Foto: G20/ Reuters / Murad Sezer
Wie das internationale Freiwilligenteam InformNapalm früher berichtete, hat Russland nach den Terroranschlägen in Paris nicht nur diplomatische Andeutungen gemacht, sondern damit begonnen, der EU und den USA eine Kooperation förmlich aufzudrängen. Das Ziel besteht darin ein Ende der Sanktionen herbeizuführen und die „ukrainische Frage“ bezüglich der Krim und des Donbass zu lösen, wobei die Ukraine in den geopolitischen Einflussbereich Russlands hineingezogen werden soll. Für diese Ziele akzeptiert der Kreml große Aufwendungen bei der Militäroperation in Syrien, wo er die syrische Opposition bombardiert und dabei weltweit verlauten lässt, man bekämpfe den „Islamischen Staat“. Darüberhinaus ist man in der Lage an jedem Ort der Welt Terroranschläge zu verüben – dort wo Aufmerksamkeit erzeugt werden soll und Aktionen im Stil einer „Nötigung zur Freundschaft“ erforderlich erscheinen. In diesem Kontext veröffentlichen wir einen analytischen Artikel unserer Kollegen von der Nachrichtenagentur Newsader.
Die führenden Politiker der westlichen Großmächte haben nach den Anschlägen von Paris die Hoffnung ausgesprochen, Russland werde der antiterroristischen Allianz beitreten. So hat beispielsweise die Nachrichtenagentur Reuters eine ganze Reihe von Mitteilungen veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass die euro-atlantische Zivilisation nachwievor auf die Hilfe Moskaus beim Kampf gegen den Islamischen Staat hofft. Obwohl Russland entgegen den eigenen offiziellen Verlautbarungen Stellungen der Gegner von Bashar al-Assad bombardiert – seinen einzigen Verbündeten im Nahen Osten.
„Es ist traurig zu sehen wie naiv westliche Politiker agieren, wenn sie ernsthaft hoffen, den Hauptunterstützer des Terrors – die russische Führung – von der Notwendigkeit eines Kampfes gegen seinen eigenen Sprössling zu überzeugen“- Analytik-Abteilung von Newsader
Einer der Mitteilungen von Reuters zufolge haben der Präsident der USA Barack Obama und der russische Präsident Vladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in der Türkei in einer 35-minütigen Diskussion die Frage einer Lösung des Konflikts erörtert, der sich derart extrem in den tragischen Ereignissen am Freitag gezeigt hat.
„Präsident Obama und Präsident Putin haben sich darauf geeignet, dass eine Initiierung des Übergangsprozesses erforderlich ist, … welcher bei Vermittlung durch die UN mit Beteiligung der syrischen Opposition sowie Vertretern des Regimes ablaufen soll. Außerdem war die Rede von einem Ende der Kämpfe“, sagte ein US-amerikanischer Beamter.
Die dritte Veröffentlichung von Reuters zu dieser Thematik besagt, dass Donald Tusk, Präsident des Europarats, Russlands Aktionen in Syrien kritisiert, da sie zu noch mehr Flüchtlingen nach Europa führen. Allerdings betonte er auch die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit zwischen USA und Russland.
„Genau deswegen ist eine Zusammenarbeit zwischen Russland und anderen Ländern, besonders den Vereinigten Staaten, im Zusammenhang mit der Krise und den Flüchtlingen so wichtig“, unterstrich er.
Der vierte Beitrag zum Thema behandelt die Ankündigung David Camerons, dem Premierminister Großbritanniens, Putin bei einem am Montag geplanten Gespräch davon zu überzeugen, Luftschläge in Syrien auf Stellungen des IS zu konzentrieren.
