
Die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm hat eine weitere Basis der russischen Besatzungskräfte auf dem Territorium eines Invalidenheims in Horliwka registriert.
Es gibt nichts wertvolleres auf der Welt als ein Menschenleben. Der Krieg bringt aber immer Entbehrungen, Zerstörungen, Leid und Tod mit sich. In erster Linie nehmen dabei Menschen Schaden, die an der Frontlinie leben müssen. Entsprechend dem Minsker Abkommen, erstreckt sich die Demarkationslinie im Osten der Ukraine auf Hunderte Kilometer und durchzieht dabei teilweise dichtbesiedelte Wohngegenden. Infolge der Nichteinhaltung der Waffenruhe und Bedingungen des Waffenabzugs leidet die Zivilbevölkerung, die in unmittelbarer Nähe zur Demarkationslinie wohnt. Zum letzten Beispiel wurde der Beschuss von Awdijiwka, der faktisch zu einer humanitären Katastrophe in der Stadt geführt hat. Skrupellos haben die Söldner schwere Waffen unmittelbar aus den Wohnvierteln von Donezk eingesetzt. Nach einer weiteren Portion von abgeschossenen Artilleriegeschossen, kehrten die Söldner ruhigen Gewissens zu ihren Standorten zurück.
Die russischen Armeekorps im Donbass benutzen Objekte sozialer Infrastruktur längst ungeniert als Waffendepots und Kasernen und verwandeln sie somit in militärische Objekte, die eine terroristische Bedrohung für Zivilisten darstellen. Über solche Standorte schrieben wir bereits mehrmals in unseren vorigen Publikationen: eine Schule im Dorf Spartak, eine Internatschule in Stachanowe, ein weiteres Internat in Jenakijewe, die Donezker Christliche Universität…
Die Aufbewahrung von Militärgerät auf dem Territorium einer Schule ruft wohl bei kaum jemanden noch Verwunderung hervor. Es ist auch normal für Donbass geworden, Frauen und Kinder als Deckung zu benutzen. Auch Rentner werden der Möglichkeit beraubt, in Ruhe ihr Lebensende zu verbringen – die Besatzer zwingen sie, sich in Kellern vor Artillerieangriffen zu verstecken.
Seit dem Beginn der militärischen Konflikts sind aus dem besetzten Teil von Donbass Kinder aus Kinderheimen und Internaten evakuiert worden, sowie Invalide und Alte, die unter sozialem Schutz des Staates standen. Jene aber, die umständehalber auf dem besetzten Territorium bleiben mussten, sind faktisch zu einem lebendigen Schild geworden.
So ist es auch mit den Bewohnern des Pflegeheims für Invalide und Rentner in Horliwka passiert. Vor dem Krieg wohnten dort 217 Menschen. Seit dem Beginn der Kampfhandlungen wurde ein Teil von ihnen nach Kostjantyniwka gebracht, per November 2015 blieben im Heim in Horliwka noch circa 50 Menschen.
Pflegeheim in Kostjantyniwka, wohin die meisten Bewohner des Invalidenheims aus Horliwka evakuiert wurden
Seit Mitte 2015 ist das Invalidenheim in Horliwka zu einem Standort von russischen Besatzungskräften geworden, was durch die Google Earth Satellitenbilder (Koordinaten: 48.299955, 38.184583) bestätigt wird. Nach Informationen der separatistischen Medien wurde das Invalidenheim im Winter 2015 infolge der Kampfhandlungen beschädigt: ein Geschoss schlug auf das Dach des Gebäudes ein, Fenster wurden ausgeschlagen. Wenn man sich die Bilder anschaut, wird klar, warum – auf dem Territorium werden permanent militärische LKWs registriert.
Erinnern wir uns an das Schicksal einer anderen stationären Einrichtung – des Semenowski Krankenhauses, das ebenfalls unter den „Schutz der russischen Welt“ gekommen ist:
Die „DVR“-Söldner genieren sich überhaupt nicht, Fotos vor dem Eingangsschild des Invalidenheims in Horlwika mit dem Kommentar „Ich stehe am Checkpoint“ zu posten. Somit wurde aber ein Objekt sozialer Infrastruktur automatisch zu einem militärischen, was die Normen des internationalen Rechts verletzt.
Wir werden uns nicht wundern, wenn nach dieser Publikation die russischen propagandistischen Quellen behaupten werden, dass die Militärangehörigen dieses Gebäude einfach nur bewachen. Wir möchten aber daran erinnern, dass wenn Militärangehörige zur Bewachung von sozialen Einrichtungen hinzugezogen werden, sie sich nicht auf ihrem Territorium und schon gar nicht in den Gebäuden drin aufhalten dürfen, anderenfalls verliert die Einrichtung ihren zivilen Status, mit allen daraus folgenden Konsequenzen.
Das Material wurde von Victory Krm exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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