Die Nachricht über den Beginn der Luftangriffe auf Syrien vom Territorium Irans aus hat viele überrumpelt. Aber Informationen über die Verlegung von russischen Flugzeugen Su-34 und Tu-22 und verschiedener Militärfracht aus Russland auf die iranische Militärbasis Hamadan gingen seit Herbst 2015 ein.
Mehrere Tage in Folge berichteten russische Medien nun begeistert über die massenhaften Bombardierungen von Syrien durch die russische Luftwaffe, darunter auch von der Basis Hamadan aus. Dabei wurde in der russischen Presse ein besonderer Akzent auf die Benutzung dieser Basis gelegt.
Einigen Beobachtern ist aber aufgefallen, dass diese Informationen fast ausschließlich von der russischen Seite kamen – Iran schwieg dazu. Russische Medien schrieben aktiv darüber, dass eine Absprache mit Iran und Irak über einen Korridor für die Flüge der russischen Jagdbomber nach Syrien erreicht sei, wie auch über einen Korridor für die Marschflugkörper.
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In den Weltmedien erschienen währenddessen schreckliche Bilder von den Verbrechen der russischen Luftwaffe in Syrien. Zerbombte Schulen, Krankenhäuser, Wohnviertel, Bilder vom Abwurf der Kassetten- und Phosphorbomben. Und plötzlich ging heute, am 22. August, die Nachricht ein, dass Iran Russland verboten habe, die Basis Hamadan für seine Operationen gegen Syrien zu benutzen. Was ist denn passiert?
Die Bombardierungen der russischen Luftwaffe sind dreckig und barbarisch. Die Zivilbevölkerung leidet darunter enorm. Im Westen hat man deutlich zu verstehen gegeben, dass die Anwesenheit von russischen Flugzeugen und russischen Waffen im Land einen Verstoss gegen die Sanktionen für Waffenlieferungen nach Syrien darstellt, die vom UN-Sicherheitsrat gegen Iran eingeführt worden waren. Erst kürzlich begann man langjährige Sanktionen und das Erdölembargo, die die Wirtschaft von Iran erstickten, abzuschaffen. Das Embargo ist noch gar nicht vollständig abgeschafft worden und es wiederherzustellen ist nicht sonderlich schwer.
Wozu hat Putin seinen Verbündeten dann so reingelegt?
Erst kürzlich ist ein Teil von Sanktionen gegen Iran wie die zur Lieferung von Erdöl ins Ausland abgeschafft worden. Die Erdölpreise auf dem Weltmarkt haben trotz aller Sprünge und russischer Versuche ihn zu halten eine klare Tendenz zur Absenkung. Für Putins Russland ist es der Tod. Darum beschloss man wohl in Moskau den iranischen Verbündeten unter neue Sanktionen zu bringen, in der Hoffnung, dass das Erdölembargo gegen Iran wiederhergestellt wird und die Preise fürs Erdöl sich wieder erhöhen. Des Weiteren liegt die Basis Hamadan im Süden von Iran, unweit von der Küste des Persischen Golfes. Der Weg von russischen Raketen und Jagdbombern verläuft entlang der Grenze von den grössten Erdölgewinnungsländern der Region, die an der Küste ihre Erdölterminals, Reservoirs mit riesigen Erdölvorräten haben und deren Öltanker über den Persischen Golf kursieren.
Das Faktum der Überflüge russischer Luftwaffe mit Bomben und Marschflugkörpern am Bord, die des Öfteren gar nicht am Ziel ankommen, entlang der grössten Erdölbeförderungsader der Welt würde sich zweifellos auf die Weltpreise fürs Erdöl auswirken. Und tatsächlich, die Erdölpreise auf den Weltbörsen begannen anzusteigen.
Gerade der Versuch, die Preise fürs Erdöl steigen zu lassen ist zum Hauptbeweggrund für Russland geworden, die Luftwaffenbasis im iranischen Hamadan zu benutzen. Russland hatte dabei eine grosse PR-Kampagne in der Presse und über seine diplomatischen Kanäle entfaltet. Die russische Presse malte Vorteile der Nutzung von dieser Basis aus, wobei sie stets einen Akzent auf die Billigkeit machte – angeblich sei der Weg aus Iran nach Syrien kürzer als der von den Militärbasen in Russland. Ist es denn so? Um nach Hamadan grosse Frachtmengen, in erster Linie Munition, zu befördern, braucht man riesige Mengen an Triebstoff. Und von den Basen in Tartus und Latakia, die Russland für gleiches Geld ausbauen könnte, ist es viel näher zur syrischen Kampfzone.
Russland benutzte aber die Basis in Iran und das nicht mal im Nordwesten des Landes, der näher an Syrien ist und woher die Fracht per Schiff über das Kaspische Meer befördert werden kann, sondern es wählte einen viel umständlicheren Weg: per See um Europa herum und mit Transportflugzeugen.
Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage: Die Basis in Hamadan liegt ziemlich nah an die grössten Erdölfelder und die Beförderungswege für Erdöl.
Schlussfolgerung
Die Absicht, Erdölpreise steigen zu lassen, und nicht die Nähe der iranischen Basis Hamadan zur syrischen Kampfzone, ist der Grund dafür, dass Russland begann dieses Militärobjekt zu benutzen, wobei es heimtückisch seinen einzigen Verbündeten in der Region unter eventuelle wirtschaftliche Sanktionen zu bringen versuchte.
Dieses Material wurde von Sergei Repin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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