„Im Lauf des Gesprächs, das ich mit Vladimir Putin haben werde, will ich ihm Folgendes sagen: „Es gibt eine Sache, in der wir uns alle einig sind: Die Sicherheit Russlands und Großbritanniens wird erhöht, wenn wir den IS zerstören. Das ist etwas, auf das wir uns konzentrieren müssen.““
Analyse von Newsader
Es ist traurig zu sehen wie naiv westliche Politiker agieren, wenn sie ernsthaft hoffen, den Hauptunterstützer des Terrors – die russische Führung – von der Notwendigkeit eines Kampfes gegen seinen eigenen Sprössling zu überzeugen. Die Geschichte der vielfachen Kriegsverbrechen Putins in Georgien, der Ukraine und jetzt auch in Syrien zeigt eines: Der Chef im Kreml weicht Konflikten nicht aus. Im Gegenteil, er provoziert massiv und russische Truppen nehmen direkt an den blutigen Auseinandersetzungen teil.
Der Anführer des Zirkels im Kreml benötigt unbedingt geopolitische Spannungen – weltweit. In dieser Atmosphäre ist er in seinem Element, welches seinen Machtstatus garantiert und dazu führt, dass die Weltöffentlichkeit unter der Führung der USA mit ihm verhandeln muss. Das Ergebnis solcher Gespräche (wie dem aktuellen G20-Gipfel) besteht darin, dass Moskau die Gelegenheit bekommt, in diesen selbstverursachten und selbstbefeuerten Konflikten als Vermittler oder sogar als Verbündeter aufzutreten. (Anm. d. Übers.: Man beachte hierbei wie lange Russland inmitten eines Krieges offiziell Waffen an die syrische Regierung geliefert hat und seit wann russische Streitkräfte unmittelbar und offiziell in Syrien kämpfen. Dazu korreliere man auch die Luftoperation in Syrien mit dem Stand des Kriegs im Osten der Ukraine)
Das „Sahnehäubchen“ der Provokationstaktik des Kremls ist, dass man die auf hinterhältige Art und Weise erworbene Gelegenheit zu der einen oder anderen Konfliktlösung beizutragen für etwas anderes nutzt: Gerade nicht zur Lösung eines Problems, sondern zu einem eskalationsbedingten Einfrieren und schließlich zur Konservierung durch zahllose diplomatische Spiele und politische Gipfel. Anders ausgedrückt, Russland züchtet ein internationales Krebsgeschwür und verlängert anschließend mit allen – politischen oder militärischen – Mitteln dessen Existenz. Dabei vergisst man nicht durch „nützliche Idioten“ im Westen entsprechende Propaganda einzusetzen, um der Operation Putins den notwendigen rhetorischen Anstrich zu geben.
Der einzige wirklich überraschende Aspekt in dieser Situation besteht darin, dass das westliche Establishment – zumindest auf verbaler Ebene – ernsthaft mit Putin über „gemeinsame Bemühungen“ diskutiert. Dafür gibt es nur eine logische Erklärung: Man versucht eine Situation zu vermeiden, in der ein psychologisch labiler russischer Präsident sich vollends beleidigt fühlt und zu Maßnahmen wie dem Einsatz nuklearer Waffen greift.
Sehr problematisch ist dabei allerdings, dass bei jeder Form der Zusammenarbeit mit Putin die Wahrscheinlichkeit eines nuklearen Krieges einerseits zwar gegen Null geht. Andererseits führen politische Spiele wie derzeit auf dem G20-Gipfel zu realen Opfern in der Ukraine, in Syrien und anderen Ländern.
Man hat darüberhinaus festgestellt, dass Putin, wenn er durch den Westen ignoriert wird, nicht mit einem Atomkrieg droht (den er zweifellos verlieren würde, wie, erst recht, einen konventionellen Krieg), sondern versucht auf verschiedene Art und Weise das Wohlwollen der USA und der EU zurückzugewinnen.
Unter Berücksichtigung dieser Tatsache empfiehlt die Abteilung für Analytik von Newsader Washington, Brüssel und ihren Verbündeten weltweit, alle Kontakte zu Putin abzubrechen und ihn offiziell aus den G20 auszuschließen als Kriegsverbrecher, der für Aggressionskriege gegen Georgien, die Ukraine und die syrischen Aufständischen verantwortlich ist. Die Fortsetzung einer Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Kreml führt nicht nur zur Bildung blutiger Konfliktherde, sondern auch zu neuen Terroranschlägen in den USA und Europa.
Quelle: Newsader; übersetzt von Viktor Duke.
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