Die letzten paar Wochen bekommen wir Nachrichten von Insidern über die Technikanhäufung in Oleniwka und Dokutschajiwsk. Auf den ersten Blick scheint es, als ob es eine Vorbereitung der Offensive auf Mariupol wäre. Aber da die Söldner über den Ausgang zu den Grenzen der administrativen Gebiete sprechen, ist ein Angriff auf Westen unvermeidlich. Ausserdem müssen sie die Flanken des süd-westlichen Angriffes decken. Höchstwahrscheinlich wird die Technik dort für einen Angriff auf Oleniwka-Andrjewka über Paraskowiwka und Uspeniwka konzentriert. Nach unseren Berechnungen muss es dort bis zu einem Panzerbataillon sein; wenn man die Information der Augenzeugen in Betracht zieht- bis zu einem mechanisierten Bataillon.
Der Vorteil eines solchen Angriffes ist die Bewegung entlang des Wassers und der Ausgang ins Hinterland für jene Einheiten, die in Kurachowe und Umgebung stationiert sind. Da mit so einem Angriff die Söldner ihre Kommunikationswege ziemlich weit in die Länge ziehen und damit eigene Versorgung erschweren, müssen sie sich um die Deckung ihres Rückens kümmern. Wenn man die Karte anschaut, so kann man eine einzige gute Strasse sehen, die die Technik schnell zu verlegen erlaubt: Wuhledar-Paraskowiwka. Um die Kontrolle über diese Strasse zu bekommen, werden die Söldner wahrscheinlich versuchen, bis nach Wuhledar zu kommen.
Was Wolnowacha angeht, so ist in Starobeschewe und Komsomolske eine grosse Anzahl der Kräfte konzentriert (genaue Technikanzahl ist unbekannt, der Insiderinformation nach zu urteilen sind es nicht weniger als zwei Brigaden). Ausserdem sind bedeutende Kräfte in Telmanowe konzentriert. Einen Telmanowe-Granitne-Wolnowacha Angriff wird es wahrscheinlich wegen des natürlichen Wasserhindernisses- des Flusses Kalmius- nicht geben.
Desweiteren ergab die niedrige Aktivität der Kampfhandlungen in der genannten Gegend für die 72. Brigade die Möglichkeit, sich einzugraben und zu befestigen. Es wird schwer sein, sie von dort zurückzudrängen. Anstatt dessen wird alles, was in Komsomolske und Starobeschewe steht, auf Wolnowacha geworfen und erst nach seiner Einnahme werden die Söldner eine Offensive auf Mariupol und Granitne entwickeln können. Im zweiten Fall werden sie in den Rücken der 72. Brigade kommen.
Um die Aufmerksamkeit von der Hauptrichtung abzulenken, werden die Söldner höchstwahrscheinlich einen Angriff Telmanowe-Granitne ausführen. Ausserdem führt aus Wolnowacha eine gerade Strasse nach Mariupol. Aber man sollte berücksichtigen, dass die Entfernung dort relativ gross ist, und die Strasse über eine offene Fläche läuft.
Eben darum werden in der südlichen Richtung die Luftabwehr-Komplexe zusammengezogen, deren Aufgabe die Deckung der offensiven Gruppierung gegen die operativ-taktischen Raketenkomplexe „Totschka-U“ und Raketenwerfersysteme „Smertsch“ („Uragan“) ist. Im Falle eines erfolgreichen Ausgangs auf Mariupol werden die Söldner in die Stadt nicht hineingehen, sondern bei Manhusch herauszukommen versuchen, um die Versorgung abzuschneiden.
Ein weiteres Argument zunutze der Theorie eines umfassenden Angriffes ist der Ausgang der Technik aus dem Petrower Bezirk von Donezk. Wir haben sie überall zu finden versucht. Es ist uns nicht gelungen, auf den Wohnplatz des Bergwerkes Nr.29 und Trudowski zu kommen, und zwar in den Raum des Asphalt-Betriebes. Höchstwahrscheinlich ist dort eine kleine Gruppierung konzentriert, deren Aufgabe die Eindämmung der Offensive der ATO-Kräfte von der Seite der Marjinka wird (wenn sie sich dazu doch noch entschliessen sollten) und die Imitation eines Angriffes Marjinka-Kurachowe mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit von der Hauptrichtung Oleniwka-Andrejewka abzulenken.
Wenn man die Ereignisse in der nördlichen Richtung analysiert, so muss man hier die Vergrösserung der Anzahl des Bestands in Horliwka vermerken. Es scheint so, als ob hier alles für einen Feldzug nach Kostjantyniwka bereit wäre, aber auch hier findet sich ein natürliches Hindernis, das den Söldnern ihre Aufgabe beim Feldzug nach Norden erschwert: der Forstort Kleban-Byk (es fängt zwischen Dobropillja und Kostjantyniwka an und endet bei Artemiwsk).
