
In der zweiten Aprilhälfte touchierte InformNapalm im Material „Russland – Sponsor des internationalen Terrorismus von IS bis L(D)VR“ bereits das Thema der Rolle Russlands in Finanzierung und Koordination der IS-Tätigkeit und des internationalen Terrorismus. Die Ereignisse in der Ukraine sind unzertrennbar mit dem Versuch der russischen Regierung verbunden, eine Destabilisierung und das Entfachen so vieler wie möglich lokaler Kriege auf der ganzen Welt zu organisieren. In diesem Kontext ist das Material von Sergei Klimowski sehr interessant, das auf der Website „Hvylja“ veröffentlicht wurde: der Kreml bemüht sich weiterhin verzweifelt, neue Kriege auf der ganzen Welt zu entfachen, in erster Linie im Nahen Osten, in der Hoffnung, die USA in diese zu involvieren, um grösseren Spielraum für eine Invasion in die Ukraine zu bekommen. Vor Ostern hat sein Szenario schon mal eine Niederlage erlitten.
Die Erklärung des US-Verteidigungsministers Ashton Carter, dass die USA ihre Streitkräfte in Bodenoperationen gegen den IS in Syrien und Irak nicht einzusetzen beabsichtigen, die von ihm am 10. April gemacht wurde, rief eine schlecht verdeckte Enttäuschung im Amt von Lawrow hervor. Die USA behalten ihre vorige Taktik bei: ihre Luftwaffe greift die IS-Söldner an, und das Territorium wird durch die Kurden-Truppen und die Freie Syrische Armee geräumt, deren Namen die russischen Medien immer mit dem Anschiebsel „sogenannte“ versehen.
Die militärische und diplomatische Reaktion Russlands auf die Worte Carters war unverzüglich. Am 11. April zerstörte der IS in Irak beispielhaft ein Archäologiedenkmal- die assyrische Stadt Nimrud, und legte im Internet einen Videobericht darüber aus. Am selben Tag exekutierten sie 18 irakische Polizisten zusammen mit ihren 17 Frauen und Kindern, und am 12. April kidnappten sie 120 Kinder aus der Stadt Mosula. Am 12. April wurde aus einem vorbeifahrenden Auto die Botschaft der Republik Korea in Tripoli, Libyen beschossen: zwei Wachmänner wurden getötet und einer verwundet.
Eine Stunde später nahm der „IS“ die Verantwortung für diesen sinnlosen Beschuss auf sich: denn der Mord an zwei libyschen Polizisten hätte keine internationale Resonanz hervorgerufen, der Mord an ihnen an einer Botschaft aber schon.
Der neue Ausbruch der Terrorakten des „IS“ ist eine direkte Reaktion auf den Verzicht der USA auf die Bodenoperationen. Der „IS“ strampelt sich immer aktiver ab, indem er immer neuere blutige und schockierende Terrorakten veranstaltet und sie zur Schau stellt, ein Teil welcher zu Anfang noch Imitationen waren.
Der „IS“ versucht alle zu überzeugen, dass der „Islamische Staat“ der wichtigste Mörder auf der Welt ist. Der „IS“ nimmt bewusst das Feuer auf sich, um es von Moskau abzuleiten. Damit gibt er dem Kreml den von ihm gebrauchten Trumpf im informativen und diplomatischen Krieg, wo Lawrow erklären kann: hier, es gibt grössere Schurken als wir, und darum lasst uns über den Krieg, den wir in der Ukraine führen, vergessen und stürzen uns alle mit der ganzen Kraft auf den „IS“.
Am 10. April machte das echauffierte Aussenministerium Russlands eine neue sensationelle Erklärung: den „Islamischen Staat“ haben die USA und der Westen durch ihre Unterstützung des Aufstands der Syrer gegen Baschar al-Assad erschaffen. Der Westen, der den „IS“ bekriegt, ignorierte bislang diese weitere widersinnige „Entdeckung“ von Lawrow logischerweise.
Der Grund für die „Entdeckung“: die USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien verzichteten auf den Vorschlag Assads und Kremls, den „IS“ bei der UNO als eine neue terroristische Organisation zu registrieren. Sie haben sich darauf berufen, dass der „IS“ längst als terroristisch eingestuft wurde, aber nicht als ein selbstständiges „Büro“, sondern als eine Struktur der Al-Qaida, zumal sich der „IS“ vor einem Monat auf den „IS“ in Irak und den „IS“ in Syrien aufteilte.
