Am 18. August 2016 veröffentlichte der Grenzschutz der Ukraine ein Foto und die Beschreibung eines EloKa-Systems, das auf der russischen Seite gegenüber den ukrainischen Grenzstellen im Charkiwer Gebiet platziert worden war, in weniger als 2,5 Kilometer Entfernung zur ukrainischen Staatsgrenze. Dabei gibt der Grenzschutz keine vollständige Information über den Typ des Komplexes preis, wie auch keine Angaben zu seiner Zugehörigkeit. Es wurde berichtet, dass mobile Stationen für elektronische Aufklärung, Funkpeilung und elektronische Kampfführung erst Anfang August dort aufgetaucht sind, zur selben Zeit als auf der temporär okkupierten Krim die bekannten Provokationen stattfanden.
Ausgehend von diesen Angaben hat die OSINT-Gruppe von InformNapalm eine Untersuchung durchgeführt, im Ergebnis welcher sie die Informationen der ukrainischen Behörden ergänzen konnte. Wir haben dabei Folgendes festgestellt: Die genaue Position dieser Systeme, ihren Typ und die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Truppenverband der russischen Streitkräfte.
- Genaue Position: Dieser EloKa-Komplex befindet sich tatsächlich in der ans ukrainische Charkiwer Gebiet angrenzenden Zone Russlands. Das Bild, das vom Flugzeug „Diamond“ aus geschossen wurde und die gestern von uns entdeckten Fotos weisen auf eine Waldanpflanzung unweit des Dorfes Murom des Schebekinski Bezirks des Belgoroder Gebiets hin, Koordinaten: 50.292952; 36.740148. Diese Annahme wird durch die Kurve der Dorfstraße und die Waldanpflanzung bestätigt (auf dem Screenshot unten), bei der sich diese Komplexe befinden.
- Die Identifizierung von elektronischen Aufklärungsmitteln war mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, da es sich herausgestellt hat, dass wir es hier mit einer der neuesten russischen Entwicklungen zu tun haben, die erst kürzlich in den Dienst der russischen Armee gestellt worden war. Wir haben festgestellt, dass die Station für funkelektronische Aufklärung „Sintes“ folgende technischen Charakteristika aufweist: „Die mobile automatisierte Station für elektronische Aufklärung von Luft-, Boden- und Überwasserobjekten „Sintes“ ist zur Suche, Auffindung, Messung von allen Signalen im Bereich 0,1 bis 40 GHz bestimmt, darunter auch Funkkommunikation verschiedenen Typs. Funkpeilung von Strahlungsquellen, Ermittlung des Typs und Exemplars aktueller und künftiger luft-, boden- und seegestützter [gegnerischer] Aufklärungssysteme, darunter Systeme, die mit Impuls- oder kontinuierlicher Strahlung bei unterschiedlichen anderen Signalparametern (wie z.B. Pulslänge und -weite) arbeiten. Erfassungsreichweite: bis zu 450 Km. Anzahl der simultan kontrollierten Ziele: bis zu 200„.
Wie oben erwähnt, fehlt die Information über diese Station in offenen Quellen, mit Ausnahme von einzelnen Fotos in spezialisierten Foren von 2012. Unter anderem sind es Fotos aus dem Dorf Primorje des Kaliningrader Gebiets Russlands (Archiv 1, Archiv 2).
Außerdem haben wir ein Foto von dieser Station vom Dezember 2013 in einem der führenden russischen militärischen Blogs gefunden. Im Blog ist ein Foto dieser Station vorhanden, das in der Umgebung von Sotschi aufgenommen wurde. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die russischen Experten diese Station selbst nicht identifizieren können und sie mal als ein Pendant der ukrainischen „Koltschuga“ und mal irgendwie anders bezeichnen.
- Zugehörigkeit der Aufklärunsgmittel: Wir haben festgestellt, dass die in 2,5 Km Entfernung von der ukrainischen Staatsgrenze identifizierten EloKa-Systeme zu einer Abteilung der 82. selbstständigen EloKa-Brigade zur besondern Verwendung (Militäreinheit 48886, Wjasma, Smolensker Gebiet) gehören. Es ist bekannt, dass eine von ihren Abteilungen (Militäreinheit 48886-N) im Dorf Primorje des Kaliningrader Gebiets Russlands stationiert ist, und die von uns hier angeführten Fotos aus den Foren vom Jahr 2012 gerade dort aufgenommen worden waren.
Die gleichen Fotos von diesen Stationen wie beim Grenzschutz der Ukraine haben wir dank einem Militärangehörigen dieser Brigade aus Wjasma, Alexey Kabanow (Profil, Fotoalbum), erhalten, der uns somit erlaubte, diese Aufklärungsmittel zu identifizieren.
Die Station zu identifzieren gelang uns dank der Fotos, die im Frühling bis Sommer 2016 hochgeladen worden waren.
Die Militärangehörigen der 82. Brigade sind uns seit 2014 bekannt und waren damals zum Gegenstand einer von unseren Untersuchungen geworden: „Anuschka aus OsNas“. Auch hatten wir im Frühling 2015 im Walujski Bezirk des Belgoroder Gebiets, in unmittelbarer Nähe zur Grenze mit der Ukraine, eine Abteilung der elektronischen Aufklärung aus dem Bestand der 146. EloKa-Brigade (Militäreinheit 75752, Bugry, Leningrader Gebiet) aufgedeckt, die sich dort im Bereitschaftsdienst befindet.
Ausgehend vom Obengenannten und unter Berücksichtigung der Ereignisse der letzten Tage kann man behaupten, dass die russische Seite ein großes strategisches Spiel veranstaltet: Die Manöver der russischen Streitkräfte umfassen nicht nur die okkupierte Krim und den Donbass, sondern auch die an die Ukraine angrenzenden Territorien Russlands, wo eine starke neue Infrastruktur geschaffen wird. Alles geschieht am Vorabend der Manöver „Kaukasus 2016“, weshalb verschiedene Überraschungen zu erwarten sind, wie es zum Beispiel bei der Invasion von Georgien gewesen war, die unter dem Deckmantel der Manöver „Kaukasus 2008“ ablief.
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung vom InformNapalmTeam exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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