
Der russische Menschenrechtsrat berichtet über Zeitsoldaten aus Murmansk, die sich geweigert haben, nach Donbass zu fahren.
von Wladimir Dergatschew, Denis Telmanow, Andrej Winokurow.
Die Zeitsoldaten einer russischen Armeeeinheit gerieten in Konflikt mit ihren Vorgesetzten, als sie den Verdacht schöpften, dass sie in die Ukraine geschickt werden können. Der russische Menschenrechtsrat schrieb eine Anfrage an das Verteidigungsministerium. „Gazeta.Ru“ führte Nachforschungen durch und stellte die Nummer der Einheit fest, trat in Kontakt mit beiden Konfliktparteien und bekam die Aufnahme der Rede des Politoffiziers, in der er die Zeitsoldaten dazu motivierte, nach Donbass zu fahren. Der Politoffizier bestätigt die Echtheit der Aufnahme, beteuert aber, dass man ihn missverstanden hätte.
Der Mitglied des Menschenrechtsrates Sergej Kriwenko schickte eine Anfrage an das russische Verteidigungsministerium, zu Händen des stellvertretenden Ministers Nikolai Pankow, mit der Aufforderung die Information zu überprüfen, dass die Zeitsoldaten aus dem Murmansker Gebiet angeblich über einen möglichen Kampfeinsatz in der Ukraine informiert worden wären.
Die Zeitsoldaten der 536. selbständigen Raketenartillerie-Küstenbrigade der Armeeeinheit №10544, stationiert im Murmansker Gebiet, gerieten in Konflikt mit ihren Vorgesetzten, als sie von einer möglichen Entsendung in die Ukraine erfuhren.
„Wie die Soldaten berichten, war die Rede von Einsatzbefehlen, die mit der Grenzüberschreitung verbunden sind. Als sie nach den Gründen fragten, sagte man ihnen: „Man muss seine Heimat lieben, dort sterben Russen, ihr müsst sie schützen“, – erzählt der „Gazeta.Ru“ Leiter der Menschenrechtsorganisation „Bürger, Recht, Armee“ Sergej Kriwenko, der vor kurzem von der Dienstreise nach Murmansk zurückgekehrt ist.
Wie der Menschenrechtler sagt, sind solche Formulierungen des Kommandanten keine Rechtsgrundlage für den Einsatz der russischen Truppen im Ausland.
„Gazeta.Ru“ ist es gelungen, den Kontakt zu einem Zeitsoldaten herzustellen, der sich bereit erklärt hat, mir der Zeitschrift unter der Bedingung der Anonymität zu sprechen („Gazeta.Ru“ kennt seinen Namen und Dienstgrad, und Sergej Kriwenko liegt die persönliche Anfrage dieses Soldaten vor).
Der Zeitsoldat hat erzählt, dass am 28. Januar 2015 er und 58 weitere Soldaten zu einer Besprechung mit den Vorgesetzten bestellt wurden. Dort wurde bekanntgegeben, dass die Zeitsoldaten zu der Einheit im Dorf Sputnik/Murmansker Gebiet geschickt werden sollten, wo die 61. selbständige Kirkenes Marinebrigade stationiert ist.
Laut unserer Quelle wurden die Soldaten über die weitere Entsendung nach Rostow informiert, und man deutete an, eine anschließende Verlegung nach Donbass sei möglich. Allen, die damit nicht einverstanden waren, wurde vorgeschlagen, den Entlassungsantrag einzureichen. Davon gab es 8 Personen.
In Sputnik haben die Soldaten eine ernsthafte Kampfausbildung absolviert, inklusive Schießtraining und Übungen mit Spezialtechnik. Unsere Quelle unterstreicht, dass weder er noch seine Kollegen passende Dienstkleidung erhielten: „Wir wurden dorthin mit den Sommerstiefeln und ohne Winteruniform geschickt. Wir dachten, dass wir dort nicht lange bleiben und bald nach Rostow kommen werden“. Einige Soldaten wurden deswegen krank.
