
Die bedingte „Waffenruhe“ hat einige aktive Kampfhandlungen eingefroren. In diesem Zusammenhang möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf zwei Schlüsselmomente lenken:
– die Konzentration und Umgruppierung der Gegnerkräfte wird fortgesetzt;
– in den okkupierten Regionen steigen die sozialen Spannungen an, die Anzahl von internen Konflikten zwischen verschiedenen Bandenformationen der „DVR/LVR“ steigt ebenso an.
Auch wird eine gewisse Spaltung in den Ansichten der Söldnerleitung in Bezug auf den weiteren Verlauf der Ereignisse beobachtet. Ein Teil von ihnen übt scharfe Kritik an den Leitern der „DVR/LVR“ Alexander Sachartschenko und Igor Plotnizky wegen der Unterzeichnung von Friedensabmachungen, sowie wegen der Entwendung von humanitärer Hilfe und Geldern, die aus Russland kommen. In einer Videoansprache beschuldigte der Kommandant von Perwomajsk (Gebiet Luhansk) namens Eugen Ischenko die Leiter der „DVR/LVR“ wegen ihres „Machtkampfes“ und drohte, die „Waffen gegen sie selbst zu richten“. Das „Oberhaupt des LVR-Sicherheitsdienstes“ Wladimir Gromow kritisierte Plotnizky ebenfalls und beschuldigte ihn des Raubes von 100.000 Dollar, die für die Versorgung des terroristischen Bataillons „Sarja“ bereitgestellt wurden.
Diese und viele andere Erklärungen in der zweiten Dezemberhälfte könnten eine weitere Rochade unter Führungskräften der terroristischen Organisationen vorwegnehmen. Es gehen ebenfalls Bestätigungen ein, dass an der Schattenführung der okkupierten Territorien der ehemalige Vorsitzende der Fraktion „Partei der Regionen“ und zugleich ehemaliger Vorsitzender der Luhansker Gebietsverwaltung Alexander Jefremow und „Janukowytschs Familie“ beteiligt sind. Zugunsten dieser Behauptung spricht auch die Tatsache, dass während des ganzen militärischen Konfliktes kein einziges Objekt Schaden genommen hat, das Janukowytschs oder Jefremows Familien gehört. Zum jetzigen Zeitpunkt besetzen auch handzahme Propagandisten von der „Partei der Regionen“ die wichtigen „höfischen“ Posten in der „LVR“.
Zum Beispiel bekleidet zum jetzigen Zeitpunkt der Patensohn von Alexander Jefremow namens Rodion Miroschnik, der noch immer den Titel „Verdienter Journalist der Ukraine“ trägt und früher ein persönlicher Protegé und Pressesprecher von Jefremow höchstpersönlich war, den Posten des stellvertretenden Oberhaupts der „LVR“ und leitet die Propagandaarbeit in „Neurussland“ (so eine Art handlicher Goebbels von lokalen Anführern).
- Mehr zu diesem Thema hier: „Jefremows Schatten über der „LVR““
Übrigens wurde er schon Februar 2011 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Gebietsorganisation der „Partei der Regionen“ in Fragen der Ideologie ernannt – die Funktionen, die er in der „Partei der Regionen“ und „LVR“ ausführt, sind dazu analog.
Es zeichnet sich ein Schema ab, bei dem die Mechanismen der Geldverteilung von den geächteten Anführern der „Partei der Regionen“ (Janukowytsch, Jefremow, Achmetow usw.) gesteuert werden und das zentralisierte Militärkommando vom Generalstab der Streitkräfte Russlands beaufsichtigt wird. All die anderen Umgruppierungen, Machtverteilungen, Finanz-, Lebensmittel- und „humanitäre Hilfe“-Entwendungen geschehen der Optik halber auf dem niedrigsten Niveau.
Dabei kommen von Zeit zu Zeit auch interne Konflikte auf, sowohl bei den Banden als auch zwischen den Söldnern und den regulären Abteilungen der Streitkräfte Russlands, aber das ist eine Routineangelegenheit für ein Territorium ohne ein effektives Verwaltungssystem, das mit Waffen und Söldnern verschiedener ideologischer, moralisch-ethischer, religiöser und politischer Ansichten überflutet ist. Gesondert sollte man die Partisanentruppen erwähnen, die vollkommen autonom agieren und ihre eigenen Ziele verfolgen. Manche von ihnen lassen sich von Ideen der einheitlichen Ukraine leiten, andere rächen sich einfach nur an den Söldnern für persönliche Kränkungen (gestohlenes oder zerstörtes Eigentum, getötete oder zu Krüppeln gemachte Verwandte usw.).
Ein besonderes Interesse ruft einer von den Anführern der bewaffneten „LVR“-Formationen hervor, nämlich Alexander Mosgowoj. Sein Umfeld betont, dass er sich allzu unabhängig verhält und dieses Verhalten vielen missfällt.
Nun lasst uns doch auf die Karte schauen: Mosgowoj hält Lyssytschansk für sein Stammgut und strebt danach, die Stadt zurückzuerobern, was er mehrmals in seinen Interviews verkündete. Nach Informationen unserer Insider wurde in der letzten Zeit eine große Anzahl schwerer Militärtechnik in Richtung des Ballungsgebiets Altschewsk-Brjanka-Perwomajsk-Stachanow verlegt, dort wird womöglich die Aufstellung eines ganzen motorisierten Regiments geplant. Und dabei ist ein Doppelspiel möglich.