Unterlagen zur Umregistrierung als Terroristen haben diese beiden „IS“ in den Sicherheitsrat der UNO nicht eingereicht, wie auch der ursprüngliche „Islamischer Staat von Irak und Levante“. Darum hat man Russland die Umregistrierung auch verweigert, indem man zu verstehen gab, dass die Terroristen vernichtet und nicht neuregistriert werden müssen. Zugleich hat man daran erinnert, dass im September 2014 Lawrow erklärte, dass ohne ein UN-Mandat Russland gegen den „IS“ nicht kämpfen wird. Darum bekriegen die Russen auch den „IS“ nicht, sondern im Gegenteil – nehmen seine Aktivitäten auf Video auf.
Anmerkung der InformNapalmRedaktion: Es wäre an dieser Stelle angebracht zu erwähnen, dass der Anführer der Al-Qaida Aiman az-Zawahiri, der Osama bin Laden im Mai 2011 ablöste, interessante Seiten in seiner Biographie vorzuweisen hat. Am 1. Dezember 1996 reiste Aiman az-Zawahiri mit einem gefälschten Pass nach Tschetschenien. Er stellte sich als der Arzt Abdullah Imam Mohammed Amin vor. Nach der Einreise auf das russische Territorium wurden er und seine Kumpels verhaftet und verbrachten fünf Monate im Gefängnis der Stadt Machatschkala in Erwartung einer Gerichtsverhandlung.
Drei der Inhaftierten spielten Ratlosigkeit vor, ihnen zur Hilfe wurden andere Mitglieder der Organisation ad-Dschichad gerufen, die sich um die Befreiung ihrer Kumpels-der-einfachen-Händler zu kümmern anfingen. Für die Sträflinge setzte sich ein Parlamentsmitglied, Abgeordneter der Staatsduma Russlands Nadyr Chatschilajew ein. Im April 1997 wurden sie zu sechs Monate Haft verurteilt, und ein Monat später wurden sie freigelassen. Manche Quellen aber bezweifeln die Unfähigkeit der russischen Behörden, Terroristen erkennen zu können.
Der FSB-Oberstleutnant Russlands, Co-Autor des berühmten Buchs „FSB sprengt Russland“ Alexander Litwinenko und der in Ungnade gefallene russische Unternehmer und Politiker Boris Beresowski behaupteten, dass während seines Russland-Besuches Aiman Zawahiri eine halbjährige Ausbildung auf dem Territorium von Dagestan unter der Leitung der Geheimdienstmitarbeiter abgeschlossen hat.
Die Nachäffung des Aussenministeriums Russlands mit der Umregistrierung des „IS“ verfolgte drei Ziele: Assad als den Kämpfer gegen den „IS“ darzustellen, einen Boden für die Einführung der Friedenstruppen aus Russland nach Syrien und Irak zu ebnen und in Perspektive – die Mechanik der Umregistrierung der terroristischen „DVR“ und „LVR“ in eine „reine“ Firma „Neurussland“ zu erproben.
Aber diese diplomatische Kreml-Tricks sind durchgefallen, wie auch das am 10. April in Moskau organisierte Treffen der Vertreter von syrischer Opposition mit den Assad-Leuten für einen gemeinsamen Krieg gegen den „IS“. Die Opposition ist über die Verbindung von „IS“ und Assad bestens informiert, darum hat sich diese temporäre taktische Bündnis auch nicht bilden können.
Die diplomatische Hektik des Kremls um Syrien und Irak wurde dadurch hervorgerufen, dass die Verbündeten langsam, aber planmässig die „IS“-Söldner abdrängen und in Perspektive das ganze Territorium von Irak und Syrien unter ihre Kontrolle nehmen werden. Hinter dem „IS“ wird auch das Regime von Assad fallen, denn Russland fällt es jetzt schon schwer, es mit Waffen und Wehrexperten zu versorgen, die man nun nach Donbass verlegt. Kreml versteht, dass er diesen Krieg verliert, und die Variante „Abzug aus Syrien im Austausch gegen den Eintritt in die Ukraine“ ist auch nicht zu Stande gekommen. Um die Niederlage vom „IS“ hinauszuzögern und den Erdölpreis anzukurbeln, erschuf der Kreml nun in Jemen einen neuen Kriegsbrennpunkt.
