauskommen kann. Und dass Frankreich keine „Mistral“ liefern will, das ist doch um so besser, denn die „Mistral“ sind doch der letzte Dreck…
Und die dritte Gruppe – das sind unsere notorischen Analytiker, die jahrelang ungehindert und alternativlos die propagandistische Welle reiten. Michail Leontjew gilt als großer Philosoph. Natürlich ist er nicht ohne Talente und Fertigkeiten, aber die Anzahl der Kakerlaken in seinem Kopf übersteigt jegliche zulässige Norm. Der grelle Showman Sergei Dorenko hat zu Analytik gar keinen Bezug, spricht aber mal aus dem Fernseher mal aus dem Radio. Sie haben ihren Herrschern nach dem Mund geredet, und sie tun es noch immer, darum werden sie auch jahrelang aufm Bildschirm gehalten.
In jedem beliebigen Land wird mit dem intellektuellen Monopol gekämpft, und Sie können ernsthafte alternative Expertengutachten ziemlich leicht finden: In einer TV-Show wird neben dem Obama-Vertreter ein eifriger Gegner sitzen, und für jedes CNN wird man sein Fox News finden. In Russland breitet sich aber der Riss zwischen Realität und ihrer Interpretation durch Kremlpropagandisten rapide aus. Leontjew hat jahrelang behauptet, dass es so ein Land wie die Ukraine gar nicht gibt, und hat sich damit eine Rente bei „Rosneft“ verdient. Die Resultate seiner analytischen Aufhäufungen wird schon eine andere Generation aufscharren.
Dorenko schreibt flammende Aufrufe zu einem Angriff auf die Ukraine und zum Vorstoß aller Kräfte nach Kyjiw. Und darin ist so viel manische Leidenschaft, dass ich sogar angefangen habe, Dorenko zu verdächtigen, dass er Putin in eine Falle locken und sich auf diese raffinierte Art und Weise für irgendwelche alte Kränkungen an ihm rächen möchte.
Und es gibt keinen Strahl Licht. Im Gegenteil, im Frühling hat man mehrere unabhängige Internetressourcen gesperrt. Jetzt geben sie „Echo Moskaus“ den Rest. Sie werden ein weiteres Mal die lokalen Medien ausdünnen. Die informative und analytische Leere wird laut sein. Der Schlaf des Verstandes gebiert Monster.
Es liegt nahe, dass es nicht mehr gelingt, diese Lawine aufzuhalten. Es sei denn, man findet einen Ersatz für die alles verschlingende Idee der Erhabenheit der russischen Welt im Kampf gegen den bösen Westen. Die Reste der gesunden russischen Elite müssen einen neuen Plan formulieren. Einen Plan, der Putin erlaubt, sein strenges Bild des Nationenvaters beizubehalten und das Land vor einer Konfrontation mit der zivilisierten Welt zu bewahren. Zum Beispiel, den Krieg gegen die Ukraine durch einen langersehnten und totalen Krieg gegen die Korruption zu ersetzen. Sogar ohne Nawalnij und Nemzow. Man kann keinen Zug stoppen, dem die Bremsen versagt haben, aber man kann die Eisenbahnweichen umstellen. Obwohl es faktisch keine Chancen gibt, aus den aufgewirbelten Kriegszahnrädern herauszuspringen und die Lawine des Neoimperialismus in ein sicheres Flussbett umzuleiten. Optimismus zu jetzigen Zeiten ist eine gewöhnliche Feigheit, schrieb der deutsche Philosoph Spengler am Vorabend der Weltkatastrophe.
Quelle: Pawel Scheremet in colta.ru; übersetzt von Irina Schlegel
One Response to “Pawel Scheremet: Wer genau in Russland braucht einen Krieg gegen die Ukraine?”
21/07/2016
Letzter Eintrag von Pawel Scheremet vs. russische Propaganda - InformNapalm.org (Deutsch)[…] schrieb, wer genau in Russland den Krieg gegen die Ukraine bräuchte und wozu er entfesselt wurde: „Pawel Scheremet: Wer genau in Russland braucht einen Krieg gegen die […]