Außerdem bekamen sie andere militärische Berufe zugewiesen. „Ich bekam einen Marineposten als Schütze“,- erklärt der Soldat und fügt hinzu, dass ihnen keine Anordnungen, die das rechtfertigen würden, gezeigt wurden.
„Wir müssen in jeder Hinsicht helfen“
Wegen der Unzufriedenheit der Soldaten kam am 31. Januar der Politoffizier der 10544. Einheit, Oberstleutnant Wjatscheslaw Okanew nach Sputnik. Er rief die Soldaten zu einem Gespräch zusammen, bei dem er die Geschichte über die Notwendigkeit der Entsendung seiner Untergebenen in die Ukraine wiederholte. „Gazeta.Ru“ verfügt über eine Aufnahme des Gesprächs von Okanew mit den Zeitsoldaten, die 1 Stunde 12 Minuten dauert.
„Sie alle führen jetzt Gefechtsübungen durch. <…> Sie wurden auf eine Dienstreise geschickt, Sie kamen hierhin, nach Sputnik, zu den Gefechtsübungen. Sollte ein Befehl kommen, können Sie weiter auf eine Dienstreise gehen, zu den Übungen im unbekannten Gelände.
Die Dienstreise kann seinen Worten nach in jedes Militärbezirk gehen. „Es kann eine Situation geben, dass Sie an die ukrainische Grenze verlegt werden, das habe ich Ihnen schon erzählt, dort vor Ort könnte es zu einem Kampfeinsatz kommen, dann werden Sie die Einsatzbefehle befolgen. Im Moment interessieren Sie sich natürlich für den Fall der Nichtbefolgung des Befehls. Dafür gibt es das Strafgesetzbuch, das Grundgesetz und die Allgemeine Dienstordnung, Innendienstordnung, in denen solche Fälle behandelt werden. Also befolgen Sie die Befehle„.
Die Zeitsoldaten stellen auch Fragen zu den Problemen im alltäglichen Leben und Versorgung mit der Winterkleidung. Okanew verspricht, sich um die Alltagsprobleme zu kümmern. Er sagt auch zu den Soldaten wiederholt, dass diejenigen, die die Befehle nicht befolgen wollen, den Entlassungsantrag einreichen und den Vertrag kündigen sollen.
– Bei uns hat noch keiner den Krieg erklärt, warum müssen wir für ein anderes Land kämpfen? – empört sich einer der Soldaten.
– Man hat uns gleich gesagt, dass wir in die Ukraine in den Krieg gehen, – sagt ein anderer.
– Ich versuche es nochmal zu erklären, – antwortet man den Soldaten. – Sie fahren zu den Übungen im unbekannten Gelände. Wo diese Übungen stattfinden werden – das ist eine andere Frage. Ob sie in Brjansk, im Woroneschski Gebiet, im Rostower Gebiet sind, da könnten Sie bleiben. Ich schließe nicht aus, dass es einen möglichen Marsch ins Donezker oder Luhansker Gebiet geben kann, um dort unmittelbar Hilfe zu leisten.
– Ja, der Krieg wurde nicht offiziell erklärt. Aber wir müssen in jeder Hinsicht helfen, in menschlicher, ethischer, militärischer und jeder anderen Hinsicht. Warum wir das müssen? Sie müssen verstehen, dass wenn die Ukraine die Donezker und Luhansker Gebiete erdrückt, dann werden alle Verbrechen, die auf dem Territorium der Donezker und Luhansker Gebiete von diesen Dreckskerlen verübt wurden- sie werden legalisiert, legitimiert, gerechtfertigt, und kein Gericht wird sie anerkennen. Alle Verbrechen, die sie begangen haben, schaut doch in die Augen dieser Kinder, Frauen, Alten und sagt: „Ja, ich kam nicht euch zu verteidigen, weil es mir egal ist, dass ihr ermordet, vergewaltigt, ausgeplündert wurdet, eure Häuser zerstört wurden“.