Dafür aktivierte er seine alten Verbindungen zu Bürokratie und „arabischen Sozialisten“ aus der ehemaligen Volksdemokratischen Republik Jemen (Süden), die sich 1990 mit der Republik Jemen zu einem Staat zusammenschloss.
Die ehemaligen südlichen „Sozialisten“, und jetzige Anführer von Huthi und Schiiten, die nach 1990 ohne Amt geblieben sind, haben mit ihren kriminellen Überfällen und Schmuggel Saudi-Arabien so sehr genervt, dass dieses in 10 Jahren, zum Jahr 2013 eine Abwehrmauer von 1800 Kilometer Länge gegen sie gebaut hat.
Länger ist nur die Chinesische Mauer. Der Kreml hat es vergessen und sich verzählt. Indem er den „Kriegsgeist“ in Jemen aus der Flasche herausliess, in der Hoffnung die USA dorthin zu locken, hat er im Gegenzug eine „arabische NATO“ mit einem entschlossen gesinnten Saudi Arabien an der Spitze bekommen, die Luftwaffe dessen am 11. April den „humanitären“ Flugzeugen Russlands nicht erlaubte, im Jemen zu landen.
Die zahlenmässige und militärisch-technische Überlegenheit der „arabischen NATO“: 150 Tausend Soldaten und circa 100 Flugzeuge. Die „Südländer“ des Jemens haben solch einen Putsch 1994 schon mal veranstaltet, verloren aber schnell gegen die „Nordländer“ von Jemen. Nun stehen die Chancen der „Südländer“ auch nicht besser, denn ihr politisches Programm ist vom „Erhört den Donbass!“ abgeschrieben: mehr Plätze in der Regierung, als sie nach der Revolution 2011 bekommen haben, ein Veto-Recht auf einige Fragen und mehr Geld aus dem Budget für die Stämme und Klane des Südens.
Um ihre Unterstützung zu vergrössern, versuchen die Huthi einen religiösen Krieg zwischen den Sunniten und Schiiten zu entfachen, die dementsprechend 60% und 40% der Jemen-Bevölkerung ausmachen. Darin finden sie Unterstützung bei Iran und Russland, die Medien welcher nun die Ereignisse in Jemen als einen geopolitischen Krieg des schiitischen Iran gegen das sunnitische Saudi-Arabien darstellen.
Aber ohne Waffen werden die „Südländer“ diesen Krieg nicht gewinnen, darum verabschiedete Putin am 13. April einen Erlass, der einen Transit der Fla-Raketensysteme C-300 durch den Iran in andere Länder erlaubt, ohne die endgültige Aufhebung des Verbots auf Waffenlieferungen an Iran abzuwarten. Das ist genau das, was die „Südländer“ gegen die Luftwaffe brauchen. Die Lieferungen werden ins nachbarschaftliche Oman gehen, das nicht in die Zusammensetzung der „arabischen NATO“ kam, um die Raubzüge der Huthi zu vermeiden und am Transit der Waffen zu verdienen. Russland versucht „viele Fliegen auf einmal zu schlagen“: die Schiiten mit den Sunniten gegeneinander auszuspielen, Araber gegen Perser, die USA in den Krieg in Jemen zu involvieren, den Erdölpreis anzukurbeln, und sogar an den Waffenlieferungen zu verdienen.
Also, hier ein herzlicher Gruß an die griechische SYRIZA, die Kommunisten Europas und andere „Linke“, die die Sanktionsaufhebung für Russland einfordern.
Die „Linken“ interessiert es nicht, dass der Kreml Kriege entfachte und Menschen in der Ukraine, Syrien, Irak und Jemen tötet. Die „Linken“ wollen nach Russland Betriebsmittel und Orangen verkaufen, wie auch in Griechenland und Italien die russischen Touristen verwöhnen, die mit dem Geld um sich werfen, das ja bekanntlich nicht stinkt.
Darin sind sich die „Linken“ mit den Kapitalisten einig, mit einem einzigen Unterschied: ihre Dienste sind für den Kreml billiger, denn die „Linken“ toben nominal aus Überzeugung und nicht fürs Geld.