Wobei es auch eine Variante des Offensivbeginns in Richtung von Krasnoarmijsk und Dimitrow aus Horliwka gibt: da sind Steppen und wenig Wasserhindernisse. Ausserdem befindet sich diese Richtung an der Schnittstelle zwischen den Sektoren. Die scheinbare Dämlichkeit so eines Angriffes verschwindet, wenn man sich an den möglichen Angriff Oleniwka-Andrejewka erinnert.
Im Falle eines erfolgreichen Ergebnisses des Letzten kann die „DVR“-Armee den Kessel schliessen, wo sich fast der gesamte Sektor B befinden wird (Angriffe Andrejewka-Krasnoarmijsk und Krasnoarmijsk-Andrejewka), und um den Sektor der Möglichkeit zu berauben, Reserven für Flankenangriffe und Kommunikationswegabschneidung zu verlegen, werden die Söldner wahrscheinlich Kämpfe am Donezker Flughafen und in Peski entfesseln, den Angriff auf Artemiwsk imitierend.
Was den Sektor C angeht, so kann er nicht zur Hilfe eilen, weil er selbst Schwierigkeiten im Raum von Artemiwsk bekommen wird. Der Anzahl der Technik und Söldnerkräfte nach zu urteilen kann man schlussfolgern, dass ein Feldzug auf Norden vorbereitet wird. Wie dieser verwirklicht wird, falls Putin sich dazu entschliessen sollte, haben wir schon mal geschrieben: die Angriffe Horliwka-Majorsk-Artemiwsk und Perwomajsk-Artemiwsk, dabei wird ein Teil der Kräfte durch die Kämpfe in der Kalinowe-Switlodarsk Richtung gehemmt.
Gehen wir zum Sektor A über. Hier droht auch ein Angriff an der Schnittstelle der Sektoren. Die Söldner bereiten sich wahrscheinlich auf einen Feldzug nach Lyssytschansk vor. Dabei werden sie höchstwahrscheinlich versuchen, unsere Kräfte im Raum von Trjohisbenka zu hemmen, indem sie eine Überfahrt über Siwerskyj Donez imitieren (die Kräfte werden in Stachanowe und Altschewsk konzentriert). Ausserdem wird die „LVR“-Armee für Stanyzja Luhanska kämpfen, indem sie die Kräfte von der Seite Millerowo einführen und dabei allen erzählen wird, dass diese entlang der Grenze durchgesickert sind.
Über eine der Überfahrten über Siwerskyj Donez kann man im Artikel „Geheime Brücke über Siwerskyj Donez“ nachlesen. Wieviele solche Überfahrten es gibt, ist unbekannt. Im Falle von erfolgreichen Ergebnissen bei Lyssytschansk und Stanyzja Luhanska werden die Kräfte nach Stschastje vom Norden und Südwesten aus bewegt.
Dies war die kurzzeitige Perspektive. Wenn man über die langfristige spricht, so sollte man auch die Möglichkeit eines Feldzugs nach Slowjansk von der Seite Artemiwsk erwähnen. Ferner besteht die Bedrohung des Söldner-Durchgangs aus Dobropillja bis nach Kramatorsk über eine Nebenstrasse, die übrigens in keinem schlechten Zustand ist und wo sich keine Blockposten der ukrainischen Armee und Nationalgarde befinden.
Was das Luhansker Gebiet angeht, so werden hier die Söldner nach Norden nicht gehen, da sie sich gut an die Haltung der Einwohner von Swatowe und Starobilsk ihnen gegenüber erinnern: wenn es letztes Jahr nicht geklappt hat, wird es dieses um so weniger gelingen.
Und das Letzte: es ist Frühling, die Blätter setzen an. Bald wird es grün. Hoffentlich wird es keinen Feldzug auf Jampil und Krasny Liman geben, da sind nämlich Donez mit seinen bewachsenen Ufern und Waldkomplexe, die sich auf viele Kilometer erstrecken…
Dieser Lagebericht wurde von Militäranalytiker des InformNapalmTeams Artem Wasilenko und Timur Melik vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf InformNapalm.org erforderlich.
2 Responses to “Lagebericht des InformNapalmTeams. Stand: 13. April 2015”
15/04/2015
Résumé de l'équipe d'InformNapalm au 13 avril 2015 - InformNapalm.org (Français)[…] Deutsch : https://informnapalm.org/de/lagebericht-des-informnapalmteams-stand-13-april-2015/ […]
25/04/2015
InformNapalm Lagebericht. Stand: 23.04.2015 - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Lagebericht des InformNapalmTeams. Stand: 13. April 2015 – 13. April 2015 […]