Auf die Frage der Soldaten, wer in dem Fall, wenn ihnen was passieren sollte, „in die Augen unserer Frauen und Kinder“ sehen wird, erwidert der Politoffizier Folgendes:
– Wenn Sie sie nicht verteidigen wollen, werden sie Donezk und Luhansk zerquetschen… Sie haben jetzt die Instabilität Russlands in den letzten 20 Jahren ausgenutzt und dass wir dort keine vernünftige Arbeit durchführten. Sie kamen an die Macht. Die weitere Entwicklung wird dazu führen, dass sie nach Stawropol, Krasnodarsker Region, Rostow, Brjansk und so weiter kommen werden, wenn Sie jetzt nicht dorthin gehen; wenn Sie die Leute dort nicht verteidigen können, werden Sie es hier auch nicht können, – sagt Okanew.
– Bei den letzten Übungen habe ich die Grenze überquert, – sagt einer von den Anwesenden. – Jetzt, zum zweiten Mal, werde ich mich nicht weigern. Aber eine Frage: wenn mir was passieren sollte, wie würde das gehandhabt? Wird meine Familie die Entschädigung bekommen oder nicht? Für die letzte Dienstreise habe ich noch keine Zahlungen bekommen, da komme ich nicht weiter. Jetzt wurde unsere Brigade hierhin geschickt. Ich war im Hauptquartier des Kommandeurs des letzten Marinebataillons, wir sind nicht in den Registern, ich kann keinen Auszug aus dem Befehl bekommen, um an die Zahlungen für die Dienstreise zu kommen.
– Ja, Sie haben Recht, offiziell ist der Krieg nicht erklärt worden, man kann dort sterben oder zum Krüppel werden, der Rechtsrahmen zu dieser Frage ist nicht festgesetzt, im Grunde gibt es ihn nicht, – sagte der Politoffizier und ging zu dem geopolitischen Faktor über.- Aber Sie wissen genau, dass Sie dort nicht die Einzigen sind… Wenn etwas passieren sollte, kann ich Ihnen nicht garantieren, dass man Sie nicht vergessen wird, dass Ihre Familien die Zahlungen bekommen (missmutige Stimmen ertönen). Aber da oben sitzen keine dummen Leute, sie sind jetzt wahrscheinlich dabei, dieses Problem zu lösen, um die Zahlungen leisten zu können. Und dann die Rechtsgrundlage dafür schaffen, dass man den Status eines Veteranen erhält, inklusive soziale Leistungen, Zahlungen, ärztliche Versorgung.
Der nächste Soldat spricht:
– Als wir umziehen sollten, sagte Sandschapow (der stellvertretende Kommandeur der Einheit), dass wir in die Rostower Region fahren. Ich ging, um die Grenze zu verteidigen, um diesen Abschaum nicht durchzulassen, hinter mir sind meine Mutter und mein Vater, da ist alles klar. Aber in die Ukraine – vielleicht war ich naiv, – dass wir die ukrainische Grenze überqueren werden, das haben wir hier erfahren, die genauen Informationen. Ich sage nicht, dass der Oberstleutnant Sandschapow uns getäuscht hat, vielleicht handelte er im guten Glauben, obwohl er alles genau wusste. Man hat aber alles so arrangiert, dass wir vor den vollendeten Tatsachen standen. <…> Bevor ich Sputnik verlasse, brauche ich eine Garantie, dass wir die Grenze nicht überqueren werden, dass wir an der Grenze stehen und sie verteidigen werden. Wer gibt mir diese Garantie?
– Ich kann dir diese Garantie nicht geben,- sagt der Politoffizier.
