Die Sowjetmacht ist für ihr grausames Vorgehen gegen die zivile Bevölkerung sowohl vor Beginn des Zweiten Weltkrieges als auch währenddessen berüchtigt. Nur ertrinken all die Erwähnungen der bolschewistischen Gräueltaten in den pathetischen Redeflüssen über den „Sieg des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg“.
Hier möchte ich mein Material vorstellen, in dem ich Fakten über die Verbrechen größten Ausmaßes gegen die ukrainische Zivilbevölkerung in jener Zeit gesammelt habe, die von Bolschewiken begangen wurden.
Massenmorde an Gefängnisinsassen
Die rapide Offensive der Wehrmacht im Sommer 1941 rief Panik bei allen Machtbehörden der UdSSR hervor, die üblicherweise als Erste die Städte verließen. Aber der NKWD, die Hauptstrafbehörde des bolschewistischen Staates, hörte auch unter Bedingungen einer chaotischen Offensive nicht auf, seine grausame Funktion zu erfüllen. Als die sowjetischen Streitkräfte aus den Städten der Westukraine abzogen, ließen sie das gesamte Eigentum, alle Betriebsmittel, ja sogar Dokumente der Parteimitglieder zurück.
Aber fast alle Gefängnisinsassen zu töten, die sich in dem Moment zu ihrem Unglück in den Gefängnissen befanden – dafür hatten die Tschekisten immer Zeit. Ohne Urteil oder Verhandlung haben die Strafkommandos alle exekutiert, sogar Tatverdächtige oder zufällig Festgenommene, oft nach langer und grausamer Folter. Zur berühmtesten Episode wurde eine Erschießung in Lwiw, bei der laut Aussagen des Leiters der Gefängnisabteilung des NKWD im Lwiwer Gebiet, Leutnant Lermann, in drei Gefängnissen 924 Menschen erschossen wurden. Wobei man noch hinzufügen möchte, dass die Kommunisten auf die gleiche Art auch in Belarus und in den baltischen Ländern vorzugehen versuchten, dort aber ein bedeutender Teil der Gefängnisinsassen durch eine Wehrmachtsoffensive noch rasantere als in der Ukraine gerettet wurde.
Insgesamt wurden in der Westukraine während weniger Junitage über 5.000 Menschen in mehreren Dutzenden Gefängnissen getötet. Es gab aber auch Episoden, die gänzlich jenseits von Gut und Böse waren. Wie könnte man die grausame Salischtschyky-Tragödie in der Region Ternopil nicht erwähnen, als der NKWD zwei Züge mit Gefängnisinsassen (14 Wagen, in jedem – 50-70 Menschen) verbrannt und diese dann ins Wasser geworfen hat, da die Eisenbahnbrücke über den Dnister durch die sowjetischen Streitkräfte beim Abzug bereits zerstört worden war.
Verheimlichung der Gefahr vor der jüdischen Bevölkerung in den ersten Monaten des Krieges
Die Sowjetmacht versuchte, die Panik während des deutschen Blitzkrieges mit nur zwei ihr bekannten Methoden zu bekämpfen: Erschießungen und Verschweigen. Zu einem der größten Verbrechen der Kommunisten wurde die absolute Verheimlichung der Fakten des Genozids an Juden seitens der Deutschen in den ersten Städten der Westukraine, die vom Dritten Reich besetzt wurden. Die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung der UdSSR war nicht im geringsten über die Pläne der Nazis in Bezug auf sie informiert. Es war keine Rede davon, eine zentralisierte Evakuierung der Menschen durchzuführen, die sich in unmittelbarer Todesgefahr befanden. Indem die sowjetische Macht die Juden beim Abzug zurückließ, hat sie diese faktisch zum garantierten Tode verdammt und ist indirekt zu einem Komplizen des nationalistischen Gemetzels geworden.
Nach Aussagen des Historikers Mark Solonin „gibt es bis jetzt kein einziges Dokument, kein einziges Zeugnis davon, dass die sowjetische Regierung wenigstens nach Wegen der Rettung jener ihrer Bürger gesucht hätte, die unter Bedingungen der Okkupation kein schwieriges, freudloses, hungriges, aber doch ein Leben erwartet hätte, sondern ein grausamer und unabwendbarer Tod. Mehr noch, in den ersten, für das Schicksal der jüdischen Bevölkerung der westlichen Gebiete entscheidenden Tagen, waren an der sogenannten alten Grenze (sowjetisch-polnische von 1939) noch immer Grenzposten aktiv, die jeden aufhielten, der keine Sondererlaubnis zur Durchreise hatte“.
Die sowjetische Propaganda sagte bis Mitte August 1941 absolut nichts über die Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung. Und als sie anfing, diese Aktionen anzuerkennen, so servierte sie diese ausschließlich mit der Soße, dass dort Hinrichtungen von Komsomolzen und der kommunistischen Bevölkerung stattfanden.
Zum grellsten aller Zeugnisse dieser Verbrechen der Bolschewiken wurde die absolut freiwillige Ankunft beinahe der gesamten jüdischen Bevölkerung von Kyjiw an der Schlucht Babyn Jar zu ihrer eigenen Erschießung am 27. September 1941… Sie sind auf den ersten Ruf der Okkupanten gekommen, ohne irgendetwas schlechtes zu erwarten. Von den ca. 1,5 Millionen Juden, die auf dem von den Deutschen okkupierten Territorium geblieben waren, überlebte kaum jemand.
