
Heute, am 2. Januar, hat ein „LVR“-Söldner, der in seinem Blog Materialien unter dem Pseudonym Vlad Burtsev veröffentlicht, seine Erkenntnisse über den wahren Stand der Dinge in der „LVR“ aufgeschrieben. Seine Schlüsse hat er nach der Ermordung des Generalstabschefs der 4. Infanteriebrigade, Alexander Bednow, Spitzname „Batman“, gezogen. InformNapalm hat bisher noch nie von Terroristen verfasste Materialien veröffentlicht, aber diesmal machen wir eine Ausnahme, damit Sie sich ein Bild von der Stimmung machen können, die unter den Söldnern herrscht.
Also, überlassen wir das Wort dem Terroristen:
„Batman, der Kommmandant der Miliz, auch bekannt als Alexander Bednow, ist einer von denen, die eine ukrainische SU-25 persönlich mit einem MANPADS abgeschossen haben. Plotnizkij ist einer der ehemaligen Beamten der ukrainischen Stadtverwaltung von Luhansk. Plotnizkij wurde von Putins Regierung zum Oberhaupt der LVR ernannt. Batman ist ein Kampfkommandant, der sich einen Ruf bei Gefechten gemacht hat. Jetzt versucht Plotnizkij die altgedienten Kommandanten der LVR-Miliz zu vernichten und ein autoritäres, volksfeindliches Regime aufzubauen, das für russische und ukrainische Oligarchen vom Vorteil sein wird.
Ich werde von mir selbst erzählen. Mir ist besonders im Gedächtnis geblieben, wie Plotnizkij das Entladen von Matratzen beim Bataillon „Sarja“ (russ. „Morgengrauen“) geleitet hat. Ich war im Juli einfacher Soldaten des Bataillons. Damals war die Zugehörigkeit zum Bataillon keine Schande. Jetzt wird das Bataillon „Sasrja“ (russ. „umsonst“) genannt und gilt als Plotnitzijs persönliche Garde. Also. Eines der Pionierlager in einem Vorort von Luhansk hat dem Bataillon einen ganzen Lastwagen voller Matratzen für die Kämpfer geschickt. Der LKW fuhr auf das Gelände und blieb vor dem Lager am Rande des Platzes stehen. Daneben hatte sich der für die Hauswirtschafts- und Lagerverwaltung zuständige 6. Trupp versammelt. Dieser Abteilung wurde jeder Neuankömmling zugeteilt, später erfolgte dann die Zuordnung zu den jeweiligen Kampfeinheiten. Die Neuen warten auf den Menschen, der den Schlüssel zum Lager hat. Plotnizkij, damals schon Verteidigungsminister der LVR, sah die Matratzen und die Neuen, die sie aus dem LKW ausluden… und raste zum Lastwagen.
„Was macht ihr hier?! Wohin schleppt ihr die Matratzen?! Wer hat das befohlen?!“ schreit dieses unangenehme Bulldoggen-Gesicht mit Hängebacken und Doppelkinn. Man erklärt ihm, dass man auf den Schlüssel wartet, um die Matratzen ins Lager zu bringen. Plotnitzkij, dessen beide Wachmänner aus russischen Spezialeinheiten in der Nähe rumstehen, ruft einen Vorbeilaufenden und einen, der etwas abseits raucht, zu sich… ein paar Minuten später ist der Schlüssel für das Lager gefunden und die Verladung der Matratzen ins Lager wird von Plotnizkij, dem Verteidigungsminister, dem höchsten Militärrang der selbstgegründeten Volksrepublik, vom Anfang bis zum Ende überwacht. Als der 6. Trupp seine Arbeit beendet, schließt der Verteidigungsminister das Lager persönlich ab und geht weg. Die Wache aus den russischen Spezialeinheiten folgt ihm. „Minister der Matratzenverteidigung“.