Die selbsternannte „LVR“-Regierung beginnt unter Förderung des Kreml Mosgowoj zu diskreditieren, um ihm dann all die Sünden wegen der Nichteinhaltung von Waffenruhe und des Übergangs zur aktiven Phase der Kampfhandlungen zuzuschreiben, dabei wird aber die verdeckte „Finanzierung“ seiner Gruppierung weiterhin fortgesetzt. Das Ziel dieser Operation ist die Übernahme der Kontrolle über die natürlichen Wasserhindernisse, um den Siwerskij Donez zu überwinden. Eben darum wurden am 26.12.14 auch Brjanka und Altschewsk unter Beschuss genommen – sie suchten nach einem Vorwand. Wobei am 26.12.14 Zivilisten in Brjanka Raketenwerfer der Söldner aus dem Stadion „Druschba“ verscheucht hatten, darum ist den Söldnern ein Vergeltungsschlag nicht gelungen.
Aber die Gegend von Perwomajsk und Lyssytschansk verdient besondere Aufmerksamkeit. Selbst wenn Mosgowoj es nicht schaffen sollte, bis nach Lyssytschansk zu kommen, kann er für die ATO-Kräfte einen kleinen Kessel im Raum der Ortschaften Toschkiwka, Nowotoschkiwske und Krymske erschaffen.
Genau dies bestätigt auch die andauernde Technikbewegung durch Krasnodon nach Luhansk. Unter anderem ist am frühen Morgen des 27.12.2014 von Seiten des Grenzposten Iswaryne eine große Anzahl russischer Technik (ca. 95 Einheiten) eingedrungen, die sich weiter in Richtung Luhansk bewegte. Die Technik in Luhansk zu konzentrieren macht keinen Sinn, denn wegen des Siwerskij Donez bleibt Schtschastja für die Söldner noch immer uneinnehmbar.
Nun lasst uns doch unsere Aufmerksamkeit auf das Ballungsgebiet Schachtarsk-Tores-Snischne-Krasnij Lutsch lenken. Nach Insiderinformationen sind hier bis zu 100 gegnerische Panzer konzentriert, was ungefähr der Stärke einer Panzerbrigade entspricht. Ein Teil der Panzer steht in voller Gefechtsbereitschaft. Es gibt zwei Varianten: Entweder erwarten die Streitkräfte Russlands einen Angriff der ATO-Kräfte aus Debalzewe entlang der Fernstraße M03, oder sie bereiten sich selber auf einen Angriff in die Gegenrichtung vor.
Aktivitäten der Söldner im Raum Majorsk (Horliwka) sind hier zu vermerken. Wenn man genauer hinschaut, wo Majorsk liegt, kann man sehen, dass es sich um die Ausfahrt aus Horliwka Richtung Artemiwsk handelt. Die erwähnten Aktivitäten zeugen von einem möglichen Vorstoß in Richtung Artemiwsk, dabei kann ein Angriff aus Krasnij Lutsch in Richtung Debalzewe auf die Fesselung der ATO-Kräfte in der angegebenen Ortschaft ausgerichtet sein. In der Hinsicht wäre auch ein Angriff auf Artemiwsk aus Perwomajsk folgerichtig.
Der Anzahl und Qualität der Bunker an den westlichen Rändern von Donezk nach zu urteilen, bereiten sich die Söldner auf Abwehr vor. Aber mehrere Tage in Folge wird eine Technikbewegung aus Komsomolske in Richtung Starobeschewe und weiter nach Donezk registriert. Am Morgen des 27. Dezember wurde eine große Aktivität der Söldnertechnik im Bezirk Petrowski in Donezk beobachtet.
Darum bleibt ein Angriff in Richtung Kurachowe aktuell. Ebenso wie ein Angriff in Richtung Donezk-Selydowe. Von den Insidern gehen Informationen über die Bewegung der Söldner an Krasnohoriwka vorbei in Richtung Selydowe ein. Zur Aufgabe der Letzten wird höchstwahrscheinlich eine Blockierung von Versorgungslinien der ATO-Kräftegruppierung sein, die sich im Westen von Donezk befindet, im Falle eines Vorstoßes in oben angeführten Richtungen.
Was die Mariupoler Richtung angeht, so bleibt das Szenario hier unverändert, wobei es sich lohnt, daran zu denken, dass sich auf dem Weg der Streitkräfte Russlands der Fluss Kalmius befindet, der die Angriffe in Richtungen Telmanowe-Granitne-Donske und Krasnoarmijske-Talakiwka-Wolodarske-Manhusch bedeutend erschwert. Obwohl ein Teil der Söldnertechnik in Richtung Oleniwka verlegt wurde (eine Vorbereitung auf den Angriff auf Wolnowacha). Obwohl gerade Temperaturen von bis zu -20 Grad erwartet werden (Die Eisdicke wird leichte Panzerwagentechnik zu tragen erlauben), sind Vorstöße hier unwahrscheinlich. Die Aktivierung von Angriffshandlungen in allen aufgeführten Richtungen hängt eher von der taktischen Lage ab, als von einer konkreten Entscheidung von oben.
Am Vorabend des Silvesters werden wahrscheinlich keine besonderen Veränderungen stattfinden und das faktische Überfließen in eine aktive Phase der Kampfhandlungen ist unwahrscheinlich, aber wir müssen zu allem bereit sein.
Wir wünschen Euch Frieden und Güte. Slawa Ukraini!
Dieses Material wurde von Artem Wassilenko und Roman Burko vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck des Materials ist ein aktiver Link zu InformNapalm erforderlich.
CC BY 4.0
3 Responses to “Lagebericht von InformNapalm. Stand: Ende Dezember 2014”
29/12/2014
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