– Erlauben Sie die folgende Frage,- mischt sich ein anderer Soldat ein. – Gestern oder vorgestern habe ich mit den Jungs gesprochen, die dort gewesen sind. Keiner hat sie dazu gezwungen, die Grenze zu überqueren. Man hat einfach den Befehl bekommen, ins Feld zu gehen, jeder hat vier Patronenmagazine und Handgranaten mitgenommen. „Wir kamen aufs Feld, – sagen sie, – fahren weiter, sehen Spuren der Schießerei, dann Kamaz-Laster. Wir halten an, um nach Zigaretten zu fragen. Und, sagen wir, wo sind wir denn jetzt, wo ist Russland? Da, sagen sie, ist Luhansk hinter der Kurve, dort die Straße zum Flughafen. Wir waren geschockt, dass wir schon dort waren. Keiner hat uns gewarnt. Wenn wir weitergefahren wären, und da wären „Grad“-Raketenwerfer, Bleiregen, das wäre einfach schrecklich,da kommen einem die Tränen, wenn man denkt, warum wir dorthin gehen.
Am Ende der Aufnahme schlägt der Politoffizier vor, nicht zu „labern“, also die Informationen nicht außerhalb der Einheit weiterzugeben. Okanew gibt zu, dass es Fragen gibt, und verspricht, sie zusammen mit dem stellvertretenden Kommandeur Sandschapow zu lösen.
„Angst hat große Augen, jemand dort treibt Machenschaften“
„Gazeta. Ru“ ist es gelungen, mit dem Kommandeur der Einheit, Oberst Juri Rjasanzew zu sprechen, über den sich die Zeitsoldaten beschwert haben. Er erklärte, dass er niemanden in die Ukraine schicken wollte, die Offiziere wurden einfach für einen Monat zu der 61. Marineinfanterie-Brigade entsandt, auf deren Basis man eine bataillon-taktische Gruppe des operativ-strategischen Kommandos „Sewer“ („Norden“) bildet.
„Jetzt findet die Rekrutierung der Zeitsoldaten statt, aber um diese taktische Einheit komplett zu vervollständigen, damit sie einsatzfähig wird, entsandten wir dorthin für einen Monat 40 Soldaten mit dem bestehenden Zeitvertrag. In nächster Zeit wird ihre Abkommandierung enden und sie werden zurückkehren. Jemand hat ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt, dass sie in die Ukraine geschickt werden. Ich habe mit ihnen gesprochen, der Politoffizier hat mit ihnen gesprochen – ihr fahrt nirgendwohin, nicht ins Rostower Gebiet, erst recht nicht in die Ukraine. Aber die Angst hat große Augen, jemand dort treibt seine Machenschaften, erzählt Ammenmärchen, „eine Tante hat gesagt“,- erklärte Rjasanzew.
„Gazeta.Ru“ ist es auch gelungen, mit dem Politoffizier der Einheit Okanew zu sprechen. Auf die Frage, ob es einen solchen Vortrag vor den Soldaten gegeben hat, sagte er folgendes:
– Kann sein. Höchstwahrscheinlich habe ich es so gemeint: Donezker und Luhansker Gebiete haben ihre Selbstverteidigungskräfte gebildet, die uns sozusagen schützen. Wenn sie uns nicht schützen und wir ihnen keine Hilfe nach Kräften in Form von humanitären Konvois zukommen lassen würden… Weil die ukrainischen Politiker offiziell erklärt haben, dass sie es planen, in Sewastopol eine Parade abzuhalten. Dass sie innerhalb eines Monats einen Vorstoß in Richtung Tschetschenische Region organisieren wollen, und dann kommen Rostower Region, Stawropol, Krasnodar, Brjansker Region. Im Grunde schützen die Leute, die Donezk und Luhansk verteidigen, unser Land, unsere Regionen und Gebiete. Und sollte der Oberbefehlshaber den Entschluss fassen, so werden wir sein Befehl entsprechend dem internationalen Recht befolgen, dann werden wir zur Verteidigung ausrücken, dazu müssen wir bereit sein.