Plotnitzkij hing meistens im Stabshauptquartier oder in dessen Nähe herum. Das Hauptquartier befand sich auf dem Gelände des Bataillons „Sarja“. Als ein Mörserbeschuss der Diversanten begann, war er auf dem Gelände öfter zu finden als außerhalb. Mit seinem Aussehen und seinen Umgangsformen war er nicht besonders respekteinflößend. Er schien zufällig in der Miliz gelandet zu sein und hatte das Aussehen eines typisch postsowjetischen Bürokraten. Doch schon damals war klar: Wenn das Putinregime aus der LVR eine Marionetten-Bananenrepublik machen will, wird es genau Plotnitzkij oder jemand ähnlichen zu deren Leiter ernennen. Einen Besseren hat man nicht gefunden. Plotnizkij ist einzigartig. Inmitten der verzweifelten Kämpfer ist Plotnizkij der einzig Würdige, mit dessen Hilfe das liberal-oligarchische Putinregime die neu entstandene Volksherrschaft in der LVR im Keim ersticken kann.
Am 29. Dezember hat der Befehlshaber des Kosakenregiments der LVR, Pawel Dremow, eine Erklärung im Internet abgegeben. Zusammen mit anderen Söldnern – von denen einige an der Besetzung des ukrainischen Geheimdienstes (SBU) in Luhansk beteiligt waren, womit die Befreiung der Luhansker Region vom oligarchischen Kyjiwer Regime begann – beschuldigte er den jetzigen Leiter der LVR- Plotnitzij des Diebstahls von humanitären Hilfeleistungen und des Verrats am Volk der LVR, und verlangte vom russischen Präsidenten Wladimir Putin, Plotnizkij des Amtes zu entheben. Plotnitzkij ist eine absolute Kreml-Kreatur. Eine Surkow-Kreatur. Surkow wiederum, der wichtigste Architekt der LVR und DVR, solle zurück in die Ukraine. Falls einer der erwähnten Personen irgendetwas zustoßen sollte, versprach Dremow gewisse Informationen von einer Speicherkarte zu veröffentlichen, die „bei ihm in der Tasche“ liege. Man kann davon ausgehen, dass auf eben dieser Speicherkarte die Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes (FSB) sich gemeinsam mit den neuen Regierungen der LVR und DVR mit dem Verkauf von Kohle aus den Volksrepubliken an die Ukraine beschäftigen. Die gleichen Personen, die mit der Plünderung des Eigentums der Volksrepubliken, beziehungsweise mit dessen Übergabe an russische Oligarchen beschäftigt sind. Dremow ist wahrscheinlich im Besitz von konkreten Plänen, Aufzeichnungen von geheimen Besprechungen und konkreten Namen. Innerhalb von vier Tagen wurde Dremows Nachricht übe 500.000 Mal auf YouTube aufgerufen. Können Sie sich das vorstellen?! An den Neujahrsfeiertagen 500.000 Aufrufe eines politischen Appells einer Kosakeneinheit, die für die Freiheit der LVR kämpft! (Zum anschaulichen Vergleich: Die Neujahrsansprache von Putin am 31. Dezember 2014 wurde weniger als 400.000 mal angesehen).
In der Nacht vom 1. auf den 2. Januar wuchs die Anzahl der Aufrufe um 1000 pro Stunde. Kein einziges Video zum Krieg im Donbas hat eine derartige Beliebtheit erfahren. Es ist alles ganz einfach: Dremow hat das ausgesprochen, was tatsächlich in der LVR passiert. Das, weshalb die Kämpfer angefangen haben, vom eigenen Aufstand enttäuscht zu sein, vom eigenen Kampf gegen das oligarchische, russophobe Kyjiwer Regime.
Am ersten Tag des Jahres 2015 haben russische Geheimdienste zusammen mit Menschen, die Plotnizkij treu ergeben waren, angefangen, die Kämpfer zu beseitigen, die sich gegen die Rückgabe der LVR an die Ukraine stellten. Der Erste war der als „Batman“ bekannte Alexander Bednow, Kommandant der Luhansker Schnellen Eingreiftruppe (GBR). Bednow kam immer wieder zum Standort von „Sarja“, um sich mit Munition einzudecken. Zu dem Zeitpunkt war das Lager von „Sarja“ im ehemaligen regionalen Rekrutierungsbüro das Hauptarsenal der Luhansker Miliz. Dorthin wurden Ausrüstung und Waffen aus Russland gebracht, von dort aus wurden sie weiter an die Abteilungen verteilt. Dieser Waffenstrom wurde von Plotnizkij überwacht.