Die Sprengung der Dnipro-Talsperre in Saporischschja
Ab den ersten Kriegsmonaten versuchte die sowjetische Führung während des Abzugs die Taktik der „ausgebrannten Erde“ anzuwenden, also die komplette Infrastruktur zu vernichten, ohne sich jegliche Sorgen über die Zukunft der Bevölkerung zu machen, die nicht evakuiert werden konnte. Zu einer der grausamsten Erscheinungen dieser Taktik wurde die Verminung der Dnipro-Talsperre in Saporischschja. Am 18. August 1941 um circa 20:00 Uhr haben NKWD-Mitarbeiter nach dem Durchbruch der deutschen Streitkräfte in dieser Gegend die Talsperre gesprengt.
Infolge der Explosion von 20 Tonnen Trotyl entstand eine Bresche von 150 Meter Länge, wodurch eine meterhohe Wasserwelle herunterstürzte und zu Zerstörungen und dem Tod von zahllosen Menschen führte, die sich in der Uferzone befanden. Im Raum des Einschlags der Welle befanden sich nicht nur (und nicht mal) deutsche Streitkräfte, sondern auch sowjetische Soldaten, die in diesem Moment versuchten, aufs linke Dnipro-Ufer überzusetzen, sowie Zivilisten der Insel Chortyzja und den anliegenden Territorien. Das deutsche Kommando behauptete, dass es damals 1.500 seiner Soldaten verloren habe. Die Opfer unter den sowjetischen Soldaten und der zivilen Bevölkerung werden auf 10-20.000 bis 80.000 Menschen gezählt. Genaue Angaben gibt es bis heute nicht.
„Schwarzblazer-Träger“
Im Herbst 1943, nach dem Sieg in der Schlacht am Kursker Bogen drangen die sowjetischen Streitkräfte auf das Territorium der Ukraine ein, und die Beziehungen der sowjetischen Führung zur lokalen Bevölkerung, die zwei Jahre unter der Okkupation verbracht hatte, war, milde ausgedrückt, misstrauisch. Es galt, dass sie alle – besonders die Männer – potentielle Verräter und Kollaborateure waren. Darum sollten diese Menschen, nach der Logik der Kremlführer, ihre „Verbrechen mit Blut abwaschen“. Wenn die sowjetischen Streitkräfte in eine weitere von den Nazis befreite ukrainische Ortschaft kamen, kam direkt hinter ihnen ein Feldkriegskommissariat. Dieses führte eine vollständige Mobilisierung aller Männer durch, die im Stande waren, Waffen in den Händen zu halten.
Kurz darauf wurden sie in eine Offensive gegen deutsche Stellungen geworfen, wobei man es nicht mal schaffte, ihnen eine Uniform auszuhändigen: So ist eigentlich auch der Name „Schwarzblazer-Träger“ entstanden (Anm.d.Red: die Bauern trugen eine handgewebte schwarze „Switka“ – eine Art Kaftan oder Blazer). Waffen haben sie auch selten bekommen: „Die könnt Ihr ja im Kampf erbeuten!“ Die Bauern ebneten mit ihren Leichen den Weg für die regulären Streitkräfte. Besonders unheimlich war die Erstürmung von Kyjiw im Oktober 1943, als die Sowjetmacht Zehntausende „Schwarzblazer“ auf das Schlachtfeld von Bukrinski südlich von der ukrainischen Hauptstadt warf, um die deutschen Hauptkräfte abzulenken, und reguläre Abteilungen währenddessen oberhalb der Stadt verlegt wurden und dazu über den Ort Ljutischskij kamen. Auf einem sechs Kilometer Stückchen Land sind über 250.000 Soldaten gefallen, die Mehrheit von ihnen waren gerade mobilisierte Bauern in ihren handgewebten Switka („Schwarzblazer“).
Die Deportation der Zivilbevölkerung
In den 1940-er Jahren wurden ganze Völker der Sowjetunion vom Kreml als „Verräter“ bezeichnet, die man zumindest von ihren Wohnorten zur weiteren Assimilierung und Vernichtung des Protestpotentials umsiedeln sollte. Die ethnischen Säuberungen fingen 1941 mit der Zwangsumsiedlung der priasowschen Deutschen und der Krimdeutschen hinter die Wolga an. Aber richtig in Schwung kam das Deportationsrad gegen Ende des Krieges, als die Kremlführung eine ganze Reihe Ethnien der Kollaboration beschuldigte. Zum berühmtesten Beispiel dieser Praxis wurden die Krimtataren.
Aus der von den deutschen Streitkräften gesäuberten Krim deportierte die sowjetische Führung im Frühling-Sommer 1944 nahezu die komplette Urbevölkerung der Halbinsel, unter anderem auch 180.000 Krimtataren, nach Zentralasien. Später, bei der zweiten Welle der Deportation, wurden auch die Krimer Armenier, Bulgaren und Griechen deportiert.
Die Titularnation – die Ukrainer – wurde mehreren Wellen der Zwangsumsiedlung ausgesetzt, die ersten beiden – noch vor dem Krieg. Und im Laufe von 1945-1947 wurden über 80.000 Menschen aus der Westukraine aufgrund der Bezichtigung des Nationalismus und der „UPA-Beihilfe“ in den Donbas und nach Sibirien deportiert.
Weitere 500.000 Menschen wurden aus den westukrainischen Gebieten deportiert, die entsprechend Stalins Entscheidung an Polen übergeben worden waren.
Quelle: Bogdan Butkewitsch in tyzhden.ua; übersetzt von Irina Schlegel