In der Europäischen Union ist man nun endlich wegen der russischen Propaganda ernsthaft besorgt. Ende Januar 2016 gab die Agentur Reuters bekannt, dass die NATO sogar die Schaffung einer separaten Einheit für die Bekämpfung der russischen Propaganda plane. Die neue Einheit soll von militärischen Kenntnissen über die Taktik des Gegners ausgehen, die er für den aggressiven Einfluss auf das Zielpublikum einsetzt.
Die russische Propaganda hat bereits seit Langem die Grenzen des Fernsehens und des Internets gesprengt und ist tief in das Leben der Europäer eingedrungen. Eine Vielzahl an Protagonisten der „Russischen Welt“ führen Kundgebungen und Tagungen unter Mitwirkung von rechtsradikalen Parteien durch, bei denen kremlische Parolen über den verderblichen Einfluss der USA, den „Bürgerkrieg und den Faschismus“ in der Ukraine fallen.
So ist für den 27. Februar 2016 eine Versammlung der französischen Nichtregierungsorganisation „Novopole“ in Straßburg geplant, im Gebäude der Serbischen Orthodoxen Kirche des Heiligen Georgs (Adresse Rue du Donon 2A). Diese Organisation positioniert sich als die „Regierung des freien Neurusslands in Frankreich“.
Links auf dem Bild ist einer der Gründer von „Novopole“ zu sehen, ein Aktivist des sogenannten „französischen Antimaidan“, Teilnehmer an Kundgebungen in Paris gegen die ukrainische Regierung und Europas Haltung bezüglich der Ukraine, der Bewunderer und Anhänger Russlands und Putins namens André Michel Chanclu. In der Mitte sitzt Alain Benajam, ebenfalls Mitbegründer von „Novopole“, der in einem freundschaftlichen Verhältnis zur Führung von „Neurussland“ steht. Rechts sitzt Svetlana Kissileva, Präsidentin von „Novopole“.
Eine Liste mit pro-russischen Seiten und Webseiten im französischen Informationsraum haben wir bereits früher veröffentlicht (franz.).
Aber kommen wir zurück zu den Rednern der bevorstehenden Versammlung am 27. Februar 2016, ausgehend von dem Werbeplakat.
Einer dieser Redner ist der französische „Freiwillige“ der sogenannten „DVR“ namens Sergei Munier, ein Mitglied der „internationalen Brigade „Pjatnaschka“, über den sogar auf der Webseite von Novorossia today geschrieben wurde. Links zu den Archiven seiner Profile auf Vkontakte, Facebook und Instagram, sein Fotoalbum und Freundesliste.
Dem Interview für die russische Propaganda-Webseite kann entnommen werden, dass Sergei Munier 1992 in Luhansk geboren wurde. Im Alter von zehn Jahren emigrierte er mit seiner Mutter nach Frankreich. Dort absolvierte er den Wehrdienst beim 1er régiment de spahis. Die Informationen über den Wehrdienst werden durch Bilder in seinem Profil belegt. Dank unserer Freunde in Frankreich ist es uns gelungen herauszufinden, dass Sergei in der 6. Leichten Gepanzerten Brigade diente, zu der auch das 1. Kavallerie-Fremdenregiment gehört. Soldaten dieser Einheit haben an zahlreichen Missionen teilgenommen: Afghanistan, Libanon, Tschad, Elfenbeinküste, Jugoslawien…
Laut dem Interview war Sergei Munier zweimal im Donbas. Das erste Mal von Juni bis Mitte August 2014 im Bataillon „Wostok“ (zu dt. „Ost“), das zweite Mal von April bis September 2015. Da Sergei über Kenntnisse im Militärwesen verfügte, trat er zuerst als Ausbilder auf, im Juli 2015 „perfektionierte“ er dann sein Können bei einem Versuch der Brigade „Pjatnaschka“ Marijinka einzunehmen.
Sein „beruflicher Werdegang“ bei den Kampfhandlungen im Donbas auf Seiten der „Volkswehr“ hinderte ihn nicht daran, den Luftraum fremder Staaten zu durchqueren und erlaubte ihm sogar, auf pro-russischen Kongressen in Frankreich zu agitieren. Diese allzu tolerante Haltung der französischen Behörden in Bezug auf Söldner, die im Donbas auf Seiten der pro-russischen Terroristen kämpfen, wirft eine Menge Fragen auf. Wir wissen, dass Söldner in Europa konkrete Haftstrafen erhalten. Über Präzedenzfälle bei Verurteilungen von Kriegsteilnehmern im Donbas, hat InformNapalm in einer seiner Publikationen berichtet. In diesem Fall hängt deshalb alles höchstwahrscheinlich von dem Informationsstand und dem Willen der französischen Geheimdienste ab, der subversiven Tätigkeit des russischen Nachrichtendienstes ein Ende zu setzen.