In der GBR sind, neben Einheimischen, relativ viele Freiwillige aus Russland. Zur GBR gehört unter anderem der Diversions-Sturm-Aufklärungstrupp „Rusitsch“, der aus russischen Nationalisten besteht. Es waren die Kämpfer des „Rusitsch“, die bei Alexander Bednow waren, als sie von Plotnizkijs Leuten, und wahrscheinlich auch vom russischen Geheimdienst, angegriffen wurden. Man muss davon ausgehen, dass die nächsten in der Reihe der Säuberungen die berühmten und charismatischen Luhansker Kämpfer Pawel Dremow und Alexej Mosgowoj sein werden.
Die berühmten und charismatischen Kommandanten der DVR wurden bereits ohne Blutvergießen beseitigt. Mitte August wurde als erstes Igor Strelkow entfernt. Anfang Dezember fingen die ersten Verhaftungen von linken Aktivisten in der DVR an.
Es ist eine erstaunliche Situation entstanden: Die Miliz, die als Verbündeter Russlands auftritt und für die Interessen Russlands kämpft, wird jetzt von ebendiesem Russland vernichtet. Der Hauptgrund ist, dass das Putin-Regime versucht, die Entstehung von echten Volksrepubliken an seinen Grenzen zu verhindern. In den Volksrepubliken sind russische Militärangehörige. Gerade mit ihrer Hilfe waren wir in der Lage, im August eine Gegenoffensive zu starten. Jetzt verwandeln sich aber diese Soldaten in Okkupanteneinheiten. Die russische Armee wird für die Volksrepubliken zu genau dem, was die Strafeinheiten von Poroschenko und Kolomojskij sind.
Damit die Leser sich keine Illusionen machen: Die russischen Einheiten (ich rede nicht von Freiwilligen, sondern von normalen russischen Soldaten, die auf Befehl ihrer Kommandanten in den Donbas gekommen sind) bekommen Gehalt für ihre Teilnahme an den Kampfhandlungen. Diesbezüglich hat schon im August der Almanach „Kunst des Krieges“ ein ausführliches Interview mit einem russischen Geheimdienstsoldaten veröffentlicht. Er erzählt sowohl vom Gehalt der russischen Soldaten, als auch von sozialen Garantien seitens Russlands. Die moralisch-ideologisch motivierten Freiwilligen, die angereist sind, um auf der Seite der Miliz zu kämpfen, bezeichnet der Gesprächspartner des Almanachs knapp als „Debile“. Die russische Armee kämpft also für Geld. Die Miliz kämpft für die Unabhängigkeit der LVR und DVR, für die Erschaffung von gerechteren und freieren Staaten auf deren Territorien. Putins Regime versucht dagegen, aus den LVR und DVR schreckliche Ungeheuer zu erschaffen, eine Art Marionetten-Kongo, wo das korrupte Regime mit seiner gut bewaffneten Armee die Einheimischen mithilfe von Beamten aus Moskau im Zaum halten wird. So eine Situation wurde schon einmal verwirklicht, zum Beispiel in Südossetien. Notfalls werden Putin&Co. die LVR und DVR an die Ukraine zurückgeben.
Igor Strelkow, der lange Zeit erzählte, dass Putin ein Garant für die Einheit der Russischen Föderation ist, hat kein moralisches Recht mehr, Putin zu unterstützen.
Höchstwahrscheinlich waren es russische Spezialeinheiten, Mitarbeiter der russischen Geheimdienste, die den Anschlag auf Bednow und die GBR-Kämpfer, die ihn begleiteten, verübt haben. Bednow kam ums Leben, sowie fünf oder sechs Kämpfer der Miliz.
Am 1. Januar begann der Kreml einen offenen Krieg gegen Russen in der LVR und DVR, gegen die Interessen des russischen Volkes. Jetzt wird eine paradoxe Situation entstehen: Die Freiwilligen aus Russland werden in die LVR fahren, in die Abteilungen der Miliz, die nicht Plotnizkij unterstellt sind, hauptsächlich zu Dremow und Mosgowoj, um gegen die Strafeinheiten von Poroschenko-Kolomojskij auf der einen Seite zu kämpfen und auf der anderen Seite – gegen die russische Armee, die die Befehle des Putin-Regimes befolgt“.
InformNapalm; übersetzt von Eugenia Dawidenko; editiert von Irina Schlegel.
CC BY 4.0
4 Responses to “Ein „LVR“-Söldner: „Am 1. Januar hat der Kreml einen offenen Krieg gegen Russen in der „LVR/DVR“ begonnen“”
29/05/2016
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