Aber die USA und die NATO, zum Verdruss des Kremls, haben sich um die Einführung ihrer Kräfte nach Syrien, Irak und Jemen gedrückt, um keinen Anlass für eine antiamerikanische oder antijüdische Hysterie zu geben. Aus demselben Grund enthalten sich die USA einer Waffenhilfe an die Ukraine, trotz all der Zusicherungen der Propagandisten und Hauptpersonen des Kremls, dass die NATO-Legionen bereits am Krieg in Donbass beteiligt sind.
Aber das Schlimmste für die Führung Russlands: die USA und NATO ziehen aus Afghanistan ab, unter Siegesrufe der Entlarver des amerikanischen Imperialismus. Wobei in Russland selbst diese Ausrufe schnell verschwunden sind, denn es hat sich herausgestellt, dass die NATO die letzten 10 Jahre Russland einen zuverlässigen Schutz bot und ohne sie alles ziemlich schlecht aussieht. Aus diesem Grund flog im März Nikolai Bordjuscha, der Generalsekretär von OVKS (Russland) – der russischen Variante der NATO – nach Duschanbe, um die Regierung von Tadschikistan zu beruhigen: im Notfall werden die Streitkräfte von OVKS innerhalb von drei Tagen in dieses Land eintreffen.
„Im Notfall“- das ist der Eintritt der afghanischen Tadschiken nach Tadschikistan. OVKS – das ist Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgistan, Russland und Tadschikistan.
Nicht schwer zu verstehen ist, dass „innerhalb von drei Tagen“ keine Armenier eintreffen werden, sondern die Streitkräfte Russlands, und sich das Ganze „Hallo, Afghanistan-2!“ oder „Vergeltung für Marasmus der kremlischen Greisen 1979“ nennen wird. Seine afghanische Schuld hat Russland noch immer nicht beglichen und strebte auch nicht danach, diese zu begleichen. Wenn die Griechen von Zeit zu Zeit Deutschland erklären, dass die Kompensation für die hitlerische Okkupation zu klein war, so haben die Afghanen viel mehr Gründe, Russland eine Rechnung auszustellen- dem offiziellen Rechtsnachfolger der Sowjetunion, und jedes Gericht, ausser dem Basmanny Gericht in Moskau, wird ihre Klage für gerecht erklären.
Der Kreml fängt an zu verstehen, dass Russland ohne die NATO sehr schlecht gehen wird, und am 10. April flog Bordjuscha nach Minsk, um bei Lukaschenko zu erfahren, ob die Weißrussen nicht damit einverstanden wären, noch mal nach Afghanistan zu fahren, damit Russland nicht so ominös aussieht?
Wenn man danach urteilt, dass Bordjuscha in Minsk „hängen geblieben ist“ und noch am 13. April daraus der NATO dafür drohte, dass die Ukraine eine moderne Armee erschafft, verlaufen die Verhandlungen mit Lukaschenko über die Teilnahme der Weißrussen an den „Friedenskräften“ der OVKS in der Ukraine und Afghanistan schwierig. Darum, in Minsk sitzend, blufft Bordjuscha und erklärt, dass das „Interesse an der Teilnahme an der OVKS“ Iran und China äussern.
Faktisch bietet Bordjuscha Iran und China an, nach dem Abzug der NATO Afghanistan unter sich aufzuteilen, wohl verstehend, dass Russland mit den Afghanen allein nicht mehr fertig wird.
Die Strategie des Kremls ist nun die Erschaffung neuer Brennpunkte und die Suche nach Partner zur Zerteilung der Welt im Stil des Ribbentrop-Molotow-Pakts. Die Gegenstrategie der Ukraine, USA und NATO ist die Erweiterung der antikremlischen Koalition und eine internationale Isolation Russlands in der Hoffnung, dass die Russen sich doch noch besinnen und kluger werden.
Russland von aussen her zu befreien beabsichtigt niemand, die Befreiung von Russland ist die Sache von Russen selbst und einen Bruch der Stereotypen müssen sie allein durchleben.
InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel.
One Response to “Putin wendet die Strategie des Entfachens von regionalen Kriegen an.”
04/09/2015
Neurussisch-syrische Dienstreise der Streitkräfte Russlands - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Putin wendet die Strategie des Entfachens von regionalen Kriegen an“. […]