Allerdings ist Sergei nicht der einzige Franzose, der unsere Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit dem Krieg im Donbas erregte. Viele haben bereits von dem Minister der sogenannten „DVR“ und nebenberuflichen Kommandeur der Einheit „Legion“ mit dem Kampfnamen „Franzose“ Sergey Sawdowejew gehört. Unter den Anhängern der „Russischen Welt“ gibt sich Sergey Sawdowejev aktiv als ehemaliger französischer Legionär aus. Dank einiger Quellen InformNapalm in Frankreich, ist es gelungen herauszufinden, dass die Geschichte über Sawdowejews Dienst in der französischen Fremdenlegion nicht mehr als ein schönes Märchen ist. Die Menschen, die in der Zeit zwischen 1998 und 2004 in der Legion dienten (franz. Légion étrangère), haben nie etwas von ihm gehört.
Ein weiterer Repräsentant der französischen kastanienbraunen Baretts, der in den Reihen der sogenannten „DVR“ gekämpft hat, ist Aleksandre Nabiev, ein ehemaliger Soldat der regulären französischen Armee. Links zu den Archiven seiner Profile auf Vkontakte und Facebook, seines Albums und seiner Kontakte. Er hat in der 1. Kompanie des 2. Fallschirmjägerregiments der Fremdenlegion (franz. 2е R.E.P.) gedient. Das 2. Fallschirmjägerregiment ist die am besten ausgebildete Einheit der Fremdenlegion, die von Ruhm und Legenden begleitet wird.
Nabiev hat einen Dienst in den Reihen der französischen Legion unter Teilnahme an Kampfhandlungen hinter sich. Er beendete seine Unteroffizierslaufbahn, sein Titel wurde ihm wegen übermäßigen Alkoholkonsums entzogen. Die letzten fünf Jahre verbrachte er im Schreibtischdienst. Im Donbas kämpft er seit Herbst 2014 und ist derzeit infolge einer Amputation in medizinischer Behandlung.
Ein weiterer Dienstgenosse Nabievs aus der Bandenformation „Pjatnaschka“ ist Erwan Castel (CASTEL Erwan Jean François), verewigt auf dem Gruppenfoto. Links zu den Archiven der Profile auf Vkontakte und Facebook, des Albums und seiner Kontakte.
Es gibt ziemlich viele Videos mit ihm im Netz
Erwan Castel behauptet, dass er sich im Donbas befindet, „um die NATO-Osterweiterung aufzuhalten und eine Konfrontation zwischen den USA und Russland in Europa zu verhindern“. Fürs Erste hatte er mehr Glück als Nabiev. Auf der Pressekonferenz am 16. Januar 2016 während des Besuchs der französischen Delegation der Partei von Marine Le Pen in Donezk, sprach Erwan Castel über die Dienstreisen von Franzosen in den Donbas.
Seinen Worten nach, beläuft sich die Gesamtzahl der französischen Staatsbürger, die an Kampfhandlungen im Donbas teilgenommen haben, auf 25-30 Mann. Auf die Frage nach den Konsequenzen ihrer Anwesenheit im Donbas und der Möglichkeit eines erforderlichen juristischen Beistands bei Aufkommen von Problemen bezüglich des Söldnertums, antwortete der Präsident der zur Marine Le Pens Koalition gehörenden Vereinigung „Mein Land Frankreich“ Jacques Clostermann, dass die französischen Massenmedien über keine Informationen über solche „Freiwillige“ verfügen.
Interessante Einzelheiten aus dem Leben der „Friedensbotschafter“ in der „DVR“ Josy-Jean Bousquet und Jacques Clostermann kann man unter folgendem Link nachlesen.
Außer Castel sind noch andere Franzosen im Video zu sehen, deren Angaben wir in unseren nächsten Publikationen preiszugeben planen.
- Links zum Thema: «Französische Marginale kämpfen im Donbas für die „Russische Welt“»
Mit dieser Publikation möchte die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm die französischen Bürger, Medien und Politiker auf die Belege für die Involvierung von Franzosen in rechtswidrige Handlungen gegen die Ukraine aufmerksam machen. Moskaus Agenten, die in der Kriegswelt im Donbas aktiv wurden, führen in Frankreich eine aggressive Propaganda und nutzen dabei alle Methoden der russischen Informationsmaschinerie, inklusive Diskreditierung, Faktenmanipulation und offener Desinformation über die Geschehnisse in der Ostukraine.
Die bevorstehende Versammlung von Protagonisten der „Russischen Welt“, die für den 27. Februar 2016 in Straßburg geplant ist, ist eine Veranstaltung, auf der Propaganda für das Söldnertum betrieben wird, um Franzosen, unter anderem ehemalige Militärangehörige und Reservisten, zu rekrutieren und in den Donbas zu schicken. Wir rufen das französische Außenministerium und andere offizielle Strukturen dazu auf, ihre Aufmerksamkeit auf die vorgelegten Belege zu richten und die Bürger, die an Kampfhandlungen auf Seiten der Bandenformationen der sogenannten „DVR“ und „LVR“ aktiv teilgenommen haben, nicht ungestraft zu lassen.
Durch solche prorussischen Einflussagenten, die ihren ideologischen und kriegerischen Probelauf in den Brennpunkten durchliefen, kann der „Russische Frühling“ auch in die Straßen der französischen Städte kommen. Deshalb ist es wichtig, die Geschwulst des Hybriden Krieges in ihren Anfängen zu stoppen und sie zu entfernen.
Diese Publikation wurde auf der Basis einer eigenen OSINT-Untersuchung der internationalen Freiwilligengemeinschaft InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unser Projekt erforderlich.
CC BY 4.0
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