Ich sprach aber theoretisch, – sagt der Politoffizier, – wir sind Militärs, wir müssen in jedem Moment dazu bereit sein, unsere Aufgabe zu erfüllen. Wir zahlen, wir lernen und wir sind bereit, unsere Waffen zweckmäßig einzusetzen, aber den Anordnungen entsprechend. Ich bin weit davon entfernt zu denken, dass der Oberbefehlshaber eine Entscheidung entgegen dem Grundgesetz treffen wird. Das, was sie behaupten, wir hätten dazu aufgerufen hinzufahren, – das ist eine aus dem Kontext gerissene Information. Ich konnte natürlich nicht gesagt haben, dass sie den Urlaub nehmen und mit mir zusammen nach Donezk oder Luhansk fahren sollten.
„Sie sitzen in den Kasernen eingesperrt“
Nach dem Besuch des Politoffiziers Okanew wurde den Soldaten gestattet, übers Wochenende nach Hause zu fahren, um die Winteruniform abzuholen. Danach kehrten sie nach Sputnik zurück und jetzt, wie die Ehefrau eines Zeitsoldaten erzählt, sitzen sie praktisch in der Kaserne „eingesperrt“. Trotz der Tatsache, dass ihr Mann krank ist, sagt sie, gibt man ihm keine Möglichkeit nach Hause zu kommen, obwohl er nach dem Gesetz Recht darauf hat.
Die Frau, die sich auf die Worte ihres Ehemanns beruft, behauptet, dass aus der Einheit №10544 in Sputnik nicht die erste Gruppe der Zeitsoldaten abkommandiert wird. Jedesmal werden die Argumente über die Entlassung wiederholt. „Diejenigen, die sich weigern, einen Entlassungsantrag zu stellen, versucht man für dienstuntauglich zu erklären“, – behauptet die Ehefrau des Soldaten.
Nach den Angaben von „Gazeta.Ru“ können ähnliche Machenschaften auch an anderen Truppenstandorten im Murmansker Gebiet stattfinden.
Die Murmansker Menschenrechtsaktivistin Irina Paikatschewa beteuert, dass ein ähnlicher Vorfall sich letztes Jahr in der Region ereignet hat. Nach ihren Worten hat man den ehemaligen Wehrpflichtigen einen Vertrag für den weiteren Dienst mit einer möglichen „Dienstreise“ in die Ukraine angeboten. Dafür hat man ihnen alle möglichen Vorteile versprochen – angefangen bei dem Hypothekendarlehen bis hin zu einem Sonderurlaub mit der anschließenden Möglichkeit der Versetzung in „ruhigere“ Einheiten.
„In die Ukraine schickten wir keinen, schicken wir keinen und werden auch keinen schicken“
Die russische Führung und das Verteidigungsministerium dementieren alle Anschuldigungen zu der Beteiligung an dem Ukraine-Konflikt kategorisch. Der Staatssekretär des Verteidigungsministeriums Nikolai Pankow erklärte der „Gazeta. Ru“, dass dies nicht der erste Versuch sei, die russische Militärführung der Entsendung von Soldaten und Offizieren in die Ukraine zu beschuldigen. Seinen Worten nach stellten sich diese Informationen bei näherer Untersuchung als Lügen heraus.
„Es gab schon ähnliche Behauptungen, ich hatte den ganzen Sommer mit ihnen zu tun, aber nicht ein Fakt davon wurde bestätigt, und der Menschenrechtsrat weiß davon. Jetzt werden wir natürlich alles genau untersuchen, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir in die Ukraine keinen schickten, keinen schicken und auch keinen schicken werden“,- sagte Pankow.
Der Mitglied des Duma-Verteidigungsausschusses Wiktor Sawarsin meint, dass man die Handlungen der Menschenrechtsaktivisten, die über solche Situationen berichten, nicht ernst nehmen darf, weil das ein Versuch sei, die gegebene Situation zu jemandes Gunsten auszunutzen.
„Ich würde den Ausdruck „die fünfte Kolonne“ nicht gebrauchen, aber jemand nutzt die Situation zu seinen Gunsten aus, jemand bezahlt das und jemand verdient daran. Es gibt keine Beweise. Zeigen Sie mir doch den Einsatzbefehl. Dieser lächerliche Aufstand muss ein Ende finden. Dem müssen wir entschieden entgegenhandeln“, – meint Sawarsin.
„Ich habe die Situation unter Kontrolle und weiß hundertprozentig, dass keiner offiziell irgendwohin geschickt wird, man lässt keinen aufmarschieren, es gibt keine Befehle, – so der Duma-Abgeordnete weiter. Es gibt den Grundsatz, dass wenn eine Person entlassen wurde oder im Urlaub ist, sie das Recht hat zu reisen, wohin sie will. Es gibt solche Vorfälle, Offiziere und Soldaten fahren dorthin zum Einsatz. Und wir verheimlichen diese Vorfälle nicht.
„Wenn der Oberbefehlshaber befiehlt – dann werden alle gehen“
Der Aufständische und Koordinator der nichthumanitären Hilfe für DVR Alexandr Schutschkowski, mit dessen Hilfe man im Laufe des Krieges Tausende von Freiwilligen in den „Urlaub“ nach Donbass geschickt hat, erklärte der „Gazeta.Ru“, dass man in Donbass mit „Wojentorg“ (rus. „Militärhandelsorganisation“) oder manchmal „Nordwind“ die Zeitsoldaten bezeichnet, die nach Donbass organisiert, aber freiwillig kommen:
„Für gewöhnlich gehen die russischen Soldaten und Offiziere gerne nach Donbass, weil sie ideologisch motiviert sind und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten anwenden wollen, statt sich in der Kaserne zu langweilen“, – sinniert der Aufständische.
Auf seiner Facebook-Seite äußerte Schutschkowski die Vermutung, dass die Vorfälle mit den Wehrpflichtigen, die angeblich dazu gezwungen werden, Vertrag zu unterschreiben oder mit Zeitsoldaten, die gezwungen werden, den Entlassungsantrag zu stellen, mit den „vereinzelten Exzessen“ zu tun haben.
„Sagen wir, aus der Zentrale kam die Anordnung, so und so viele „Urlauber“ für die Entsendung zu stellen, und in der Region fand man nicht genug Freiwillige; also wollten die lokalen Stabsoffiziere sich vor den Vorgesetzten gut stellen und für die „Planerfüllung“ den Druck auf einige Soldaten ausgeübt. Die Journalisten haben Wind davon bekommen, und es fing an… Im Grunde tut man in der russischen Armee dasselbe, was auch wir seit dem Beginn des Konflikts tun – sie helfen einfach den Interessierten, organisiert an die Front zu gehen. Der Unterschied zu unseren Freiwilligen besteht nur darin, dass die „Urlauber“ mit allem ausgestattet sind, was sie brauchen, um mit dem vollen Einsatz arbeiten zu können.
Der Zeitsoldat der Einheit №10544, der der „Gazeta.Ru“ von den Problemen seiner Einheit erzählt hat, bittet darum, seine Taten nicht als Feigheit auszulegen. „Ich bin kein Anstifter, ich habe mein Vaterland nicht verraten, hier gibts es Jungs, die werden für ihr Vaterland in den Tod gehen, nicht für Abzeichen oder Auszeichnungen. Sollte der Oberbefehlshaber befehlen – dann werden alle gehen“, – resümiert der Soldat sicher.
Quelle: gazeta.ru; übersetzt von Olena Köpnick
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4 Responses to “Gazeta.Ru-Untersuchung: Zeitsoldaten aus Murmansk haben sich geweigert, in die Ukraine entsandt zu werden”
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